Straßenbahn Rodez
Tramways de Rodez | |
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Ce 2/4 Nr. 3 auf dem Place d'Armes vor der Kathedrale | |
Basisinformationen | |
Staat | Frankreich |
Stadt | Rodez |
Eröffnung | 15. August 1902 |
Stilllegung | 5. Juli 1920 |
Betreiber | Société anonyme des tramway de Rodez |
Infrastruktur | |
Streckenlänge | 3,8 km |
Spurweite | 1000 mm (Meterspur) |
Stromsystem | 550 V |
Betrieb | |
Linien | 3 |
Die Straßenbahn Rodez, französisch Tramways de Rodez, verband Rodez, die Hauptstadt des Départements Aveyron in der heutigen französischen Region Okzitanien, mit ihrem ungefähr zwei Kilometer entfernten Bahnhof an den Strecken der Compagnie des chemins de fer du Midi (MIDI) und der Compagnie du chemin de fer de Paris à Orléans (PO).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Compagnie des tramways de Rodez eröffnete am 15. August 1902 eine eingleisige 2,2 Kilometer lange Strecke vom Bahnhof zur Kreuzung Saint-Cyrice. Schon am 3. Januar 1903 konnte sie um 1,6 Kilometer verlängert werden und endete nun am Palais de Justice.
Die meterspurige Strecke wies mehrere Ausweichen auf und war mit 550 V Gleichstrom elektrifiziert. Die Straßenbahn sollte Anschluss an jedem im Bahnhof ankommenden Zug bieten, weshalb besonders große Triebwagen beschafft wurden, damit die Reisenden zusammen mit ihrem Gepäck in einem Wagen befördert werden konnten. Bei besonders großem Verkehrsaufkommen wurde das Gepäck mit einem Gütermotorwagen hinter den Personenmotorwagen hergeführt. Außerdem wurden damit gerechnet, das jährlich bis zu 60.000 t Güter zu befördern sind.[1]
Die Aufsichtsbehörde beurteilte die großen Triebwagen als zu schwer und damit zu gefährlich für den Betrieb auf den steilen Strecken der Straßenbahn. Sie forderte zwar die Gesellschaft auf, kleinere leichtere zweiachsige Triebwagen zu beschaffen, gab aber trotzdem für die Motorwagen die Betriebsbewilligung, bis die kleineren abgeliefert wären.[2]
Im Jahr 1903 wurden die beiden bestellten, zweiachsigen Triebwagen abgeliefert, trotzdem durften die zuverlässig arbeitenden großen Triebwagen im Verkehr bleiben. 1917 folgten zwei Beiwagen von Jules Weitz aus Lyon. Dem Güterverkehr dienten fünf Gütermotorwagen. Alle waren im Depot an der Avenue du Maréchal Joffre beim Bahnhof beheimatet, wo auch das Kraftwerk für die Energieversorgung der Straßenbahn stand. In ihm arbeiteten zwei 150 PS-Kolbendampfmaschinen, die mit je einem 100 kW Generator die Energie in das Oberleitungsnetz der Straßenbahn einspeisten.[3]
Trotz der 1912 verbesserten Strecke zum Bahnhof und der 1913 eröffneten Verlängerung bis zum Markt, war die finanzielle Situation der Straßenbahn schlecht, denn die Fahrgäste bleiben aus. Nach dem Ersten Weltkrieg erholte sich die Wirtschaft nicht und der Verkehr ging noch mehr zurück. Angesichts der schlechten finanziellen Entwicklung beschloss die Stadt den Betrieb der Straßenbahn am 5. Juli 1920 einzustellen.[2]
Streckennetz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Strecke vom Bahnhof Rodez auf 534 m.ü.M zur Kathedrale auf 626 m.ü.M musste auf einer Länge von 1532 m eine Höhendifferenz von 92 m überwinden. Dies ergab eine mittlere Steigung von 60 ‰, wobei auf einer Länge von 20 m sogar 100 ‰ erreicht wurden.[1] Die Fahrzeuge waren deshalb mit einer Klauenbremse nach dem System Réal ausgerüstet.[4]
Um die steile Strecke durch die Avenue de Bordeaux zu vermeiden, wurde 1912 eine neue Strecke mit geringerer Steigung gebaut, die vom Bahnhof Richtung Osten führte, bei der Kreuzung Quatre Saison eine scharfe Wende in die Avenue de Paris machte und am Friedhof vorbei zur Kreuzung Saint-Cyrice führte. Die Klauenbremsen waren somit nicht mehr notwendig. Am 3. Januar 1913 ging die Verlängerung der Strecke vom Palais de Justice bis zum gedeckten Markt beim Place du Bourg in Betrieb.
Fahrzeuge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Anfang standen drei Triebwagen mit Maximumdrehgestellen zur Verfügung, die von der Schweizerischen Wagons- und Aufzügefabrik Schlieren (SWS) gebaut worden waren und eine elektrische Ausrüstung von der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) hatten. Es waren die ersten Straßenbahnwagen Frankreichs mit geschlossenen Plattformen. Im Innenraum waren 22 Sitzplätze vorhanden, auf den beiden Endblattformen gab es 33 bis 38 Stehplätze.[5] In jedem Drehgestell war ein Motor mit 38 PS eingebaut. Die Fahrschalter auf den Plattformen hatten vier Fahrstufen mit in Serie geschalteten Fahrmotoren, drei Fahrstufen mit parallel geschalteten Fahrmotoren und sechs Bremsstufen, wobei der Anfahrwiderstand als Bremswiderstand genutzt wurde.[6] Nach Einstellung der Straßenbahn wurden die Triebwagen 1922 an die Straßenbahn Clermont-Ferrand verkauft, wo sie noch bis in die 1950er-Jahre im Einsatz standen.[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jean Robert: Histoire des transports dans les villes de France. Neuilly-sur-Seine 1974.
- Henri Somach: Les tramways électriques de Rodez. In: Le Génie civil. 27. Dezember 1902 (französisch, BnF Gallica).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Le tramway de Rodez. In: Les chemins de fer miniers de Mondalazac et Cadayrac. Jean Rudelle, 2015, abgerufen am 1. Februar 2020 (französisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Henri Somach, S. 129
- ↑ a b Rodez. AMTUIR, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 28. März 2012; abgerufen am 1. Februar 2020 (französisch).
- ↑ Henri Somach. Usine génératrice. S. 132
- ↑ Henri Somach. Frein de sûreté S. 131
- ↑ Henri Somach. Matériel Roulant. S. 130
- ↑ Henri Somach. Équipement électrique des voitures. S. 130–131
- ↑ Jean Robert