Helstorf

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Helstorf
Wappen von Helstorf
Koordinaten: 52° 35′ N, 9° 35′ OKoordinaten: 52° 35′ 13″ N, 9° 35′ 3″ O
Höhe: 34 m ü. NHN
Fläche: 5,31 km²[1]
Einwohner: 1330 (1. Jul. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 250 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 31535
Vorwahl: 05072
Helstorf (Niedersachsen)
Helstorf (Niedersachsen)

Lage von Helstorf in Niedersachsen

Stein mit dem Helstorfer Wappen im Ortszentrum
Stein mit dem Helstorfer Wappen im Ortszentrum

Helstorf ist ein nordöstlicher Ortsteil der Stadt Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover in Niedersachsen.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helstorf liegt dicht am Fluss Leine und ist über die Landesstraße L 383 nach Mandelsloh und die L 191 mit dem Kern der Stadt verbunden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf eine frühe Besiedlung der Gegend weisen elf Hügelgräber aus der Zeit um 3000 v. Chr. hin. Etwa um 1200 v. Chr. wurde im Bereich des „Krähenberges“ am Sportplatzgelände eines der größten Urnenfelder der Region angelegt. Eine wohl um 100 n. Chr. aufgegebene Besiedlung entdeckten Bauarbeiter bei den Planierungsarbeiten des zweiten Sportplatzes im Jahre 2003. Der Helstorfer Archäologe Klaus Gerken fand etwa 350 Artefakte und kartographierte die in dem Bereich liegenden Hausreste.

Der Ort, der früher Helstorne genannt wurde, wird erstmals in einer Urkunde des Papstes Hadrian IV. aus dem Jahre 1154, die die Abgabenlasten zugunsten des Klosters Corvey aufzählt, erwähnt. Am 9. September 1324 trafen sich die einstmals verfeindeten Landesherren Herzog Otto II. der Strenge von Braunschweig und Lüneburg und Graf Adolf VII. zu Schaumburg in einem Helstorfer Gasthaus. Dieses Geheimtreffen diente offenbar der Vereinbarung eines Bündnisses für den Krieg gegen das Hochstift Minden.

In der zweiten Hälfte des Mittelalters (500–1500 n. Chr.) scheint Helstorf auch handelspolitisch eine gewichtige Rolle gespielt zu haben. Die aus Übersee und dem norddeutschen Raum kommenden Waren nahmen ihren Weg von Bremen über die Weser, Aller und Leine nach Hannover. Die hannoverschen Güter, wie Bier, Leinenstoffe und später auch der „Lindener Kalk“, nahmen den umgekehrten Weg. Die zahlreichen Krümmungen, Versandungen und sonstigen Hindernisse der Leine, wie die Steinbarriere („Wasserfall“) in Neustadt, führten zu einem Transport an einem Warenumschlagsplatz. Diese als „Leinweg“ bezeichnete Handelsstraße, als deren Wahrzeichen die erstmals im Jahre 1202 dokumentierte „Obermühle“ in Abbensen galt, stieß hinter diesem Ort auf die Leine, wo die transportierten Güter von den Lastkähnen auf Fuhrwerke umgeladen wurden. Auch heimische Produkte, wie Leinen und gewebte Stoffe, Getreide, Holz, Früchte, Honig und Bienenwachs, nahmen von hier aus ihren Weg nach Hannover. Diesen nicht näher bezeichneten Warenumschlagsplatz vermutet der Hobbyforscher Jürgen Gödecke in Helstorf auf der Straße „Klinkenberg“.

Der „Klinkenberg“ ist der Überlieferung zufolge auch die Abbaustelle für den Lehm, den die Hausbauer zum Verschmieren des Flechtholzes in den Fachwerken ihrer Häuser und Scheunen nutzten („Klinken“ = kleine, gestochene Lehmballen).

Ab dem Jahre 1814 wurden dem zu diesem Zeitpunkt etwa 220 Einwohner zählenden Dorf vom Königlichen Hof zu Hannover spezielle Privilegien zugestanden. Aufgrund des im Bereich des Lohberges vorkommenden besonders feinen, weißen Sandes, von dem Helstorfer Fuhrleute jährlich 8–10 Fuder an das Königshaus liefern mussten, befreite die königliche Kämmerei die Bürger des Ortes weitestgehend von der Steuer. Mit dem Sand wurden das höfische Silber geputzt, die Fußböden – vorrangig die der Küchen – eingesandet und schreibfrische Dokumente abgestreut. Auch mit den zum Schreiben benutzten Federkielen verdienten sich mehrere Bürger einige Groschen hinzu.

Mit der Einweihung der Leine-Brücke am 5. Mai 1894 endete der seit dem Jahre 1310 nachgewiesene Fährbetrieb über den Fluss.

Bei der Volkszählung vom 13. September 1950 ergab sich, dass im Ort 577 Einwohner in 162 Haushalten lebten.[3] Am 1. März 1974 wurde Helstorf in die Stadt Neustadt am Rübenberge eingegliedert.[4]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsratswahl in Helstorf 2016[5]
Wahlbeteiligung: 63,0 %
 %
50
40
30
20
10
0
45,0
(−0,6)
27,6
(−10,6)
15,4
(n. k.)
12,0
(−4,2)
2011

2016


Ortsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gemeinsame Ortsrat von Esperke/Warmeloh, Helstorf, Luttmersen und Vesbeck setzt sich aus fünf Ratsfrauen und sechs Ratsherren zusammen. Im Ortsrat befinden sich zusätzlich 19 beratende Mitglieder.[6][7]

Sitzverteilung:

  • CDU: 5 Sitze
  • SPD: 3 Sitze
  • parteilos: 1 Sitz

(Stand: Kommunalwahl 12. September 2021)

Ortsbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortsbürgermeisterin ist Silvia Luft (CDU). Ihr Stellvertreter ist Hans-Peter Matthies (SPD).

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Entwurf des Kommunalwappens von Helstorf stammt von dem Neustädter Künstler und Gewerbelehrer Fritz R. Sackewitz.[8] Die Genehmigung des Wappens wurde durch den Regierungspräsidenten in Hannover am 2. Dezember 1961 erteilt.[9]

Wappen von Helstorf
Wappen von Helstorf
Blasonierung: „Durch Wellenlinie geteilt; in dem silbernen, oberen Feld ein goldverzierter, blauer Richterhut über zwei gekreuzten, blauen Handschuhen. Unten in Blau eine Kastenfähre.“[9]
Wappenbegründung: Der Hut und die Handschuhe sind als Insignien des Patrimonialgerichtsherrn Johann Hemme (gestorben: 1703), dessen Standmal nordwestlich der Kirche steht, ins Wappen aufgenommen worden. Die Kastenfähre versinnbildlicht den ehemaligen Fährbetrieb über die Leine. Das Fährhaus steht heute noch.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im Hufschmiede-Museum Frehrking werden unter anderem eine Schusterwerkstatt, eine Bauernküche, die alte Helstorfer Kirchturmuhr und landwirtschaftliches Gerät gezeigt.[10]
  • Die Helstorfer Kirche ist 1750/51 erbaut worden, den vom hannoverschen Hofbildhauer Johann Friedrich Ziesenis entworfenen, bis heute unverändertem Altar fügte man 1756 hinzu. Die Vorgängerkirche mit unbekanntem Alter (gemäß Alter des mit Tierkopfbossen und Rundbogenfriesen verzierten romanischen Taufbeckens wahrscheinlich um 1050 n. Chr.) wurde 1750 abgerissen. Von ihr ist jedoch der hölzerne Turm erhalten, der um das Jahr 1660 errichtet wurde. Die Petrusglocke darin stammt aus dem Jahr 1489. In der Kirche ist ein barocker Taufengel erhalten. Die Orgel baute Carl Heyder aus Heiligenstadt im Jahr 1864; sie ist bis heute nahezu unverändert.
  • Der Helstorfer Kirchhof bildet eine denkmalgeschützte Gesamtanlage.[11]

Baudenkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort liegt an der Landstraße 193. Im Ort gibt es Einkaufsmöglichkeiten, einen Arzt, Tankstellen, ein Autohaus, eine Grundschule und einen Kindergarten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Helstorf – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Unsere Ortschaften stellen sich vor – Helstorf. In: Internetseite der Stadt Neustadt a. Rbge. 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. September 2018; abgerufen am 30. September 2017.
  2. Einwohner mit Haupt- oder Nebenwohnung. (PDF; 88 kB) In: Webseite Stadt Neustadt am Rübenberge. 1. Juli 2023, archiviert vom Original am 12. August 2023; abgerufen am 12. August 2023.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Endgültige Ergebnisse nach der Volkszählung vom 13. September 1950 (= Statistik der Bundesrepublik Deutschland. Band 33). W. Kohlhammer, Stuttgart/Köln 1952, S. 30 (Digitalisat [PDF; 27,1 MB] Sp. 2, Landkreis Neustadt a.Rbge.).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 198.
  5. Ergebnis der Ortsratswahl 2016 in Helstorf. In: www.wahl.hannit.de. 11. September 2016, abgerufen am 11. November 2017.
  6. Ortsrat der Ortschaft Helstorf. In: Ratsinformationssystem der Stadt Neustadt a. Rbge. Abgerufen am 30. September 2017.
  7. Mandatsträger der Stadt. In: Ratsinformationssystem der Stadt Neustadt a. Rbge. Abgerufen am 30. September 2017.
  8. Wappenentwürfe von Fritz R. Sackewitz. In: Wikimedia Commons. Abgerufen am 30. September 2017.
  9. a b Landkreis Hannover (Hrsg.): Wappenbuch Landkreis Hannover. Selbstverlag, Hannover 1985, S. 280–281.
  10. Hufschmiedemuseum Helstorf. In: Internetseite Heimat- und Museumsverein Helstorf e. V. 19. Januar 2016, abgerufen am 10. April 2016.
  11. Carolin Krumm (Bearb.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Region Hannover, Nördlicher und östlicher Teil. Band 13.2, herausgegeben von Christiane Segers-Glocke, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Verlag CW Niemeyer Buchverlage, Hameln 2005, ISBN 3-8271-8255-7, S. 120, 368–371, 582
  12. Jürgen Gödecke: Typen-Tugend-Traditionen. Jahrgang 2013/14. In: Offizielle Internetseite von Helstorf. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. September 2017; abgerufen am 17. November 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.helstorf.de