Mike Boit

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Mike Boit
Voller Name Michael Kipsubut Boit
Nation Kenia Kenia
Geburtstag 6. Januar 1949
Geburtsort EldoretKenia
Beruf Hochschullehrer
Karriere
Nationalkader seit 1972
Status zurückgetreten
Karriereende 1983
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Commonwealth Games 1 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Afrikameisterschaften 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Bronze München 1972 800 m
Logo der Commonwealth Games Federation Commonwealth Games
Gold Edmonton 1978 800 m
Silber Christchurch 1974 800 m
Bronze Brisbane 1982 1500 m
Afrikameisterschaften
Gold Dakar 1979 1500 m
letzte Änderung: 23. Dezember 2014

Michael Kipsubut Boit, bekannt unter seinem Rufnamen Mike Boit (* 6. Januar 1949 in Eldoret), ist ein ehemaliger kenianischer Mittelstreckenläufer, der bei den Olympischen Spielen 1972 in München die Bronzemedaille über 800 m gewann und danach über ein Jahrzehnt lang der Weltspitze angehörte. Nach dem Ende seiner leistungssportlichen Karriere schlug er eine akademische Laufbahn als Hochschullehrer an der Kenyatta University ein.

Kindheit und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boit ist Angehöriger der Volksgruppe der Nandi.[1] Er besuchte bis 1969 die St. Patrick's High School in Iten, die später als „Geburtsstätte“ zahlreicher Spitzenathleten wie beispielsweise Peter Rono, Matthew Birir und Ibrahim Hussein bekannt wurde.[2] Dort entdeckte man bereits früh Boits läuferisches Talent. 1969 wurde er nationaler High-School-Meister im 800-Meter-Lauf. Seine Eltern hingegen legten vor allem Wert auf seine schulischen Leistungen und achteten darauf, dass er stets zu den Klassenbesten gehörte, damit er von den Schulgebühren befreit wurde.[3] Danach ging er an das Kenyatta University College, das er 1972 mit einem Diplom in Sporterziehung verließ.

Sportliche Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Internationale Aufmerksamkeit erlangte der 1,80 m große und 68 kg schwere Boit erstmals bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Im 800-Meter-Lauf gewann er hinter dem US-Amerikaner Dave Wottle und dem für die Sowjetunion laufenden Jewgeni Arschanow, aber vor Franz-Josef Kemper die Bronzemedaille. In der öffentlichen Wahrnehmung blieb dieses Rennen vor allem wegen der starken Endspurts von Wottle und Kemper in Erinnerung, die eingangs der Zielgeraden noch auf Platz vier bzw. acht gelegen hatten.[4][5] Außerdem belegte Boit im 1500-Meter-Lauf den vierten Platz. Eine weitere Olympiateilnahme blieb ihm verwehrt, weil Kenia die Spiele 1976 in Montreal und 1980 in Moskau boykottierte.[6]

Trotzdem gelang es Boit, sich über Jahre hinweg in der Weltspitze zu etablieren. Bei den British Commonwealth Games 1974 in Christchurch gewann er über 800 Meter die Silbermedaille hinter seinem Landsmann John Kipkurgat und verwies den späteren 1500-Meter-Lauf-Olympiasieger John Walker aus Neuseeland auf den dritten Rang. 1976 stellte Boit bei seinem Sieg beim Internationalen Stadionfest Berlin mit einer Zeit von 1:43,57 Minuten einen Afrikarekord im 800-Meter-Lauf auf. Im folgenden Jahr traf er beim Leichtathletik-Weltcup 1977 in Düsseldorf auf den Doppelolympiasieger Alberto Juantorena aus Kuba. In dem mit Spannung erwarteten Duell über 800 Meter musste sich Boit um eine Zehntelsekunde geschlagen geben.[7] Der spätere Weltmeister Willi Wülbeck aus Deutschland erreichte das Ziel mit deutlichem Rückstand auf die beiden als Dritter.

Bei den Commonwealth Games 1978 in Edmonton feierte Boit im 800-Meter-Lauf einen ungefährdeten Sieg vor dem Jamaikaner Seymour Newman. Im folgenden Jahr startete er bei der ersten Austragung der Leichtathletik-Afrikameisterschaften in Dakar im 1500-Meter-Lauf. Er siegte vor dem Algerier Abderrahmane Morceli, älterer Bruder des späteren Weltmeisters und Olympiasiegers Noureddine Morceli. 1980 lief Boit in San Diego einen Hallenweltrekord über 880 Yards. Im Jahr darauf wurde er zu Kenias Sportler des Jahres gekürt.

Seine letzte internationale Medaille errang Boit bei den Commonwealth Games 1982 in Brisbane. Hinter dem frisch gebackenen Europameister Steve Cram aus England und John Walker belegte er im 1500-Meter-Lauf den dritten Rang. Über dieselbe Distanz erreichte er bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1983 in Helsinki das Finale, wurde dort jedoch nur Zwölfter und damit Letzter.

Boit blieb dem Laufsport dennoch einige weitere Jahre aktiv verbunden. Zuletzt stellte er Anfang 1989 bei einem Meilenlauf in East Rutherford mit einer Zeit von 4:15,48 Minuten einen Hallenweltrekord in der Altersklasse M40 auf.[8]

Boits Training bestand vor allem aus Tempoläufen (zum Teil als Fahrtspiel) auf der Grundlage von vielen ruhigen Kilometern. Hierdurch war er in der Lage, seine Wettkämpfe sehr variabel zu gestalten und auch in Kenia und als Student in den USA im Crosslauf die dort üblichen 6,5 km zu laufen.[9]

Persönliche Bestzeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplin Bestleistung Datum und Ort
800 Meter 1:43,57 min 20. August 1976, Berlin
800 Meter (Halle) 1:47,20 min 22. Februar 1980, San Diego
1000 Meter 2:15,30 min 23. September 1977, Wattenscheid
1000 Meter (Halle) 2:21,40 min 17. Februar 1973, New York City
1500 Meter 3:33,67 min 28. August 1981, Brüssel (Zwischenzeit)
1 Meile 3:49,45 min 28. August 1981, Brüssel
2000 m 4:59,43 min 4. September 1985, Rieti
3000 m 7:45,61 min 17. Juli 1982, London
5000 m 13:35,70 min 31. August 1982, Luxemburg

Akademische Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Eingang zum Hauptcampus der Kenyatta University in Nairobi
Mike Boits Neffe Philip Boit versuchte sich als Skilangläufer.

Bereits während seiner Zeit als Leistungssportler trieb Boit seine Ausbildung voran. An der Eastern New Mexico University in Portales absolvierte er ein Studium in Sporterziehung mit dem Nebenfach Biologie, das er 1976 mit einem Bachelor of Sciences abschloss. In den beiden folgenden Jahren erwarb er an der Stanford University zwei Masterabschlüsse. Von 1978 bis 1979 war er erstmals als Gastdozent an der Kenyatta University tätig.

1986 promovierte er an der University of Oregon in Eugene zum Doktor der Erziehungswissenschaften. Seine Dissertation trägt den Titel The Relationship of Teacher Behaviour to Student Achievement in High and Low Achievement High Schools in Nairobi. Seit 1987 ist er Senior Lecturer an der Kenyatta University.

Daneben besetzte er diverse Ämter in der Sportverwaltung. Von 1989 bis 1999 war er Mitglied der Athletenkommission des Leichtathletik-Weltverbands IAAF und von 1992 bis 1995 im Verwaltungsrat der Special Olympics. Zwischen 1990 und 1997 war er Staatsbeauftragter für Sport in Kenia.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1983 unterbot Boit den damaligen Weltrekord des Briten Sebastian Coe über die Meile mit 3:28,36 Minuten um 19 Sekunden – allerdings auf stark abschüssiger Straße in Auckland bei etwa 190 m Höhenunterschied.[10] Coe indes hatte seinen Weltrekord (3:47,33 Minuten) zwei Jahre zuvor im direkten Duell mit Boit beim Memorial Van Damme in Brüssel erzielt.[11]

1998 erlangte Boits Neffe Philip Boit internationale Bekanntheit als Skilangläufer und damit erster Teilnehmer Kenias an Olympischen Winterspielen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Spiegel: Die Hungrigen gewinnen. Ausgabe 32/1995
  2. John Bale: Kenyan Running: Movement Culture, Geography, and Global Change. Frank Cass, London 1996. ISBN 0-7146-4684-9
  3. Robert Hartmann: Eine Geschichte über Professor Dr. Mike Boit von der Yomo-Kenyatta-University in Nairobi. German Road Races, archiviert vom Original am 25. November 2015; abgerufen am 25. April 2024.
  4. Wottle/Arzhanov/Boit:1972 OG 800m.Final,Munich. Final im Video bei YouTube (2. min.)
  5. Sports Illustrated: Dave Wottle (englisch), 2. Juli 2007
  6. Der Spiegel: Kampf gegen die Böcke. Ausgabe 40/1981
  7. Sports Illustrated: Runners Mike Boit And Alberto Juantorena (Memento vom 1. November 2013 im Internet Archive) (englisch), 23. Dezember 2002
  8. Los Angeles Times: O'Sullivan Wins Mile, Sets 1,500 Record, Too (englisch), 11. Februar 1989
  9. Arnd Krüger: Viele Wege führen nach Olympia. Die Veränderungen in den Trainingssystemen für Mittel- und Langstreckenläufer (1850–1997). In: N. Gissel (Hrsg.): Sportliche Leistung im Wandel. Czwalina, Hamburg 1998, S. 41–56; https://www.letsrun.com/2010/juantorena-coe-kipketer-rudisha-1120.php
  10. The New York Times: A Sub-3:30 Mile (englisch), 9. April 1983
  11. Sports Illustrated: Coe On The Go (englisch), 7. September 1981