Parsonsit

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Parsonsit
Gelbbraune Kristalle von Parsonsit zusammen mit dunkelgrünem Torbernit aus der Pinhal do Souto Mine, Tragos, Chãs de Tavares, Mangualde, Distrikt Viseu, Portugal (Bildbreite: 4 mm).
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Pso[1]

Chemische Formel
  • Pb2(UO2)(PO4)2[2]
  • Pb2(UO2)(PO4)2•2(H2O)[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate, Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/E.08
VII/E.08-010

8.EA.10
40.02a.31.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal; 1
Raumgruppe P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2
Gitterparameter a = 6,89 Å; b = 10,42 Å; c = 6,68 Å
α = 101,43°; β = 98,25°; γ = 86,28°[4]
Häufige Kristallflächen lattenartig, länglich in [001], abgeflacht in [010][3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,72 bis 5,75; berechnet: [6,21][3]
Spaltbarkeit nicht beobachtet[3]
Bruch; Tenazität muschelig, konchoidal[3] undeutlich nach [010][5]
Farbe hellgelb, honig-braun, grün-braun[3]
Strichfarbe weiß[5]
Transparenz durchsichtig, undurchsichtig[3]
Glanz Fettglanz[3]
Radioaktivität radioaktiv
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,850[3]
nγ = 1,860[3]nω = 2,150[3]
nε = 1,910[3]
Doppelbrechung δ = 0,01[3]
Optischer Charakter zweiachsig negativ[3]
Achsenwinkel 2V = 11° to 26°[3]

Parsonsit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Pb2(UO2)(PO4)2[2]. Das Mineral kristallisiert in Form abgeflachter, pseudo-hexagonaler, nadeliger Mineral-Aggregate von blassgelber bis honig-brauner Farbe.[3]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals beschrieben wurde Parsonsit 1923 von Alfred Schoep an einer Torbernitprobe aus der Shinkolobwe Mine in der heutigen Demokratischen Republik Kongo.[4] Er benannte es zu Ehren Arthur Leonard Parsons (1873–1957), Professor für Mineralogie und Petrographie an der Universität von Toronto.[3]

Das Typmaterial des Minerals wird an der Mines ParisTech in Paris (Frankreich) aufbewahrt.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Parsonsit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Uranylphosphate/Arsenate und Uranylvanadate“ wo er zusammen mit Hallimondit die unbenannte Gruppe VII/E.08 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Parsonsit ebenfalls in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis vom Uranylkomplex (UO2) zum Phosphat, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2 : RO4 = 1 : 2“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Hallimondit die „Parsonsitgruppe“ mit der System-Nr. 8.EA.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Parsonsit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung „Wasserhaltige Phosphate etc.“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 40.02a.31 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) × x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Animation der Kristallstruktur von Parsonsit _ U _ Pb _ O _ P

Parsonsit stellt das Phosphat-Analogon des Blei-Uranyl-Arsenats Hallimondit (Pb2(UO2)(AsO4)2·nH2O, 0 ≤ n ≤ 0,5) dar.[6] Parsonsit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 mit den Gitterparametern a = 6,842(4) Å, b = 10,383(6) Å und c = 6,670(4) Å mit α = 101,26(7)° β = 98,17(7)° und γ = 86,38(7)° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Die von Peter Burns publizierte Kristallstrukturanalyse einer Parsonsitprobe aus Grury, Frankreich, zeigt die Kristallstruktur ohne Kristallwasser; im Gegensatz dazu deuten jedoch die früheren Arbeiten von Frondel (1958) und Mazzi (1959) sowie Laborsynthesen auf einen variierenden Kristallwassergehalt von bis zu zwei Molekülen H2O pro Formeleinheit hin.[2] Die Konnektivität der Atome im Parsonsit zeigt keine Schichtstruktur wie die für Uranylphosphate bekannten Autunitschicht-Typen und Phosphuranylitschicht-Typen, sondern dreidimensional verkettete pentagonal-bipyramidale Uranylkationen und tetraedrische Phosphatanionen, verknüpft durch Blei(II)-Kationen.[2]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 26,2 Gew.-% verhältnismäßig stark radioaktiv. Unter Berücksichtigung der natürlichen Zerfallsreihen wird für Parsonsit eine spezifische Aktivität von etwa 46,8 kBq/g angegeben[5] (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parsonsit bildet sich sekundär in der Oxidationszone hydrothermaler Uranlagerstätten. Es findet sich vergesellschaftet mit Torbernit, Kasolit, Dewindtit (Shinkolobwe Mine, Demokratische Republik Kongo), Autunit, Phosphuranylit (Ruggles Mine, New Hampshire, USA), Pyromorphit, Torbernit und Autunit (Lachaux, Frankreich).[7]

Parsonsit ist verhältnismäßig weit verbreitet, jedoch selten in guten Kristallen zu finden.[2] In Deutschland wurde Parsonsit unter anderem in der Grube Krunkelbach nahe Menzenschwand in Baden-Württemberg, der Grube Johannesschachte bei Wölsendorf in Bayern, bei Ellweiler in Rheinland-Pfalz, der Grube Himmelfahrt bei Steinbach (Johanngeorgenstadt), im Waldschacht (Schacht 26) bei Neustädtel (Schneeberg) und bei Tirpersdorf in Sachsen sowie im Steinbruch Henneberg bei Weitisberga in Thüringen gefunden. In Österreich kommt das Mineral am Radhausberg vor.[8]

Weitere Fundorte sind unter anderem die Ranger-Uran-Mine in Australien, Jáchymov (St Joachimsthal), Špindlerův Mlýn (Spindlermühle) und Javorník (Jauernig) in der Tschechischen Republik, in den Regionen Auvergne-Rhône-Alpes, Bretagne, Bourgogne-Franche-Comté, Okzitanien und Nouvelle-Aquitaine in Frankreich, Piemont und Sardinien in Italien, in Miedzianka (Kupferberg) in Polen, in Distrikt Guarda und Distrikt Viseu in Portugal, sowie in Arizona, Colorado, Connecticut und New Hampshire in den USA.[8]

Vorsichtsmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der Toxizität und der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Parsonsit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e f Peter C. Burns: A new uranyl phosphate chain in the structure of parsonsite. In: American Mineralogist. Band 85, 2000, S. 801–805 (rruff.info [PDF; 126 kB]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Mindat – Parsonsite
  4. a b Alfred Schoep: Sur la parsonsite, nouveau minéral radioactif. In: Comptes Rendus Hebdomadaires des Séances de l’Académie des Sciences. Band 176, 1923, S. 171–173 (rruff.info [PDF; 175 kB]).
  5. a b c Webmineral – Parsonsite
  6. Mindat – Hallimondite
  7. Parsonsite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB]).
  8. a b Fundortliste für Parsonsit beim Mineralienatlas und bei Mindat