Pater Emmeram

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Pater Emmeram OSB (* 1. März 1902 in Regensburg; † 3. Oktober 1994 ebenda; eigentlich Max Emanuel Maria Siegfried Joseph Antonius Ignatius Lamoral Prinz von Thurn und Taxis) war ein deutscher Benediktiner und Mitglied des früheren Fürstenhauses Thurn und Taxis.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Max Emanuel Prinz von Thurn und Taxis war der viertälteste Sohn des Fürsten Albert von Thurn und Taxis und der Erzherzogin Margarethe Klementine von Österreich, er hatte sechs Brüder und eine Schwester. Sein ältester Bruder war Franz Joseph von Thurn und Taxis. Wie alle Mitglieder des Hauses Thurn und Taxis mit Vollendung des 18. Lebensjahres erhielt auch Max Emanuel den von Fürst Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis (1704–1773) als Verdienst- und Hausorden gestifteten, seit 1806 nur noch als Hausorden verliehenen Orden De Parfaite Amitié.

Max Emanuel trat 1923 in das Kloster Neresheim ein. Als Ordensnamen bekam er den Namen Emmeram (nach dem heiligen Emmeram von Regensburg respektive nach dem Thurn und Taxis’schen Stammsitz Schloss St. Emmeram in Regensburg).

Klosterkirche und Fassade von Kloster Prüfening

Ab 1952 bewohnte er das im Besitz der Familie Thurn und Taxis befindliche ehemalige Kloster Prüfening. Sein Wunsch, dort wieder ein Benediktinerkloster zu etablieren und das Klosterleben wieder zu beleben, erfüllte sich nicht.[1][2] In den Räumlichkeiten wurde in den 1950er-Jahren das Liturgiewissenschaftliche Institut Regensburg-Prüfening gegründet.[3] In den letzten rund 30 Jahren seines Lebens lebte Pater Emmeram abgeschieden allein in dem Kloster. Einzelne Räume des großen Klosters stellte er einheimischen Jugendgruppen als Treffpunkt und armen Menschen als Wohnstatt zur Verfügung. Kunstinteressierte Besucher führte er selbst durch die Klosterkirche.

Anfang der 1970er Jahre wurde Pater Emmeram von dem Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff porträtiert, der sich gemeinsam mit dem Pädagogen Wolfgang Erdle bei Emmeram unter dem Vorwand einquartiert hatte, als Laienbrüder in einen geistlichen Orden eintreten zu wollen. Wallraffs Reportage, die 1973 in dem Buch Ihr da oben, wir da unten veröffentlicht wurde, zeichnet Emmeram konträr zur verbreiteten öffentlichen Wahrnehmung als notorisch geizigen Menschen, der sein Umfeld bedenkenlos ausnutzte und zu einem vorgeblich höheren Zweck materielle Güter ansammelte.[4] Im Jahr 1975 wurde die Reportage zusammen mit zwei weiteren Episoden aus dem Buch unter dem Titel Steckbrief eines Unerwünschten als Fernsehfilm für das Fernsehen der DDR verfilmt.

Pater Emmeram starb 1994 und wurde im Kloster Neresheim begraben.

Der von Pater Emmeram gegründete Verein Kloster Prüfening e. V. hatte im Laufe der Jahre ein erhebliches Vermögen in Höhe von umgerechnet über 3,5 Millionen Euro zur Wiedererrichtung des Klosters angesammelt. Da dieses Unternehmen letztlich scheiterte und Pater Emmeram kein Testament hinterlassen hatte, beschloss der Freistaat Bayern, diese Spendengelder auf verschiedene Stiftungen und kirchliche Einrichtungen zu verteilen, darunter die REWAG-Kulturstiftung.[5] Auch der Bau der neuen Klosterbibliothek des Klosters Metten wurde teilweise aus dem Nachlass finanziert.[2]

Vorfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ahnentafel Pater Emmeram (1902–1994)
Urgroßeltern

Fürst
Maximilian Karl von Thurn und Taxis (1802–1871)
⚭ 1828
Frauen Wilhelmine von Dörnberg (1803–1835)

Herzog
Max Joseph in Bayern (1808–1888)
⚭ 1828
Herzogin Ludovika Wilhelmine von Bayern (1808–1892)


Erzherzog Joseph Anton Johann von Österreich (1776–1847)

⚭ 1819
Erzherzogin Maria Dorothea von Württemberg (1797–1855)

Prinz August von Sachsen-Coburg und Gotha (1818–1881)
⚭ 1843
Prinzessin Clementine d’Orléans (1817–1907)

Großeltern

Fürst Maximilian Anton von Thurn und Taxis (1831–1867)
⚭ 1858
Herzogin Helene in Bayern (1834–1890)

Erzherzog Joseph Karl Ludwig von Österreich (1833–1905)
⚭ 1864
Prinzessin Clotilde von Sachsen-Coburg und Gotha (1846–1927)

Eltern

Fürst Albert von Thurn und Taxis (1867–1952)
⚭ 1890
Erzherzogin Margarethe Klementine von Österreich (1870–1955)

Pater Emmeram (1902–1994)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Feldmann: Emmerams Nachlaß. Nach dem Tod des adligen Mönchs Zwist um seine Abtei. In: Die Zeit. Nr. 50, 1994 (zeit.de).
  • Fabian Fiederer: "... an allen alten Traditionen festhalten". Lebenswelt und Selbstverständnis des Hochadels am Beispiel des Fürstenhauses Thurn und Taxis in der Zeit Fürst Albert I. (1888–1952). In: Thurn und Taxis Studien – Neue Folge Nr. 5, Verlag: Pustet, F / Pustet, Friedrich GmbH, 2017, ISBN 978-3-7917-2795-0.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kloster Prüfening, Basisdaten und Geschichte:
    Doris Gerstl: Prüfening – Kleinod der Romanik in der Datenbank Klöster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte
  2. a b 900 Jahre Kloster Prüfening auf der Homepage des Klosters Metten
  3. Peter H. Görg: Gamber, Klaus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 27, Bautz, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-393-2, Sp. 489–515.
  4. Günter Wallraff: Fürstmönch Emmeram und sein Knecht Wallraff. In: Bernt Engelmann, Günter Wallraff (Hrsg.): Ihr da oben – wir da unten. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1973, ISBN 3-462-00937-0, S. 60–84.
  5. Die Regensburger Kulturstiftung der REWAG (Memento vom 19. Mai 2009 im Internet Archive) auf rewag.com