Königshammer

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Königshammer
Koordinaten: 49° 20′ N, 11° 6′ OKoordinaten: 49° 20′ 21″ N, 11° 6′ 16″ O
Höhe: 329 (327–339) m ü. NHN
Einwohner: (4. Mai 2016)
Postleitzahl: 90530
Vorwahl: 09129
Bild von Königshammer
Ansicht von Osten
Reichsstädtisches Landgebiet von Nürnberg 1505–1806

Königshammer (fränkisch: Keenigshama[1]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Wendelstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einöde liegt etwa 15 Kilometer südlich von Nürnberg und fünf Kilometer östlich von Schwabach an einer sackgassenartigen Abzweigung der Staatsstraße 2239 zwischen den Wendelsteiner Gemeindeteilen Neuses und Kleinschwarzenlohe. Südlich des Ortes fließt die Schwarzach, die dort mit Ausnahme der Kraftwerksstufen überwiegend naturbelassen mäandert. Der Ort befindet sich inmitten eines ausgedehnten Wasser- und Landschaftsschutzgebietes. (LSG-00428.01). Ein Anliegerweg führt zur Staatsstraße 2239 (0,3 km nördlich), die zu den benachbarten Orten Neuses (1,5 km südwestlich) bzw. nach Kleinschwarzenlohe (0,8 km nordöstlich) führt.[3][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schwarzachtal war bereits in der Steinzeit von Menschen besiedelt, wie einzelne Funde belegen. Einige bronzezeitliche Gräber befinden sich nur wenige Kilometer flussaufwärts. Diese datieren auf circa 1600 bis 1300 v. Chr. Ein vorrömischer eisenzeitlicher Rennofen wurde 2013 in Wendelstein bei archäologischen Grabungen entdeckt, konnte aber wegen Grundwassereinbruches nicht geborgen werden. Im Gemeindegebiet Wendelsteins sind bisher etwa 20 Bodendenkmäler aus mesolithischer, neolithischer, sowie aus der Latènezeit qualifiziert.[5] Um das Jahr 650 stießen boirische Siedler aus Südosten in das Schwarzachtal vor. Diese wurden allerdings circa 725 von den aus Westen kommenden Franken wieder zurückgedrängt. Das ursprünglich vier Hektar große Gelände östlich von Königshammer hieß „Muhlbuhel“ und war ein idealer Platz zur Viehzucht, da es ringsum von teils steilen Abhängen begrenzt wird. Inzwischen ist es nur noch 2,4 Hektar groß, da der etwas höher gelegene schmale östliche Abschnitt seit den 1960er Jahren die Kläranlage von Kleinschwarzenlohe beherbergt.

Vermutlich existierte die Mühle bereits um 1200.[6] Sie war ursprünglich Reichslehen, unterstand also dem König direkt, und wurde dementsprechend benannt.[7] 1347 wurde sie als „Kungsmül“ erstmals urkundlich erwähnt, in der den Bäckern aus Kornburg verordnet wurde, in dieser Mühle ihr Getreide mahlen zu lassen. 1471 wurde der Ort als „Kungshamer“ erwähnt.[8] Das Baumaterial für die Mühlgebäude, das Wohnhaus und die Wasserleitbauwerke konnte direkt vor Ort aus einer 8–12 Meter mächtigen, unmittelbar südlich anstehenden Formation des Burgsandsteines gebrochen werden.

Der Dreißigjährige Krieg brachte Königshammer wie auch den Nachbarorten mehrfache Plünderungen, der Ort wurde zum Teil zerstört und niedergebrannt. Um 1630 lagerten nur 300 Meter weiter südöstlich Schwedische Truppen, die in ihrem Gefolge die Pest einschleppten.[9] Ein Sühnekreuz erinnert dort noch heute an die Opfer. Im späten Mittelalter hatten die Nürnberger Patrizier nahe Besitztümer. Von 1505 bis 1806 ist Königshammer als einer der Grenzorte zwischen dem Fürstentum Ansbach und dem Gebiet der Reichsstadt Nürnberg belegt (siehe Karte).

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörte Königshammer zur Realgemeinde Kleinschwarzenlohe. In Königshammer gab es 2 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Kornburg aus. Die Mahlmühle und die Papiermühle hatten das Richteramt Kornburg als Grundherrn. Unter der preußischen Verwaltung (1792–1806) des Fürstentums Ansbach erhielt Königshammer die Hausnummern 32 und 33 des Ortes Kleinschwarzenlohe.[10] 1801 gab es im Ort weiterhin 2 Haushalte.[11]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Königshammer dem Steuerdistrikt Großschwarzenlohe (II. Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Kleinschwarzenlohe zugeordnet.[12]

Das beginnende Industriezeitalter bescherte Königshammer dank der Wasserkraft eine immer fortwährende Daseinsberechtigung und es wurde aus Brand-, Hochwasser- und Verwüstungshorizonten heraus stets wieder aufgebaut. Am südwestlichen Gebäudeteil des Mühlentraktes ist noch ein Vollbrandschaden weithin deutlich erkennbar, der bisher nur rohbauseitig behoben wurde und seither zahlreichen Fledermäusen und Brutvögeln, bspw. Schwalben und Mauerseglern Heimat gewährt.

Aus dem Zweiten Weltkrieg sind keine Zerstörungen bekannt, jedoch kam es zu Einquartierungen. Vom Mittwoch, den 18. April 1945 ist aus Königshammer die versuchte Vergewaltigung einer jungen Hamburgerin durch einen Amerikaner überliefert; dieser gelang jedoch die Flucht. Der Pfarrer in Leerstetten erwähnt den Vorfall in der folgenden Sonntagspredigt und gibt zusätzliche Verhaltensratschläge aus.[13]

1960 wurde das ehemalige Hammerwerk im südöstlichen Flügel des Mühlentraktes zur Elektrizitätserzeugung umgewidmet. Seitdem ist das Goldfuchs-Bronzefarbenwerk[14] dort ansässig, das mit 80 % Ökostromanteil produziert.

Am 1. Mai 1978 wurde Königshammer im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Wendelstein eingegliedert.[12]

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das historische Wohnhaus des Hammerwerkes datiert von 1738. Auch einige weitere Nebengebäude sind in situ als Baudenkmäler erhalten geblieben.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002016
Einwohner 31 15 68 59 58 18 21 25 25 16 12 7
Häuser[15] 3 3 2 2 3 2 2 2
Quelle [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Reformation ist der Ort evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Nikolaus (Kornburg) gepfarrt.[10] Die Katholiken waren ursprünglich nach St. Nikolaus (Wendelstein) gepfarrt,[24] heute ist die Pfarrei Maria Königin (Kornburg) zuständig.[27]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Königshammer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 38. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „khēnigshàmɒ“.
  2. Gemeinde Wendelstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. August 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 4. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. Siehe auch: Liste der Landschaftsschutzgebiete im Landkreis Roth
  5. Denkmalsliste Wendelstein Seiten 20–22.
  6. Namensursprung Kungmuhl, Ersterwähnung, VGN-Goldschläger-Wanderwegsbescheibung, Seite 5
  7. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 38f.
  8. F. Eigler: Schwabach, S. 256.
  9. Schwedenkreuz bei Königshammer im BayernAtlas
  10. a b F. Eigler: Schwabach, S. 401.
  11. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 181.
  12. a b F. Eigler: Schwabach, S. 475f.
  13. Vergewaltigungsversuch 1945 (Memento des Originals vom 10. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.museum-schwanstetten.de
  14. Geschichte der Mühle Königshammer, Webpage des Betreibers, abgerufen am 8. Januar 2015
  15. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  16. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 49 (Digitalisat).
  17. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 236 (Digitalisat).
  18. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1086, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  19. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1252, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1187 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1260 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1297 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1125 (Digitalisat).
  24. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 824 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 349 (Digitalisat).
  27. Pfarrverband Nürnberg-Am Ludwigskanal. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 4. Juni 2023.