Kirchliches Kreditinstitut

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Ein Kirchliches Kreditinstitut ist eine Bank mit konfessionellem Hintergrund. In Deutschland existiert eine Reihe von Banken im Umfeld der evangelischen und katholischen Kirche. Sie unterstützen die kirchliche Arbeit durch die finanzielle Absicherung von Kirche und Diakonie und bieten ethische Geldanlagemöglichkeiten.

Seit den 2000er Jahren „erleben die kirchlichen Banken geradezu einen Boom“, sagte Professor Udo Steffens von der Frankfurt School of Finance & Management 2009.

Kirchliche Banken in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Kirchlichen Kreditinstitute haben die Rechtsform einer eingetragenen Genossenschaft (e.G.) und gehören dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken an.

Liste der kirchlichen Banken (gestaffelt nach Jahresumsatz):

Banken mit römisch-katholischem Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Banken mit evangelischem Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Banken mit freikirchlichem Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchliche Banken und Kirchenfinanzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen Großteil ihres Geldes deponieren die deutschen Kirchen in den kirchlichen Banken. Der Spiegel taxierte im Jahr 2001 die Einlagen kirchlicher Organisationen bei den religiösen Geldinstituten auf insgesamt 42 Milliarden D-Mark. Die Kirchen unterhalten Kirchen-Depots mit Aktien und Investmentpapieren bei den Kreditinstituten.[2]

Ethische Anlagen bei Kirchlichen Banken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Meinung des Infodienstes AnlageABC können alle 15 Kirchenbanken in Deutschland einen ethischen Anspruch mit dem Thema Geldanlage verbinden. Vor dem Hintergrund, dass Geldanlagen unter besonderer Beachtung ethischer Grundsätze eine immer größere Bedeutung einnehmen, werden kirchliche Banken auch für Privatkunden interessanter. Das Volumen dieser Anlagen hat sich in Deutschland seit dem Jahr 2005 bis 2012 mehr als verdreifacht und beträgt rund 16 Milliarden Euro (2012).[3] Im Jahr 2022 stieg der das Volumen auf 578.140 Millionen Euro, allerdings umfasst dieses auch nicht-kirchliche Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus.[4]

Einig sind sich die meisten kirchlichen Banken, dass sie Investitionen in Rüstungsindustrie, Atomkraft, Pornografie, Tabak sowie Betriebe, die gegen Menschen- und Arbeitsrechte verstoßen, ablehnen.

Hierzu gibt es eine Reihe von Leitfäden die den Handlungsrahmen abstecken, zum Beispiel den Frankfurt Hohenheimer Leitfaden aus dem Jahr 2001, der größte deutschsprachige Kriterienkatalog, der die Bereiche Naturverträglichkeit, Sozialverträglichkeit und Kulturverträglichkeit abbildet.Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden[5]

Die internationale Non-Profit Organisation „Christian Finance Observatory“ (OFCCFO) hat im August 2015 ein Charta der christlichen Ethischen Finanzen in mehreren Sprachen veröffentlicht (Französisch, Englisch, Italienisch, Russisch).[6]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Vergangenheit wurde die Umsetzung ethischer Anlagekriterien bei den deutschen Kirchenbanken häufig angezweifelt. So berichtete der Spiegel 2009, dass die katholische Pax-Bank hohe Summen in Aktien von Rüstungs- und Tabakkonzernen angelegt habe. Der damalige Vorstandsvorsitzende der Pax-Bank, Christoph Berndorff, bestätigte die Angaben und sagte, die Bank würde in Zukunft nicht mehr in solche Unternehmen investieren. Die Pax-Bank hatte zusammen mit der katholischen Liga Bank knapp 578.000 Euro bei dem Rüstungsunternehmen BAE Systems angelegt. Der weltweit tätige Konzern mit Sitz in London produziert unter anderem Atom-U-Boote, Raketensysteme und Kampfflugzeuge.[7]

Kirchliche Banken in Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Österreich besitzt die katholische Kirche mehrheitlich die Privatbank Bankhaus Schelhammer & Schattera. Sie wurde als Privatbank gegründet, versteht sich aber – nachdem die katholische Kirche Mehrheitseigner wurde – als die Bank der Kirche in Österreich.

Kirchliche Banken in der Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Schweiz gibt es keine kirchliche Bank.

Banken mit ökumenischem Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ökumenische Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit vermittelt die Anlagegelder ihrer Mitglieder als faire Kredite an Unternehmen und Genossenschaften in armen Ländern. Zurzeit sind rund 65 Prozent der Darlehen an Mikrofinanzinstitutionen vergeben, die anderen 35 Prozent gehen als Direktkredite an Unternehmen vor allem in den Bereichen Landwirtschaft, Nahrungsmittelverarbeitung und Kleingewerbe.

Banken der Katholischen Kurie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Istituto per le Opere di Religione (IOR)über die Sorge für das gemeinsame Haus (deutsch Institut für die religiösen Werke, allgemein bekannt als „Vatikanbank“) ist eine Bank im Besitz des Heiligen Stuhles. Sie ist formell keine Staatsbank der Vatikanstadt, obwohl sie auch deren Aufgaben erfüllt. Die Bank kam kirchenintern und öffentlich in den letzten Jahrzehnten immer wieder wegen undurchsichtiger Strukturen und Geschäften sowie Machtintrigen in die Kritik.

Am 23. September 2009 setzte Papst Benedikt XVI. Angelo Caloia als Präsident des IOR sowie den gesamten Aufsichtsrat ab.[8] 2012 standen Korruptionsvorwürfe gegen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone (die „Nummer zwei“ nach dem Papst) im Raum. Der Präsident der Vatikanbank Ettore Gotti Tedeschi war im Mai 2012 entlassen worden. Gotti Tedeschi, der als „Experte für Finanzethik“ galt, hatte seit dem 2009 an der Spitze der Vatikanbank gestanden. Ziel der Bestellung Gotti Tedeschi war es, das IOR auf sichere Füße zu stellen und mehr Transparenz zu schaffen sowie die innerhalb der EU geltenden Regelungen zur Verhinderung von Geldwäsche einzuhalten. Gotti Tedeschi galt nicht nur als ein Experte für „Finanzethik“, ihm wurden gute Verbindungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche sowie zum Opus Dei nachgesagt.[9][10]

Daneben gibt es als Finanzbehörde des Vatikans die Apostolische Kammer (lat.: Camera Apostolica). Im Mittelalter war die Apostolische Kammer die päpstliche Finanzbehörde, seit Papst Pius X. ist sie hingegen nur noch während einer Sedisvakanz befugt, die Güter des Apostolischen Stuhls zu verwalten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mitglieder. 25. Oktober 2023, abgerufen am 7. November 2023.
  2. Peter Wensierski: KIRCHE: Diskret wie Schweizer Banken. In: Der Spiegel. Nr. 49, 2001 (online3. Dezember 2001).
  3. http://www.ekd.de/aktuell_presse/news_2012_02_03_ethisches_investment.html epd nach KD-Bank Angaben
  4. https://www.forum-ng.org/fileadmin/Marktbericht/2023/FNG_Marktbericht2023_Online.pdf
  5. Johannes Hoffmann, Sozialethiker am Fachbereich Katholische Theologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Konrad Ott, Lehrstuhl für Umweltethik der Universität Greifwald, und Gerhard Scherhorn vom Institut für Haushalts- und Konsumökonomik der Universität Hohenheim in Stuttgart.: Frankfurt Hohenheimer Leitfaden aktualisierte Fassung aus dem Jahr 2009. In: www.cric-online.org. 2009, abgerufen am 7. November 2023.
  6. The Charta. In: Christian Finance Observatory. (christianfinanceobservatory.org).
  7. Katholische Bank investiert – in Verhütung
  8. Patricia Arnold: „Vatikan-Bank: Köpferollen nach neuen Enthüllungen“, Neue Zürcher Zeitung, 4. Oktober 2009
  9. Kordula Doerfler: „Banker Gottes unter Verdacht“, Frankfurter Rundschau, 22. September 2010
  10. Katharina Kort: „Ettore Gotti Tedeschi. Der Banker des Heiligen Vaters“, Handelsblatt, 27. September 2010
  11. Definition: Wer sind verantwortlich investierende? In: www.cric-online.org. CRIC - Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit in der Geldanlage, 2016, abgerufen am 7. November 2023.