Mission (Christentum)

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Der Apostel Paulus predigt in Athen, Skizze nach Raffael
Der Missionar Eric Jansson, taufend in Brasilien, 1910

Der Begriff Mission leitet sich vom lateinischen „missio“ (Sendung) ab und bezeichnet die Verbreitung des christlichen Glaubens (Evangelium), zu der zunächst jeder getaufte Christ berufen ist. Besonders wird diese Aufgabe entsandten Missionaren („Sendboten“) zugeschrieben. Mission ist als allgemeiner christlicher Auftrag zu verstehen, richtet sich aber oft auf bestimmte Gebiete oder Zielgruppen und verfolgt das Ziel, Menschen mit der Botschaft Jesu Christi (vgl. u.a. →Gottesliebe, Nächstenliebe, Feindesliebe, Barmherzigkeit, Frieden) in Berührung zu bringen, um ihnen zu ermöglichen, sich durch persönliches Hinwenden zu Jesus Christus zu bekennen, als ein Angebot für gelingendes, sinnerfülltes Leben. Die Entsendung und finanzielle Unterstützung von speziellen Missionaren geschieht durch eine kirchliche Institution, ein überkonfessionelles Missionswerk, eine einzelne christliche Gemeinde oder den persönlichen Freundeskreis der Missionare.

Verwandte Begriffe für christliche Mission sind Evangelisierung und Evangelisation.

Biblische Grundlagen

Die christliche Missionstätigkeit gründet sich auf Passagen der Bibel, insbesondere den Missionsbefehl des Auferstandenen − Jesus Christus – an die Apostel. Bei Markus heißt es: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. (Mk 16,15f. EU). Solch ein Missionsauftrag findet sich in sämtlichen Evangelien sowie in der Apostelgeschichte (Mt 28,18-20 EU; Lk 24,46-48 EU; Joh 20,21 EU; Apg 1,8 EU).

Die Grundlage für den Auftrag zur christlichen Mission beschränkt sich jedoch nicht auf die neutestamentlichen Schriften. Bereits im Alten Testament findet die christliche Theologie Aussagen, die den universalen Anspruch der Offenbarung Gottes betonen – dass Gottes Botschaft und Liebe nicht nur dem Volk Israel, sondern der gesamten Menschheit gilt. So wird die Anrede Gottes an Abraham, welche die ganze Menschheit erwähnt, im Christentum im Kontext des Missionsbefehls gelesen: „Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen“ (1 Mo 12,3 nach der Einheitsübersetzung).

Geschichte

englischer Wandermissionar in der Mongolei 1904
Missionar in der Südsee, 1916-17
Grönlandmissionar Aron von Kangeq, 19. Jh

In der christlichen Mission gibt es zahlreiche Phasen, in denen bestimmte Kirchen oder Gruppen in bestimmten Gebieten besonders aktiv waren. Hier Hinweise auf Darstellungen an anderer Stelle:

Gegenwärtige Situation

Peter Beyerhaus macht einen Unterschied zwischen der großkirchlich und konfessionell geprägten Mission einerseits, wo das Verständnis des Reiches Gottes leicht mit einer bestimmten Kirche identifiziert wird, und anderseits der philanthropisch geprägten angelsächsischen Mission, welche verbesserte Zustände in der Welt im Auge hat.[1] Die Existenz von konfessionell nicht gebundenen Missionsvereinen hat die Ursache oft darin, dass es den Missionaren nicht gelang, ihre Heimatkirche zur Gründung einer Mission zu bewegen.[2]

Neben der „Neuland-Mission“ in Gebieten ohne christliche Glaubenszeugnisse (Pioniermission oder früher „Heidenmission“) hat sich die Weltmission der christlichen Denominationen vielfach in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Kirchen des Nordens und den Kirchen der traditionellen Missionsgebiete entwickelt, von denen die meisten heute unabhängige, selbstständige Kirchen sind. Viele dieser unabhängigen Kirchen betreiben ihrerseits Missionen: So entsendet die Evangelisch Lutherische Kirche in Tansania Missionare nach Mosambik. Südkorea gilt neben den USA als das Land, das im Verhältnis zur Bevölkerungszahl des eigenen Landes weltweit am meisten Missionare entsendet.

Mit Hilfe ihrer Partner spielt in den „jungen Kirchen“ auch Diakonie eine wichtige Rolle. Weil in den Ländern des Südens Gesundheit und Bildung auf der Aufgabenliste der Regierung selten ganz oben rangiert, fühlen sich die Kirchen herausgefordert, den Menschen ganzheitlich zu dienen. Evangelisierung und Entwicklungshilfe, Gesundheitsarbeit und Sozialarbeit wird von den Mitgliedswerken des EMW, Evangelisches Missionswerk in Deutschland e. V., und der AEM, Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen, nach eigenen Angaben vorrangig gesehen.

Mission wird eng mit Diakonie in Verbindung gebracht: Die Missionsgesellschaften der verschiedenen christlichen Kirchen verbinden ihre Arbeit mit praktischer Entwicklungshilfe.[3]

Im ökumenischen Dialog im Rahmen der Weltmissionskonferenz hat sich der Missionsbegriff zur Missio Dei gewandelt. Er besagt: Gott selbst handelt in seiner Schöpfung, und die Christen beteiligen sich nur daran. Ganz in diesem Sinne ging es auf der Weltmissionskonferenz 2005 in Athen um die Frage, wie christliche Gemeinschaften, Kirchengemeinden vor Ort und ganze Kirchen sich an der Heilung und Versöhnung beteiligen können, welche die Menschen und Gesellschaften um sie herum dringend benötigen. Beispiele dafür sind die Theologie der Befreiung in Lateinamerika oder die Wahrheits- und Versöhnungskommission (engl. Truth and Reconciliation Commission) in Südafrika. Durch den interreligiösen Dialog mit Muslimen, Juden und Angehörigen anderer Religionen versucht man, alte Missionspositionen zu überwinden.

Sowohl die katholische als auch die evangelischen Kirchen in Deutschland sehen sich in jüngster Zeit gesellschaftlichen – vor allem demografischen und steuerpolitischen – Veränderungen ausgesetzt. Bereits 1999 hat eine Synode der EKD in Leipzig Innere Mission als künftige Kernaufgabe der Kirche benannt. Besonders in den neuen Bundesländern wird die Entfremdung der Menschen von der Kirche und vom christlichen Glauben als eine große Herausforderung gesehen. Missionarischem Wirken komme hier die Aufgabe zu, auf Menschen zuzugehen, mit ihnen über ihr Leben ins Gespräch zu kommen und sie mit dem Glauben an Jesus Christus bekannt zu machen. In einer Gesellschaft der Postmoderne könne dies – insbesondere aus Sicht der Volkskirchen – nur geschehen, wenn das Christentum als ein Angebot unter vielen deutlich artikuliert wird. Deswegen wird eine überzeugende Vermittlung christlicher Werte für zunehmend unverzichtbar gehalten.

Laienmission

Oft werden Missionseinsätze nicht von fest angestellten Missionaren, sondern von Laien durchgeführt, welche sich zwischen einer Woche und ungefähr zwei Jahren im Ausland einsetzen und oft die fest angestellten Missionare in ihrer Tätigkeit unterstützen. Die Grenze zwischen Festanstellung und Laie sind dabei fließend. Sehr kurze Einsätze von einer bis fünf Wochen sind eine Art Feriengestaltung. Solche Einsätze können auch in der Gruppe (beispielsweise als Jugendgruppe) durchgeführt werden.

Die Spannbreite dieser Einsätze reicht vom Segeltörn auf einem Missionsschiff bis zur Ferienlagergestaltung für andere Kinder in einem Sommerlager.

Kritik

Die christliche Mission wird sowohl von nicht-christlicher als auch von christlicher Seite kritisiert, wobei diese Kritik entweder grundsätzlicher Art ist oder nur einzelne Aspekte der Mission ablehnt. Kritisiert werden z. B. Zwangstaufen, wie sie in Deutschland besonders zur Zeit der Sachsenkriege Karls des Großen im 9. Jahrhundert vorkamen, Proselytismus und die enge Verbindung von Missionaren mit der staatlichen Kolonialpolitik in der Zeit der Conquista und des Imperialismus. Allerdings war historisch das Verhältnis zwischen Mission und Kolonialherrschaft hochkomplex und ebenso oft von Feindschaft wie von Unterstützung geprägt. Innerhalb der christlichen Mission gibt es verschiedene Denkschulen, sodass die meiste Kritik an der Mission zwischen den verschiedenen Denkschulen erfolgt.

Die Perzeption der christlichen Mission in der weltlichen Sach-Literatur ist von eigener Komplexität. In den Kommentar-Spalten auf den Webseiten von weltlichen Zeitungen ist oft ein Verständnis von Mission anzutreffen, das nahe am Bedeutungsfeld der Zwangschristianisierung angesiedelt ist.[4]

Die protestantische Weltmissionskonferenz von Edinburgh 1910 gilt als Weiche zwischen der ökumenischen und der evangelikalen Denkschule, obwohl es weiterhin gemeinsam akzeptierte Bereiche gibt. An der Weltmissionskonferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen von 1948 in Amsterdam wurde die evangelikale Evangelisation akzeptiert.[5] Die vom Pietismus und Evangelikalismus geprägte Konferenz-Tradition begann mit eigenen Weltmissionskonferenzen in Berlin 1966 und Lausanne 1974.[6]

Siehe auch

Literatur

  • Christine Freitag: Schule und Bildungshilfe in den Konzeptionen katholischer Missionsgesellschaften. Böhlau, Köln 1995, ISBN 3-412-02095-8 (= Studien und Dokumentationen zur vergleichenden Bildungsforschung, Band 63).
  • Karl Müller SVD: Mission Theology. An Introduction With Contributions by Hans-Werner Gensichen and Horst Rzepkowski. Studia Instituti Missiologici Societatis Verbi Divini 39, Steyler, Nettetal 1987, ISBN 3-8050-0191-6.
  • Norman Lewis: Die Missionare. Über die Vernichtung anderer Kulturen. Ein Augenzeugenbericht. Klett-Cotta, Stuttgart 1982, ISBN 3-608-95312-4.
  • Stephen Neill: A History of Christian Missions (The Penguin History of the Church, Volume Six). 2. überarbeitete Auflage, London 1990, ISBN 0-14-013763-7.
  • Horst Rzepkowski: Lexikon der Mission. Geschichte, Theologie, Ethnologie, Styria: Graz-Wien-Köln 1992, ISBN 3-222-12052-8.
  • Fritz Kohlbrunner: Mission. In: Volker Drehsen et al. (Hrsg.): Wörterbuch des Christentums. Orbis Verlag, München 1995, ISBN 3-572-00691-0, S. 811f.
  • Gert von Paczensky: Verbrechen im Namen Christi. Mission und Kolonialismus. Orbis Verlag 2002, ISBN 3-572-01177-9.
  • Gert von Paczensky: Die Weißen kommen. Die wahre Geschichte des Kolonialismus. Hoffmann und Campe, Hamburg 1970, ISBN 3-455-05900-7 (später bei Hädecke, Weil der Stadt ISBN 3-7750-3418-8, überarbeitete Neuausgabe als Fischer-Taschenbuch Nr. 3418 unter dem Titel: Weiße Herrschaft. Eine Geschichte des Kolonialismus. Fischer, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-596-23418-2).
  • Ute & Frank Paul (Hrsg.): Begleiten statt erobern. Missionare als Gäste im nordargentinischen Chaco. Neufeld, Schwarzenfeld 2010, ISBN 978-3-937896-95-3.
  • Werner Raupp: Mission in Quellentexten. Verlag der Evang.-Luth. Mission, Erlangen 1990, ISBN 3-87214-238-0.
  • Kai Funkschmidt: Earthing the Vision. Strukturreformen in der Mission untersucht am Beispiel von CEVAA (Paris), CWM (London) und UEM (Wuppertal), Lembeck, Frankfurt 2000 ISBN 978-3874763714
  • Neal Pirolo: Berufen zum Senden. Praktische Tipps für verantwortungsbewusste Christen. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1993, ISBN 3-7751-1977-9.
  • Karl Müller - Werner Ustorf (Hrsg.): Einleitung in die Missionsgeschichte. Tradition, Situation und Dynamik des Christentums, Kohlhammer Theologische Wissenschaft Bd. 18, Verl. W. Kohlhammer: Stuttgart 1995, 291 S., ISBN 3-17-011080-2.
  • Wolfgang Reinbold: Propaganda und Mission im ältesten Christentum. Eine Untersuchung zu den Modalitäten der Ausbreitung der frühen Kirche (= FRLANT. Bd. 188). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-53872-3.
  • Thomas Schirrmacher; Aufbruch zur modernen Weltmission. William Careys Missionstheologie. Reformierter Verlag H. C. Beese, Hamburg, ISBN 3-928936-58-1.
  • Michael Sievernich: Christliche Mission, Europäische Geschichte Online Mainz 2011, Zugriff am: 23. Mai 2011.
  • Tinko Weibezahl: "‘Darum geht zu allen Völkern’ - Die Bedeutung christlicher Missionsschulen für Elitenbildung in Afrika", KAS-Auslandsinformationen 07/2011, Berlin 2011, S. 23-42.
  • Klaus Wetzel: Missionsgeschichte Deutschlands. 2005, Korntaler Reihe 2, VTR, ISBN 3-937965-18-1.
  • Klaus Wetzel: Bevölkerungsentwicklung und Mission. 2005, Korntaler Reihe 4, VTR, ISBN 3-937965-47-5.
  • Joachim Wietzke (Hrsg.): Mission erklärt. Ökumenische Dokumente von 1972 bis 1992. Leipzig 1993 ISBN 3-374-01479-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Beyerhaus: Allen Völkern zum Zeugnis. Biblisch-theologische Besinnung zum Wesen der Mission. Theologischer Verlag Rolf Brockhaus, Wuppertal 1972, ISBN 3-7974-0041-1, S. 71.
  2. Klaus Fiedler: Ganz auf Vertrauen. Geschichte und Kirchenverständnis der Glaubensmissionen. Brunnen, Giessen/Basel 1992, ISBN 3-7655-9375-3, S. 373.
  3. http://www.kath.net/detail.php?id=34936 Papst erinnert in seiner Rede die Missionswerke, "Hilfe für den Nächsten, Gerechtigkeit für die Ärmsten, ... Bekämpfung der Armut, Rehabilitation von Ausgegrenzten, Entwicklungshilfe für die Völker, Überwindung von ethnischer Spaltung und Achtung des Lebens" zu leisten
  4. http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Missionseinsaetze-sind-trendy/story/24752486 (abgerufen am: 19. April 2012). (Kommentare unten an der Webseite)
  5. Arthur Johnston: Umkämpfte Weltmission. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1984, ISBN 3-7751-0896-3, S. 32 und 89f.
  6. Arthur Johnston: Umkämpfte Weltmission. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1984, ISBN 3-7751-0896-3, S. 158 und 292f.