Richard Paulick (Architekt)

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Richard Paulick (1952)
Geburtshaus in Roßlau
Richard Paulick (links) 1952 vor einem Modell der Stalinallee
Richard Paulick als verantwortlicher Organisationsleiter der Großbaustelle Stalinallee (4. von links bzw. stehend) mit Kurt Liebknecht, dem Präsidenten der Deutschen Bauakademie (DBA) (2. von links) und Hermann Henselmann, Chefarchitekt von Ost-Berlin (3. von links) als Teilnehmer einer am 8. April 1952 von der DBA durchgeführten Pressekonferenz zur Neugestaltung der damaligen Stalinallee

Richard Paulick (* 7. November 1903 in Roßlau (Elbe); † 4. März 1979 in Ost-Berlin) war ein deutscher Architekt.

Leben

Richard Paulick wurde als Sohn des Porzellandrehers und SPD-Funktionärs Richard Paulick geboren. Nach dem Studium in Dresden und Berlin hatte er Kontakt zum Bauhaus Dessau gefunden. Hier arbeitete er zum Beispiel mit Georg Muche zusammen. Von 1927 bis 1928 war Paulick Assistent von Walter Gropius am Bauhaus in Dessau. Ab 1930 leitete er ein eigenes Architekturbüro in Berlin.

Als politisch aktiver Mensch, er war zeitweise SAP-Funktionär, musste er 1933 emigrieren, was ihm mit Hilfe seines Freundes Rudolf Hamburger gelang. Paulick lebte bis 1949 in Shanghai und arbeitete dort als Planer. 1940 wurde er zum Professor an der Saint John’s University Shanghai berufen und war später Leiter des dortigen Stadtplanungsamtes. Nach der Errichtung der Volksrepublik China verließ Paulick 1949 Shanghai.

Nach seiner Rückkehr aus China ließ sich Paulick im Osten Deutschlands nieder. In den 1950er Jahren beteiligte er sich am Architekturwettbewerb zur Stalinallee. Sein Beitrag wurde als Abschnitt C realisiert. Als Abteilungsleiter im Institut für Bauwesen in Berlin war er verantwortlich für die Organisation der Großbaustelle; ferner entwarf er die das Bild der Anlage prägenden zwei- und vierarmigen Straßenleuchten, die sog. Paulick-Kandelaber, die sehr den Speer-Leuchten in der Straße des 17. Juni ähneln.[1] Zur privaten Nutzung richtete er sich auf Block C ein Penthouse ein, dessen Ausstattung zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellt wurde.[2]

Ein Entwurf Paulicks von 1951 sah für das Areal des späteren Marx-Engels-Forums in Berlin ein Regierunghochhaus vor, dessen Vorplatz 30.000 Quadratmeter umfassen sollte. Hierzu war auch der Abriss des Hohenzollernschlosses vorgesehen. Der Entwurf hatte bis zu Erich Honeckers Amtsantritt 1971 Bestand, wurde dann aber zugunsten des Republikpalastes fallengelassen.[3]

Paulick arbeitete später maßgeblich am Wiederaufbau des historischen Berlins mit und war auch am Wiederaufbau Dresdens beteiligt. Er leitete das Muster- und Experimental-Büro an der Deutschen Bauakademie in Berlin und führte den Titel eines Professors. Ab 1957 zunächst Chefarchitekt und Leiter des Aufbaubüros von Hoyerswerda, leitete er ab 1963 die Planung der Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt.

Grabstätte

Paulick starb 1979; er ist auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Feld S 1) bestattet, sein Grab ist ein Ehrengrab der Stadt Berlin.

Privates

Paulick war in erster Ehe mit der späteren Schauspiellehrerin Else Bongers verheiratet. Seine Enkelin ist die Schauspielerin Natascha Paulick.

Bauten und Entwürfe

Auszeichnungen

Am 5. Oktober 1954 erhielt Richard Paulick von Staatssekretär Otto Winzer den Vaterländischen Verdienstorden in Silber.

Nachwirkungen

Richard Paulick auf einer Gedenkmedaille zum 25. Jahrestag der Grundsteinlegung von Halle-Neustadt

Ende 2003 bis März 2004 gab es eine Ausstellung in Dessau unter dem Titel R. Paulick in Dessau: StahlhausArbeitsamt – DEWOG-Siedlung im Stahlhaus, einem Versuchshaus von ihm und dem Bauhaus-Meister Georg Muche (1926/27). Gezeigt wurden diese drei Bauten als stellvertretende Beispiele für sein Schaffen, als ein dem Bauhaus verbundener Student, als Mitarbeiter im Baubüro Gropius und schließlich als selbständiger Architekt.

Im November 2003 fand in seiner Geburtsstadt ein Kolloquium der Stadt Roßlau und der Stiftung Bauhaus statt. Dabei stand das komplexe und widerspruchsvolle Verwobensein seines Schaffens in die gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Gegebenheiten der jeweiligen Zentren und Orte im Vordergrund. Unter anderen sprach Jörn Düwel über Vom Funktionalismus zur Stalinallee.

Literatur

Commons: Richard Paulick – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Harry Nutt: Der lange Schatten der Paulick-Leuchte. Frankfurter Rundschau, 22. Juli 2008, abgerufen am 29. Oktober 2015.
  2. Architekten-Idylle an der Karl-Marx-Allee
  3. Barbara Nolte: Große Architektur für Berlin - nie umgesetzt in: Tagesspiegel vom 4. September 2015.