hr2-kultur

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Vorlage:Infobox Hörfunksender

hr2-kultur ist das zweite Hörfunkprogramm des Hessischen Rundfunks (hr). Es ist ein Kulturprogramm, vergleichbar mit SWR2 und Deutschlandradio Kultur, und neben hr-info das einzige (historisch deutlich ältere) Einschaltprogramm des hr. hr2 ist das einzige Programm des hr mit langen Wort- und Musikangeboten und frei von kommerzieller Werbung.

Das Programm besteht seit dem 15. Oktober 1950 und wurde von Beginn an nur über UKW-Frequenzen ausgestrahlt. Die offizielle Bezeichnung war bis weit in die 1980er-Jahre hinein „Zweites Programm“. Die Abkürzung hr2, hausintern schon länger üblich, setzte sich erst Mitte der 1980er-Jahre – zunächst als Ergänzung zum offiziellen Namen – auch in der Außendarstellung durch. Mit Einführung des Programms hr4 am 6. Oktober 1986 wurden dann alle hr-Hörfunkprogramme einheitlich hr1, hr2, hr3 und hr4 benannt. Im September 2007 wurde der Name in hr2-kultur geändert.

hr2 gilt in Hessen als wichtiger Kulturfaktor, da es das kulturelle Leben in Hessen widerspiegelt und häufig Koproduktionspartner der wichtigsten Kulturinstitutionen des Bundeslands ist. Ferner gilt hr2 als Kulturproduzent, da seine Sendungen häufig als öffentliche Veranstaltungen entstehen; dies gilt insbesondere für die beiden Klangkörper: die hr-Bigband und das hr-Sinfonieorchester.

Die im Juli 2015 veröffentlichte Media-Analyse wies für hr2 eine Tagesreichweite von werktags 84.000 Hörern aus.[1] Bei der im März 2014 veröffentlichten Media-Analyse war hr2 an Werktagen auf 94.000 Hörer in Hessen gekommen,[2] im Juli 2014 auf 97.000 Hörer in Hessen.[3]

Programm

Blick vom Mischpult in einen der beiden hr2-Sprecherräume

Unter dem Motto „Bleiben Sie neugierig!“ (bis 2016: „Ihr Kulturradio für Hessen“) orientieren sich die Programmgestalter von hr2 an einem weit gefassten Kulturbegriff, wie dies auch im klassischen und im neuen Feuilleton der Qualitätszeitungen der Fall ist. Wesentlicher Bestandteil des Angebots von hr2 ist aber auch nach einer Programmreform im September 2005 sein Musikangebot, das von Klassik bis Jazz reicht und vor allem morgens und am späteren Nachmittag auch Weltmusik und Chanson umfasst. Diese Programmreform war nötig geworden, weil das zuvor vom Hessischen Rundfunk produzierte reine Klassikprogramm „hr-Klassik“ im Herbst 2005 aus Kostengründen eingestellt wurde. Der Ende 2003 erweiterte Wortanteil von hr2 wurde dabei im Herbst 2005 wieder etwas reduziert. Zugleich wurden aber auch zwischen den Musikgattungen liegende Sendungen wie Der neue Klang im Jazz von Ulrich Olshausen nicht weiter verfolgt. Eine weitere Verkürzung des Wortanteils erfolgte ab Januar 2014.

Feste Programmbestandteile sind jedoch weiterhin Hörspiele, Radio-Features, Literaturkritik, Beiträge zu Philosophie und Religion sowie an Wochenenden Sendungen für Kinder. Eine Besonderheit ist die montags bis freitags von 12:05 bis 12:55 Uhr (Wiederholung: 23:05 bis 23:55 Uhr) gesendete Reihe Doppelkopf, in der jeweils ein prominenter oder aus anderen Gründen interessanter Gesprächspartner ausführlich zu Wort kommt.

Das Abendprogramm beginnt mit dem Musikereignis (bis Juli 2011: Kulturereignis): der Aufzeichnung eines Konzerts oder einer Oper. Dienstags wird an diesem Sendeplatz traditionell die Neue Musik gepflegt. Am Samstagabend moderierte Peter Härtling seit 1975 mehrmals im Jahr die Quiz-Sendung Literatur im Kreuzverhör mit Beteiligung der Hörer und des Publikums vor Ort in einer öffentlichen Bibliothek oder in einer Buchhandlung.[4] Seit Januar 2016 ist Das kleine Literaturquiz an dessen Stelle getreten.

Überregional bekannt wurde der Sender durch das bereits 1966 entstandene und bis heute jährlich fortgeführte Funkkolleg sowie die seit 1997 publizierte Hörbuchbestenliste, die jeden Monat von einer Fachjury für hr2 erstellt wird. Im Januar 2014 wurde allerdings das bis dahin in hr2-kultur verankerte hr-Bildungsprogramm – die Sendereihen Wissenswert (von den 1950er- bis in die 1980er-Jahre „Schulfunk“) und Funkkolleg – ans Wochenend- und Abendprogramm von hr-info abgegeben.

Morgens von 6 bis 9 Uhr (bis Juli 2011: bis 10 Uhr sowie nachmittags von 17 bis 18 Uhr[5]) bestimmt das Magazin Mikado das Programm von hr2, in dem sich Musikstücke aus Klassik, anspruchsvoller U-Musik und Weltmusik mit Feuilletons, Reportagen und Interviews zum politischen und kulturellen Zeitgeschehen mischen. Das Magazin hat den Anspruch, nicht nur das tagesaktuelle Geschehen nachzuzeichnen, sondern darüber hinaus durch vielseitige und differenzierte Themenbehandlung meinungs- und stilbildend zu wirken. Das Libretto schließt sich in der Zeit von 9 bis 12 Uhr an, eine moderierte Magazinsendung, die Klassik und Literatur miteinander verbindet. Darin wird unter anderem das „Buch der Woche“ vorgestellt, außerdem gibt es eine Lesung in Fortsetzungen zu hören.

Nachmittags wird seit dem 12. September 2011 das Magazin Fidelio gesendet, das Elemente aus Mikado aufgreift und übernimmt, aber auch klassische Musik bringt. Nachts, von 0.05 bis 6 Uhr, wird das ARD-Nachtkonzert übernommen, das alle zwei Wochen in der Nacht zum Donnerstag von hr2 selbst produziert wurde, bevor das Nachtkonzert ausschließlich vom Bayerischen Rundfunk gesendet wurde.

Aufmerksamkeit hat die monothematische Wortsendung Der Tag geweckt, die im Sommer 2004 von hr1 in das Programm von hr2 wechselte. Die Sendung wird montags bis freitags von 18:05 bis 18:55 ausgestrahlt und beleuchtet ein tagesaktuelles Thema ausführlich und aus verschiedenen Blickwinkeln, meist mit witzigen, ironischen oder sarkastischen Einspielern. Für diese Sendung, die live verschiedene Telefon- und Studiogespräche enthält, ist ein überdurchschnittlicher Rechercheaufwand erforderlich. Samstags wurde an diesem Sendeplatz bis Juli 2011 die Sendung hr2 kontrovers gesendet, in der unter telefonischer Beteiligung der Hörer mit einem Studiogast jeweils ein aktuelles Thema eine Stunde lang diskutiert werden konnte. An die Stelle von kontrovers tritt seit September 2011 das Hörbuchmagazin Audio.

Das traditionelle Wunschkonzert am Sonntagnachmittag wurde nach mehreren Jahrzehnten an diesem Sendeplatz im September 2011 zum letzten Mal gesendet. An seine Stelle tritt seitdem die Sendung Belcanto, in der virtuoser Kunstgesang zu Gehör gebracht wird. Die Kleinkunst verlor ihren angestammten Sendeplatz und wird nunmehr in der Kulturszene Hessen sonntags von 12.05 Uhr bis 13.00 Uhr berücksichtigt – auf Kosten anderer kultureller Ereignisse, die hier dokumentiert werden, insbesondere aus dem literarischen Leben.

Während der Sommermonate von Juli bis September übernimmt hr2-kultur seit 2009 im Abendprogramm das ARD-Radiofestival von der jeweils gebenden Anstalt.

Sendungsbegleitende Informationen im RDS

Wie bei seinen anderen Programmen verletzt der Hessische Rundfunk auch bei hr2 die Definitionen des RDS-Standards[6], indem er die Anzeige des Sendernamens (PS) auf UKW für die Übermittlung gespielter Titel mit Interpret und unregelmäßig auch Telefonnummern (z. B. Stauhotline) zweckentfremdet. Diese Informationen werden zusätzlich auch normkonform im Radiotext übertragen.

Empfang

Das Programm ist in weiten Teilen Hessens und einigen an Hessen angrenzenden Gebieten über UKW und europaweit über DVB-S zu hören, zudem in Hessen und angrenzenden Gebieten im Kabelnetz. Seit 1. Dezember 2011 wird das Programm auch per Digitalradio über den hr-Multiplex im Standard DAB+ verbreitet. War das Digitalradio zu Beginn nur im Rhein-Main-Gebiet zu empfangen[7], werden mittlerweile auch der Großraum Kassel sowie Teile Mittelhessens versorgt. Seit März 2007 wird hr2 auch als Live-Streaming im Internet verbreitet. Ferner ist seit Herbst 2010 auf der hr2-Website ein „RadioRecorder“ herunterzuladen, mit dessen Hilfe gezielt hr2-Sendungen am Computer vom Livestream aufgezeichnet und lokal im Format mp3 gespeichert werden können, um sie zeitversetzt anzuhören oder auf einen MP3-Player zu überspielen. Ausgewählte Beiträge werden zudem in einem Kurzzeitarchiv als Flash-Dateien im Internet und als Podcast bereitgestellt.

Kontroverse um die „Umwidmung“ von Frequenzen 2013

Am 11. Februar 2013 kündigte der Hessische Rundfunk kurzfristig über seine Internetseite an, hr2-kultur – mit Ausnahme von einigen Füllsendern – landesweit nur noch über zwei UKW-Frequenzen zu übertragen. Wenig später, kurz nach 14 Uhr, wurden die anderen UKW-Frequenzen komplett abgeschaltet. Die übrigen Frequenzen gingen an die Infowelle hr-info und an das Jugendprogramm You FM. Die Frequenzen gingen am darauffolgenden Tag ab 6 Uhr mit den neuen Programmen in Betrieb. Hörer, die hr2-kultur nur über die – so der hr – „umgewidmeten“ Frequenzen empfangen konnten, wurden auf die übrigen Empfangswege verwiesen.[8][9][10]

Allerdings wurde von den Standorten Biedenkopf und Hardberg, die aufgegeben worden sind, noch nicht über DAB+ gesendet, so dass in diesen Landstrichen ein terrestrischer Empfang von hr2-kultur nicht mehr möglich war.[11] Auch im südlichen Odenwald kann hr2-kultur seitdem nicht mehr empfangen werden. Ein Sprecher des Hessischen Rundfunks bestätigte gegenüber dem Darmstädter Echo, „dass in Randbereichen Empfangslücken entstehen“, die von der Sendeleitung in Kauf genommen würden.[12] In einer nachträglich am 14. Februar 2013 herausgegebenen Pressemitteilung zu den neuen Empfangsmöglichkeiten für hr-info wird nicht erwähnt, dass es sich dabei um Frequenzen handelt, die bis dahin von hr2-kultur genutzt worden waren, und wie die hr2-Hörer von nun an versorgt werden sollen.[13]

Die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien kritisierte, sie sei von der Umschaltung der Frequenzen ebenso wenig vorab informiert worden wie das Deutschlandradio. Die LPR sei „vor vollendete Tatsachen gestellt worden.“ Der hr sei nicht befugt gewesen, die Frequenzen eigenmächtig zu ändern.[14] Der private Rundfunkbetreiber Hit Radio FFH sprach von „Taschenspielertricks des hr, um sich technisch in Vorteil zu bringen“, und verlangte eine rechtliche Prüfung der Frequenzänderung.[14][15][16] Der Sprecher der Hessischen Landesregierung vertrat dagegen den Standpunkt, der hr habe rechtmäßig gehandelt, weil es sich um Frequenzen handele, die nach alter Rechtslage noch vor der Einführung des privaten Rundfunks im Jahr 1988 vergeben worden seien.[14]

Kai Ludwig wies in den Radio-News des Medienmagazins von Radio Eins auf den „Paradigmenwechsel“ hin, „nur noch den Mainstreamformaten HR 1, HR 3 und HR 4 eine ausgebaute UKW-Verbreitung zuzugestehen und mit HR 2 das einzige noch bestehende Programm des Hessischen Rundfunks, das den Bereich der sogenannten Hochkultur abdeckt, mit den ursprünglichen digitalen Zusatzangeboten gleichzusetzen.“[16] Unter Zugrundelegung der Empfehlung ITU-R BS.412-9 („Planungsstandards für terrestrischen FM-Hörfunk auf UKW“) der Internationalen Fernmeldeunion könne „von einer flächendeckenden Stereoversorgung nach diesen Kriterien […] bei HR 2 jetzt nicht mehr gesprochen werden, wobei sich die Lücken westlich der Rhön und vor allem – dort auch bis hin zum tatsächlichen Totalausfall – in der Nähe der Grenze zu Nordrhein-Westfalen auftun“, ergänzt Ludwig in einem Beitrag im Radio-Kurier.[17]

Am 1. Dezember 2015 fand an den UKW-Sendern Marburg (98,5 MHz), Korbach (102,6 MHz), Bad Hersfeld (106,9 MHz) und Alsfeld (104,0 MHz) ein Programmwechsel von hr-info zu hr2-kultur statt.[18] Damit wurden die im Februar 2013 entstandenen Lücken in der UKW-Versorgung von hr2-kultur zu einem kleinen Teil gefüllt.

Bilder

Logos

Historische Sendungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. hr behauptet Spitzenstellung im hessischen Radiomarkt. Pressemitteilung vom 22. Juli 2015
  2. YOU FM etabliert sich am Radiomarkt. hr-online.de vom 5. März 2014. Abgerufen am 5. März 2014.
  3. Media-Analyse: YOU FM und hr-iNFO mit Rekordreichweiten. hrPressemitteilung vom 15. Juli 2014. Abgerufen am 15. Juli 2014.
  4. Seit 30 Jahren befindet sich „Literatur im Kreuzverhör“, FAZ.NET, 11. Oktober 2005.
  5. Zur Programmreform 2011 vgl.: Von „Libretto“ bis „Belcanto“. hr2-kultur startet renoviert in den Herbst. hr-Pressemitteilung vom 9. September 2011.
  6. How to implement PS correctly. RDS Forum
  7. Hessischer Rundfunk startet mit Digitalradio. Pressemitteilung des hr vom 28. November 2011
  8. hr widmet UKW-Frequenzen um. In: satnews.de. 11. Februar 2013. Abgerufen am 11. Februar 2013.
  9. Ankündigung auf der Startseite von hr2 am 11. Februar 2013 (Bildschirmfoto): „Der Hessische Rundfunk stimmt seine Frequenzen besser auf den Bedarf ab. Es gab in einigen hessischen Gebieten eine Unterversorgung mit Hörfunkprogrammen des hr. Durch die Umwidmung von Frequenzen wird es für viele Hessen erstmals die Möglichkeit geben, hr-iNFO und YOU FM über UKW zu empfangen. Für die meisten Hörer von hr2-kultur wird sich nichts ändern. Falls Empfangsprobleme auftauchen sollten, empfehlen wir den Wechsel auf die Frequenzen 95,5 oder 96,7. Sollte das in einigen wenigen Bereichen bedauerlicherweise nicht möglich sein, empfiehlt sich als Alternative Kabel, Satellit, Internet und Digitalradio. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an das Hörertelefon.“ Diese Information war bereits am 14. Februar 2013 ersatzlos von der hr2-Startseite entfernt.
  10. Kai Ludwig: UKW-Teilabschaltung bei HR 2@1@2Vorlage:Toter Link/www.radioeins.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven). In: Medienmagazin - Radio-News. Rundfunk Berlin Brandenburg, Radio Eins. 12. Februar 2013. Abgerufen am 17. Februar 2013.
  11. Tom Sprenger: hr widmet hr2-Frequenzen für YOU FM und hr info um (Memento vom 21. Dezember 2013 im Internet Archive). In: radiowoche.de. 11. Februar 2013. Abgerufen am 11. Februar 2013.
  12. HR-Kulturfunk für Teile der Oberzent abgeschaltet. Infrastruktur – Umstellung auf Populärprogramm YouFM. In: Darmstädter Echo. 13. Februar 2013. Abgerufen am 15. Februar 2013.
  13. hr-iNFO jetzt hessenweit. Pressemitteilung des hr. 14. Februar 2013. Abgerufen am 16. Februar 2013.
  14. a b c Grete Götze: Ärger um getauschte hr-Frequenzen. In: Frankfurter Rundschau. 13. Februar 2013. Abgerufen am 15. Februar 2013.
  15. Umstrittene Umstellung: Hessischer Rundfunk sendet auf hr2-Frequenzen jetzt You FM. In: Journal Frankfurt. 12. Februar 2013. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  16. a b Kai Ludwig: Debatte zur Frequenzumschaltung beim HR (Memento vom 12. April 2013 im Webarchiv archive.today). In: Medienmagazin - Radio-News. Rundfunk Berlin Brandenburg, Radio Eins. 13. Februar 2013. Abgerufen am 17. Februar 2013.
  17. Kai Ludwig: HR – Das Schweigen der Hörer (PDF; 461 kB). In: Radio-Kurier. Nr. 4/2013. S. 24–26, 25.
  18. hr tauscht Frequenzen in Marburg, Korbach, Bad Hersfeld und Alsfeld. Pressemitteilung des Hessischen Rundfunks vom 30. November 2015. Abgerufen am 2. Dezember 2015.