Siebenbürger Sachsen

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Die Siebenbürger Sachsen sind eine deutschsprachige Minderheit in Rumäniens Landesteil Siebenbürgen. Während 1910 bis zu 250.000 Siebenbürger Sachsen in Siebenbürgen (die Statistik der Evangelischen Kirche A.B. schließt immer auch Andersethnische ein) lebten, sind es im Jahr 2004 noch etwa 15.000 Angehörige dieser Minderheit mit weiter fallender Tendenz. Die Mehrzahl ist nach 1989 in die Bundesrepublik Deutschland ausgewandert. Das Durchschnittsalter beträgt etwa 69 Jahre.

Geschichte

Deutschensiedlungsländer in Rumänien (Sachsen und Schwaben)

1143 kamen im Zuge der deutschen Ostsiedlungen die ersten deutschen Siedler von der Mosel (keine Sachsen im eigentlichen Sinne) in die Region. Sie trugen wesentlich zur Urbarmachung und Besiedlung Siebenbürgens bei, welches damals ein relativ bevölkerungsarmes und unerschlossenes Grenzland war. Geisa II. (Géza II.), König von Ungarn, hatte Mitte des 12. Jahrhunderts seinen Einflussbereich Richtung Osten (Siebenbürgen) ausgeweitet und ließ deutsche Siedler kommen, die, neben den schon vorher in Siebenbürgen ansässigen Szeklern, die ungarische Ostgrenze sichern sollten.

Wegen dieser exponierten Stellung erhielten die Sachsen, wie schon früher die Szekler, Sonderrechte. Geisa II. sicherte ihnen eine völlige Territorialautonomie zu, welche später im sog. Goldenen Freibrief (Andreanum) unter Andreas II. bestätigt wurde. Neben der freien Nutzung von Gewässern und Wäldern sowie Zollfreiheit für die deutschen Händler waren die Siedler weder dem Adel noch der Kirche untertan.

Durch Lokatoren wurden die Siedler angeworben. Besonders aus dem Maas-Mosel-Raum, Flandern und dem Gebiet des damaligen Erzbistums Köln (Rheinland) gab es mehrfach Zuzüge. In mehreren Besiedelungsschüben wurde das Land erschlossen. Eine zweite Welle deutschsprachiger Einwanderung setzte dann zu Zeiten der Gegenreformation ein („Transmigration“), da zu dieser Zeit in Siebenbürgen Glaubensfreiheit galt (Landler, Durlacher u.a.). Die Durlacher blieben jedoch weitgehend als eigenständige Kulturgruppen bestehen und vermischten sich kaum mit den ansässigen Siebenbürger Sachsen.

Namensursprung

Die Bezeichnung „Sachsen” geht wahrscheinlich auf ein sprachliches Missverständnis zurück. Die Siedler wurden in der lateinischen Kanzleisprache der ungarischen Könige gemeinhin als „Saxones” bezeichnet (auch Hospites Theotonici genannt - lateinisch: 'deutsche Gäste') und dies ähnelt der ungarischen Bezeichnung für Sachse (szász, gespr.: ßaaß).

Türkeneinfälle

Der Reichtum des mittelalterlichen Siebenbürgens und seine Nähe zum Osmanischen Reich machten das Land ab dem 15. Jahrhundert zum Ziel dutzender Türkeneinfälle mit Brandschatzungen, Menschenraub, Mord und Verwüstungen ganzer Landstriche.

1437 schlossen sich die Szekler, der ungarische Adel und die Sachsen zu einer Dreinationen-Union (Unio trium nationum) zusammen, um gemeinsam gegen die Türken vorzugehen. 1479 errang die Union einen großen Sieg auf dem Brodfeld bei Mühlbach im Unterwald (Sebeş). Außerdem wurde ein in Europa einmaliges Netz von befestigten Kirchenburgen und Städten geschaffen. Die Kirchen in den Dörfern und Marktflecken wurden zu Festungsanlagen ausgebaut, mit Ringmauern und Wehrtürmen versehen und sollten so der Bevölkerung in Notsituationen Schutz und Zuflucht bieten. Die Städte wurden ebenfalls schwer befestigt und teilweise mit mehreren Verteidigungsringen versehen. Allerdings konnten diese Maßnahmen ein weiteres Vordringen der Türken nicht verhindern. Im Jahr 1529 erreichten die Osmanen Wien (siehe Erste Türkenbelagerung) und verwüsteten auf ihrem Zug ganz Ungarn. Danach zerfiel das Reich in drei Teile und wurde 150 Jahre von Türken beherrscht. Siebenbürgen blieb ein selbstständiges Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit, aber dennoch tributpflichtig. Weitere Überfälle und Plünderungen verheerten aber bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts regelmäßig das Land.

Siebenbürgen im Wandel der Zeiten

Nach dem Sieg des habsburgischen Herrschergeschlechts am Ende des 17. Jahrhunderts gelangte Siebenbürgen unter habsburgische Herrschaft.

Am Ende des 18. Jh. erklärte Kaiser Joseph II. im Zuge seiner „Revolution von oben“ alle im „Goldenen Brief“ fixierten Rechte für null und nichtig. Die ständische Verfassung und die jahrhundertelange Autonomie wurden endgültig aufgehoben. Kurz vor seinem Tod machte er einige seiner Reformen wieder rückgängig. Die Sachsen sanken zu einer ethnischen und konfessionellen Volksgruppe ab.

1848 griff die Wiener Märzrevolution auf Siebenbürgen über. Ein Bürgerkrieg brach aus. Mit russischer Hilfe gelang es Österreich 1849, die ungarischen Revolutionäre zu schlagen und Siebenbürgen zu erobern.

Durch den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich fiel Siebenbürgen 1867 Ungarn zu, worauf die Selbstverwaltung endgültig aufgehoben wurde. Der ungarische Staat traf zahlreiche Maßnahmen zur Magyarisierung der verschiedenen Minderheiten im Staatsgebiet. Von all den deutschsprachigen Minderheiten schafften es die Siebenbürger Sachsen durch einen großen sozialen und kulturellen Zusammenhalt, diesen Bestrebungen am ehesten zu entgehen. Hierzu trugen neben den kirchlichen Institutionen, welche eng mit dem deutschen Schulwesen der Siebenbürger Sachsen verbunden waren, auch die verschiedenen sozialen Verbände der Sachsen bei (Schwester-, Bruder- und Nachbarschaften) bei.

Siebenbürger Sachsen und Rumänien im 20. Jahrhundert

1918 bis 1944

Am Ende des Ersten Weltkriegs wurde Siebenbürgen, besonders durch das Engagement der dortigen Rumänen, Rumänien zugeordnet. Die Siebenbürger Sachsen und die anderen Deutschen der Region unterstützten dieses Anliegen, da sie sich von einem neuen Großrumänien eine bessere Minderheitengesetzgebung versprachen. Allerdings führte die Bukarester Regierung bald die aus der ungarischen Epoche bekannte minderheitenfeindliche Politik weiter. Die Siebenbürger Sachsen, welche sich bereits vor 1918 im Verhältnis zu Ungarn und Rumänen in der Minderheit befunden hatten, wurden durch den forcierten Zuzug von Rumänen nach Siebenbürgen noch stärker marginalisiert.

1944 bis 1990

In der Zeit des Zweiten Weltkrieges stand Großrumänien auf der Seite von Deutschland. Damals wurden auch die Siebenbürger Sachsen besonders in die nationalistische Politik des Reiches eingebunden. Diese besondere Nähe zum Reich bekamen die Sachsen nach dem Umschwenken der Rumänen auf die Seite der Alliierten im Jahre 1944 besonders zu spüren. 1944 flüchteten einige Siebenbürger Sachsen nach Deutschland und in das zu Deutschland gehörige Österreich. Viele der in Rumänien Verbliebenen wurden in sowjetische Zwangsarbeitslager deportiert. Die Überlebenden wurden dann nach Deutschland gebracht und der Großteil kehrte von dort in die alte Heimat zurück. Die so entstandenen Familienkonstellationen und ebenso die Minderheitenpolitik der neuen kommunistischen Regierung führten zu einer schrittweisen Auswanderung der Siebenbürger Sachsen aus Rumänien. Von ursprünglich 248.000 Personen (1941) sind 91.000 bis 1948 entweder in den Westen ausgewandert oder umgekommen. 1989 zählte man noch 95.000 Sachsen (40% der Population von 1910).

Seit 1990

Vom 1. Januar 1991 bis zum 31. Dezember 1992 emigrierten weitere 75.000 Personen. Auf diese Weise verlor die ethnische Minderheit beinahe ihren Zusammenhalt. Die Siebenbürger Sachsen und weitere deutschsprachige Gruppen im heutigen Rumänien werden durch das DFDR vertreten (Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien).

Schon bei den Kommunalwahlen 2000, besonders aber bei jenen im Jahr 2004 zeigte sich, dass es den Siebenbürger Sachsen trotz Abwanderung vieler Menschen in den 1990er Jahren gelungen ist, im Kreis Hermannstadt auf politisch-administrativer Ebene wieder an Bedeutung zu gewinnen. Neben den Bürgermeistern von Hermannstadt (Klaus Johannis), von Mediasch (Daniel Thellmann) und von Heltau (Johann Krech) stellt das DFDR hier auch den Kreisratsvorsitzenden (Martin Bottesch).

Siebenbürger Sachsen als Gemeinschaft

Während sich die Siebenbürger Sachsen im Laufe der Geschichte bis zur Wende im Jahre 1989 als starke Gemeinschaft mit hohem Integrationsvermögen für die einzelnen Mitglieder verstanden, welche sich erfolgreich gegen Assimilation zur Wehr setzten konnten, wird heute äußerst kontrovers über das eigene Selbstverständnis der noch in Siebenbürgen Verbliebenen diskutiert. 95% der sächsischen Bevölkerung hat das Land verlassen, der Rest ist überaltert und die wenigen Jüngeren finden unter ihresgleichen keine Partner mehr. Dies ebnet der lange verhinderten Assimilation dennoch den Weg und stellt die Gemeinschaft an sich immer mehr in Frage.

Sprache

Die siebenbürgische Mundart ist wie das in Luxemburg gesprochene "Luxemburgisch" (Letzebuergesch) und das Trierische eine Moselfränkische Mundart.

Die Dialekte werden erfasst und beschrieben im Siebenbürgisch-sächsischen Wörterbuch und im Nordsiebenbürgisch-sächsischen Wörterbuch

Eine wirkliche Amtssprache gab es nicht, es wurde praktisch in jedem Dorf ein etwas anderer Dialekt gesprochen, jedoch sind die Unterschiede kaum zu bemerken, sodass jeder Siebenbürger-Sachse sich mit dem anderen problemos verständigen konnte.

Autoren/Schriftsteller

Siehe auch