Ngozi Okonjo-Iweala

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Okonjo-Iweala im Jahr 2008

Ngozi Okonjo-Iweala (* 13. Juni 1954 in Ogwashi Ukwu, Bundesstaat Delta, Nigeria) ist eine nigerianische Politikerin. Seit dem 1. März 2021 ist sie Generaldirektorin der Welthandelsorganisation (WTO). Seit 2015 ist sie zudem Vorstandsvorsitzende der Impfallianz Gavi. Von 2003 bis 2006 war sie nigerianische Finanz- und Wirtschaftsministerin, von Juni bis August 2006 Außenministerin und von 2011 bis 2015 abermals Finanzministerin des Landes.

Beide Eltern von Ngozi Okonjo-Iweala waren Professoren.[1] Ihre Familie gehört zur Bevölkerungsgruppe der Igbo.[2] Okonjo-Iweala, die seit 2019 auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, studierte an der Harvard University (Abschluss 1977 magna cum laude) und am Massachusetts Institute of Technology. Vor ihrer Tätigkeit als Ministerin war Okonjo-Iweala 21 Jahre als Entwicklungsökonomin bei der Weltbank tätig. Dort war sie bis zur Vizepräsidentin und Corporate Secretary aufgestiegen.

Im Juli 2003 wurde sie von Präsident Olusegun Obasanjo in das Amt der nigerianischen Finanz- und Wirtschaftsministerin berufen. Diese Tätigkeit übte sie bis Juni 2006 aus. Danach wechselte Okonjo-Iweala für zwei Monate in das Amt der Außenministerin.

Am 4. Oktober 2007 gab der Präsident der Weltbank, Robert Zoellick, bekannt, dass Okonjo-Iweala ab dem 1. Dezember 2007 als Managing Director wieder für die Weltbank arbeiten werde.[3]

2011 wurde sie erneut nigerianische Finanzministerin im Kabinett von Präsident Goodluck Jonathan. Kurz nach ihrer Vereidigung veröffentlichte WikiLeaks Berichte, nach denen sie 2004 einem Bruder namens Jon-Jon einen Vertrag über 50 Millionen US-Dollar widerrechtlich zukommen gelassen hätte. Okonjo-Iweala wies die Vorwürfe zurück und bestreitet die Existenz eines Bruders namens Jon-Jon.[4]

Im März 2012 wurde bekannt, dass Okonjo-Iweala sich um die Nachfolge des scheidenden Weltbank-Präsidenten Robert Zoellick beworben hatte. Sie konnte sich jedoch nicht gegen den favorisierten US-amerikanischen Gesundheitsexperten Jim Yong Kim durchsetzen (der ehemalige kolumbianische Finanzminister José Antonio Ocampo hatte seine Kandidatur kurz vor der Entscheidung des Weltbank-Exekutivrats zurückgezogen).[5]

Ngozi Okonjo-Iweala auf einer Pressekonferenz zum Auswahlverfahren der WTO-Generaldirektorin (2020)

Im Dezember 2012 versuchten Kidnapper ihrer damals 83-jährigen Mutter, sie zum Rücktritt zu zwingen.[6]

Okonjo-Iweala gilt als erfahrene Verhandlerin. Anfang 2021 setzte sie sich als Nachfolgerin Roberto Azevêdos gegen die einzige noch verbliebene Mitbewerberin Yoo Myung-hee für den Posten als Generaldirektorin der Welthandelsorganisation durch.[7] Yoo war noch von US-Präsident Donald Trump unterstützt worden, jedoch schwenkten die Vereinigten Staaten unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden auf Okonjo-Iweala um, die bereits von allen anderen WTO-Mitgliedsstaaten unterstützt worden war.[7] Yoo zog daraufhin ihre Kandidatur zurück.[8]

Okonjo-Iweala wurde am 15. Februar 2021 als einzige verbliebene Kandidatin einstimmig von den WTO-Botschaftern aller Mitgliedsstaaten zur neuen Generaldirektorin gewählt.[9] Sie hat diesen Posten in Zeiten einer schweren inneren Krise der WTO übernommen, die durch Differenzen zwischen den Vereinigten Staaten, China und der Europäischen Union ausgelöst worden war.[7] Sie wählte im Mai 2021 zu ihren stellvertretenden Generaldirektoren Angela Ellard, Anabel González, Jean-Marie Paugam und Xiangchen Zhang.[10]

Anfang 2021 wurde Okonjo-Iweala durch die G20 in das High Level Independent Panel (HLIP) zur Finanzierung globaler Gemeinschaftsaufgaben bei der Vorbereitung auf und die Bekämpfung von Pandemien an der Seite von Tharman Shanmugaratnam, Rebeca Grynspan und Lawrence Summers berufen.[11]

Im Juni 2022 leitete sie die 12. Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation, die zum ersten Mal seit 2013 ein neues Abkommen[12], nämlich zu Fischereisubventionen, zustande brachte.

Okonjo-Iweala ist verheiratet und hat vier Kinder. Eines ihrer Kinder ist der Autor Uzodinma Iweala. Seit 2019 besitzt sie auch die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten.[13]

Commons: Ngozi Okonjo-Iweala – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Andrea Ritter/Jonas Schulze Pals: Mal kurz die Welt retten ..., in: Stern Nr. 12, 18. März 2021, S. 78.
  2. Andrea Ritter/Jonas Schulze Pals: Mal kurz die Welt retten ..., in: Stern Nr. 12, 18. März 2021, S. 78.
  3. Nachricht auf der Website der Weltbank, abgerufen am 17. Oktober 2007
  4. Katrin Gänsler: Wikileaks-Skandal um Finanzministerin. In: die tageszeitung. 16. September 2011, abgerufen am 19. September 2011.
  5. Nachfolger für Zoellick nominiert: US-Amerikaner Kim wird neuer Chef der Weltbank (Memento vom 19. April 2012 im Internet Archive) bei tagesschau.de, 16. März 2012 (abgerufen am 16. März 2012).
  6. Andrea Ritter/Jonas Schulze Pals: Mal kurz die Welt retten ..., in: Stern Nr. 12, 18. März 2021, S. 78.
  7. a b c spiegel.de: Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala zur neuen WTO-Chefin ernannt. In: spiegel.de. 15. Februar 2021, abgerufen am 15. Februar 2021.
  8. Reuters: Final WTO talks under way on selecting new leader, delegates say, 8. Februar 2021.
  9. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Nigerianerin Okonjo-Iweala jetzt Chefin der WTO, 15. Februar 2021.
  10. WTO | Deputy Directors-General. In: wto.org. Abgerufen am 30. August 2023 (englisch).
  11. https://www.mef.gov.it/en/ufficio-stampa/comunicati/2021/The-G20-establishes-a-High-Level-Independent-Panel-on-financing-the-Global-Commons-for-Pandemic-Preparedness-and-Response-00001/ Ministry of Economy and FinanceThe G20 establishes a High Level Independent Panel on financing the Global Commons for Pandemic Preparedness and Response, Presseerklärung des italienischen Wirtschafts- und Finanzministerium vom 27. Januar 2021, abgerufen am 22. März 2023.
  12. Dies war das Trade Facilitation Agreement
  13. U.S. backs Okonjo-Iweala, first woman and African, to head WTO. Politico vom 5. Februar 2021.
  14. Forbes Africa: Africa’s 50 Most Powerful Women. In: Forbes Africa. 6. März 2020, abgerufen am 30. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).