Hieronymus Bosch

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Hieronymus Bosch - eigentlich Jheronimus van Aken (* um 1450 in 's-Hertogenbosch (Herzogenbusch); † August 1516 in 's-Hertogenbosch) - war ein Maler des ausgehenden Mittelalters an der Schwelle zur Neuzeit. Er hat ein bis heute faszinierendes und nachwirkendes Gesamtwerk hinterlassen, das sich in der Interpretation jeder einfachen Deutung entzieht. Einige wenige seiner rätselhaften Darstellungen sind entschlüsselt, da Bosch aber keine schriftlichen Aufzeichnungen zu seinen Werken hinterlassen hat, hat er so manches Geheimnis mit ins Grab genommen.

Herkunft und Namen

Angebliches Portrait Boschs (um 1560)

Hieronymus Bosch entstammte der vielköpfigen Malerfamilie van Aken, so der eigentliche Name. Der Herkunftsname verweist darauf, dass die direkten Vorfahren in der väterlichen Linie aus Aachen stammen. Vier Generationen von Malern sind nachgewiesen: der Urgroßvater Thomas van Aken war als Maler in Nimwegen tätig. Der Großvater Jan van Aken zog um 1426 von Nimwegen in die aufstrebende Stadt s'-Hertogenbosch. Seinen sozialen Aufstieg krönte er 1462 mit dem Erwerb eines steinernen Hauses direkt am Marktplatz. Hierher verlagerte er auch seine zuvor schon betriebene Malerwerkstatt. Vier von fünf Söhnen Jans, darunter Hieronymus' Vater Anthonius van Aken, wurden gleichfalls Maler. Anthonius hatte fünf Kinder: zwei Töchter und die drei Söhne Goeswinus oder Goessen van Aken, Jan van Aken und, als viertes Kind, Jheronimus van Aken (Hieronymus). Die Söhne folgten alle der Familientradition und erhielten ihre Malerausbildung zumindest zeitweise in der väterlichen Werkstatt. Außerdem arbeiteten hier noch zwei Söhne Goessens, der als ältester Sohn die Werkstatt nach des Vaters Tod weiterführte. Hieronymus benannte sich nach seiner Heimatstadt, die auch Den Bosch genannt wird.

Leben

Hieronymus Bosch wurde erstmals 1474 urkundlich erwähnt. 1481 heiratete Bosch die Patriziertochter Aleyt Goyaert van de Mervenne, die ein Haus sowie ein Landgut in die Ehe einbrachte. Das verhalf Bosch zu einer größeren Unabhängigkeit. 1488 trat er der religiösen Bruderschaft „Unserer-Lieben-Frau“ bei, erst als äußeres, dann als geschworenes Mitglied des elitären, inneren Zirkels (ca. 60 Personen). Diese geschworenen Brüder waren mehrheitlich Geistliche und Priester, daneben Patrizier. Die Bruderschaft pflegte Kontakt zu den höchsten Kreisen des Adels, der Geistlichkeit und der städtischen Eliten in den Niederlanden. Neben dieser politisch-gesellschaftlichen Seite, war sie gleichermaßen religiös ausgerichtet und wurde von den Dominikanern betreut. Man traf sich einmal im Monat zum Mahl, zweimal die Woche zur Messe, Johannes-, Marien- und andere Festtage wurde u. a. durch geistliche Spiele und Prozessionen begangen. In den Reihen der Brüder und durch ihre Kontakte zum Hof fand Bosch seine Auftraggeber.

Hieronymus Bosch wurde am 9. August 1516 ausgesegnet und beigesetzt.

Die Welt des Hieronymus Bosch

Hieronymus Bosch lebte im ausklingenden Mittelalter, einer Zeit des ökonomischen Aufbruchs, der fürstlichen Machtpolitik und der Forderung nach religiöser und sittlicher Erneuerung. Hieronymus hat diese Welt auf vielen seiner Tafeln angeprangert. Er unterzieht alle Stände einer Kritik, nicht nur den Klerus. Die Inquisition und die Hexenverfolgung spielten noch keine Rolle.

Das Werk

"Der verlorene Sohn"

Gemalt wurde zu Zeiten Boschs auf Holztafeln, auch auf Leinwand, aber erhalten geblieben sind von Boschs Werken nur die Holztafeln und einige Zeichnungen auf Papier. Neben der Liebfrauenbruderschaft arbeitete er für die städtische Elite und den niederländischen Hochadel. Zu seinen bedeutendsten Auftraggebern gehörte der regierende Fürst der Niederlande Erzherzog Philipp der Schöne und sein Hof. Triptychen wie „Der Heuwagen“ und „Der Garten der Lüste“ waren mit ihren Motiven eindeutig nicht für einen Altar gedacht, sondern zur Belehrung und Unterhaltung eines höfischen Publikums.

Die Symbole

Hieronymus Bosch verwendete in vielen seiner Bilder immer wieder dieselben Symbole, deren Bedeutung heute teils durch Texte überliefert ist, teils sich durch das Vergleichen seiner Werke mit anderen ergibt.

  • Der Bär steht für die Todsünde „Zorn“
  • Die Kröte – sie hockt meistens auf einer Person – steht für „Verdorbenheit“ (hockt sie auf dem Geschlechtsteil, wird dies als Anspielung auf die Todsünde „Wollust“ gesehen, hockt sie auf der Brust oder im Gesicht, kann dies auch eine Anspielung auf die Todsünde „Hochmut“ (Hoffart, Dünkel) sein.
  • Der Trichter, zumeist einer Person umgekehrt auf den Kopf gestülpt, steht für „Gemeinheit, betrügerische Absicht“ (der Träger des Trichters hat sich gegen den Himmel, das Auge Gottes abgeschirmt).
  • Die „Knochenschuhe“ weisen ihren Besitzer als bösen Menschen aus.
  • Der Pfeil signalisiert ebenfalls „das Böse“, manchmal steckt er den Personen quer im Hut oder in der Mütze, manchmal durchstößt er die Körper, manchmal steckt er im Anus einer halbnackten Person (was auch eine Anspielung auf „Verdorbenheit ist).
  • Der Krug steht häufig in Kombination mit einem Stock, manchmal ist er direkt darauf gespießt. Es ist eine sexuelle Anspielung, die auf „Wollust“ hinweist.
  • Gleiches gilt für das Fass mit dem Spundloch, auch häufig in Kombination mit einem Stock vorzufinden.
  • Der Dudelsack ist eine Anspielung auf die Todsünde "Wollust".
  • Die Eule kann in christlichen Bildern nicht im antik-mythologischen Sinn als Symbol der Weisheit interpretiert werden. Bosch hat die Eule in vielen Bildern untergebracht, er setzt sie dabei manchmal in den Kontext zu Personen, die sich heimtückisch verhalten oder einer Todsünde verfallen sind. Deshalb wird vielfach angenommen, dass sie als Nachttier und Raubvogel für das Böse steht und Torheit, gestige Blindheit und die Unbarmherzigkeit alles Irdischen.
  • Die Deutung von Symbolen hängt sehr von ihrem jeweiligen Bildkontext ab, so dass positive Symbole, wie der Schwan, der im Zusammenhang mit Maria Reinheit und Keuschheit bedeutet, in anderen Bildkontexten das Gegenteil bedeuten kann. So ziert er auf einer Fahne ein Haus, das durch andere Symbole eindeutig als Bordell ausgewiesen ist.

Dämone und Fabelwesen

Triptychon „Der Garten der Lüste“: Die musikalische Hölle

Faszinierend und erschreckend zugleich sind bei vielen Bildern Boschs die eingearbeiteten dämonischen Figuren und Fabelwesen. Immer wieder sind menschliche Wesen mit allerlei Tierköpfen von Fischen, Vögeln, Schweinen oder Raubtieren ausgestattet, hässliche Gnome und Monster bevölkern die Bilder. Ihnen gemein ist, dass sie zu denen gehören, die wehrlose Menschen quälen oder sie der Verdammnis zuführen.

Die Abbildung von Fabelwesen war im Mittelalter nichts Ungewöhnliches, sie kamen in den so genannten Bestiarien vor. Das Bestiarium entwickelte sich aus dem „Physiologus“, einem aus Alexandria / Ägypten stammenden Volksbuch, das im frühen Mittelalter seinen Weg nach Europa fand und übersetzt wurde. Bestiarien sind allegorische Tierbücher, die wirkliche und phantastische Tiere beschreiben und ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Eigenheiten typologisch herauszustellen suchen. Sie dienten als didaktische Medien für Belehrungen in Moral und Religion und waren sehr beliebt, da die Menschen exotische Tiere von anderen Kontinenten nur über diese Bücher kennen lernen konnten. Aber es fanden auch Tiere wie das Einhorn oder der Drache Eingang in solche Werke.

Dass Bosch Bestiarien kannte und schätzte, spiegeln einige seiner Bilder wider. Immer wieder tauchen dort reale, in Europa bekannte oder aus exotischen Lebensräumen stammende Tiere auf. Die Weiterentwicklung von Fabelwesen zu Furcht erregenden Kreaturen geht aber im wesentlichen auf Bosch zurück. Er wollte das Böse in den Menschen sichtbar machen.

Das geheimnisvolle Gesicht

Soweit Hieronymus Bosch den abgebildeten Figuren detailliertere Gesichtszüge verlieh, blieben diese - mit Ausnahme von Jesus Christus - oft nur Fratzen, die das Böse in den Menschen sichtbar machten. Doch taucht in manchen Bildern und Triptychen immer wieder ein Gesicht auf, das für Bosch ersichtlich Bedeutung hatte: Der „Landstreicher“ sowie „Der verlorene Sohn“ (Außenflügel des „Heuwagen-Triptychons“) haben es, Ähnlichkeiten werden zwischen diesem und dem Gesicht des "Baummenschen" (Triptychons „Der Garten der Lüste“) ausgemacht. Die Abbildung spiegelt eine schmale, ebenmäßige Gesichtsform mit einer langen Nase, der Blick scheint nachdenklich, abgeklärt. Auf dem linken Flügel des Triptychons „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ hilft (neben zwei Mönchen) eine weltlich gekleidete Person Antonius über eine Brücke - es ist dasselbe Gesicht, nur etwas älter. Und schließlich: Auf dem Bild „Johannes auf Patmos“ sitzt neben dem Heiligen ein echsenähnliches Tier und dieses, ebenso wie ein kleiner geflügelter Dämon am unteren Rand des Bildes „Tod eines Geizhalses“ tragen die beschriebenen Gesichtszüge.

Ungeklärt ist, um wen es sich dabei handelt. Manche vermuten darin eine Selbstdarstellung Hieronymus Boschs, andere die Person eines Auftraggebers. Letztere Vermutung kann man aber wegen der Kombination des Gesichts mit monsterähnlichen Körperteilen bei „Johannes auf Patmos“ als undenkbar zurückweisen – welcher Auftraggeber lässt sich schon mit Echsenbeinen abbilden. Von Hieronymus Bosch wiederum gibt es einige wenige Abbildungen (eine Zeichnung von unbekannter Hand aus dem 16. Jahrhundert ist oben dargestellt). Seine dort ausgewiesenen Gesichtszüge entsprechen aber der von ihm so oft gemalten Person nicht. Da die überlieferten Abbildungen des Malers nicht als authentisch gesichert gelten, ließe sich darüber spekulieren, ob es vielleicht doch er selbst ist, der sich in seinen Bildern verewigt hat. Oder vielleicht handelt es sich um sein „zweites Ich“, so wie er sich innerlich sieht, nachdenklich, abgeklärt. Es könnte sich aber auch um einen Freund handeln, der ihm bei der Abfassung seiner Bilder und Triptychen beratend zur Seite gestanden hat. Dieses Geheimnis wird man seinen Werken wohl nie entreißen können.

Werke (Auswahl)

Datei:Versuchung des Heiligen Antonius.jpg
Die Versuchung des Heiligen Antonius

Hauptartikel: Bilder von Hieronymus Bosch

Forschung

In der Vorbereitung der umfassenden Rotterdamer Bosch-Ausstellung im Jahr 2001 untersuchte Prof. Peter Klein (Universität Hamburg) die von Bosch und seiner Werkstatt als Maluntergrund benutzten Eichentafeln mit der Analysemethode der Dendrochronologie. Die Ergebnisse sorgten für Aufsehen: Einige bislang Bosch zugeschriebene Werke mussten aus dem Gesamtwerk ausgeschieden werden. Die Tafeln bestanden aus Holz von Bäumen, die zum Teil erst Jahrzehnte nach Boschs Tod gefällt worden waren. Zu den ihm zu Unrecht zugeschriebenen Bildern gehört auch "Die Hochzeit zu Kana" - die Jahresringe des Baumes, aus dem die Tafel gemacht wurde, erwiesen, dass er erst 1554 und somit 38 Jahre nach Boschs Tod gefällt wurde.

Verarbeitung

Der Garten der Lüste ist in Arno Schmidts Dialogroman Abend mit Goldrand das vielfach und vieldeutig referenzierte Hauptkunstwerk.

Abbildung

Garten der Lüste

Literatur

  • Hieronymus Bosch. Verloren im Paradies, du 750 Heft 10, Okt. 2004, Niggli, Zürich, ISBN 3-03717-008-5
  • Roger H. Marijnissen/Peter Ruyffelaere: Hieronymus Bosch. Das vollständige Werk. Köln 2002, ISBN 3-88059-971-8.
  • Jos Koldeweij/Paul Vandenbroeck/Bernard Vermet: Hieronymus Bosch. Das Gesamtwerk. Belser Verlag, Köln o.J. (2001), ISBN 3-7630-2390-9
  • Jos Koldeweij/Bernard Vermet/Barbera van Kooij: Hieronymus Bosch. New Insights Into His Life and Work. NAi Publishers, Rotterdam o.J. (2001), ISBN 90-5662-214-5.
  • Charles de Tolnay: Hieronymus Bosch. Holle Verlag, Baden-Baden 1973.
  • Wilhelm Fraenger: Bosch, Verlag der Kunst Dresden, 1975
  • Fritsche, Ulrich: Hieronymus Bosch: Das ausgewogene Welt-Bild, Verlag Hazeka, ISBN 3-9805217-0-2

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