Roundup

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. August 2015 um 22:33 Uhr durch (Diskussion | Beiträge) (URL-Parameter gesetzt – Bitte die Dokumentation zu Vorlage:Toter Link bzw. zu Defekte Weblinks beachten). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Logo der Marke Roundup

Unter dem Markennamen Roundup vertreibt der Konzern Monsanto seit 1974 in über 130 Ländern eine Serie von Breitbandherbiziden, die in der Landwirtschaft Anwendung finden und auch von Hobbygärtnern verwendet werden. Breitbandherbizide wirken unspezifisch gegen viele Pflanzenarten. Im Privatverbraucherbereich wird Roundup in den USA und fast allen Ländern Europas exklusiv von The Scotts Miracle-Gro Company (deutsche Tochterfirma: Scotts Celaflor) vermarktet.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Unterorganisation der Weltgesundheitsorganisation (WHO), stufte den in Roundup enthaltenen Stoff Glyphosat im März 2015 als „wahrscheinlich“ krebserregend ein.[1] Das ebenfalls bei der WHO angesiedelte Gremium „Joint Meeting on Pesticide Residues“ (JMPR) kommt laut Angabe des BfR so wie Bewertungsbehörden in der EU, in den USA und Kanada zu der Bewertung dass nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft bei bestimmungsgemäßer Anwendung von Glyphosat kein gesundheitliches Risiko für den Menschen zu erwarten sei.[2]

Zusammensetzung

Der Wirkstoff ist das für fast alle Pflanzenarten toxische Glyphosat. Es hemmt die pflanzliche 5-Enolpyrovylshikimat-3-Phosphatsynthase (EPSP-Synthase) und somit die Synthese aromatischer Aminosäuren.[3] Die einzelnen Roundup-Produkte unterscheiden sich in der Salzformulierung, dem Medium (Lösung in Wasser oder Granulat) sowie der Glyphosatkonzentration. Um eine bessere Haftung an den Pflanzen zu erreichen, wird ein Netzmittel verwendet. Meistens handelt es sich dabei um mehrfach ethoxyliertes Talgamin (engl.: polyethoxylated tallow amine[4], abgekürzt POEA; auch Tallowamin), das bei Roundup einen Anteil von bis zu 15 % ausmacht[5] und in dieser Zusammensetzung zellschädigend wirken kann.[6]

Verwendung in der Landwirtschaft

Klassische Unkrautbekämpfung

Roundup-Einsatz auf einem Acker nördlich von Dresden
Roundup-Einsatz als Alternative zum Freihalten der Baumscheibe von Bewuchs mit mechanischen oder thermischen Mitteln

In der Landwirtschaft wird Roundup seit 1974[7] verwendet, um Unkraut oder konkurrierende Pflanzen von Äckern vor Aussaat der Kulturpflanze (Vorauflaufherbizid) abzutöten.

Roundup wirkt ausschließlich über grüne Pflanzenteile und nicht über die Wurzel. Es ist somit möglich, in einem Arbeitsgang Unkraut zu bekämpfen und zusätzlich eine frische Saat („im Vorauflauf”) einzubringen. Deren Keimung und Wuchs werden nicht negativ beeinflusst. Auch im Weinbau wird Roundup verwendet, um den Unterstockbereich frei zu halten. Solange bei der Anwendung keine Blätter der Reben getroffen werden, schadet diese Anwendung den Reben nicht.

Verwendung mit gentechnisch veränderten Pflanzen

Parallel zu Roundup vertreibt Monsanto gentechnisch verändertes Saatgut von Mais, Soja, Raps und Baumwolle, das eine Resistenz gegenüber der herbiziden Wirkung von Glyphosat aufweist.

Die Pflanzen-DNA wird durch das Bodenbakterium Agrobacterium tumefaciens als Genfähre so verändert, dass entweder die Erbinformation für eine Glyphosat-unempfindliche EPSP-Synthase aus Salmonellen übertragen oder nur der Aktivator rsp. Promotor für das EPSP-Synthase-Gen durch einen sehr viel stärkeren ersetzt wird.[3] Die Pflanze übersteht dadurch auch die Anwendung von Roundup.

Die Einführung von herbizidresistenten Pflanzen führte zu einer Ausweitung der pfluglosen Bewirtschaftung, wodurch Bodenerosion, Kraftstoffverbrauch und Treibhausgasemissionen zurückgegangen sein sollen. Für die Landwirte in Entwicklungsländern sollen sich tendenziell Ertrags- und Einkommenszuwächse, in Industrieländern vor allem Arbeitsersparnisse ergeben. Es wird zudem aus Indien von einer Abnahme der Pestizidvergiftungen unter Anwendern von Bt-Baumwolle berichtet.[8]

Problem der Resistenzbildung

Laut der Organisation WeedScience gibt es 2011 weltweit insgesamt 21 glyphosatresistente Unkräuter. Bei ALS-Inhibitoren (Acetolactat-Synthase, z. B. Chlorsulfuron), welche die Grundlage für andere chemische Unkrautbekämpfungsmittel bilden, sind es 113 beobachtete Resistenzen.[9] Diese bei Glyphosat nach über 30 Jahren Gebrauch recht niedrige Rate könnte nach Meinung von Unkrautforschern der Iowa State University bei ausschließlichem Gebrauch von Roundup gefährdet sein, weshalb sie ein differenziertes Modell der Bekämpfung empfehlen, zum Beispiel Wechsel mit anderen Herbiziden.[10]

Verbote für Roundup-Produkte für Hobbygärtner

In Deutschland dürfen Roundup-Produkte in Mengen ab einem Liter nur von Personen mit Sachkundenachweis angewendet werden. Einzelne Roundup-Produkte sind auch für den Haus- und Kleingartenbereich zugelassen, sofern sie nur in Kleinstgebinden abgegeben werden. Nach § 6 Abs. 2 PflSchG dürfen Pflanzenschutzmittel auf Freilandflächen nur angewandt werden, wenn diese landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzt werden. Herbizide dürfen ebenfalls nicht in oder unmittelbar an oberirdischen Gewässern und Küstengewässern angewandt werden. Außerdem ist die Anwendung auf versiegelten Flächen, zu denen gepflasterte oder asphaltierte Wege und Terrassen zählen, nur mit Genehmigung der zuständigen Behörde zulässig. Bei Zuwiderhandlung sind Geldbußen bis zu 50.000 € vorgesehen.[11]

In der Schweiz gibt es Anwendungsverbote:[12]

  • 3 m um Feldrandhecken
  • 3 m um die Bestockung von Waldrändern
  • 3 m bis 6 m um oberirdische Gewässer wie Teiche und Bäche
  • in der Zone S1 von Grundwasserschutzgebieten
  • auf Terrassen und Dächern
  • an oder auf Wegen und Straßen
  • an Böschungen und Grünstreifen

In Frankreich gilt seit Juni 2015 ein Verkaufsverbot durch Gartenzentren. Umweltministerin Ségolène Royal verwies auf die Berufskrankheiten, die bei Landwirten und Weinbergarbeiter erkannt sind.[13]

Toxikologie

Eine Reihe von Studien und Tierversuchen in den 1990er Jahren fand keine Hinweise auf eine karzinogene Wirkung von Glyphosat. Die Environmental Protection Agency stuft die Toxizität von Glyphosat als niedrig ein. Wenn Roundup gemäß der Gebrauchsanweisung verwendet wird, sind toxische Effekte unwahrscheinlich.[14] Eine umfangreiche Risikobewertung erschien 2000 und sah „unter derzeitigen und zu erwartenden Gebrauchsbedingungen“ keine Gesundheitsrisiken durch Roundup oder einen der Inhaltsstoffe.[15] Das Bundesinstitut für Risikobewertung bewertete die Hauptaussagen der am 19. September 2012 veröffentlichten Langzeitstudie „Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize[16] von Séralini et al. als „unzureichend belegt“.[17]

Eine Bewertung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) vom März 2015 kommt zum Ergebnis, dass es begrenzte Nachweise an Menschen für das krebserzeugende Potenzial von Glyphosat gebe, während die Beweislage ausreichend wäre, dass die Substanz bei Ratten und Mäusen zu Tumoren führe.[18] IARC stuft Glyphosat daher in die Kategorie 2A (wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen, probably carcinogenic to humans) ein.[19]

Roundup besitzt, gemäß Wissenschaftlern von Monsanto, aufgrund der beigemischten Netzmittel eine höhere Toxizität als Glyphosat, insbesondere bei Wassertieren. Das ursprüngliche Roundup-Produkt gilt als nicht toxisch für Honigbiene und Kompostwurm, leicht toxisch für Ratte und Virginiawachtel und als moderat toxisch für Regenbogenforelle, Blauen Sonnenbarsch und Wasserfloh.[20] Das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat daher Ende 2008 gegenüber den Zulassungsinhabern von Roundup und anderen Pflanzenschutzmitteln, denen Tallowamin beigefügt ist, in einem Expertengespräch eine „dringende Empfehlung“ ausgesprochen, diesen Beistoff bis Ende des Jahres 2010 durch einen anderen zu ersetzen. Monsanto hat gegen die Aufforderung Widerspruch eingelegt.[21][22][23]

Die Toxizität von Glyphosat für Amphibien wurde für 20 Arten aus drei Kontinenten getestet. Nach Wissenschaftlern von Monsanto beträgt die geringste festgestellte letale Dosis (bei der empfindlichsten Art im empfindlichsten Entwicklungsstadium) 0,88 mg a.e./l (a.e. für acid equivalent) für den Krallenfrosch. Der niedrigste Wert aus Zulassungsstudien beträgt 1,7 mg/l für eine Fischart. Toxische Stoffe werden nur zugelassen, wenn die erwartbare Exposition mindestens zehnmal (USA) bzw. hundertmal (EU) geringer ist als die geringste in Zulassungsstudien gefundene letale Dosis. Der Schutz für Fische deckt somit auch Amphibien ab.[20]

Grundsätzlich müssen in Deutschland beim Einsatz von Roundup Abstandsauflagen zu Gewässern und Landschaftselementen beachtet werden, in einigen deutschen Bundesländern sind diese in Sondergebieten aufgehoben (z. B.: im Marschland, das mit Gräben durchzogen ist, weswegen dort kein Abstand eingehalten werden kann).

Tatsächlich beobachtete Expositionswerte liegen nach einer Studie von Wissenschaftlern von Monsanto jedoch deutlich unter den geringsten letalen Dosen. Die in einer 2002 durchgeführten Untersuchung von 51 Gewässern im mittleren Westen der USA maximal gemessene Expositionswert betrug 8,7 µg a.e./l und 95 % der Werte lagen zwischen 0,45 und 1,5 µg a.e./l. An 30 in 2004 und 2005 untersuchten Standorten im südlichen Ontario betrug der maximale beobachtete Expositionswert 40,8 µg a.e./l. In Feuchtgebieten mit bekannten Amphibienpopulationen liegen die Werte typischerweise unter 21 µg a.e./l. Die in der Natur gemessenen Expositionswerte liegen damit deutlich unter den im Labor festgestellten letalen Dosen.[20]

Die in detaillierten Studien zur Exposition von Landwirten beobachtete maximale systemische Exposition beträgt nach Angaben von Wissenschaftlern von Monsanto 0,004 mg/kg. Der maximale Wert ohne toxische Wirkung (NOEL) beträgt 175 mg/kg.[20]

Kontroversen

2005 erschien eine Reihe von Studien von Relyea u. a., in denen die Wirkung einer nicht für aquatische Lebensräume zugelassenen Formulierung von Roundup auf Amphibien getestet wurde. Die niedrigen Überlebensraten werden von den Autoren als signifikanter Beitrag zu einem globalen Amphibiensterben gedeutet.[24][25] So wurden Kaulquappen in einem Tank alle vier Tage mit dem Mittel besprüht, was nach drei Wochen zum Tod aller Tiere führte. Die Studien wurden wegen verschiedener Aspekte kritisiert. Das benutzte Roundup enthalte das Netzmittel Polyethoxylated Tallowamine (POEA) – genau wegen der Giftigkeit dieses Netzmittels sei die Roundup-Formulierung für aquatische Anwendungen nicht zugelassen. Auch die extrem hohe Dosis sei unrealistisch. Von den Experimenten können nicht auf die Verantwortung glyphosathaltiger Herbizide auf einen globalen Rückgang von Amphibien geschlossen werden.[26] Auch Monsanto kritisierte die Studie aufgrund von Bedingungen und Annahmen, die bei der Anwendung von Roundup nicht erfüllt seien.[27]

Für menschliche Plazentazellkulturen liegt die letale Dosis von Roundup laut einer Studie bei 2,52 g/l, für andere menschliche Zellkulturen bei einer Verdünnung zwischen 0,01 und 0,001 %.[28][29] Die halbmaximale Inhibitionskonzentration (IC50) von Progesteron bei Mäusezellkulturen liegt nach einer Studie bei 24,4 mg/l für Roundup.[30] Das Schlüpfen von Seeigelembryonen wurde laut einem Experiment bei einer Behandlung mit 0,2 % Roundup um 128 Minuten verzögert, und die ersten Zellteilungen werden durch Konzentrationen von Roundup ab 8–12 mM gestört. Die Wissenschaftler leiten daraus die Empfehlung ab, Roundup nicht einzuatmen, da dies Krebs verursachen könnte.[31][32][33]

Laut der ehemaligen Bundesverbraucherschutzministerin Aigner sind den Behörden die Untersuchungen an Zellkulturen bezüglich der zellschädigenden Auswirkungen von Glyphosat bekannt. Die kürzlich durchgeführte Bewertung hierzu habe ergeben, dass die Versuchsanordnungen nicht unter realistischen oder erwartbaren Bedingungen erfolgt seien und die für die Beurteilung der Humantoxizität durchgeführte Tierversuche hätten keine Hinweise auf Schädigungen des Menschen „bei sachgerechtem und bestimmungsgemäßem Umgang“ geliefert. Es bestehe daher „zurzeit kein sachlicher Grund, Zulassungen zurückzunehmen und die Anwendung dieser Mittel zu verbieten“. Bezüglich der POEA-haltigen Beistoffe seien die Zulassungsinhaber vom BVL jedoch aufgefordert worden, weitere Studien und Informationen vorzulegen.[34] Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat im Juni 2010 für alle glyphosathaltigen Pflanzenschutzmittel, die POEA enthalten, die Auflagen VV 207 („Im Behandlungsjahr anfallendes Erntegut/Mähgut nicht verfüttern.“) bzw. VV 208 („Im Behandlungsjahr anfallendes Erntegut/Mähgut der ersten Nutzung nach der Behandlung nicht verfüttern.“) vergeben.[35]

Die Nichtregierungsorganisation Earth Open Source warf der EU-Kommission im Juni 2011 vor, Studien von Paganelli u. a. oder Carrasco u. a. ignoriert zu haben, die gezeigt hätten, dass Roundup und Glyphosat kanzerogen, teratogen, neurotoxisch und endokrin wirksam seien. Bei der Ablehnung dieser Ergebnisse habe sich die EU-Kommission im Wesentlichen auf Einschätzungen von deutschen Behörden berufen.[36][37] Monsanto schrieb in einer ersten Reaktion, Earth Open Source bringe keinerlei neuen toxikologischen Beweise und würde umfassendes Datenmaterial ignorieren, welches die Sicherheit von Roundup gezeigt habe.[38] Carasco u. a. haben laut Monsanto unrealistische und irrelevante Expositionsszenarien konstruiert.[39] Schon zuvor hatte Earth Open Source angegeben, der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit mangele es an Unabhängigkeit.[40] Die EFSA erklärte, die Autoren von Earth Open Source unterlägen einer Reihe von fundamentalen Falscheinschätzungen hinsichtlich der Arbeit der Behörde.[41] Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sehen in den Veröffentlichungen von Benachou und Seralini (2009) oder Paganelli u. a. (2010) zur potenziellen Toxizität von Glyphosat und Glyphosat-basierten Herbiziden keine neuen Erkenntnisse. Den Studien seien verschiedene methodologische Mängel anzulasten, etwa ist die Aussagekraft von Zellkulturexperimenten sehr gering.[42][43]

In der ZDF-Dokumentation „Das stille Gift“ vom Mai 2013 wurde kritisiert, dass die beratende Kommission für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit nicht neutral sei, da sie auch mit Vertretern der Pflanzenschutzmittelhersteller besetzt sei. Das Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel wurde ferner als intransparent bezeichnet, da die wesentlichen Studien zum Gefahrenpotential von der Industrie erstellt werden. Ihr Inhalt werde als Betriebsgeheimnis eingestuft und sei für die Öffentlichkeit nicht einsehbar.[44]

Umweltverhalten

Die verschiedenen Roundup-Formulierungen enthalten neben Glyphosat auch andere Chemikalien, weswegen sich die unterschiedlichen Formulierungen in ihrem Umweltverhalten voneinander unterscheiden.

Glyphosat weist im Vergleich mit anderen Herbiziden meist eine geringere Mobilität, Lebensdauer und eine geringere Toxizität gegenüber Tieren auf. Beispielsweise verhindert seine geringe Flüchtigkeit und hohe Dichte, dass es evaporiert und sich mit dem Wind verteilt oder in der Luft verbleibt. Glyphosat ist stabil gegenüber Hydrolyse in sterilem Wasser unter den meisten relevanten pH-Werten und gegenüber Photolyse bei natürlichen Lichtquellen. Glyphosat ist biologisch abbaubar, jedoch werden dabei nur 2 % in 28 Tagen abgebaut; und wird durch Mikroorganismen sowohl unter aeroben als auch unter anaeroben Bedingungen rasch zu Kohlenstoffdioxid und dem Hauptmetabolit AMPA abgebaut. AMPA wird ebenfalls von der Bodenmikroflora zu Kohlenstoffdioxid zersetzt, allerdings mit einer langsameren Abbaurate. Studien zeigen, dass 79–86 % von Glyphosat nach 6 Monaten zu Kohlenstoffdioxid abgebaut ist. Bei 93 in Europa und Nordamerika durchgeführten Feldversuchen betrug die Halbwertszeit in allen Fällen weniger als 1 Jahr und typischerweise weniger als 38 Tage. Zudem akkumuliert sich Glyphosat nicht und hat eine geringe Bodenaktivität. Die Aufnahme von Glyphosat durch Folgepflanzen der Fruchtfolge betrug in allen vorhandenen Studien weniger als 1 %.[20][45][46]

Das bei Roundup typischerweise verwendete Netzmittel POEA ist ebenfalls biologisch abbaubar, laut einem Sicherheitsdatenblatt nach 28 Tagen zu 55 % und nach 42 Tagen zu 72 %.[47] Die Halbwertszeit in Wasser beträgt laut einer Studie von Wissenschaftlern von Monsanto weniger als einen Tag.[20] Aufgrund starker Bodenadsorption wird die Bodenmobilität auf etwa 2 % geschätzt.[5]

Werbung

Monsanto bewarb seine Produkte Roundup UltraMax und Roundup Turbo im Jahr 2007 in Deutschland mit folgenden Worten:[48]

  • „maximale Wirkung bei nur minimaler Belastung der Umwelt“
  • „Durch starke Adsorption des Wirkstoffes an Bodenteilchen erfolgt keine Verlagerung ins Grundwasser und dieser wird vollständig innerhalb von 30 bis 40 Tagen (DT50-Wert) abgebaut.“

Rein rechnerisch lässt sich aus diesen Angaben ein Zeitraum von 210 bis 280 Tagen ermitteln, in dem die Konzentration auf unter 1 % des ursprünglichen Wertes gesunken sein müsste.

In New York gab Monsanto 1996 eine Unterlassungserklärung gegenüber dem Generalstaatsanwalt ab. Darin verpflichtete sich Monsanto unter anderem, im Staat New York glyphosathaltige Pestizide nicht mehr als sicher, ungiftig, harmlos, risikofrei, biologisch abbaubar, umweltfreundlich, ökologisch vorteilhaft oder praktisch ungiftig zu bezeichnen. Das wurde unter anderem damit begründet, dass die Hinweise im Sicherheitsdatenblatt diesen Werbeaussagen widersprechen.[49]

In Frankreich darf ein Roundupprodukt zur Gartenanwendung trotz seiner biologischen Abbaubarkeit seit 2007 nicht mehr als „biologisch abbaubar“ beworben werden. Die Fünfte Strafkammer des Amtsgerichts Lyon verurteilte zwei Führungskräfte von Monsanto und Scotts France im Januar 2007 zu einer Geldstrafe wegen irreführender Werbung.[50] Das Gericht begründete sein Urteil damit, dass Kunden von den Etikettenbeschriftungen „biologisch abbaubar“ und „umwelt- und bodenfreundlich“ sowie dem Abbild eines Vogels auf der Verpackung zu dem Glauben verleitet werden können, Roundup als völlig und unmittelbar umweltfreundlich und biologisch schnell abbaubar anzusehen. Von Monsanto durchgeführte Studien zeigten, dass Roundup nach 28 Tagen nur zu 2 % biologisch abgebaut werde.[51] Die Verurteilten legten Berufung ein; der Appellationsgerichtshof in Lyon und der Kassationsgerichtshof in Paris bestätigten das Urteil. Die beiden höheren Instanzen führten in der Begründung unter anderem aus, dass das verwendete Netzmittel sowie das Abbauprodukt AMPA langsamer abgebaut werden als der Wirkstoff Glyphosat selbst.[52][53]

Im Jahr 2014 wird um Käufer mit der Aussage geworben: „… wenn man Roundup verwendet, ist das Unkraut bekämpft und treibt nicht wieder aus.“[54]

Einzelnachweise

  1. WHO-Behörde stuft fünf Pestizide als unterschiedlich krebserregend ein, Ärzteblatt, 23. März 2015
  2. BfR: Fragen und Antworten zur gesundheitlichen Bewertung von Glyphosat. Aktualisierte FAQ des BfR vom 17. Juli 2015, abgerufen am 24. Juli 2015. http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zur_gesundheitlichen_bewertung_von_glyphosat-127823.html.
  3. a b Glyphosat. In: Lexikon der Biologie. Spektrum, Heidelberg 2006, S. v.
  4. TALLOW AMINES GENERAL DESCRIPTION AND APPLICATIONS (englisch)
  5. a b John P. Giesy, Stuart Dobson, Keith R. Solomon: Ecotoxicological Risk Assessment for Roundup® Herbicide. In: George W. Ware (Hrsg.): Reviews of Environmental Contamination and Toxicology. Springer, New York 2000, ISBN 978-1-4612-7026-3, S. 35–120 (PDF [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  6. Nora Benachour, Gilles-Eric Séralini: Glyphosate Formulations Induce Apoptosis and Necrosis in Human Umbilical, Embryonic, and Placental Cells: Chem. Res. Toxicol., 2009, 22 (1), pp 97–105 doi:10.1021/tx800218n
  7. Monsanto: Geschichte 1960–1975
  8. Shahzad Kouser, Matin Qaim: Impact of Bt cotton on pesticide poisoning in smallholder agriculture: A panel data analysis. In: Ecological Economics. 70. Jahrgang, Nr. 11, 15. September 2011, S. 2105–2113, doi:10.1016/j.ecolecon.2011.06.008 (ask-force.org [PDF]).
  9. Herbicide Resistant Weeds Summary Table (abgerufen am 24. Oktober 2011).
  10. Managing the risk of glyphosate resistant weeds – Summary of three modeling papers (PDF, englisch; 91 kB)
  11. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Verzeichnis zugelassener Pflanzenschutzmittel – Standardsuche (nach Roundup suchen)
  12. Herbizidverbot auf Wegen und Plätzen ist bei Gartenbesitzern weitgehend unbekannt
  13. Ségolène Royal déclare la guerre au Roundup, le désherbant star de Monsanto, usinenouvelle.com, 15 Juni 2015
  14. Glyphosate (General Fact Sheet), National Pesticide Telecommunications Network, November 2000 PDF
  15. Gary M. Williams, Robert Kroes, Ian C. Munro: Safety Evaluation and Risk Assessment of the Herbicide Roundup and Its Active Ingredient, Glyphosate, for Humans. In: Regulatory Toxicology and Pharmacology. Band 31, Nr. 2, 2000, S. 117–165, doi:10.1006/rtph.1999.1371 (PDF [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  16. Gilles-Eric Séralini u. a.: Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize. In: Food and Chemical Toxicology. Band 50, Nr. 11, 2012, S. 4221–4231, doi:10.1016/j.fct.2012.08.005.
  17. Stellungnahme Nr. 037/2012 des BfR vom 28. September 2012 (PDF; 63 kB).
  18. Die Tageszeitung: Unkraut vergeht, der Mensch auch, 23. März 2015, abgerufen: 23. März 2015
  19. IARC-Presseerklärung vom 20. März 2015 IARC Monographs Volume 112: evaluation of five organophosphate inscecticides and herbicides, abgerufen am 23. März 2015
  20. a b c d e f Gerald M. Dill, R. Douglas Sammons, Paul C. C. Feng, Frank Kohn, Keith Kretzmer, Akbar Mehrsheikh, Marion Bleeke , Joy L. Honegger, Donna Farmer, Dan Wright, Eric A. Haupfear: Glyphosate: discovery, development, applications, and properties. In: Glyphosate Resistance in Crops and Weeds. Wiley, 2010, S. 1–33 (PDF [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  21. BVL-Fachbeirat Naturhaushalt, Protokoll der 23. Sitzung am 25./26. Februar 2009 im BVL Braunschweig, TOP 10.6: Beistoffe in Glyphosat-haltigen Pflanzenschutzmitteln (Tallowamin-Problematik); Gekürzte Version, (PDF)
  22. Gefährlicher Cocktail, Süddeutsche Zeitung, 7. Juli 2009.
  23. Monsanto-Herbizid in der Kritik, Agrarzeitung Online, 9. Juli 2009.
  24. Rick A. Relyea: The Lethal Impact of Roundup on Aquatic and Terrestrial Amphibians. In: Ecological Applications. Band 15, Nr. 4, 2005, S. 1118–1124, doi:10.1890/04-1291 (PDF [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  25. Rick A. Relyea, Nancy M. Schoeppner, Jason T. Hoverman: Pesticides and amphibians: The importance of community context'. In: Ecological Applications. Band 15, Nr. 4, 2005, S. 1125–1134, doi:10.1890/04-0559 (PDF [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  26. Safe Use of Glyphosate-containing Products in Aquatic and Upland Natural Areas.
  27. Rick A. Relyea: The Impact of Insecticides and Herbicides on the Biodiversity and Productivity of Aquatic Communities. In: Ecological Applications. Band 15, Nr. 2, 2005, S. 618–627, doi:10.1890/03-5342 (PDF [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  28. Sophie Richard, Safa Moslemi, Herbert Sipahutar, Nora Benachour, Gilles-Eric Seralini: Differential Effects of Glyphosate and Roundup on Human Placental Cells and Aromatase. In: Environmental Health Perspectives. Band 113, Nr. 6, 2005, S. 716–720, doi:10.1289/ehp.7728, PMC 1257596 (freier Volltext) – (PDF [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  29. Nora Benachour, Gilles-Eric Séralini: Glyphosate Formulations Induce Apoptosis and Necrosis in Human Umbilical, Embryonic, and Placental Cells. In: Chemical Research in Toxicology. Band 22, Nr. 1, 2009, S. 97–105, doi:10.1021/tx800218n.
  30. Walsh LP, McCormick C, Martin C, Stocco DM: Roundup inhibits steroidogenesis by disrupting steroidogenic acute regulatory (StAR) protein expression. In: Environ. Health Perspect. 108. Jahrgang, Nr. 8, August 2000, S. 769–776, PMID 10964798, PMC 1638308 (freier Volltext)..
  31. Julie Marc, Magali Le Breton, Patrick Cormier, Julia Morales, Robert Bellé, Odile Mulner-Lorillon: A glyphosate-based pesticide impinges on transcription. In: Toxicology and Applied Pharmacology. Band 203, Nr. 1, 2005, S. 1–8, doi:10.1016/j.taap.2004.07.014, PMID 15694458.
  32. Julie Marc, Odile Mulner-Lorillon, Sandrine Boulben, Dorothée Hureau, Gaël Durand, Robert Bellé: Pesticide Roundup Provokes Cell Division Dysfunction at the Level of CDK1/Cyclin B Activation. In: Chemical Research in Toxicology. Band 15, Nr. 3, 2002, S. 326–331, doi:10.1021/tx015543g, PMID 11896679 (Online [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  33. Julie Marc, Odile Mulner-Lorillon, Robert Bellé: Glyphosate-based pesticides affect cell cycle regulation. In: Biology of the Cell. Band 96, Nr. 3, 2004, S. 245–249, doi:10.1016/j.biolcel.2003.11.010, PMID 15182708.
  34. Antwort von Ilse Aigner auf abgeordnetenwatch.de
  35. bvl.bund.de: Auflagen zum Schutz der Verbraucher bei glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln und Zusatzstoffen.
  36. Michael Antoniou, Mohamed Ezz El-Din Mostafa Habib, C. Vyvyan Howard, Richard C. Jennings, Carlo Leifert, Rubens Onofre Nodari, Claire Robinson, John Fagan: Roundup and birth defects: Is the public being kept in the dark. In: Earth Open Source. 2011 (Online auf scribd [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  37. Bericht des ORF zur Studie von Earth Open.
  38. Stellungnahme von Monsanto zur Earth Open Studie
  39. Sudden Interest in Dated Argentine Research on Glyphosate. Monsanto, 1. Oktober 2010.
  40. Claire Robinson: Europe's pesticide and food safety regulators – Who do they work for? April 2011. (PDF, engl., abgerufen am 27. Juni 2013)
  41. EFSA addresses factual errors and misunderstandings of report on „Europe’s pesticide and food safety regulators“. Brief an Earth Open Source, 14. April 2011.
  42. AGES zu Toxizität von Glyphosat. AGES-Website
  43. Alejandra Paganelli, Victoria Gnazzo, Helena Acosta, Silvia L. López, Andrés E. Carrasco: Glyphosate-Based Herbicides Produce Teratogenic Effects on Vertebrates by Impairing Retinoic Acid Signaling. In: Chemical Research in Toxicology. Band 23, Nr. 10, 2010, S. 1586–1595, doi:10.1021/tx1001749 (PDF [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  44. ZDFZOOM: Das stille Gift.
  45. Stephen O. Duke, Stephen B. Powles: Glyphosate: a once-in-a-century herbicide. In: Pest Management Science. Band 64, Nr. 4, 2008, S. 319–325, doi:10.1002/ps.1518 (PDF [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  46. Antonio L. Cerdeira, Stephen O. Duke: The current status and environmental impacts of glyphosate-resistant crops: a review. In: Journal of environmental quality. Band 35, Nr. 5, 2006, S. 1633–1658, doi:10.2134/jeq2005.0378 (PDF [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  47. Material Safety Data Sheet, 2005.
  48. Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2015. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/www.roundup-ultramax.de Roundup-Kompendium als PDF bei roundup.de (Stand 2007)
  49. Die Unterlassungserklärung dokumentiert bei mindfully.org.
  50. Eau et Rivières de Bretagne: Le Roundup devant les tribunaux.
  51. Auszug aus dem Urteil vom 26. Januar 2007 des Amtsgerichts Lyon, dokumentiert bei Eau et Rivières de Bretagne (PDF; 66 kB).
  52. Auszug aus dem Urteil vom 9. Oktober 2008 des Appellationsgerichts Lyon, dokumentiert bei Eau et Rivières de Bretagne (PDF; 35 kB)
  53. Auszug aus dem Urteil vom 6. Oktober 2009 des Kassationsgerichts Paris, dokumentiert bei Eau et Rivières de Bretagne (PDF; 138 kB).
  54. roundup-garten.de.