Lars Patrick Berg
Lars Patrick Berg (* 22. Januar 1966 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Politiker (Bündnis Deutschland, vorher LKR und AfD). Er war von 2019 bis 2024 Mitglied des Europäischen Parlaments und zuvor von 2016 bis 2019 Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg.
Bei der Europawahl 2024 war er Spitzenkandidat von Bündnis Deutschland.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berg wuchs als Sohn einer Engländerin und eines Deutschen zweisprachig im Raum Böblingen auf. Er legte sein Abitur 1988 am Kolleg St. Blasien ab. In Tübingen, Heidelberg und München studierte er osteuropäische Geschichte. Nach beruflichen Stationen in Herrenberg und Frankfurt studierte er von 2007 bis 2009 in Leipzig und Moskau internationale Energiewirtschaft. Danach war er als selbstständiger PR-Berater tätig. Von 2013 bis 2014 war Berg Pressesprecher des Landratsamtes Sigmaringen. Anschließend arbeitete er als Pressesprecher der AfD im Europäischen Parlament in Brüssel.[2][3]
Berg ist verheiratet und wohnt in Heidelberg. Er ist Oberstleutnant der Reserve bei der Bundeswehr und seit dem Studium Mitglied in den katholischen Studentenverbindungen KDStV Arminia Heidelberg und AV Guestfalia Tübingen, beide im CV.[4]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]AfD und LKR (2013–2023)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berg trat im März 2013 der Alternative für Deutschland bei. Von April 2013 bis Oktober 2014 sowie von Juli 2015 bis März 2016 war er Mitglied im Landesvorstand Baden-Württemberg.[5]
Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2016 wurde er mit 15,9 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen (Wahlkreis 55) in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt.[6] Dort übernahm er die Funktion des innenpolitischen Sprechers der AfD-Fraktion.[7] Zudem war er Mitglied im Ausschuss für Inneres, Digitalisierung und Migration sowie im Ausschuss für Europa und Internationales.[8]
Ehrenamtlich übernahm er den stellvertretenden Vorsitz des Stiftungsrates der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) sowie den stellvertretenden Vorsitz der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung.[9]
Nach seiner Wahl ins Europäische Parlament legte er sein Landtagsmandat nieder. Für ihn rückte Doris Senger nach.
Bei der Europawahl 2019 wurde Berg über den Listenplatz 4 in das Europäische Parlament gewählt.[10] Dort gehörte er zunächst der Fraktion Identität und Demokratie (ID) an und war Mitglied im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten (AFET), im Unterausschuss Menschenrechte (DROI), im Unterausschuss für Sicherheit und Verteidigung (SEDE) und in der Delegation für die Beziehungen zu den Maghreb-Ländern und der Union des Arabischen Maghreb, unter anderem in den Gemischten Parlamentarischen Ausschüssen EU-Marokko, EU-Tunesien und EU-Algerien (DMAG).[11]
Durch seine Mitgliedschaft im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten nahm er häufig an Treffen mit Repräsentanten anderer Länder teil, z. B. im Oktober 2019 in Delhi mit dem indischen Premierminister Narendra Modi.[12][13]
Im Mai 2021 erklärte Berg seinen Austritt aus der AfD und aus der ID-Fraktion; er kritisierte die Beschlüsse des AfD-Parteitags vom April 2021, in denen unter anderem ein EU-Austritt Deutschlands gefordert wurde. Zwischenzeitlich war er fraktionslos, bevor er sich am 23. Juni 2021 der Fraktion Europäische Konservative und Reformer anschloss.[14]
Berg war seit Juli 2021 bis Januar 2023 Mitglied der Liberal-Konservativen Reformer.[15]
Bündnis Deutschland (seit 2023)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Januar 2023 verließ er die LKR und trat der im Herbst 2022 gegründeten Partei Bündnis Deutschland bei, die nunmehr auch Mitglied der EKR-Fraktion ist.[16]
Am 30. September 2023 wurde Berg zum Spitzenkandidaten für die Europawahl 2024 gewählt.[17] Letztlich konnte er am Wahltag sein Mandat aber nicht verteidigen.
Politische Positionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Landtagsabgeordneter
Ein Schwerpunkt seiner politischen Arbeit im Wahlkreis lag auf der Erhaltung des Polizeipräsidiums in Tuttlingen, das im Zuge der Evaluation der Polizeistrukturreform 2012 geschlossen werden soll.[18][19][20] Zudem sprach er sich für den Erhalt des Tuttlinger Donau-Aufstaus in den Sommermonaten aus.[21] Kleine Anfragen Bergs hatten unter anderem illegale Einreisen über die Grenzen zwischen Baden-Württemberg und der Schweiz sowie Frankreich,[22] die Anzahl der Kinderehen[23] sowie den Salafismus in Deutschland[24] zum Thema, den er als „eine akute Bedrohung für unsere Demokratie“ bezeichnete. In der 16. Wahlperiode des Landtags stellte er die zweitmeisten Kleinen Anfragen aller Abgeordneten.[25]
Als Europaabgeordneter
Anlässlich der Umbildung der italienischen Regierung vom Kabinett Conte I zu Kabinett Conte II lobte Berg die Politik des bisherigen Innenministers Matteo Salvini (Lega): Seenotrettung auf dem Mittelmeer sei „absolut unterstützenswert“, aber die aufgegriffenen Menschen sollten anschließend in nordafrikanische Länder gebracht werden. In Europa könne der Großteil der Geretteten nämlich langfristig weder seinen Lebensunterhalt verdienen noch sich integrieren, so Berg: „Die Vollbremsung unter Salvini war ok.“[26] Beim Thema Syrienkonflikt hat Berg die Militäraktionen der Türkei gegen die kurdische Bevölkerung scharf kritisiert. So hat Berg während einer Debatte im EU-Parlament davon gesprochen, dass die Kurden verraten wurden, nachdem diese den IS für uns bekämpft haben.[27] Berg bezeichnete die Entscheidung, Georgien den Beitrittsstatus für die EU zu versagen, in seiner Funktion als Mitglied im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten, als fatales Zeichen und großen strategischen Fehler der EU.[28] Berg sprach sich für die Westbindung Deutschlands und der Europäischen Union aus und warb dafür einen Umgang mit der Volksrepublik China zu finden, der diese als wichtigen Wirtschaftspartner und gleichzeitigen systemischen Rivalen versteht.[29]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Abgeordnetenprofil beim Landtag Baden-Württemberg in der 16. Wahlperiode
- Homepage
- Lars Patrick Berg in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Europaparteitag: Lars Patrick Berg zum Spitzenkandidaten gewählt, Pressemitteilung von Bündnis Deutschland vom 5. Oktober 2023, abgerufen am 6. Oktober 2023.
- ↑ Stuttgarter Zeitung, Stuttgart, Germany: Landtagswahl Baden-Württemberg: Kandidaten aus Main-Tauber, Balingen, Tuttlingen-Donaueschingen, Heilbronn und Singen - Stuttgarter Zeitung. In: stuttgarter-zeitung.de. Abgerufen am 8. Juni 2016.
- ↑ Südkurier: "Lars Patrick Berg gefällt der Job im Landratsamt"
- ↑ CV-Gesamtverzeichnis 2015 V - 296
- ↑ AfD Baden-Württemberg: Landtagskandidaten ( vom 24. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Gewählte Bewerberinnen und Bewerber, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, abgerufen am 14. März 2016.
- ↑ Rohheitsdelikte unter Asylbewerbern, Fraktion der AfD Baden-Württemberg, abgerufen am 6. Juni 2017.
- ↑ Die Abgeordneten der AfD Landtagsfraktion Baden-Württemberg, Fraktion der AfD Baden-Württemberg, abgerufen am 6. Juni 2017.
- ↑ Mitglieder des SEZ-Stiftungsrates ( vom 25. April 2019 im Internet Archive), Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg, abgerufen am 12. Juli 2017.
- ↑ Kandidatinnen und Kandidaten der deutschen Parteien zur Europawahl 2019. Abgerufen am 6. April 2020.
- ↑ Home | Lars Patrick BERG | MEPs | European Parliament. Abgerufen am 6. April 2020 (englisch).
- ↑ Delegation in Delhi/Indien. In: Lars Patrick Berg. 28. Oktober 2019, abgerufen am 6. April 2020 (deutsch).
- ↑ ‘We are not Muslim-hating Nazis’: EU lawmaker on delegation visiting Kashmir. 30. Oktober 2019, abgerufen am 6. April 2020 (englisch).
- ↑ AfD verliert weiteren Europa-Abgeordneten, stuttgarter-nachrichten.de, 11. Mai 2021
- ↑ Europaabgeordneter Berg schließt sich Kleinpartei LKR an. In: Die Zeit. 2. Juli 2021, abgerufen am 2. Juli 2021 (deutsch).
- ↑ Neue Partei „Bündnis Deutschland“: Mit Kubicki und Wagenknecht würden wir reden. In: The Germanz. 24. Januar 2023, abgerufen am 25. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ Europaparteitag: Lars Patrick Berg zum Spitzenkandidaten gewählt. In: Website von Bündnis Deutschland. 5. Oktober 2023, abgerufen am 6. Oktober 2023 (deutsch).
- ↑ Schwäbische Zeitung: Berg schreibt an Innenminister, abgerufen am 9. Juni 2017.
- ↑ Stuttgarter Nachrichten: Jeder will ein Präsidium haben, abgerufen am 9. Juni 2017.
- ↑ Südkurier: Weitere Stellungnahmen gegen ein künftiges Polizeipräsidium in Konstanz, abgerufen am 9. Juni 2017.
- ↑ Donau-Abstau: Berg kritisiert Untersteller. In: Schwäbische.de. (schwaebische.de [abgerufen am 10. August 2017]).
- ↑ Verlagshaus Jaumann: Mehr unerlaubte Einreisen, abgerufen am 9. Juni 2017.
- ↑ SWR: 187 minderjährige Verheiratete in BW, abgerufen am 9. Juni 2017.
- ↑ Stuttgarter Nachrichten: Zahl der Salafisten im Südwesten steigt an, abgerufen am 9. Juni 2017.
- ↑ Heilbronner Stimme: Parlamentarier auf Rekordkurs, abgerufen am 9. Juni 2017.
- ↑ Ende der Odysseen? In: evangelisch.de. 12. September 2019, abgerufen am 18. September 2019.
- ↑ Debate: MEPs call for action following Turkey's military operation in Syria | News | European Parliament. 23. Oktober 2019, abgerufen am 3. September 2020 (englisch).
- ↑ Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: EU-Erweiterung: Enttäuschung in Georgien. Abgerufen am 20. April 2023.
- ↑ Stuttgarter Nachrichten: Europawahlen: Eine neue Heimat rechts von der CDU. Abgerufen am 23. April 2024.
Personendaten | |
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NAME | Berg, Lars Patrick |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (Bündnis Deutschland, LKR, AfD), MdL, MdEP |
GEBURTSDATUM | 22. Januar 1966 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |