Lippe (Fluss)
Lippe | ||
Die Lippe bei Lünen | ||
Daten | ||
Lage | Nordrhein-Westfalen | |
Flusssystem | Rhein | |
Quelle | In Bad Lippspringe | |
Quellhöhe | Höhenangabe ist keine Zahl | |
Mündung | Bei Wesel in den Rhein | |
Mündungshöhe | Höhenangabe ist keine Zahl | |
Höhenunterschied | 116 m
Bitte Sohlgefälle manuell eingeben, da im Höhenunterschied auch Buchstaben enthalten sind. | |
Länge | Längenangabe ist keine Zahl | |
Einzugsgebiet | Einzugsgebiet ist keine Zahl | |
Linke Nebenflüsse | Beke, Pader, Alme, Heder, Ahse, Seseke | |
Rechte Nebenflüsse | Thune, Glenne, Stever | |
Großstädte | Paderborn, Hamm | |
Mittelstädte | Lippstadt, Lünen, Marl, Dorsten, Wesel | |
Kleinstädte | Bad Lippspringe | |
Einwohner im Einzugsgebiet | 1.874.000 |
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Die Lippe ist ein 255 km langer, rechter Nebenfluss des Rheines in Nordrhein-Westfalen mit einem Einzugsgebiet von 4.881,8 km². Am Pegel Hamm weist die Lippe einen mittleren Abfluss von 23 m³/s auf; dieser steigt bis zum Pegel Schermbeck nahe der Mündung auf 46 m³/s.
Flusslauf
Die Lippe entspringt als Karstquelle mit einer Schüttung von 0,740 m³/s am Westhang des Eggegebirges; erste Stadt an der Quelle ist das heutige Bad Lippspringe. Von dort fließt sie in südwestlicher Richtung nach Paderborn, wo sie das Wasser der Beke, der Pader, der Alme und der Thune aufnimmt. Am Zusammenfluss von Lippe und Pader in Paderborn-Schloß Neuhaus führt die Pader im Verhältnis zur Lippe etwa die dreifache Wassermenge. Einige hundert Meter flussabwärts weist die Alme am Zusammenfluss mit der Lippe mit 49,60 km eine fast vier mal so große Länge wie die Lippe bis zu diesem Punkt auf.
Beim Paderborner Stadtteil Sande wurde das Wasser des Flusses seit 1989 zum Lippesee gestaut, wird jedoch seit 2005 zwecks Renaturierung zum größten Teil in der Lippeseeumflut um den See herumgeführt. Weiter fließt die Lippe in westlicher Richtung durch den südlichen Teil der Westfälischen Bucht. Kurz hinter Lippstadt mündet von Norden die Glenne ein. Anschließend erreicht sie Lippetal und Hamm, wo ihr die Ahse zufließt. Nach Passieren von Werne und Bergkamen fließt sie durch Lünen, wo sie das Wasser der Seseke aufnimmt, und vorbei an Waltrop, Selm, Datteln, Olfen und Haltern, wo ihr die Stever zufließt. Nach Marl, Dorsten und Hünxe mündet sie schließlich bei Wesel in den Rhein.
Parallel zur Lippe verlaufen von Paderborn bis Lippstadt der Boker-Heide-Kanal, ein bedeutendes technisches Kulturdenkmal Westfalens, sowie von Hamm-Uentrop durch Bergkamen und Lünen bis Datteln der Datteln-Hamm-Kanal und von dort bis zur Mündung der Wesel-Datteln-Kanal.
Der Radfernweg Römerroute führt in weiten Teilen an der Lippe entlang.
Lippeschifffahrt
Die Geschichte der Lippeschifffahrt reicht mindestens bis in die Römerzeit zurück; denn bereits die Römer nutzten den Fluss, um ihre Güter mit Hilfe kleiner Schiffe zu transportieren. In späterer Zeit konnte sich die Lippeschifffahrt nicht recht entwickeln, da zahlreiche Mühlen und Sandbänke sowie die Zollschranken sie behinderten. Als jedoch 1815 mit dem Anschluss Westfalens an Preußen die Lippe auf ihrer gesamten Länge preußisch wurde, konnten Pläne zur Schiffbarmachung realisiert und die Schifffahrt ohne Zollschranken wirtschaftlich durchgeführt werden. Der Fluss wurde durch den Bau von Schleusen und Umgehungskanälen ausgebaut und war ab 1826 durchgängig bis Lippstadt schiffbar. Transportiert wurden insbesondere Salz, Getreide, Eisenerz, Steine und Holz. Die Fahrt von Hamm nach Wesel dauerte vier Tage, von Hamm nach Lippstadt einen Tag. Pferde auf Treidelpfaden zogen die Frachtkähne flussaufwärts. In den Jahren 1853–1856 unternahm der Gerichtssekretär Hermann aus Hamm den Versuch, die Dampfschifffahrt auf der Lippe zu etablieren. Im Jahr 1854 gründete er zusammen mit anderen Investoren die „Rhein- und Lippe Schleppschiffahrts-Gesellschaft“. Sie verfügte 1856 über drei Dampfschlepper sowie sechs größere und neun kleinere Schiffe für den Verkehr auf der Lippe. Der mangelhafte Ausbau des Flusses und die noch nicht ausgereifte Technik der Dampfschlepper verhinderten aber einen wirtschaftlichen Betrieb, weshalb die Gesellschaft im Jahr 1856 wieder aufgelöst und die Dampfschifffahrt auf der Lippe eingestellt wurde. Später stand auch die Konkurrenz der Eisenbahn einem wirtschaftlichen Betrieb der Schifffahrt auf der Lippe entgegen.
Erst im 20. Jahrhundert wurde wegen des Bedarfs an Gütertransporten für die Industrie der Schiffsverkehr wieder aufgenommen, jedoch nicht auf der Lippe selbst, sondern auf den dafür geschaffenen Kanälen entlang des Flusses, dem Datteln-Hamm-Kanal (ab 1914) und dem Wesel-Datteln-Kanal (ab 1930).
Wasserregulierung und industrielle Nutzung
Bei Hamm dient die Lippe der Wasserregulierung des westdeutschen Kanalnetzes. An der dortigen Schleuse kann durch eine 18 Meter breite Wehranlage Lippewasser im natürlichen Gefälle in den Datteln-Hamm-Kanal geleitet werden.
Das Wasser der Lippe wird ferner von einigen Kraftwerken, u. a. dem Gersteinwerk, zur Kühlung genutzt. Hierdurch erhöht sich die Wassertemperatur weit über das natürliche Maß hinaus. In heißen Sommern werden gezielt Kraftwerksblöcke abgeschaltet, um eine weitere Erhöhung der Wassertemperatur zu verhindern, weil dies zu einer Gefährdung der in der Lippe lebenden Fische führen würde.
Für den Hochwasserschutz und die Gewässerunterhaltung sind der Wasserverband Obere Lippe in Büren, die Bezirksregierung Arnsberg (Umweltverwaltung, Standort Lippstadt) und der Lippeverband in Essen zuständig.
Das Wasser der Lippe kann nicht zu Trinkwasser verarbeitet werden, weil es natürlicherseits und durch die Einleitung von Grubenwasser aus dem Steinkohlenbergbau einen erheblichen Gehalt an Chloriden hat.
Weblinks
- Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im Teileinzugsgebiet Lippe
- Gewässersteckbrief
- Offizielle Webseite des Lippeverbandes
- Die Lippe und ihre Aue – historische Entwicklung, Landschaft und Besiedlung
- Bericht der Internationalen Kommission für die Hydrologie des Rheingebietes
Literatur
- Karl Brandt: Über die Ältere Eisenzeit an der Lippe. Vestische Zeitschrift Bd. 61, 5–18.
- Eckhard Bremer: Die Nutzung des Wasserweges zur Versorgung der römischen Militärlager an der Lippe (2001)
- Adolf Dorider: Der preußische Salztransport auf der Lippe vor der Kanalisation des Flusses im 19. Jahrhundert. Vestische Zeitschrift Bd. 52, 105-107.
- Georg Feil: Alte Lippeläufe bei Dorsten. Vestische Zeitschrift Bd. 37, 60–70.
- Fritz Gehne: Das erste Dampfschiff auf der Lippe. Nach zeitgenössischen Berichten. Vestische Zeitschrift Bd. 52, 97–104.
- Joseph Grewe: Die Umladestelle auf der Lippe bei Forck zu Lippe. Vestische Zeitschrift Bd. 52, 108–111.
- Werner Koppe: Die Lippeschiffer. Zur Geschichte eines ausgestorbenen Berufes. Vestische Zeitschrift Bd. 84/85, 241–299.
- Werner Koppe: Arbeitsplatz Lippe. Der Fluss und seine Bedeutung im 19. Jahrhundert. Vestische Zeitschrift 100, 317–329.
- Werner Koppe: Die Lippewasserstraße (2004)
- M. Krackhecken: Die Lippe (1939)
- Heinrich Schäpers: Der Kampf der Marler Lippeanwohner gegen die Zerstörung ihrer Flußufer durch die Kanalisierung der Lippe. Vestische Zeitschrift Bd. 58, 91–99.
- Franz Schuknecht: Die Dorstener Lippetalung als geschichtlicher Lebensraum. Ein Beitrag zur Geschichte der Erschließung in den vorindustriellen Epochen. Vestische Zeitschrift Bd. 90/91, 17–52.
- Gerhard Strotkötter: Die Bestrebungen zur Verbesserung der Schiffbarkeit der Lippe im 15., 17. und 18. Jahrhundert. Vestische Zeitschrift Bd. 4, 53–89.
- Gerhard Strotkötter: Die Lippeschiffahrt im neunzehnten Jahrhundert. Vestische Zeitschrift Bd. 5, 65–143.
- Gerhard Strotkötter: Die Bestrebungen zur Verbesserung der Schiffbarkeit der Lippe im 15., 17. und 18. Jahrhundert. Vestische Zeitschrift Bd. 16, Beilage mit 146 Seiten.
- Gerhard Strotkötter: Beschwerde der niederländischen Städte über die Erhöhung des kurkölnischen Zolls auf der Lippe 1559–60. Vestische Zeitschrift Bd. 7, 120–123.
- Alexander Thomsen: Neue Cro-Magnon-Funde aus dem Lippetal bei Dorsten. Vestische Zeitschrift Bd. 46, 5–13.
- Johann von der Wülbecke: Beitrag zur Geschichte der unteren Lippe im Raume Waltrop vor der großen Vereisung (Saaleeiszeit). Vestische Zeitschrift Bd. 70/71/72, 97–103.