Geodaten zu dieser Seite vorhanden

Liste der Stolpersteine in Eppendorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Liste der Stolpersteine in Eppendorf enthält die Stolpersteine, die vom Kölner Künstler Gunter Demnig in der Gemeinde Eppendorf im Landkreis Mittelsachsen verlegt wurden. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie liegen im Regelfall vor dem letzten selbst gewählten Wohnsitz des Opfers.

Die erste Verlegung in Eppendorf erfolgte am 22. September 2006.

Liste der Stolpersteine

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben

HIER WOHNTE
ANNA
KATZENSTEIN
GEB. OPPENHEIMER
JG. 1907
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1939 CHEMNITZ
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 31.3.1943
Borstendorfer Straße 15
(Lage)
Stolpersteine für Fam. Katzenstein
Anna Katzenstein geb. Oppenheimer wurde am 12. November 1907 in Neustadt an der Weinstraße geboren. Sie war lange Zeit Sprechstundenhilfe von Dr. Ludwig Katzenstein, bevor sie seine Ehefrau wurde. Obwohl ihr Ehemann hoch angesehen war, musste er 1938 die Praxis schließen und die Gemeinde verlassen. Das Ehepaar übersiedelte nach Chemnitz. Beide wurden von Leipzig aus am 27. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Anna Katzenstein wurde am 31. März 1943 ermordet, ihr Ehemann am 2. Mai 1943.[1][2]

HIER WOHNTE
FRIEDRICH
KATZENSTEIN
JG. 1889
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1938 LEIPZIG
'SCHUTZHAFT' 1938
GEFÄNGNIS LEIPZIG
DEPORTIERT 1943
RIGA
ERMORDET
Friedrich Katzenstein wurde am 17. Juni 1889 in Eisleben geboren. Seine Eltern waren der Viehhändler Moritz Katzenstein (1855–1922) und Emma geb. Heilbrun (1852–1907). Er hatte fünf Geschwister, Alfred (geb. 1882), Jenny (geb. 1883), Meinhold (1885–1932), Gertrud (geb. 1886) und Ludwig (geb. 1887). Zeitweilig lebte er bei seinem Bruder Ludwig, der als Haus- und Schularzt in Eppendorf lebte. Friedrich Katzenstein wurde 1938 in sogenannte „Schutzhaft“ genommen und war im Gefängnis von Leipzig inhaftiert. Er wurde freigelassen, später wiederum inhaftiert und 1942 in das Ghetto Riga verschleppt. Friedrich Katzenstein wurde vom NS-Regime im Zuge der Shoah ermordet.[1][3]

Ebenfalls vom NS-Regime ermordet wurden drei seiner Geschwister, Alfred, Jenny und Ludwig, sowie seine Schwägerin Anna.


HIER WOHNTE
DR. LUDWIG
KATZENSTEIN
JG. 1887
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 2.5.1943
Dr. Ludwig Katzenstein wurde am 29. Oktober 1887 in Eisleben geboren. Seine Eltern waren Moritz Katzenstein (1855–1922) und Emma geb. Heilbrun (1852–1907). Er hatte fünf Geschwister, Alfred (geb. 1882), Jenny (geb. 1883), Meinhold (1885–1932), Gertrud (geb. 1886) und Friedrich (geb. 1889). Er studierte Medizin, etablierte eine Praxis in Eppendorf und war dort auch als Schularzt tätig. Er heiratete Anna geb. Oppenheimer, seine Sprechstundenhilfe. In seinem Haushalt lebte auch längere Zeit sein jüngster Bruder, Friedrich. Durch die Nürnberger Gesetze und den strukturellen Antisemitismus musste der hoch angesehene Arzt die Praxis schließen und die Gemeinde verlassen. Jüdischen Ärzten war ab 1938 die Ausübung ihres Berufs generell untersagt. Das Ehepaar übersiedelte nach Chemnitz. Dr. Ludwig Katzenstein und seine Frau wurden beide am 27. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert. Seine Frau wurde dort am 31. März 1943 ermordet. Ludwig Katzensteine am 2. Mai 1943.[1][4]
Stolperstein in Chemnitz

Drei der vier noch lebenden Geschwister wurden im Zuge der Shoah ermordet, Alfred Katzenstein im Vernichtungslager Sobibor, Jenny Wallach und Friedrich Katzenstein im lettischen Riga.[5][6] Die jüngere Schwester, Gertrud Friedmann, konnte nach Shanghai flüchten, doch dort starben ihr Mann und ihre Tochter. Sie flüchtete weiter in die Vereinigten Staaten, wo sie zu einem unbekannten Zeitpunkt nach 1947 starb.[7]

Für Ludwig Katzenstein wurde 2009 auch in Chemnitz ein Stolperstein verlegt.

  • 15. Oktober 2008: Dr. Ludwig Katzenstein
  • 5. August 2014: Anna Katzenstein, Friedrich Katzenstein

Initiiert wurden die Stolpersteine in Mittelsachsen vom Verein „Initiative für Demokratie ohne Extremismus Mittelsachsen“. Bei den Verlegungen waren deren Vertreter anwesend, ebenso Vertreter der Gemeinden und der Bürger.[1]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Steine, um darüber zu stolpern. blick.de, 9. August 2014, abgerufen am 23. Januar 2021.
  2. Katzenstein, Anna. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 20. Februar 2021.
  3. Katzenstein, Friedrich. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 20. Februar 2021.
  4. Katzenstein, Ludwig. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 20. Februar 2021.
  5. ALFRED KATZENSTEIN. In: The Central Database of Shoah Victims' Names. Yad Vashem, abgerufen am 23. Januar 2021.
  6. JENNY WALLACH. In: The Central Database of Shoah Victims' Names. Yad Vashem, abgerufen am 23. Januar 2021.
  7. Synagoge Eisleben: Family Group Sheet, abgerufen am 23. Januar 2021