Paula Beer

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Paula Beer (2017)

Paula Beer (* Februar 1995[1] in Mainz[2]) ist eine deutsche Schauspielerin. Erste Bekanntheit erlangte sie als Jugendliche durch ihre Hauptrolle in Chris Kraus’ Spielfilm Poll (2010). Für François Ozons Spielfilm Frantz (2016) gewann sie den Nachwuchsdarstellerpreis der Filmfestspiele von Venedig.

Biografie

Ausbildung und Durchbruch mit „Poll“

Paula Beer (2015)

Paula Beer wurde in Mainz (andere Quellen geben fälschlicherweise Berlin als Geburtsort an[2][3]) als einziges Kind eines Künstlerpaares geboren, das der „abstrakten“ Malerei nachging. Sie besuchte eine Montessori-Schule und nahm schon im Alter von acht Jahren an einem Theaterkurs teil, der ihr eigenen Angaben zufolge die Freude an der Schauspielerei vermittelte: „Ich hatte große Angst davor, aber einmal auf der Bühne, hatte ich ein Gefühl der Fülle“, so Beer.[2] Weitere Schauspiel- und Tanzerfahrungen sammelte sie ab dem zwölften Lebensjahr mit dem Jugendensemble des Berliner Friedrichstadtpalasts, dem sie vier Jahre angehörte.[4][5][6]

Im Jahr 2009 wurde Beer als vierzehnjährige Schülerin an ihrer Berliner Schule von einer Schauspielagentin angesprochen und zum Casting für Chris Kraus’ Spielfilm Poll (2010) eingeladen. Obwohl Beer über wenig Schauspielerfahrung verfügte, setzte sie sich gegen mehr als 2500 Kandidatinnen durch und erhielt die Hauptrolle.[5] In dem Historiendrama war Beer als vierzehnjährige Halbwaise Oda zu sehen, die im Sommer 1914 auf das titelgebende Landgut ihrer aristokratischen Familie ins Baltikum reist. Dort widmet sich ihr Vater (gespielt von Edgar Selge) bizarren anatomischen Studien, während sich Oda in einen verwundeten estnischen Anarchisten (Tambet Tuisk) verliebt, den sie heimlich gesund pflegt. Obwohl Chris Kraus angab, dass Beer – wie andere Kandidatinnen – nicht unbedingt die Beste in Sachen Technik oder Schnelligkeit gewesen sei, lobte er ihr großes Talent und ihre Herangehensweise an die Rolle, die sich an die Biografie seiner Großtante Oda Schaefer anlehnt.[7] Aufgrund der Authentizität hatte er auf der Besetzung einer gleichaltrigen Schauspielerin bestanden.[7] Beer erhielt vor den Dreharbeiten, die im Sommer 2009 an der südestnischen Ostseeküste stattfanden, Schauspielunterricht und schrieb ein Tagebuch aus der Sicht ihrer Rolle, das später auch im Film Verwendung fand. Poll brachte Beer großes Kritikerlob ein und sie wurde mit Hannah Herzsprung verglichen, der Kraus mit der Hauptrolle in seinem Spielfilm Vier Minuten (2006) zum Erfolg verholfen hatte. Der film-dienst bezeichnete die Besetzung der Hauptrolle in Poll als einen „Glücksfall“ und die im Kino noch unerprobte Jungdarstellerin als ein „Naturtalent, das die Verwandlung von einem zwar hoch begabten, aber noch kindlichen Adelssprössling zur bedingungslos Liebenden brillant“ absolviere.[8] Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung befand Beer als „bezaubernd“ und die Rolle der Oda als „stark gespielt“,[9] während die Süddeutsche Zeitung ihr ebenfalls ein großartiges Spiel attestierte. Beer gestalte das Mädchen „als bezauberndes, unheimliches, sehr widersprüchliches Wesen, das so sehr aus Fleisch und Blut“ sei, dass es die „morbide Energie“ des Films transformieren könne.[10]

Weitere Arbeit im Film und Fernsehen

Beer bei der Österreich-Premiere von Das finstere Tal (2014)

Paula Beer, die in Berlin lebt,[4] gab 2011 an, nach dem geplanten Abitur ihre Schauspielkarriere fortsetzen zu wollen.[7][11] 2012 war sie in der Nebenrolle der Prinzessin Sophie in Bayern in Marie Noelles und Peter Sehrs Kinoproduktion Ludwig II. zu sehen. Eine weitere Hauptrolle neben Sam Riley und Tobias Moretti bekleidete Beer in Andreas Prochaskas „Alpenwestern“ Das finstere Tal, der bei der Berlinale 2014 uraufgeführt wurde. Es war eigenen Angaben zufolge der erste Film für Beer nach Beendigung ihrer Schulausbildung, dem sie sich so voll hingeben konnte.[6] Für die Darstellung der Luzi erhielt sie eine Nominierung für den Österreichischen Filmpreis. Ebenfalls auf der Berlinale wurde Volker Schlöndorffs französisch-deutsche Koproduktion Diplomatie gezeigt, in dem sie ursprünglich an der Seite von Niels Arestrup und André Dussollier gedreht hatte. Der Part der Ingrid fiel aber dem Schnitt zum Opfer. Dennoch gab Beer an, viel von Schlöndorff, Arestrup und Dussollier gelernt zu haben.[2] Auch blieb sie eigenen Angaben zufolge in Paris, um ihr Französisch zu verbessern.[6]

2015 gab Beer ihr Fernsehdebüt neben Sven Gielnik und Joachim Król in Kai Wessels Pampa Blues. In der Verfilmung des gleichnamigen Jugendromans von Rolf Lappert war sie als forsche Lena zu sehen, die sich als Reporterin ausgibt, um unter den verschrobenen Einwohnern eines schwäbischen Provinzkaffs ihren leiblichen Vater zu finden. Im selben Jahr porträtierte Beer in Theresa von Eltz4 Könige gemeinsam mit Jella Haase, Jannis Niewöhner und Moritz Leu vier Jugendliche, die freiwillig das Weihnachtsfest in der Psychiatrie verbringen. Beer übernahm den Part der Alex, die von den Besitzansprüchen ihrer depressiven Mutter erdrückt wird. Die Fachkritik lobte das Spiel der vier Jungdarsteller[12] und 4 Könige wurde bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises mit dem Filmpreis in Bronze in der Kategorie „Bester Spielfilm“ ausgezeichnet. Im Sommer 2015 besuchte Beer einen Schauspielkurs der Drama Summer School der Londoner Guildhall School of Music and Drama.[13]

Beer mit Regisseur François Ozon bei der Aufführung von Frantz in Paris (September 2016)

2016 folgte die Veröffentlichung von François Ozons Kinofilm Frantz, der eine Einladung in den Wettbewerb der 73. Internationalen Filmfestspiele von Venedig erhielt und Beer den Marcello-Mastroianni-Preis als beste Nachwuchsschauspielerin einbrachte.[14] In dem größtenteils in Schwarzweißbildern konzipierten Melodram ist Beer als deutsche Kriegerwitwe zu sehen, die kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs in Deutschland einem mysteriösen französischen Ex-Soldaten (dargestellt von Pierre Niney) begegnet. Beer hatte nach ihrer Verpflichtung für Frantz sechs Wochen Zeit gehabt, den Part der Anna auf Deutsch und Französisch einzustudieren. Beim Dreh unterstützten sich Beer und Spielpartner Niney gegenseitig bei Problemen in der jeweils fremden Sprache.[6] Ozon bemerkte an Beer, die im Film zwischen deutscher und französischer Sprache hin- und herwechselt, etwas Schelmisches und sehr Melancholisches. Er lobte ihr schauspielerisches Spektrum, ihre Glaubwürdigkeit und Fotogenität: „Sie war erst zwanzig Jahre alt, aber ihr Spiel zeugte von großer Reife. Sie konnte sowohl die Unschuld eines Mädchens verkörpern, als auch die Kraft einer Frau“, so Ozon über Beer.[15] Der Film zog Vergleiche mit der jungen Romy Schneider nach sich, und nach den Dreharbeiten an Frantz verbrachte Beer einen Monat in Marseille, um weiter ihr Französisch zu verbessern.[2] 2017 erhielt Beer für ihre Leistung in Frantz Nominierungen für die französischen Filmpreise César und Prix Lumières, jeweils als Beste Nachwuchsdarstellerin. Florian Henckel von Donnersmarck gab ihr eine Rolle in seinem dritten Langfilm Werk ohne Autor mit Sebastian Koch und Tom Schilling in weiteren Hauptrollen.

Neben der Schauspielerei spricht Beer auch Hörspiele ein.

Filmografie (Auswahl)

Hörspiele

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Paula Beer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. dpa: Paula Beer: Vom Schulhof auf die Kinoleinwand bei mainzer-rhein-zeitung.de, 7. Februar 2011 (aufgerufen am 8. Februar 2011).
  2. a b c d e Heliot, Armelle: Paula Beer, la belle aux yeux d’or bei lefigaro.fr, 29. August 2016 (abgerufen via Pressedatenbank Nexis).
  3. Im Agentur-Pressetext bei agentur-lambsdorff.de wird Beer als „Wahl-Berlinerin“ bezeichnet (abgerufen am 29. August 2016).
  4. a b Paula Beer Agenturprofil, (abgerufen am 25. August 2012).
  5. a b Profil bei poll-derfilm.de (aufgerufen am 6. Februar 2011).
  6. a b c d AlloCine. „Frantz : interview-portrait de la révélation Paula Beer“. AlloCiné. Zugegriffen 11. September 2016. http://www.allocine.fr/article/fichearticle_gen_carticle=18655506.html.
  7. a b c Klotz, Nina Anika: Paula Beer ist seine neue Hannah Herzsprung. In: Berliner Morgenpost, 6. Februar 2011, S. 32.
  8. Kritik von Alexandra Wach im film-dienst 03/2011 (aufgerufen via Munzinger Online).
  9. Suchsland, Rüdiger: Nur auf Abruf im Paradies. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. November 2010, Nr. 255, S. 34.
  10. Knoben, Martina: Das schreckliche Mädchen. In: Süddeutsche Zeitung, 2. Februar 2011, S. 13.
  11. Interview bei filmreporter.de (aufgerufen am 6. Februar 2011).
  12. Taylor, Kirsten: 4 Könige. In: film-dienst, 24/2015 (abgerufen via Munzinger Online).
  13. Vita bei agentur-lambsdorff.de (abgerufen am 29. August 2016).
  14. „La Biennale di Venezia - Official Awards of the 73rd Venice Film Festival“. Zugegriffen 10. September 2016. http://www.labiennale.org/en/cinema/news/73miac.html.
  15. vgl. Info-Faltblatt zum Kinostart von Frantz, X Verleih.
  16. Paula Beer als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. In: FAZ.net. 10. September 2016, abgerufen am 11. September 2016.