Sturmabteilung

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Emblem der SA

Die Sturmabteilung (SA) war die paramilitärische Kampforganisation der NSDAP während der Weimarer Republik und spielte als Ordnertruppe eine entscheidende Rolle beim Aufstieg der Nationalsozialisten, indem sie deren Versammlungen vor Gruppen politischer Gegner mit Gewalt abschirmte, bzw. deren Veranstaltungen massiv behinderte.

Nach der NS-Machtübernahme wurde die SA von Hermann Göring, dem Reichskommissar für das preußische Innenministerium und damit Dienstherr der preußischen Polizei, kurzzeitig auch als staatliche „Hilfspolizei“ eingesetzt. Nach dem Sommer 1934, als SS-Einheiten die SA-Führungsspitze ermordet hatten (siehe Röhm-Putsch), verlor sie in der weiteren Zeit des Nationalsozialismus sehr stark an Bedeutung. Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches 1945 wurde sie wie NSDAP und SS mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 2 verboten und aufgelöst.

Geschichte

Namenswandel

Die erste Ordnertruppe der NSDAP wurde 1920 als Saalschutz (kurz S.S.) zunehmend in Saalschlachten eingesetzt und bestand vor allem aus Angehörigen verschiedener Freikorps sowie einigen Angehörigen der Bayerischen Reichswehr.

Aus diesem Saalschutz entwickelte sich über mehrere Schritte die spätere Sturmabteilung (kurz S.A.) als reine Schlägertruppe für provozierte Zusammenstöße mit linksgerichteten Parteien, die vielfach in brutalen Straßenkämpfen ausarteten.

Nachdem der Freikorpsführer Hermann Ehrhardt noch 1920 Adolf Hitler die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte (Auslöser war die Weigerung Hitlers, Ehrhardt bei dem bewaffneten Widerstand der Ruhrbesetzung zu unterstützen) und aus diesem Grund die Gruppe Ehrhardt aus der NSDAP zurückzog, wurde von Hitler eine neue Schutztruppe der Parteiführung namens Sturm-Staffel aufgestellt, deren Abkürzung auch wieder SS lautete und die aus wenigen in der NSDAP verbliebenen Freikorps-Angehörigen bestand. Diese Sturm-Staffel übernahm die Funktion der parteiinternen Ordnertruppe. Aus besonders aggressiven Angehörigen dieser Sturm-Staffel formierte Adolf Hitler seine persönliche Leibwache, den Stoßtrupp Adolf Hitler.

Nach einer besonders brutal geführten Saalschlacht der Nationalsozialisten mit Angehörigen der KPD wurden die Angehörigen dieser Sturm-Staffel und das noch namenlose Gros der uniformierten Freikorps- und Schlägertruppen, mit Ausnahme des Stoßtrupps Adolf Hitler, am 4. November 1921 von Hitler offiziell in Sturmabteilung umbenannt. Diese waren zuvor unter den Namen Box- und Sportabteilung der NSDAP aufgetreten.

Nach der Machtergreifung 1933 waren nur noch die Kurzbezeichnungen (Akronyme) „SA“ und „SS“ in Gebrauch, die bis zur Ausschaltung der SA-Führung 1934 als nominell separate Organisationen bestanden.

Von den Anfängen in den Zwanzigerjahren bis zur Reichstagsbrandverordnung

Dank Ernst Röhms Kontakten zum bayerischen Militär stellten unter anderem Angehörige der Minenwerfer-Kompanie 19 den ersten Saalschutz der Partei. Unter ihrem Kommandanten, Hauptmann Julius Schreck sollten sie für Ruhe bei Parteiveranstaltungen sorgen.

Aus dieser Kompanie bezog Röhm die ersten Mitglieder des parteieigenen Ordnungsdienstes; es fehlten ihm aber erfahrene Kommandanten. Diese fand er in der ehemaligen Marine-Brigade Ehrhardt, die im April 1920 offiziell aufgelöst worden war.[1] Am 3. August 1921 wurde Hermann Ehrhardt von Röhm als erster Führer des NSDAP-Versammlungsschutzes eingesetzt - Ehrhardt delegierte diese Aufgabe jedoch am 8. August an den Leutnant Hans Ulrich Klintzsch.

Am 4. November 1921, anlässlich einer öffentlichen Großveranstaltung im Münchner Hofbräuhaus, die von den Nationalsozialisten als „Saalschlacht“ bezeichnet wurde, bekam der NSDAP-Versammlungsschutz offiziell den Namen „Sturmabteilung“ verliehen. Die SA sollte nun die offiziellen Versammlungen der NSDAP schützen und überwachen; sie entwickelte sich aber auch zu einem Kampfverband zur Einschüchterung der politischen Gegner. Sie wurde militärisch durch die Bayerische Reichswehr-Division (insbesondere durch das Pionierbataillon 7 und das Infanterie-Regiment 19) ausgebildet, sah sich selbst als so genannten „Wehrverband“ und wurde auch von der bayerischen Regierung in eventuelle Mobilmachungspläne voll eingebunden.

Die Münchner SA umfasste bereits 1923 rund 1.150 Mann und verfügte über Artilleriehundertschaften und Kavalleriezüge. Ihre Kommandanten legten sich ebenfalls militärische Bezeichnungen wie Gewehr- oder Geschützführer zu.[2]

Am 9. November 1923 beteiligten sich auch die rund 2.000 Mitglieder[3] der SA unter ihrem militärischen Führer Hermann Göring am Hitler-Ludendorff-Putsch. Bei diesem Putschversuch wurden 16 NSDAP-Mitglieder (darunter fünf Stoßtrupp-Männer) von der Münchner Polizei und dem Militär erschossen; die Partei hatte damit ihre ersten „Blutzeugen“. Nach dem Putsch übertrug Friedrich Ebert dem Chef der Reichswehr – Hans von Seeckt – die vollziehende Gewalt. Dieser erließ am 23. November ein Verbot der NSDAP und auch der KPD. Zur Umgehung dieses Verbots wurde die SA von April 1924 bis Februar 1925 als Frontbann bezeichnet.

Sturmabteilung aus Essen in noch uneinheitlicher Uniformierung, 1926

Nach der Neugründung der Partei im Februar 1925 wurde die SA unter Franz Pfeffer von Salomon wieder aufgestellt. Ernst Röhm fragte am 30. April bei Hitler an, ob die SA sich wieder als „Wehrverband“ der Partei sehen dürfe, erhielt jedoch vier Wochen später folgende Absage: Eine neue Wehrbewegung gedenkt Herr Hitler nicht aufzuziehen, wenn er es seinerzeit tat, so nur auf Veranlassung der Herren, die ihn nachher im Stich ließen. Heute braucht er lediglich einen Saalschutz, wie vor dem Jahre 1923.[4]

Die Hauptaufgaben der SA bestanden nun nach Hitlers Willen in Aufmärschen und „zivilen“ gewalttätigen Übergriffen gegen politische Gegner. Dazu gehörten in erster Linie Mitglieder der KPD und der SPD, die in Straßen- und Saalschlachten mit dem kommunistischen Roten Frontkämpferbund und dem sozialdemokratisch geprägten republikanischen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold bekämpft wurden, aber auch Juden sowie christliche Gruppierungen wie die Kolpingjugend.

In der folgenden Zeit wurde die SA von Pfeffer von Salomon und Ernst Röhm (nach seiner Rückkehr 1930) zu einer schlagkräftigen und straff gegliederten Organisation geformt. Das Anwachsen der SA wurde durch Wirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP begünstigt. 1930 hatte die SA zeitweise 60.000 bis 80.000 Mitglieder und 1932 bereits etwa 220.000 eingetragene Mitglieder.

Ein wegen der Terrorwelle im April 1932 vom Reichskanzler Heinrich Brüning ausgesprochenes Verbot der SA wurde bereits im Juni von Brünings Nachfolger Franz von Papen wieder aufgehoben. Im Vorfeld der Reichstagswahl Juli 1932 gab es bürgerkriegsähnliche Zustände mit insgesamt etwa 300 Toten und über 1100 Verletzten, woran die SA maßgeblich beteiligt war.

Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 feierte die inzwischen auf über 400.000 Mitglieder angewachsene SA mit einem nächtlichen Fackelzug, vom Großen Stern in Berlin kommend durch das Brandenburger Tor zur Reichskanzlei in der Wilhelmstraße.

Viele SA-Männer erwarteten die sofortige Machtübernahme im Stile eines gewaltsamen Putsches. Bereits im Herbst 1931 waren die Boxheimer Dokumente mit Plänen für einen Staatsstreich der SA an die Öffentlichkeit gelangt.

Doch die Führung der Nationalsozialisten scheute die Option eines gewaltsamen Putsches der SA, der zu diesem Zeitpunkt einen Bürgerkrieg gegen den Roten Frontkämpferbund und das Reichsbanner mit unklarem Ausgang bedeutet hätte. Ob die Reichswehr und vor allem die preußische Polizei, die während der Weimarer Republik unter starkem sozialdemokratischen Einfluss gestanden hatte, sich geschlossen den Anweisungen der neuen Regierung fügen würden, war ebenfalls nicht sicher. Die SA verblieb aktiv. Unmittelbar nach dem 30. Januar 1933 fielen der SA allein in Berlin mehrere Menschen zum Opfer und viele wurden verletzt. SA-Trupps organisierten auf eigene Faust Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.

Verhaftung von Kommunisten durch die SA in Berlin am 6. März 1933, am Tage nach den Reichstagswahlen

Am 22. Februar 1933 wurde durch den kommissarischen preußischen Innenminister Hermann Göring die preußische Hilfspolizei gegründet. Sie rekrutierte sich vornehmlich aus den Reihen der SA, die damit in den staatlichen Machtapparat eingebunden wurde. Die SA konnte nun mit staatlicher Autorität und umfassenden Zuständigkeiten operieren, was einerseits ihr Handlungsbedürfnis befriedigte, es andererseits zugleich auch kanalisierte. Zusätzlich veranlasste die massive Präsenz der SA die regulären Polizeikräfte, sich den neuen Machthabern anzupassen. Es wird geschätzt, dass allein in Berlin etwa 3.000 bis 5.000 SA-Männer zu Hilfspolizisten ernannt wurden.

In diesem Zusammenhang trat die SA-Feldpolizei, Kern des späteren SA-Feldjägerkorps, deren Stammsitz in der Berliner General-Pape-Straße war, in Erscheinung. Während diese Sondereinheit der SA-Führung anfangs zur Verfolgung und Inhaftierung von Regimegegnern eingesetzt wurde, erhielt sie später zunehmend innerorganisatorische Ordnungsaufgaben, die sie unter ihrer neuen Bezeichnung SA-Feldjägerkorps bis 1935 ausübte. Die preußische Hilfspolizei wurde hingegen bereits Anfang August 1933 wieder aufgelöst.

Die „Reichstagsbrandverordnung“ wurde unmittelbar nach dem Reichstagsbrand in der Nacht auf den 28. Februar 1933, einige Tage vor der Reichstagswahl 1933 erlassen. Damit wurden die Grundrechte der Weimarer Verfassung praktisch außer Kraft gesetzt und der Weg für die legalisierte Verfolgung politischer Gegner der NSDAP durch Polizei und SA bereitet.

Die Marine-SA folterte auf dem "Gespensterschiff" in Bremerhaven von Mai bis Oktober 1933 politische Gegner.

Hitlers Doppelspiel

Für Hitler war die SA gerade wegen des Terrors, den sie ausübte, in der ersten Phase der Machtübernahme extrem nützlich. Einerseits konnte er mit ihrer Hilfe seine Gegner einschüchtern und terrorisieren, andererseits konnte er sich bei den Konservativen als die einzige Person darstellen, die in der Lage war, die SA zu bändigen. Je nach Umständen drohte er implizit damit, der SA wirklich freie Hand zu lassen, oder versprach, mäßigend auf sie einzuwirken. Mit dieser Taktik brachte er die Konservativen dazu, dem Terror zuzustimmen und ihn auch noch dafür zu belohnen, dass er den Terror auf einem „erträglichen Niveau“ hielt.

„Röhm-Putsch“ 1934

Nachdem Adolf Hitler auch dank der SA im Laufe des Jahres 1933 seine Macht immer weiter gesichert hatte, entzog er ihr im Sommer 1934 die Gunst. Am 30. Juni 1934 besuchte Hitler Röhm an dessen Urlaubsort Bad Wiessee. Er beschuldigte ihn, Putschpläne zu hegen, und machte ihm seine Homosexualität zum Vorwurf. In der Parteiführung war es ein offenes Geheimnis, dass Röhm und Teile seiner Umgebung homosexuelle Neigungen hatten. Zeitungen hatten diese Information auch schon vor 1933 verbreitet, wie zum Beispiel Fritz Gerlichs „Der gerade Weg“. Das gespielte Entsetzen Hitlers über die erst nach dem „Röhm-Putsch“ offiziell bekannt gegebene Homosexualität Röhms kommentierte ein politischer Witz sinngemäß: „Wie entsetzt wird Hitler erst sein, wenn er merkt, dass Göring dick ist und Goebbels einen Klumpfuß hat?“ Röhm und seine engsten Gefolgsleute (wie auch andere unbequem gewordene Personen) wurden verhaftet und später ermordet. Es gibt bis heute keine Hinweise darauf, dass ein Putsch durch Röhm ernsthaft geplant war oder unmittelbar bevorstand. Ermordet wurden neben Röhm unter anderem SA-Obergruppenführer Heines, der vorherige Reichskanzler Kurt von Schleicher mit seiner Frau, Gustav von Kahr und Gregor Strasser.

Die Liquidierung hatte für Hitler mehrere Vorteile:

  • Mit der Ruhigstellung der Sturmabteilung präsentierte er sich dem Ausland und dem deutschen Bürgertum als rechtschaffener Staatsmann.
  • Mit der Beseitigung der paramilitärischen Konkurrenz verschaffte er sich das Vertrauen der Reichswehrgeneräle.
  • Mit der Entmachtung der vornehmlich aus Arbeitslosen und Kleinbürgern bestehenden SA stieg Hitler in der Gunst der deutschen Groß- und Schwerindustrie weiter auf.
  • Durch die Enthauptung der zwischenzeitlich auf 400.000 Mitglieder angewachsenen SA wurde eine potentiell gefährliche innerparteiliche Macht neutralisiert.

Die Kaltstellung der SA ermöglichte es dem Führer der SS, Heinrich Himmler, die ursprünglich als Leibwache Hitlers konzipierte SS von der Mutterorganisation SA zu emanzipieren und auch formal als eigenständige Organisation im Nationalsozialismus zu etablieren. In den folgenden Jahren konnte Himmler der SS, ihren Untergliederungen (zum Beispiel SD, Waffen-SS) und damit auch sich selbst eine im NS-Staat fast beispiellose Machtfülle erarbeiten.[5]

Nach 1934

Nach der Ausschaltung Röhms und seiner Gefolgsleute – nach Schätzungen gab es etwa 130 Tote – wurde die SA nahezu bedeutungslos und diente allenfalls als Kaderreservoir für Partei und andere Organisationen.

Als Viktor Lutze zum neuen Stabschef ernannt wurde, schuf er innerhalb der SA eine SS-ähnliche Elite-Standarte. Diese trug den Namen SA-Standarte „Feldherrnhalle“. Sie war eine stehende und bewaffnete Einheit und galt als SA-Gegenstück zu den Verbänden der SS-Verfügungstruppe.

Zum landesweiten Einsatz kam die SA nochmals im November 1938 bei den Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, die als „Reichskristallnacht“ in die Geschichte eingegangen sind. Auch wurde sie kurz vor Kriegsende als Reservoir für Kämpfer des Volkssturms genutzt, wobei SA-Angehörige häufig durch Gewalttaten an Kriegsgefangenen oder Kapitulationswilligen auffielen.

Hierarchischer Aufbau

Bis 1926 wurde der Kommandant der SA als „Oberster SA-Führer“ (OSAF) bezeichnet. Bis dahin galt die SA als eine von der NSDAP unabhängige nationalsozialistische Kampforganisation. Ab Herbst 1926 übernahm Adolf Hitler die Führung der SA, wurde also selbst Oberster SA-Führer. Für den bisherigen Amtsinhaber wurde der neue Titel SA-Reichsführer eingeführt; dieser stand von da an unter der Kontrolle der Partei. Mit der Schaffung des SA-Reichsführers wurde das Gegenstück des obersten SS-Kommandanten gebildet, der nun ebenfalls den Rang eines Reichsführers trug, aber formal weiterhin dem SA-Reichsführer unterstellt war.

Mit der Rückkehr Ernst Röhms in die SA wurde der Rang des Chef des SA-Stabes oder kurz SA-Stabschef eingeführt. Ernst Röhm war der bekannteste Inhaber diesen Ranges. Nach seinem Amtsantritt ging er auf Gegenkurs zu Hitler. Röhm wollte die SA-Kampforganisation erneut der Kontrolle der Partei entziehen. Nach der „Machtergreifung“ forderte er die „2. Revolution“ und die Schaffung eines „NS-Volksheeres“, das die Reichswehr ablösen sollte. Deren Einheiten sollten sich der SA anschließen, in ihr aufgehen und so das „NS-Volksheer“ bilden.

Hitler, der damals die Unterstützung der Reichswehr für seine zukünftigen Kriegspläne brauchte, ließ durch bewusst verfälschte und verbreitete Zitate Röhms den Eindruck verbreiten, Röhm wolle zu einem Aufstand anstiften. Bei 3,5 Millionen SA-Angehörigen hätte die Ordnungsmacht (Polizei oder/und Reichswehr) nicht viel dagegen unternehmen können. Röhm betonte mehrmals intern in Parteikreisen: „Bedenkt, fast vier Millionen Rabauken stehen hinter mir!“. Auch wenn dieses offensichtlich nur im Spaß gesagt wurde, klang das in den Ohren Hitlers und der Reichswehrführung äußerst bedrohlich.

Verbreitet wurden diese „Revolutionsgerüchte“ vor allem durch das einstige SA-Oberhaupt Hermann Göring und den Reichsführer-SS Heinrich Himmler, der damals noch die Dienstgradabzeichen eines SS-Obergruppenführers trug.

Himmler versicherte Röhm schriftlich mehrmals die bedingungslose Treue seiner selbst und der SS. Ungeachtet dessen wurde die SA-Führung am 30. Juni/1. Juli 1934 durch Angehörige des – allgemein durch seine Brutalität gefürchteten – SS-Totenkopfwachsturmbannes „Oberbayern“ in den frühen Morgenstunden verhaftet und wenig später durch ein eigens dafür aufgestelltes Exekutionskommando der Leibstandarte-SS Adolf Hitler erschossen. Dieses aus den Angehörigen der ersten zwei Schützenkompanien der Leibstandarte gebildete Exekutionskommando stand unter dem Befehl Josef „Sepp“ Dietrichs.

Röhm selbst wurde am 1. Juli in seiner Gefängniszelle durch den Dachauer Kommandeur des Wachsturmbanns „Oberbayern“ Theodor Eicke und dessen Stellvertreter Michel Lippert erschossen.

Röhms Nachfolger als Stabschef, Viktor Lutze, wurde im August 1934 als „Reichsleiter SA“ Adolf Hitler persönlich unterstellt. Er erhielt nun eigene Dienstgradabzeichen. Nach dem Unfalltod Lutzes im Jahre 1943 wurde Wilhelm Schepmann Stabschef.

Interne Gliederung (nach dem Stand vom 30. Januar 1939)

SA-Mann war die Oberbezeichnung für alle Angehörigen der SA. Demnach konnte dieser Begriff sowohl SA-Führer- als auch Mannschaftsdienstgrade umfassen. Alle noch nicht endgültig eingereihten oder überführten Angehörigen der SA trugen die Bezeichnung SA-Anwärter. Außer der aktiven SA sind als weitere Formationen zu erwähnen: Die SA-Reserven I und II, die nach der Machtergreifung (1933) aus den ehemaligen Soldatenverbänden „Kyffhäuserbund“ und „Der Stahlhelm“ gebildet wurde.

Bis zum März 1931 waren so genannte „Gaustürme“ die oberste Verwaltungsinstanz. Ab dem 1. Mai 1931 wurden diese in zehn Gruppen und zwei eigenständige Untergruppen reorganisiert. Durch die Expansion der SA bestanden 1932 bereits 14 SA-Gruppen.

Im September 1932 wurden die SA-Gruppen zu fünf „Obergruppen“ zusammengefasst und bis zum Juli 1933 zu acht Obergruppen ausgebaut und die aus 21 SA-Gruppen gebildet wurden. Ihnen standen neu ernannte SA-Gruppenführer vor. Als oberste Verwaltungsinstitution wurden nun ein „Führungshauptamt SA“ und vier „SA-Inspektionen“ (West, Südost, Mitte, Ost) gebildet. Im Mai 1934 wurden noch einmal drei weitere SA-Obergruppen gebildet und es erfolgte von Seiten Ernst Röhms eine Unterteilung zwischen der Dienststellung „Obergruppenführer“ und dem gleichnamigen Dienstgrad, welche alle Teilorganisationen der damaligen Gesamt-SA (SA, SS und NSKK) sowie das NSFK betraf. Doch mit den Ereignissen des so genannten „Röhm-Putsches“ wurde die SA bis zum August 1934 reoranisiert. So wurden die Obergruppen, die Inspektionen und verschiedene Dienststellen des SA-Führungshauptamtes aufgelöst. Einige Untergruppen der SA wie die SS wurden selbstständig.

So blieb die SA-Gruppe als oberste Verwaltungsgliederung bestehen, die der Obersten SA-Führung unterstellt war.

Organisationsstruktur der SA seit August 1934

  • Oberste SA-Führung
  • Gruppe (bestehend aus mehreren Brigaden)
  • Brigade (3–9 Standarten)[6]
  • Standarte (3–5 Sturmbanne)
  • Sturmbann (3–5 Stürme)
  • Sturm (3–4 Trupps)
  • Trupp (3–4 Scharen)
  • Schar (8–16 Mann)
  • Rotte (4–8 Mann)

Im Jahr 1938 wurde die Organisationsstruktur der SA nach rein militärischen Gesichtspunkten reorganisiert und im Juni 1938 die im März des gleichen Jahres in die SA eingegliederte „SA-Obergruppe Ostmark“ aufgelöst. So bestand die Gesamt-SA am 30. Januar 1939 aus folgenden Gliederungen:

1. Allgemeine SA

1.1 Aktive SA-I (zwischen 18 und 35 Jahren)
1.2 Aktive SA-II (zwischen 35 und 45 Jahren)

2. SA-Reserve (über 45 Jahre)
3. SA-Wehrmannschaften

Diese waren nach militärischen Fach- bzw. Tätigkeitsgebieten unterteilt und es wurden nun auch für die SA Waffenfarben eingeführt, die ihrerseits die Farben der SA-Gruppen ablösten. So bestanden in der SA folgende Tätigkeitsgebiete:

  1. Nachrichten-SA (Zitronengelb)
  2. Reiter-SA (Orange)
  3. Pionier-SA (Schwarz)
  4. SA-Jäger/SA-Schützeneinheiten (Grün)
  5. Sanitäts-SA (Königsblau)
  6. Marine-SA (Marineblau)
  7. SA-Fußstandarten (Grau)
  8. SA-Gruppenstäbe (Hellrot)
  9. Oberste SA-Führung (Karminrot)

Aus dieser Gliederung waren zwei ehemalige SA-Gliederungen herausgenommen worden, da diese nach der Machtergreifung Hitlers mit anderen Organisationen zu eigenständigen Formationen aufgebaut wurden:

  1. Die ehemalige Motor-SA wurde mit anderen Automobilverbänden zum NSKK umgebildet.
  2. Die ehemalige Flieger-SA wurde zusammen mit der Flieger-SS in das entstehende NSFK eingegliedert.

Äußeres, visuelles Auftreten

Uniformierung

Seit 1924 trugen die Angehörigen der „NS-Kampforganisationen“ das so genannte „Lettow-Hemd“, benannt nach dem Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika Lettow-Vorbeck. Zuvor wurden (1920–1923) die Uniformen getragen, mit denen ehemalige Soldaten in der SA ausgemustert waren. Mitglieder, die keine ehemalige Soldaten waren, legten sich graue Windjacken als Uniformersatz zu.

Das auch später offiziell als „Braunhemd“ bezeichnete Parteihemd wurde nur durch Zufall eingeführt: Der Ende 1923 nach Österreich geflohene Freikorps- und SA-Führer Gerhard Roßbach konnte einen größeren Posten brauner Hemden erwerben. Diese waren ursprünglich für die deutsche Schutztruppe in Afrika unter Lettow-Vorbeck vorgesehen gewesen. Nach seiner Rückkehr führte Roßbach diese Hemden in der SA ein.[4]

In einem mündlichen Gespräch mit Georg Franz-Willing, der als Mitarbeiter des Institute for Historical Review und Holocaustleugner hervorgetreten ist, erklärte Roßbach hingegen, dass er einen bestimmenden Einfluss auf das Aussehen des Braunhemds gehabt habe.[7] Auch wird im so genannten „Ehrenbuch der SA“ von 1934 geschildert, dass das Braunhemd ursprünglich von den „Roßbachabteilungen“ der SA getragen worden sei und erstmalig am 5. April 1925 Verwendung fand.[8] Es ist somit auch durchaus denkbar, dass Roßbach sich mit seiner ursprünglichen Aussage einer „Zufallsentdeckung“ lediglich vom NS-Regime distanzieren wollte. Die Uniform musste von jedem SA-Mann selbst erworben werden, weswegen man auf (vor allem frühen) Bildern häufig unvollständig ausgerüstete SA-Mitglieder sieht.

Am linken Arm wurde die „Kampfbinde“, ein rotes Band mit schwarzem Hakenkreuz in einem weißen Kreis, getragen.

Über die propagandistische Wirkung der Braunhemden in der Öffentlichkeit waren sich die SA-Leute durchaus bewusst. Als im Jahre 1930 in Bayern und Preußen das öffentliche Tragen des Braunhemdes verboten wurde, wich die SA-Führung in einer Blitzaktion auf das Tragen von weißen Hemden aus, ohne sich ansonsten in ihren Aktivitäten weiter stören zu lassen, was die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die SA nur noch weiter verstärkte. Nach Ablauf des Verbotes kehrte man zum Tragen des Braunhemdes zurück.

1932 bekam die Firma Hugo Boss von der NSDAP-Parteileitung den Auftrag, standardisierte Uniformen für die NS-Organisationen zu entwerfen. Mit Ausnahme der SS wurden bei allen Parteiorganisationen Uniformen in diversen Brauntönen eingeführt.

SA-Fahnenweihe auf dem Tempelhofer Feld in Berlin, 1933

Zum Braunhemd trugen die SA-Männer einen braunen Binder, braune Breecheshosen und Stiefel (in seltenen Fällen und vorwiegend durch höhere Führer zu festlichen Anlässen auch „normale lange Hosen“ und eine Uniformjacke in militärischem Schnitt, ebenfalls mit brauner Grundfarbe). Typisch war die SA-Mütze, eine Schaftmütze mit brauner Grundfarbe, ursprünglich weich und einfarbig braun mit Lederschirm und Sturmriemen. Ab August 1929 erhielt die SA-Mütze einen steifen Korpus, aus dessen oberem farbigen Besatz die territoriale Zugehörigkeit des SA-Mannes (Gau- und Gebietsgliederung) erkennbar war. Silberne Litzen in verschiedener Breite deuteten darüber hinaus auf die Dienststellung des Trägers hin.

Die Rangabzeichen wurden auf dem linken, vom Standartenführer aufwärts auf beiden Kragenspiegeln getragen, deren Grundfarbe mit dem farbigen Randbesatz der SA-Mütze übereinstimmte. Um den Kragen des Braunhemdes verlief bei diesen Rangstufen eine silberne, gedrehte Schnur. Die Nummern auf dem rechten Spiegel bezeichnen den SA-Sturm und die Standarte, zum Beispiel: 1/5 bedeutet Sturm 1 der Standarte 5. Die Mitglieder vom Stab führten nur die Nummer der Standarte, zum Beispiel 5 oder des Sturmbanns, zum Beispiel III/5. Auf der rechten Schulter wurden Achselstücke getragen in Zweifarbenschnur, Silber und Gold. Sofern der SA-Mann auch Mitglied der NSDAP war (was zwar nicht selbstverständlich, bei höheren SA-Führern aber Voraussetzung für ihre Dienststellung war), wurde anfänglich auf dem braunen Binder auf der Höhe der Brusttaschenknöpfe das Parteiabzeichen oder eine Anstecknadel in der Form des Parteiadlers der NSDAP getragen. Später wurde es Usus, das Parteiabzeichen auf der linken Brusttasche zu tragen.

Zur Uniformierung gehörten weiterhin ein braunes Lederkoppel, an dem auf der linken Hüfte der SA-Dolch getragen wurde, mit Koppelschloss und ein Schulterriemen.

Fahnenkult

Standarte des elitären SA-Wachverbandes „Feldherrnhalle“ (links Vorderseite, rechts Rückseite)

Von Anfang an spielte die Verwendung von Fahnen, vorwiegend mit dem Symbol des Hakenkreuzes, in der SA als Feldzeichen, aber auch in bloßer Anhäufung als Dekoration gegenüber der Öffentlichkeit eine bedeutsame Rolle.

Neben so genannten „Sturmfahnen“, die den jeweiligen „Sturmabteilungen“ übergeben wurden, führte jede Einheit eine – von Adolf Hitler im Jahr 1922 entworfene – „SA-Standarte“ als Feldzeichen, die sich in ihrer Gestaltung an alte römische Vorbilder und Vorbilder aus napoleonischer Zeit anlehnte und die Gegenstand eines ausgedehnten Fahnenkultes war. Die Standarten besaßen gegebenüber den „Sturmfahnen“ den Vorteil, dass ihr Abbild unabhängig von den Witterungsbedingungen immer sichtbar war. Die Aufschrift „DEUTSCHLAND ERWACHE“ entstammte dem Lied „Sturm, Sturm, Sturm“ von Dietrich Eckart. Die ersten vier Standarten wurden vom Münchener Goldschmied Gar angefertigt und im Januar 1923 auf dem Parteitag in Nürnberg feierlich übergeben. Die umfassende Einführung der SA-Standarten begann 1926 in Weimar, als Adolf Hitler „mit Treueversprechen“ und einem mystischen, ans Religiöse grenzenden Zeremoniell die SA-Standarten übergab.

Auf dem Parteitag 1927 in Nürnberg wurden weitere 12 SA-Standarten vor ihrer Übergabe an die Trägereinheiten „feierlich geweiht“. Zu diesem Zweck verwendete man das Hakenkreuzfahnentuch, das beim Hitlerputsch am 9. November 1923 in München beim Marsch auf die Feldherrnhalle als Fahne vorausgetragen worden war. Die Fahne wurde zur „Blutfahne“ erklärt, um die Verbindung mit den ersten „Blutzeugen“ der Bewegung zu demonstrieren. Ob das Fahnentuch bei dieser Gelegenheit tatsächlich mit dem Blut von verwundeten oder erschossenen Demonstranten „getränkt“ worden ist, wird widersprüchlich diskutiert. Mit einem Zipfel dieser „Blutfahne“ berührte Hitler im Verlauf der Fahnenweihe in dunkler Blut-und-Boden-Symbolik das Fahnentuch jeder neuen Standarte, um „die Kräfte der Märtyrer der Bewegung“ auf die Fahne und dadurch auch auf die von ihr geführte SA-Einheit zu übertragen.

Altgediente SA-Männer

Angehörige der SA, die in der Zeit vom 1. Januar 1925 bis einschließlich 30. Januar 1933 in die SA eingetreten waren, wurden als „Altgediente SA-Männer“ bezeichnet. Sie trugen ab Februar 1934 auf dem linken Oberarm den sogenannten „Ehrenwinkel der Alten Kämpfer“. Doch bereits im Oktober des gleichen Jahres wurde der Winkel durch das System der „Ehrenstreifen“ abgelöst. Diese wurden am Ärmelaufschlag beider Unterärmel getragen und bestanden aus grausilbernen Ärmelstreifen, deren Zahl und Breite nach dem Eintrittsjahr gegliedert verschieden war.

Absolventen der SA-Reichsführerschule bekamen seit den 1930er Jahren die Tyr-Rune verliehen.

SA-Sportabzeichen

Das SA-Sportabzeichen wurde geschaffen, um auch in den Reihen der „unpolitischen“ Sportler eine engere Anknüpfung an das nationalsozialistische Gedankengut zu schaffen.

Dienstränge

Gliederung, Abzeichen und Ränge der SA dienten als Vorbild für die Organisationsstruktur der SS sowie der anderen „NS-Kampforganisationen“ NSKK und NSFK.

Rangabzeichen der SA

Die Dienstränge (siehe dort tabellarischer Vergleich mit SS, Polizei und Wehrmacht) waren:

  • SA-Anwärter
  • SA-Mann
  • SA-Sturmmann
  • SA-Obersturmmann (nicht im Bild rechts)
  • SA-Rottenführer
  • SA-Scharführer
  • SA-Oberscharführer
  • SA-Truppführer (Feldwebel)
  • SA-Obertruppführer
  • SA-Haupttruppführer (nicht im Bild rechts)
  • SA-Sturmführer (Leutnant)
  • SA-Obersturmführer
  • SA-Sturmhauptführer (ab Oktober 1934: SA-Hauptsturmführer)
  • SA-Sturmbannführer (Major)
  • SA-Obersturmbannführer
  • SA-Standartenführer
  • SA-Oberführer
  • SA-Brigadeführer (General)
  • SA-Gruppenführer
  • SA-Obergruppenführer
  • SA-Chef des Stabes

Presseorgan

Seit März 1928 erschien im Völkischen Beobachter eine monatliche Beilage unter dem Titel „Der SA-Mann“, die ab dem 5. Januar 1932 durch die Oberste SA-Führung als selbständiges Wochenblatt herausgegeben wurde. Chefredakteur der Zeitung, die sich in erster Linie mit militärischen Themen sowie internen Angelegenheiten von SA und NSDAP beschäftigte, war Joseph Berchtold.

Siehe auch

Literatur

  • Bruce Campbell: The SA Generals and the Rise of Nazism, Lexington: Univ. Press of Kentucky 1998, ISBN 0-8131-2047-0
  • Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA, München: C.H. Beck 1989, ISBN 3-406-33624-8
  • Sven Reichardt: Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA, Köln u.a. 2002, ISBN 3-412-13101-6.
Commons: Sturmabteilung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 22
  2. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf - Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 23
  3. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 26
  4. a b Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 27
  5. siehe auch: Eugen Kogon: Der SS-Staat
  6. Die SA-Brigade wurde auch als SA-Untergruppe bezeichnet. (David Littlejohn: The SA 1921–45, S. 7)
  7. Georg Franz-Willing: Ursprung der Hitler-Bewegung 1919–1922. 2., verbesserte Auflage. K.W.Schütz-Verlag, Preußisch-Oldendorf 1974,ISBN 3-87725-071-3. S. 127
  8. Karl W. H. Koch: Das Ehrenbuch der SA. Fr. Floeder, Düsseldorf 1934. S. 48