Kinoit

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Kinoit
Arizona, Vereinigte Staaten (Bildbreite 5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1969-037[1]

IMA-Symbol

Kin[2]

Chemische Formel
  • Ca2Cu2Si3O8(OH)4[3]
  • Ca2Cu2(H2O)2[Si3O10][4]
  • Ca2Cu2[Si3O10] · 2 H2O[5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/C.31-010

9.BH.10
57.01.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/m (Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11
Gitterparameter a = 6,99 Å; b = 12,88 Å; c = 5,65 Å
α = 90°; β = 96,18°; γ = 90°[6]
Formeleinheiten Z = 2[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5
Dichte (g/cm3) berechnet: 3,193
gemessen: 3,13–3,19
Spaltbarkeit sehr gut (vollkommen nach {010}, deutlich nach {001} und {100})
Farbe azurblau, tiefblau
Strichfarbe bläulichweiß
Transparenz transparent bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,638
nβ = 1,665
nγ = 1,676
Doppelbrechung δ = 0,038
Optischer Charakter zweiachsig
Achsenwinkel 2V = 64° (berechnet), 68° (gemessen)
Pleochroismus stark
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale Verunreinigungen durch Mg2+ möglich

Kinoit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca2Cu2Si3O8(OH)4 und damit chemisch gesehen ein Calcium-Kupfer-Hydroxy-Silikat.

Kinoit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und findet sich häufig in Form tafeliger azurblauer Kristalle von bis zu wenigen Millimetern Durchmesser oder als Kristallrasen auf Flächen von teilweise mehreren Quadratzentimetern. Das Mineral kommt in der Regel mit Apophyllit und stellenweise mit Ruizit und Gilalith vergesellschaftet vor. Kinoit ist transparent bis durchscheinend und zeigt auf der Oberfläche der Kristalle Glasglanz.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kinoit wurde zu Ehren des italienischen Jesuiten Eusebio Francisco Kino benannt, der unter anderem als Missionar, Astronom und Kartograph im Nordwesten des heutigen Mexikos und im Südwesten der heutigen USA tätig war. Die Typlokalität des Minerals liegt in den Santa Rita Mountains in Arizona, USA.

Das Typmaterial von Kinoit wird am geologischen Department der University of Arizona aufbewahrt und vom National Museum of Natural History unter der Katalog-Nr. 122395 geführt.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik gehört das Mineral zur Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“ und dort gemeinsam mit Aminoffit, Akatoreit und Fencooperit zur Unterabteilung „Gruppensilikate mit Si3O10 oder größeren Anionen; Kationen in tetraedrischer [4]er- und größerer Koordination“.[6]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kinoit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21/m (Raumgruppen-Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11 mit den Gitterparametern a = 6,990, b = 12,88 und c = 5,65 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Typmaterial von Kinoit bildet Äderchen und Einzelkristalle, die in Minerale der Apophyllit-Gruppe eingebettet sind und in tektonisch beanspruchten Kupfer-führenden Skarnen entstanden.[7] Das Mineral ist neben Hydroxyapophyllit-(K) und Fluorapophyllit-(K) teilweise auch mit Gilalith, Ruizit, Calcit, Junitoit, Dioptas sowie Silber und Cuprit vergesellschaftet.[6]

Als seltene Mineralbildung ist Kinoit nur wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand 2020) etwa 20 Fundorte. Neben seiner Typlokalität, den Santa Rita Mountains in Arizona sind fünf weitere Fundpunkte in demselben US-Bundesstaat bekannt. Drei davon liegen im Helvetia-Rosemont-Bergbaudistrikt, ein weiterer in der Twin Buttes Mine im Pima-Bergbaudistrikt jeweils im Pima County. Außerdem wurde Kinoit auch in der Christmas Mine im Banner-Bergbaudistrikt im Gila County (ebenfalls Arizona) nachgewiesen. Weiterhin fand sich das Mineral in den Vereinigten Staaten in der Bawana Mine im Rocky-Bergbaudistrikt im Beaver County, Utah und zwölf weiteren Fundstellen am Oberen See, elf davon in Michigan sowie eine in Minnesota bei Duluth.[6]

Außerhalb der USA konnte Kinoit bisher nur in der Fuka-Mine bei Takahashi in der Präfektur Okayama auf der Insel Honshū in Japan nachgewiesen werden.[6]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund seiner Seltenheit und seines vergleichsweise geringen Kupfergehalts ist Kinoit als Kupfererz nicht von Bedeutung. Stufen des Minerals sind ausschließlich bei Sammlern begehrt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John W. Anthony, Robert B. Laughon: Kinoite, a new hydrous copper calcium silicate mineral from Arizona. In: American Mineralogist. Band 55, Nr. 5–6, 1. Juni 1970, S. 709–715.
  • Robert B. Laughon: The Crystal Structure of Kinoite. In: American Mineralogist. Band 56, Nr. 1–2, 1. Februar 1971, S. 193–200.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Mineralformel gemäß Mineralienatlas.de, abgerufen am 18. April 2020.
  4. Mineralformel gemäß mindat.org, abgerufen am 18. April 2020.
  5. Mineralformel gemäß Rösler, Hans Jürgen: Lehrbuch der Mineralogie. 3. Auflage. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1984, S. 501.
  6. a b c d e f g Kinoite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 17. April 2020 (englisch).
  7. Rösler, Hans Jürgen: Lehrbuch der Mineralogie. 3. Auflage. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1984, S. 501.