Klein Glien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klein Glien
Koordinaten: 52° 8′ N, 12° 31′ OKoordinaten: 52° 7′ 56″ N, 12° 30′ 57″ O
Höhe: 166–174 m ü. NHN
Postleitzahl: 14806
Vorwahl: 033841
Dorfkirche Klein Glien
Dorfkirche Klein Glien

Klein Glien ist ein Gemeindeteil im Ortsteil Hagelberg der Stadt Bad Belzig im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg.[1]

Das Straßendorf liegt rund fünf Kilometer westlich der Kernstadt und dort unmittelbar an der Bundesstraße 246, die von Bad Belzig aus in westlicher Richtung durch den Ort führt. Nördlich liegt Hagelberg; nordwestlich der bewohnte Gemeindeteil Schmerwitz der Gemeinde Wiesenburg/Mark. Süd-südöstlich befindet sich mit Borne ein weiterer Ortsteil von Bad Belzig. Die Wohnbebauung konzentriert sich um die Bundesstraße; die übrigen Flächen werden land- und forstwirtschaftlich genutzt. Neben dem nördlich gelegenen Hagelberg existieren mit dem südlich gelegenen, 174,1 m ü. NHN Meter hohen Weinberg und dem östlich gelegenen, 172,1 m ü. NHN Meter hohen Petersberg zwei weitere Erhebungen. Südlich liegt die wüste Feldmark Brunsdorf.

13. bis 16. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf erschien erstmals im Jahr 1388 als Czum lutkin Glyn, war 1 12 Hufen groß und befand sich vor 1419 bis 1534 im Besitz des Schulte aus Belzig. Kurz darauf wurde es in den Jahren 1426 bis 1427 – während der Hussitenkriege – als wüst bezeichnet (Glyn parva deszerta). Die Familie Schulte verkaufte es 1534 an die von Kralugk, die es aber nur zwei Jahre hielten und an die Familie Groß verkauften. Diese wiederum hielten es bis um 1546 und ließen 1542 ein Vorwerk errichten. Um 1546 war die Familie von Falkenröder im Besitz des Ortes, die ihn bis 1578 hielten. In dieser Zeit lebten im Jahr 1551 sechs Gärtner (Kossäten) im Dorf; 1575 waren es neun Kossäten. Klein Glien war im genannten Jahr Pfarrkirche von Lübnitz. Drei Jahre später erwarben die von Thümen den Ort und hielten ihn bis 1595. Er erschien im Jahr 1592 in der Schreibweise Lüttichen Glien, Kleine Glien. Aus dieser Zeit gibt es eine detaillierte Statistik, demzufolge es einen Schulzen gab, der 2 Morgen (Mg) 5 Stück Acker, 3 kurze Endichen und 3 Stücke bewirtschaftete. Es gab weiterhin neun Bauern mit Haus und Hof, die jeder 2 Mg Heideland sowie teilweise Flächen in Brunsdorf nutzten. Außerdem lebten im Dorf ein Häusler und ein Hirte. Drei Jahre später ging das Dorf an die Brandt von Lindau aus Wiesenburg.

17. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gutshof Klein Glien

Im Jahr 1627 lebten im Dorf sechs Hufner (Häusler?) und zehn Kossäten. Im Vorwerk konnten 458 Scheffel Roggen, 174 Scheffel Gerste und 212 Scheffel Hafer geerntet werden. Im Dreißigjährigen Krieg brannte das Dorf im Jahr 1640 bis auf vier Häuser ab. Eine Statistik aus dem Jahr 1661 weist wüste Weinberge sowie eine 10 23 Mg große Wiese auf, letztere gehörte wohl der Herrschaft. Um 1660/1670 entstand ein Rittersitz. Eine Statistik aus dem Jahr 1682 weist für Klein Glien fünf angesessene Einwohner und einen Häusler aus. Es gab drei wüste Stellen; die Einwohner konnten nur einige Flächen des Rittergutes nutzen, mussten hierfür jedoch Dienste leisten. Das Rittergut bewirtschaftete in dieser Zeit 11 23 Mg Wiese sowie einen wüsten Weinberg. Im Jahr 1669 lebten im Dorf zehn Einwohner.

18. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1701 besaßen drei Einwohner ein Haus und Hof, darunter auch der Schulze. Daneben gab es sieben weitere Einwohner und die mittlerweile 23 23 Mg große Wiese des Gutes. Eine Statistik aus dem Folgejahr weist zehn Kossäten und acht Häusler aus. Im Vorwerk gab es sechs Pferde, sechs Ochsen, acht Stiere, 22 Kühe, 18 Färse, 20 Kälber, 15 Ziegen, 72 alte und junge Schweine sowie 250 Schafe. Auf den Flächen wurden 8 Wispel Roggen, 4 Wispel Gerste und 3 Wispel Hafer ausgebracht. Im Jahr 1755 übernahmen die von Watzdorf aus Mahlsdorf das Dorf, hielten es aber nur zehn Jahre. In dieser Zeit erschienen zehn Kossäten und ein Häusler, die 12 Dresdner Scheffel Aussaat auf einer Hufe ausbrachten (1764). Das Dorf kam in den Besitz der von Trotta genannt Treyden aus Glien, die es bis 1806 hielten.

19. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zehn Kossäten bewirtschafteten im Jahr 1806 drei Magazinhufen; es gab zwei Häusler (einen Schmied und einen Tagelöhner). Die neuen Herrscher wurden die von Tschirschky und Bögendorff, durch Heirat.[2] Denn 1792 ehelichte in Herrnhut Friedrike Theodore Elisabeth Trotta genannt Treyden (1772–1806) u. a. Herrin auf Klein Glien, Jeserigerhütten sowie weiterer Begüterungen im Kurland, den Gutsbesitzer Ludwig von Tschirschky und Bögendorff (1769–1829), auf Wauscha und Nieda; Landesbestallter[3] der sächsischen Oberlausitz. Sie übernahmen als Grundherren alle Rechte und 1 12 Hufe, namentlich Levin von Tschirschky im Jahr 1818, der um das Gut eine englische Parkanlage errichten ließ. Klein Glien bestand im Jahr 1837 aus dem Rittergut und Dorf mit insgesamt 16 Wohnhäusern. Im Jahr 1858 war das Dorf 400 Mg groß: 33 Mg Gartenland, 365 Mg Acker und 2 Mg Torf. Dort standen ein öffentliches, elf Wohn- und 22 Wirtschaftsgebäude. Das Rittergut war 851 Mg groß: 3 Mg Gehöfte, 15 Mg Gartenland, 572 Mg Acker, 56 Mg Wiese, 51 Mg Weide und 154 Mg Wald. Dort gab es zwei öffentliche, sechs Wohn- und 18 Wirtschaftsgebäude.[4] Mehrfach stellten die Klein Gliener Gutsherren im 19. Jahrhundert den Landrat des Kreises Zauch-Belzig. 1828 Heinrich Friedrich Levin von Tschirschky und Bögendorff, 1852 Heinrich Otto Levin[5] von Tschirschky und Bögendorff (1822–1881). Als nächster Landrat aus Klein-Glien folgte 1898[6] Bernhard von Tschirschky und Bögendorff (1862–1930). Als Militär bekanntgeworden ist der spätere Generalmajor Hans Wolfgang Levin von Tschirschky und Bögendorff (1864–1935), zeitweise Kommandeur des 3. Garde-Ulanen-Regiments.

20. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bad Belzig-Klein Glien Ortsansicht

Im Jahr 1900 war das Dorf 108 Hektar (ha) groß, das Rittergut 232 ha. In beiden standen je acht Häuser. Zum Rittergut gehörte der Gutsbezirk mit Welsigke, das 1928 mit seinem Südteil nach Grubo umgemeindet wurde. Vom Gutsbezirk würden die südlich der Fuchsallee gelegenen Flächen mit der Gemeinde Grubo vereinigt. An den privatrechtlichen Besitz zwischen Gemeindeflächen, Gut, Kirchenland und anderen kleineren privaten Eigentum änderte sich dadurch nichts. Die nördlich der Fuchsallee einschließlich der Allee außer den reichsbahneigenen Flächen sowie die der Gemeinde Borne gehörenden Grundstücke am Bahnhof Borne wurden nach Borne eingemeindet. Klein Glien wurde zur Landgemeinde mit 26 Wohnhäuser mit 29 Haushaltungen. Im Jahr 1939 gab es im Dorf einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb, der größer als 100 Hektar war. Fünf weitere Betriebe waren zwischen 20 und 100 Hektar groß sowie ein Betrieb zwischen 0,5 und 5 Hektar. Bis Anfang der 1940er Jahre war der Jurist und Oberleutnant d. R. Fritz von Tschirschky und Bögendorff (1903–1941), verheiratet seit 1931 mit der Arzttochter Renate Baltzer aus Stettin, freier Eigentümer des Gutsbesitzes. Dieser führte schon vor 1928 den Namen Landrat Bernhard von Tschirschky’sche Waldgutstiftung.[7] Der güterliche Gesamtumfang betrug 1856 ha, davon waren 1609 ha Forsten.[8]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie von Tschirschky mit einem Besitz von 2082 ha im Rahmen der Bodenreform enteignet: 143,09 ha Acker, 5,11 ha Wiese, 1895,7 ha Wald und 38,1 ha Ödland. Davon wurden 222,95 ha aufgeteilt: 179,25 ha an vier Bauern, 37,45 ha an die Gemeinde Klein Glien, 56,8 ha an die Gemeinde Bergholz, 37 ha an die Gemeinde Borne, 46 ha an die Gemeinde Preußnitz, 34 ha an die Gemeinde Lüsse, 45,5 ha an die Gemeinde Kranepuhl und 178,65 ha an die Provinzialverwaltung. Aus den verbliebenen Flächen bildete sich ein VEG, das mit weiteren, unbekannten Zulagen aus der Gemeinde Grubo, Lehnsdorf, Mützdorf und Raben ausgestattet wurde. Im Jahr 1950 erfolgte die Eingemeindung der Landgemeinde nach Hagelberg. Dort war Klein Glien 1957 ein Wohnplatz, ab 1964 ein Ortsteil von Hagelberg.

Der Gutshof Klein Glien mitsamt Nebengebäuden und Park wird heute vom Coconat genutzt, einem Ort für Coworking mit Übernachtungsmöglichkeiten.[9] Für die Nutzung des Gutshofs als Workation Retreat gewann das Coconat 2019 den Deutschen Tourismuspreis[10] und 2023 eine Anerkennung der Wüstenrot Stiftung[11].

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr 1817 1837 1858 1871 1885 1895 1905 1925 1939 1946
Einwohner 138 123 119 73 130
Dorf 70 103 31 29 30
Gut 66 30 62 52 87

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Klein Glien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Webseite des Coconat

  • Peter R. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil V: Zauch-Belzig. Erstauflage. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1992. 2. Auflage: Klaus-D. Becker, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-82-2, S. 128–129.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bad Belzig, Dienstleistungsportal des Landes Brandenburg, abgerufen am 25. August 2023.
  2. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1913. Der in Deutschland eingeborene Adel. Jahrgang 14, Justus Perthes, Gotha 1912, S. 726–727; Textarchiv – Internet Archive.
  3. Tschirschky und Bögendorf, Friedrich Ludwig von. 1769–1829, Landesbestallter der sächsischen Oberlausitz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 725.
  4. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen., Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 228–229, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  5. Jahrbuch des Pädagogiums zum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg und Einladung zum Schulactus Freitag, den 25. März 1898, um 10 Uhr. Verzeichnis der Abiturienten des Klosters. Ostern 1841, Nr. 456. v. Tschirschky, Otto Heinrich Levin, geb. Dresden 12. Juli 1822, Neue Auflage, Neue Fortsetzung. 62. Heft 1898. Progr. - No. 248, E. Baensch jun., Magdeburg 1898, S. 29. (digital.ub.uni-duesseldorf.de)
  6. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. Hrsg. Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H., Zögling-RA-Nr.: 1364. Selbstverlag, Belzig / Ludwigslust 1913, S. 308. (digital.staatsbibliothek-berlin.de)
  7. Walter von Hueck, Klaus Freiherr von Andrian-Werburg: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser 1990, A (Uradel) (= Deutsches Adelsarchiv [Hrsg.]: Genealogisches Handbuch des Adels. Band 98). Band 21. C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1990, ISBN 3-7980-0700-4, S. 464.
  8. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, G. F. Hogrefe: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band VII. Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde, 4. Auflage. Niekammer’s Adreßbücher, Leipzig 1929, S. 172. (martin-opitz-bibliothek.de)
  9. Coconat. In: Netzwerk Zukunftsorte. Netzwerk Zukunftsorte e.V., abgerufen am 28. April 2024.
  10. Coconat - workation retreat. Deutscher Tourismusverband e. V., 2019, abgerufen am 28. April 2024.
  11. Co-Working im Coconat – Brandenburg statt Bali. In: 5. Wettbewerb „Land und Leute“ der Wüstenrot Stiftung. Wüstenrot Stiftung Gemeinschaft der Freunde Deutscher Eigenheimverein e.V., 2023, abgerufen am 28. April 2024.