Kloster Elchingen

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Das Kloster Elchingen ist ein ehemaliges Kloster der Benediktiner in Oberelchingen in der Diözese Augsburg. Es ist der Heiligen Maria sowie St. Peter und Paul geweiht. Von 1921 bis 2009 war es von Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria besiedelt.

Reichsabtei Elchingen, 18. Jahrhundert

Geschichte

Der Innenraum der Klosterkirche

Gegründet wurde das Kloster vor 1120 im Tal nahe der Donau von Adalbert Graf von Ravenstein (bei Steinenkirch im Landkreis Göppingen) und von Elchingen († um 1121) und seiner Gemahlin Berta von Boll.[1] [2]

Nach einem Brand wurde das Kloster auf dem Berg innerhalb einer mittelalterlichen Burganlage am heutigen Standort neu gegründet. Die Stifter der Neugründung waren Markgraf Konrad von Meißen und dessen Frau Luitgart (* um 1104; † um 1145), die Tochter der Erststifter Berta und Adalbert. Eine Stiftungsurkunde existiert nicht mehr. Als Weihedatum ist der 15. August 1128, an anderer Stelle das Jahr 1142 genannt. Jedenfalls unterstellten Konrad und Luitgard mit einer Urkunde vom 26. Februar 1142 das Kloster Elchingen dem Papst.[2]

Die romanische dreischiffige Pfeilerbasilika blieb trotz Bränden und baulichen Änderungen in ihrem ursprünglichen Kern erhalten. Fast das gesamte Mauerwerk stammt noch aus der Gründerzeit.[2]

Am 24. September 1150 tauschte das Kloster St. Blasien Güter zu Aralingen und Siggingen (gemeint sind Kirchdorf AG, Nussbaumen AG und Baden AG), mit Besitzungen des Klosters St. Blasien im Gebiet bei Elchingen: Ochsenbrunnen, Balheim, Diepertshofen und Libiu. Gefertigt wurde die Urkunde in Nawen, Langenau im Beisein König Konrads III. als Vogt des Klosters Elchingen. [3]

Das Kloster war ab 1485 reichsunmittelbar, der Abt als Reichsprälat im Reichstag des Heiligen Römischen Reichs vertreten. Dennoch hatte die freie Reichsstadt Ulm ein Aufsichtsrecht über das Kloster und die Gerichtsbarkeit in den zum Kloster gehörenden Dörfern. Als Ulm zum protestantischen Glauben übertrat, ließ es das Kloster und seine Besitzungen aber unbehelligt.

Verwüstungen waren sowohl im Schmalkaldischen Krieg von 1546, im Markgrafenkrieg von 1552 als auch im Dreißigjährigen Krieg zu beklagen. Seit 1644 gibt es Wallfahrten zu der im linken Seitenflügel der Klosterkirche stehenden Gnadenmutter Maria von den sieben Schmerzen.

Die Konventsgebäude errichtete der Baumeister Christian Wiedemann der auch die Abteigebäude des Klosters Wiblingen erbaute.

Die Klosterkirche St. Peter und Paul wurde 1142 errichtet als 60 Meter lange, dreischiffige romanische Basilika. Bei einem Brand im Jahr 1773 wurde der östliche Teil der Klosterkirche ein Raub der Flammen, der Turm stürzte ein. Der Wiederaufbau der Kirche 1773 bis 1784 unter Abt Robert I. Koch fiel in die Zeit, als sich der Baustil änderte. So ist der Chor im Stil des Rokoko, das Langhaus dagegen frühklassizistisch ausgestaltet. Der Baumeister war Joseph Dossenberger, Johann Michael Fischer gestaltete die Altäre und die Skulpturen, Januarius Zick malte das Altarbild und die Deckenfresken.

Schlachtfeld von Elchingen nördlich der Klosterkirche heute

Die Doppeltürme konnten nicht mehr vollendet werden, da das Kloster 1802 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde und zu Bayern kam. Bis 1840 wurde fast die gesamte Klosteranlage abgebrochen. Außer der Kirche stehen heute nur noch die Klostermauer und das Westtor (Martinstor).

Am 14. Oktober 1805 fand auf den Feldern unmittelbar nördlich der Klosteranlage die Schlacht von Elchingen statt, bei der im Rahmen des Dritten Koalitionskrieges die Armeen Frankreichs und Österreichs aufeinandertrafen. Sie war das größte Gefecht der Schlacht von Ulm, welche den Koalitionskrieg praktisch zugunsten Napoleons entschied. Am Abend dieses Tages nahm Napoleon in den Gebäuden des Klosters Elchingen Quartier.

1921 ließen sich auf dem Gelände Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria nieder. Wegen Nachwuchsmangels wurde das Kloster 2006 an die polnische Oblatenprovinz übergeben.

Reichsabtei Elchingen

Gnadenbild von Oberelchingen (Auxiliatrix Elchingensis) (Kopie der Marienkapelle im Liebfrauenmünster Wolframs-Eschenbach)

Die Administrative Einteilung der Reichsabtei Elchingen bis zu seiner Auflösung aufgrund des Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 war wie folgt[4]:

I. Oberamt Elchingen

  1. Kloster Elchingen, mit Dorf Oberelchingen
  2. Pfarrdorf Thalfingen

II. Pflegamt Fahlheim

  1. Dorf Unterfahlheim
  2. Pfarrdorf Fahlheim (Oberfahlheim)
  3. Pfarrdorf Straß
  4. Dorf Nersingen
  5. Antheil am Dorf Leibi
  6. Hof Glassenhardt

III. Pflegamt Stoffenried

  1. Pfarrdorf Stoffenried
  2. Dorf Hausen
  3. Die Riedmühle
  4. Dorf Baldertshofen
  5. 3 Sölden in Ettlishofen
  6. Antheil am Dörfchen Schneckenhofen

IV. Pflegamt Tomerdingen

  1. Pfarrdorf Tomerdingen
  2. Pfarrdorf Westerstetten
  3. Pfarrdorf Dornstadt
  4. Weiler Vorderdenkental
  5. Weiler Hinterdenkental
  6. Der Birkhof bei Westerstetten

Persönlichkeiten

  • Der schwäbische Barockkomponist Sixtus Bachmann war 1766-1771 Schüler des Klosters Elchingen. Er trat später in den Orden der Prämonstratenser ins Kloster Marchtal ein.

Literatur

  • Bernhard Brenner: Das ehemalige Reichsstift Elchingen/Oberelchingen, in: Werner Schiedermair (Hrsg.), Klosterland Bayerisch Schwaben, Lindenberg (Fink Verlag) 2003, S. 216–219, ISBN 3-89870-127-1.
  • Albert Dirr: Die Reichsabtei Elchingen von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Augsburg 1926 (zugleich Dissertation, Universität München 1925).
  • Franz Josef Hagel: Kloster Elchingen. Augsburg: Benno Filser 1928 (= Deutsche Kunstführer Band 18).
  • Anton H. Konrad: Die Reichsabtei Elchingen. Ihr Bild im Wandel der Jahrhunderte, Weißenhorn (Konrad Verlag) 1965.
  • Ferdinand Kramer: Wissenschaft und Streben nach „Wahrer Aufklärung“ . Ein Beitrag zur Aufklärung im ostschwäbischen Benediktinerkloster Elchingen, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 54 (1991) S. 269–286 (ISSN 0044-2364) online
  • Wolfgang Wüst: Krieg, Krisen und Katastrophen geistlich kommentiert... Tagebücher und Korrespondenz aus süddeutschen Klöstern und Pfarreien um 1800, in: Franz Brendle, Anton Schindling (Hrsg.), Geistliche im Krieg, Münster (Aschendorff Verlag) 2009, S. 203–224 (betr. insbes. die Abtei Elchingen in Napoleonischer Zeit), ISBN 978-3-402-12790-2.
  • Wolfgang Wüst: Dzienniki ze szwabskich klasztorów i probostw z okresu rewolucji francuskiej. Sa-moświadomość duchowieństwa w czasach kryzysu = Tagebücher aus schwäbischen Klöstern und Pfarreien im Zeitalter der Französischen Revolution. Klerikale Selbstwahrnehmung in der Krise, in: Bulletin der Polnischen Historischen Mission 8 (2013) Toruń 2013, S. 143–186, betr. insbesondere die Tagebücher/Chroniken des Klosters Elchingen. ISSN 2083-7755.

Weblinks

Commons: Kloster Elchingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heinz Bühler: Zur Geschichte der frühen Staufer, in: Walter Ziegler (Hrsg.): Hohenstaufen. Veröffentlichungen des Geschichts- und Altertumsvereins Göppingen e.V., 10. Folge, 1977, S. 1-44
  2. a b c Elmar Theisen / Wladyslaw Poddebniak / Franz Walter / Karl Rösch: Oberelchingen. Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Peter und Paul. Passau 2008, ISBN 978-3-89643-721-1, S. 2-6
  3. Martin Gerbert, Hist. Nigra Silva, Bd. III. S. 76
  4. Zeitschrift für Baiern und die angränzenden Länder, Band 1

Koordinaten: 48° 27′ 8,5″ N, 10° 5′ 17,2″ O