Tannen
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Pracht-Tanne (Abies magnifica) | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Abies | ||||||||||||
Mill. |
Die Tannen (Abies) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Je nach taxonomischer Auffassung werden heute entweder 40 Arten[1] oder 47 Arten[2] sowie etliche Gruppen hybriden Ursprungs oder Varietäten, die alle in der gemäßigten Zone der Nordhalbkugel und zumeist in Gebirgsregionen vorkommen, unterschieden.
Praktisch alle Tannen können in ihnen zusagenden Lebensräumen zumeist End- oder Klimaxgesellschaften bilden und sind auch auf guten Standorten konkurrenzstarke Nadelbäume. Mit Wuchshöhen von bis zu 50–90 m, Stammstärken von bis zu 2–3 m sowie einem Lebensalter von (200–)500 bis 700(–800) Jahren gehören Tannen zu den großen Waldbäumen, wenn auch in ihren Lebensräumen auch teilweise größere Bäume vorkommen (so in den westlichen USA die Douglasie oder Sitka-Fichte). So gehören die Holzerträge pro ha auch zu den absolut höchsten (wie bei der Amerikanischen Edel-Tanne) und das relativ leichte Tannenholz aller großwachsenden Arten wird für viele unterschiedliche Anwendungen genutzt.
Alle Tannen bilden streng monopodiale Wuchsformen mit durchgehender Hauptachse. Sie haben eine etagenweise Verzweigung mit sehr harmonischen Kronenformen, die sie mit ihren weichen Nadelblättern und dem daraus hergestellten Schmuckreisig, auch zum klassischen Weihnachtsbaum macht.
Tannen sind nach den Kiefern (Pinus) die am weitesten verbreitete und artenreichste Gattung in der Familie der Kieferngewächse. In Mitteleuropa ist die Weißtanne (Abies alba) heimisch. In naturnahen Wäldern Mitteleuropas ist die Tanne fast ausschließlich in Buchenwäldern beigemischt und aufgrund ihrer besonders günstigen Wurzelentwicklung und Schatttoleranz wesentlich für die Stabilisierung und Aufwertung des Bergmischwaldes. Für die Forstwirtschaft waren und sind Tannen jedoch bis vor kurzem weniger wichtig als Fichte oder Douglasie. Erst durch den vermehrten Einfluss ökologischer Gesichtspunkte bei der Entwicklung von Waldbau werden Tannen wieder verstärkt nachgefragt.[3]
Die Gemeine Fichte wird zwar auch Rot-Tanne genannt, gehört aber wie auch die Zimmertanne (Araucaria heterophylla) nicht zu den Tannen.
Beschreibung
Habitus
Alle Tannen-Arten sind immergrüne tiefwurzelnde Bäume. Wenige Arten bleiben mit einer Wuchshöhe von 20 Metern relativ klein (Abies koreana), die meisten Arten sind aber in ihren Lebensraum dominante Waldbäume und gehören dann oft zu den größten Waldbaumarten (die Europäische Weiß-Tanne gilt als größter Baum des Kontinents). So erreichen die meisten Tannen Wuchshöhen zwischen (40–)50 und 60(–70) Metern, für manche amerikanische Arten sind aber auch Wuchshöhen von 90 Metern verbürgt (Abies grandis, Abies procera). Der Stamm der monopodial wachsenden Tannen wird in der Regel 1–2 Meter dick (bis zu 3 Meter bei Abies procera und Abies spectabilis).
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Stamm einer ausgewachsenen Edel-Tanne
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Stamm einer ausgewachsenen Weisstanne
Knospen und Nadeln
Die nadelförmigen Blätter sind flach und leicht biegsam und tragen auf der Unterseite oft zwei helle Sotma Bänder. Die Nadeln werden 8 bis 11 Jahre alt. Mit ihrem verbreiterten Fuß sitzen sie unmittelbar auf den Ästen (siehe Bild). Sie unterscheiden sich dadurch z. B. von Fichten.
Blüten, Zapfen und Samen
Tannen-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch), es gibt weibliche und männliche Zapfen an einer Pflanze. Die Zapfen finden sich nur in den obersten Zweigen am Wipfel und stehen immer aufrecht am Zweig (im Gegensatz zu den hängenden und als Ganzes herabfallenden Fichten-Zapfen). Die Achse (Spindel) des Zapfens verbleibt am Baum, während die Schuppen einzeln abfallen. Folglich können auch keine herabgefallenen Tannenzapfen gesammelt werden. Die geflügelten Samen reifen im Zapfen. Keimpflanzen haben vier bis zehn Keimblätter (Kotyledonen).
Die Stellung und Entwicklung der Zapfen ist nicht nur für die Gattungsabgrenzung essentiell, ihre Form ist auch eines der wichtigsten morphologischen Unterscheidungsmerkmale zwischen den einzelnen Arten.
Wurzelsystem
Mit wenigen Ausnahmen haben Tannen ein pfahlfömiges Wurzelsystem]. Dieses wird unabhängig vom Bodentyp entwickelt. Für die Amerikanische Silbertanne (Abies amabilis) ist dagegen ein flaches Wurzelsystem kennzeichnend. Sie ist daher wenig sturmresistent. Von allen Nadelbaumarten leisten die Tannen auf den waldbaulich schwierigen, sauerstoffarmen Böden (Staunässe, Pseudogley, Ton) den weitaus besten vertikalen Aufschluss.
Borke
Die Borke ist in der Jugend zumeist glatt, oft grau, nur bei Abies squamata auch schon in der Jugend schuppig, zerfällt aber im Alter zumeist in kleine Platten (Abies alba, Abies nordmanniana, Abies procera).
Holz
Tannenholz ist weich, in der Regel geruchslos, cremeweiß bis lohfarben. Kern- und Splintholz sind praktisch nicht unterscheidbar. Die Holzfasern sind gerade, mit einem graduellen Übergang zwischen Früh- und Spätholz. Harzkanäle werden in der Regel nicht gebildet.
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Tannennadeln wachsen unmittelbar am Zweig
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Aufrechter junger Tannenzapfen von Abies koreana
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Aufrechter junger Tannenzapfen von Abies procera
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Tannenzapfen, abgefallene Schuppen und geflügelte Samen
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Computertomographische Aufnahme eines Tannenzapfens, teilweiser Aufschnitt in der Mitte, Samen in rot
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Abies fraseri, geflügelte Samen
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Samen der Pracht-Tanne, links und Nordmann-Tanne, rechts
Globale Verbreitung der Gattung
Tannen bilden mit fünf Teilarealen eine holarktisch zirkumpolare Sippe (west-euroasiatisch, sibirisch-ostasiatisch, himalayisch-südost-asiatisch, boreo-kanadisch, westpazifisch). Geschlossen (temperat)-boreal/kontinental bilden Balsam-Tanne (A. balsamea) und Sibirische Tanne (A. sibirica) einen wesentlichen Teil der borealen Nadelwälder Sibiriens und Kanadas, ohne hochkontinentale Bereiche in Nähe der Wald- und Baumgrenze zu besiedeln. Östliche Vorposten dieses Arealtyps finden sich disjunkt im pazifischen Ostsibirien, dem Sichote-Alin-Gebirge, der Mandschurei und Hokkaidō. Neben temperat-borealen sind kontinentale Arten in meridional-submeridionalen Florenzonen anzufinden (mexikanische und südwestchinesische Arten, A. lasiocarpa in den Rocky Mountains).
Formenreich sind die Tannen in montanen, subalpinen und oromediterranen Stufen temperater, submeridionaler und meridionaler Zonen, (sub)ozeanischer Gebirge (A. spectabilis und A. densa im „cloud belt“ des perhumiden Ost-Himalayas, A. squamata in China noch in 4000 bis 4500 m ü. NN). Altweltlich sind die Tannen gewöhnlich mit Zedern und Kiefern vergesellschaftet; in den Subtropen kommen auch Reinbestände vor. In baumartenarmen gemäßigten Breiten Europas kommen unter den Nadelholzgewächsen nur Kiefern- und Fichten-Arten zusammen mit Tannen vor. Die temperat-submeridional, (sub)ozeanisch bis subkontinental verbreitete Weißtanne fällt in Nordeuropa aus. In den Pazifischen Gebirgen Nordamerikas sowie Hindukush-Himalaja, Huangshan, den japanischen Inseln und Taiwan kommen Douglasien (Pseudotsuga), Schierlingstannen (Tsuga) und Fichten (Picea) mit Tannen vor.
Gebiete mit vielen Tannen-Arten sind der Südwesten der Volksrepublik Chinas bis zum Himalaya sowie Bergregionen im westlichen Mexiko und Mittelamerika. Tannen dieser Regionen befinden sich oft in isolierten Rückzugsgebieten in Gebirgen, wo ausreichend Feuchtigkeit und moderate Temperaturen vorherrschen. Absolutes Entwicklungszentrum ist hier die sino-himalayische Region mit siebzehn Arten, herausragend der Huang Shan in Südwestchina. Weitere Diversitätszentren der Gattung liegen in den pazifischen Kordilleren und dem Mediterrangebiet.
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Weisstanne
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Kilikische Tanne
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Pracht-Tanne
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Nordmann-Tanne
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Algier-Tanne
Europäische und Mediterrane Tannen-Arten
Verbreitung
Im temperat-(sub)meridional mediterranen Verbreitungsschwerpunkt besiedeln Tannen (sub)ozeanische Gebirge. Mit Sieben Tannen-Arten gehört der Mediterrane Raum zu den Entwicklungszentren der Gattung. Dabei haben einige Arten aber nur noch reliktische Restpopulationen und wären ohne Schutz vom Aussterben stark gefährdete Arten. Darunter die Nebrodi-Tanne (A. nebrodensis) oder die Numidische Tanne (A. numidica). Mediterrane Tannen sind dabei typisch pleistozäne Reliktendemiten und bilden eine taxonomische Einheit, die sich von einer tertiären Ursprungssippe ableiten lässt und sich sehr deutlich von amerikanischen unterscheidet, jedoch eine entfernte Verwandtschaft zu den asiatischen Arten zeigt.
Verwandtschaft
Die mediterranen Tannen und deren Gesellschaften werden in eine in südwest-, zentral- und südostmediterrane Gruppe differenziert. Sie haben sich hier aufgrund der eiszeitlichen klimatischen Oszillationen in unzusammenhängenden Arealen zu vikariierenden Arten weiterentwickelt, ohne dass sich aber die unterschiedenen Arten und Varietäten in den einzelnen Gebirgen genetisch jedoch völlige isolieren konnten. Zwischen den einzelnen Gruppen gab es so in klimatisch begünstigenden Perioden auch immer einen mehr oder minder starken genetischen Austausch, oder es fanden generelle Hybridisierungen statt (wissenschaftlich wird dies als Vernetzte Evolution bezeichnet, Beispiel dafür unter anderen die Bulgarische Tanne (Abies x borisii-regis)).
So sind viele der geografisch benachbarten und morphologisch wie ökologisch ähnliche Arten wie Spanische Tanne (Abies pinsapo) und Numidische Tanne (Abies numidica) nächst verwandt, jedoch ist auch zwischen morphologisch stärker unterschiedenen Formen wie der Weißtanne und der Spanischen Tanne in vielen Bezügen eine Ähnlichkeit gegeben, die auf einen genetischen Austausch während des Pleistozän hindeutet.[4]
Eng verwandt sind des Weiteren die Weißtanne und die Nebroden-Tanne (Abies nebrodensis) aus Sizilien. Hybride die aus der Introgression zweier Arten, die während längerer Phasen der Eiszeiten sympatrisch (will heißen räumlich vergesellschaftet) im selben Gebiet zusammenlebten, ist die erwähnte Bulgarische Tanne (A. alba × cephalonica) auf der Balkanhalbinsel, sowie die entwicklungsgeschichtlich relativ junge Troja-Tanne (Abies x trojani) (A. nordmanniana × cephalonica) in Westanatolien.
Vegetationskundlich differenzieren sich Tannen in Kleinasien und Südosteuropa jedoch stärker von den in Mitteleuropa gefundenen Verhältnissen. Auch sind die einzelenen Tannen-Provenienzen autökologisch auch deutlich unterschieden was Austrieb, Spätfrostgefährdung, Trockenheitsresistenz, Schatttoleranz oder Vitalität nach Schädigung der Triebe angeht. Die Mediterranen Tannen können sich zudem auch auf Freiflächen gut verjüngen und stehen auf bestimmten Standorten im Charakter daher Arten der Pioniervegetation nahe. Als Dauerpioniere können sie sogar auf felsenreichen Rohböden extrazonale Klimaxgesellschaften bilden (wie bei der Kilikischen Tanne oder bei südlichen Provenienzen der Weisstanne auf Standorten des sogenannten Blockhalden-Tannenwaldes) und treten hier auch vermehrt in Reinbeständen ohne kodominante Baumarten auf.[5]
Ökologie
Überwiegend in mittleren Lagen, den montanen und oromediterranen Stufen verbreitet meidet A. alba schneereiche Lagen der Kampfzone des Waldes. Schädigung durch Schneelast sowie Konkurrenz dürfte hier Hindernis der Etablierung sein. Mediterrane Tannen sind nach Schädigung besser ausschlagfähig, an die Waldgrenze reichen A. cilicica wie A. cephalonica. Tieflagenvorkommen sind in nördlichsten Lagen von A. alba und A. nordmanniana anzutreffen.
Standortökologisch differenzieren sich mediterrane Tannen über den Zedern- und Buchenkomplex. Diese Einnischung ist auch mit klimatischen Kennwerten korrelierbar. Zu den klassischen Buchenwaldgesellschaften zählen A. alba, A. nebrodensis und A. nordmanniana. Mit Zedern (Cedrus) sind A. pinsapo s.l., A. numidica und A. cilicica vergesellschaftet. A. cephalonica tritt nur rein auf. Sporadisch finden sich Buchenwaldarten aber auch im Areal von Abies pinsapo, reliktisch selbst bei A. numidica. Nur A. cephalonica- und A. cilicica-Wälder haben mit Fagion-Gesellschaften keine Verwandtschaft mehr.
Die Kilikische Tanne (A. cilicica) ist im zentralen und östlichen Taurus ohne Westtaurus beheimatet und reicht in relativ geschlossener Verbreitung nach Nordsyrien und Libanon. Hier wie auch bei der Griechischen Tanne (A. cephalonica) werden überwiegend wenig entwickelte Rohböden gebankter Kalke mit spaltengründigen entwickelten Kalkstein-(Rotlehmböden) bestockt. Durch Besiedlung initialer Kalkrohböden haben sie den Charakter einer gewissen Pionierart mit der für ausgeprägte Trockentannen bescheidenen Wuchsleistung von 5 bis 10 m (max. 12 m).
Die in der südwestlichen Mediterraneis vorkommenden Igeltanne (A. pinsapo) ist auf kleinflächige Restvorkommen der feuchtesten Gebirgsgebiete begrenzt (Sierra Nevada 50 Hektar, Babor-Massiv- Algerien 1000 Hektar, Rif Atlas-Marokko 15.000 Hektar). Ausgezeichnet sind die Wuchsleistungen im größten Teilareal mit bemerkenswerten 50 Meter hohen Einzelbäumen. Die mesophile Spanische Tanne erreicht bei gleichem geologischen Substrat (Kalkstein) viel bessere Wuchsleistungen als die Kilikische Tanne. Voraussetzung für das physiologische Optimum mediterraner Tannen sind reichliche Niederschläge, tiefgründige, spaltengängige, feinerdereiche, vorratsfrische Böden und schattseitige Lagen. Mit der Spanischen Tanne nah verwandt ist die Numidische Tanne die im Babour Massif in der Kybilie an Nord- und Osthängen zwischen 1800 - 2000 m Höhe gefunden wird. Sowohl für die Numidische Tanne wie die marokkanischen Standorte der Spanischen Tanne sind Vergesellschaftungen mit der Atlaszeder typisch.
Die nordanatolisch-kaukasischen Tannen werden heute alles zur Nordmann-Tanne (Abies nordmanniana) gezählt, wurden aber historisch in Standortsökotypen unterschieden. Taxonomisch wurde je nach Autor stärker differenziert und auch die Hybriden Formen zwischen Griechischer und Nordmann-Tanne als eigenständige Arten geführt (Abies equi-trojana). Als typisch kolchische Waldbäume sind sie am kühl-humiden Süd- und Westsaum vom Schwarzen Meer verbreitet, die als Bergmischwälder mit Orient-Buche und Orient-Fichte den analogen Standorten der Weißtanne von Europäischer Fichte und Rotbuche schon stark ähneln.
Die einzelnen Arten zeichnen den Übergang zwischen subkontinentalen-(sub)ozeanischen, zu mediterranen semiariden Klima nach. Die klimaökologische Zwischenstellung von A. cephalonica und A. pinsapo s.s., ist durch das Fehlen von Buchen und Zedern in beiden Arealteilen unterstrichen. Sie bauen auch weitgehend geschlossene, nahezu reine Bestände, meist plenterartiger Struktur auf. Die Tannen-Areale lassen sich weniger nach dem Jahresniederschlag als vielmehr nach mäßig trockener, frischer und feuchterer Vegetationszeit gliedern. Dabei erhöht sich von Norden nach Süden mit Abnahme des Niederschlages die Vegetationszeitwärme. A. pinsapo, A. numidica sowie A. nebrodensis sind in ihrem natürlichen Habitat gefährdet. Größere Flächen werden von A. cilicica, A. cephalonica, A. alba und A. nordmanniana eingenommen.
Nordamerikanische Tannen
Verbreitung
Die amerikanischen Tannen haben eine grundsätzlich ähnliche ökologische Einnischung wie die eurasischen Tannen, jedoch sind durch die Nord-Süd Erstreckung der Gebirge, die sich überwiegend auf der Pazifikseite finden, günstigere klimatische Voraussetzungen für eine auch unter geologisch sich verändernden klimatischen Verhältnissen ungehinderten Wanderung. Daher haben die Tannen im westlichen Nordamerika auch heute ihre größte ökologische und ökonomische Bedeutung. Sie stellen hier wesentliche Komponenten der Vegetation, insbesondere im Borealen Nadelwald (Kanada, Alaska), dem Nemoralen Pazifischen Nadelwald (Alaska bis Kalifornien), sowie in den montanen und alpinen Nadelwäldern der Cascade Ranges, Cascade Mountains, Sierra Nevada und Rocky Mountains (ua. Washington, Oregon, Idaho, Colorado, Wyoming, Kalifornien, Nevada).
Hier sind sie von großer Bedeutung für die Wassereinzugsgebiete und verhindern ein schnelles ausapern der Schneemassen in den Gebirgen. Damit unterstützen sie in hohen Maße die Wasserqualität der Flüsse. In Tannenwäldern Nordamerikas finden sich auch bedeutende Vogelbrutplätze so die auf Urwaldstandorte fixierte Eule Stirx occidentalis caurina (engl. Northern spotted owl), der Weißkopfseeadler und Fischadler, sowie den Großsäugern Odocoileus hemionus, Odocoileus virginianus, Cervus elaphus, Schwarzbär und Grizzlybär, sowie Elch und Schneeziege.
Die Tannen sind hier in allen Höhenstufen der Waldhöhenstufen anzutreffen. Von der Meeresküste (Riesentanne) an der Pazifikküste und (Balsam-Tanne) an der Atlantikküste bis zur Baumgrenze (Edel-Tanne und Abies lasiocarpa). Ihre beste Entwicklung erreichen sie auf relativ kühlen und feuchten Standorten.
Nutzung
Forstwirtschaft
→ Hauptartikel: Tannenholz
Tannen sind Reifholzbäume, sie besitzen also keinen farblichen Unterschied zwischen Kern- und Splintholz. Das Holz ist gelblich-weiß gefärbt und besitzt im Vergleich zum sehr ähnlichen Fichtenholz keine Harzkanäle und nur kaum sichtbare Markstrahlen. Aufgrund der sehr ähnlichen Eigenschaften wird vor allem das Holz der Weiß-Tanne ähnlich wie Fichtenholz eingesetzt: Zum Anwendungsspektrum gehört vor allem die Verwendung zur Papier- und Zellstoffherstellung, als Bau- und Möbelholz für den Innenbereich sowie die Nutzung als Brennholz. Als Schnittholz wird Fichtenholz in der Regel gemeinsam mit Tannenholz als Mischsortiment Fichte/Tanne gehandelt und verwendet. Dabei wird Fichtenholz in Form von Rundholz, Schnittholz wie Brettern und Brettschichthölzern und als Furnierholz verarbeitet. Zugleich ist es das wichtigste Holz für die Herstellung von Holzwerkstoffen wie Sperrholz, Leimholz, Span- und Faserplatten.
Die Trocknung ist aufgrund der höheren Stammfeuchtigkeit schwieriger als bei der Fichte. Sonderanwendungen liegen im Wasserbau, wo Tannenholz eine hohe Dauerhaftigkeit besitzt und als Obst- und Gemüsekisten, aufgrund seiner Geruchsfreiheit.
Weitere wichtige forstlich genutzte Tannen sind unter den europäischen Arten die Nordmann-Tanne, sowie unter den chinesischen und himalayischen unter anderen Abies delavayi, Abies spectabilis wie Abies pindrow.
Unter den amerikanischen Arten liefert die Edel-Tanne (Abies procera) das beste Holz. Wegen seiner Festigkeit wurde es früher unter anderem auch im Flugzeugbau (so war die Zelle der Royal Air Force de Havilland Mosquito aus Edel-Tannenholz gefertigt)[6] aber auch im Konstruktionsholz- und Leiterbau verwendet. Die Wälder der Amerikanischen Edel-Tanne gehören daneben in ihrem Ursprungsgebiet auch zu den vorratsreichsten Wäldern überhaupt. Ein ca. 350 jähriger Bestand von Edel-Tannen in der Goat Marsh Research Area am westlichen Abfall des Mount St. Helens im Bundesstaat Washington birgt nach den Redwood-Wäldern den vorratsreichsten Waldtyp der Welt. Hier werden Massenleistungen pro Hektar von über 1600 Tonnen erreicht, bei Wuchshöhen der Tanne von bis zu 90 Meter.[7]
Landschaftsgestaltung
Tannen sind wichtige Bäume für Landschafts- und Gartengestaltung.[8] Die großwachsenden Arten werden je nach klimatischer Härte auch in großen städtischen Parks und in Grünflächen angepflanzt. Oftmals werden heute nordamerikanische Gebirgs-Arten aufgrund ihrer auffallenden Benadelung und geringen Spätfrostgefährdung bevorzugt. Die Amerikanische-Edeltanne und die Colorado-Tanne sind aber auch wegen ihrer stärkeren Toleranz gegenüber von Luftverschmutzung teilweise der Weißtanne überlegen.
In der Gartengestaltung werden insbesondere die kleinwachsende Korea-Tanne, sowie alle Tannenarten mit sogenannter glauca Sorte (aufgrund des dicken Wachsüberzuges der Blätter erscheinen diese blau-weiß) angepflanzt. Dazu gehören unter anderen die Numidische Tanne (Sorte glauca), die Amerikanische Edeltanne sowie die Colorado-Tanne, aber auch die mit einer sehr harmonischen Nordmann-Tannen.
In den atlantischen Gegenden Europas über Dänemark, Frankreich und Großbritannien werden aber auch die wenig spätfrostresistenten Tannen der amerikanischen Westküste (unter anderen Abies grandis), sowie teilweise die Tannen des Himalaya angepflanzt. Diese sind nur in den mildesten Gegenden Deutschlands klimahart.
Religiöses Brauchtum
Tannen sind in vielen Kulturen Symbole von Geburt und Wiederauferstehung. Als immergrüne Bäume verkörpern sie auch den religiösen Glauben an das ewige Leben. Daher sind Tannenzweige und Tannenreisig auch Bestandteil für Grabschmuck und Grabkränze. Aber auch für die Ausschmückung von Osterschmuck an Marktbrunnen ist ihre Symbolik von Bedeutung.[9] Zudem werden Adventskränze aus Tannenreisig geflochten. Hierbei soll das Tannengrün das Leben in der Jahreszeit, in der vieles abgestorben ist, verkörpern. Jedoch ist der Brauch erst jüngeren Datums und die Katholische Kirche hat diesen ursprünglich evangelischen Brauch erst 1925 übernommen.
Tannen sind die klassischen Christbäume. Vor allem die Nordmann-Tanne, sowie in Nordamerika, aber inzwischen auch vermehrt in Europa, die Amerikanische-Edeltanne und die Colorado-Tanne werden dafür in Plantagen angebaut. Außerdem wird von Tannen Schmuckreisig gewonnen. Die Weihnachtsbaum Plantagen und die für die Weihnachtsbaumproduktion empfohlenen Arten werden heute in allen wichtigen Anbauländern (Großbritannien, Dänemark, Deutschland, verschiedene Bundesstaaten der USA wie Idaho, Oregon, Pennsylvania) durch Anbauversuche (sogenannte Provenienz Versuche) getestet. Dabei werden regional unterschiedliche Arten empfohlen.[10]
Eine sakrale Konnotation der Tannen-Symbolik findet sich in den rumänischen Klage- und Totengesängen, wo Tannen die Bäume, die die größte Verehrung und das Höchstmaß an Sakralem Charakter tragen, sind.[11] Ein Beispiel dieses Topos vom Tannen-Motiv als Symbol der Auferstehung in Klage- und Totenliedern findet sich auch auf der Balkanhalbinsel wie im serbischen Volkslied Pod jelom zaspalo devojče (dt. Unter der Tanne war das Mädchen eingeschlafen), welches unter anderem von der Volkssängerin Jelena Tomašević eingespielt wurde.[12]
Pod jelom zaspalo devojče | Unter der Tanne war das Mädchen eingeschlafen |
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Pod bregom se jela razgranjala jela razgranjala pod bregom se ej, pod jelom zaspalo devojče zaspalo devojče ej, pod jeolm nju mi budi najmale obrale najmale obrale nju mi budi! ustaj sele čudo da gledamo čudo da gledamo ustaj sele! |
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Andere Nutzungen
Die hellgrünen Tannenspitzen im Mai - Maigrün - sind nicht nur essbar, sondern ein altes Medikament und Hausmittel gegen Husten. Sie enthalten heilsame Enzyme. Man konserviert sie als Sirup. Aus den Monoterpenen der Nadeln gewinnt man von verschiedenen Arten (Abies spectabilis, Abies alba) ein bekanntes und angenehm harzig riechendes ätherisches Öl. Dieses wird in Badezusätzen oder zu Saunaaufgüssen verwendet. Tannenwälder ergeben auch in der Imkerei eine wichtige Bienentracht. Sortenreiner echter Tannenhonig gehört zu den hochpreisigsten Honigen.
Systematik
Tannen (Abies) bilden in der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae) die Unterfamilie Abietoideae. Zu ihren unmittelbaren Verwandten gehören dabei unter anderen die Zedern (Cedrus) und Hemlocktannen (Tsuga).
Die Gattung der Tannen wurde klassischer Weise schwerpunktmäßig auf der Morphologie der weiblichen Zapfen basierend, in zehn Sektionen und weiter in Untersektionen unterteilt. Nach genetischen Erkenntnissen werden 9 Sektionen bestätigt, während die Sektion Oiamel und Sektion Grandis zusammengefügt werden. Die amerikanischen Arten sind den genetischen Sequenzen zufolge monophyletischen Ursprungs (das heißt es gab während der Artbildung keine Vermischung zwischen eurasischen und amerikanischen Sippen; die amerikanischen Arten stammen demnach alle von einer Ursprungsart die auf der Neuen Welt beheimatet war, ab).[13]
Damit haben systematische genetische Untersuchungen im Wesentlichen die morphologische Unterscheidung der Sippen bestätigen können. Sie spiegeln demnach aber auch die geographische Verteilung wieder (Systematik nach Alojos Farjon, 2010).[14]
Gattung Tannen (Abies):
- Sektion Abies (Mittel-, Süd- und Osteuropa)
- Weiß-Tanne (Abies alba)
- Griechische Tanne (Abies cephalonica)
- Kilikische Tanne (Abies cilicica)
- Nebroden-Tanne (Abies nebrodensis)
- Nordmann-Tanne, Kaukasus-Tanne (Abies nordmanniana)
- Sektion Piceaster (Spanien, Nordafrika)
- Spanische Tanne (Abies pinsapo, mit der Unterart oder Varietät var./ssp. marocana; Syn.: A. marocana)
- Numidische Tanne, Algier-Tanne (Abies numidica), von manchen Autoren als Varietät zu Abies pinsapo gestellt.
- Sektion Bracteata (Westliches Nordamerika)
- Grannen-Tanne, Santa-Lucia-Tanne (Abies bracteata)
- Sektion Momi Franco (Südostasien)
- Untersektion Homolepoides
- Nikko-Tanne (Abies homolepis)
- Formosa-Tanne (Abies kawakamii)
- Min-Tanne (Abies recurvata)
- Untersektion Firmae
- Abies beshanzuensis
- Momi-Tanne (Abies firma)
- Untersektion Holophyllae
- Schensi-Tanne (Abies chensiensis)
- Mandschurische Tanne (Abies holophylla)
- Pindrow-Tanne (Abies pindrow)
- Abies ziyuanensis
- Untersektion Homolepoides
- Sektion Amabilis (Pazifikküste Nordamerikas und Japans)
- Purpur-Tanne (Abies amabilis)
- Maries-Tanne (Abies mariesii)
- Sektion Pseudopicea (Südostasien)
- Untersektion Delavayianae
- Delavays Tanne (Abies delavayi)
- Abies densa
- Abies fabri
- Abies fanjingshanensis
- Farges Tanne (Abies fargesii)
- Abies forrestii, die ehemals anerkannte Abies chengii wird als zu A. forrestii zählend, als ungültig angesehen
- Himalaya-Tanne (Abies spectabilis)
- Abies yuanbaoshanensis
- Untersektion Squamatae
- Schuppenrindige Tanne (Abies squamata)
- Untersektion Delavayianae
- Sektion Balsamea (Nordamerika, Asien)
- Untersektion Laterales
- Balsam-Tanne (Abies balsamea)
- Felsengebirgs-Tanne (Abies lasiocarpa), mit var. arizonica und var. bifolia
- Sibirische Tanne (Abies sibirica)
- Untersektion Medianae
- Fraser-Tanne (Abies fraseri)
- Korea-Tanne (Abies koreana)
- Ostsibirische Tanne (Abies nephrolepis)
- Sachalin-Tanne (Abies sachalinensis)
- Veitchs Tanne (Abies veitchii)
- Untersektion Laterales
- Sektion Grandis (westliches Nordamerika)
- Kolorado-Tanne, Grautanne (Abies concolor)
- Abies durangensis
- Küsten-Tanne (Abies grandis)
- Guatemala-Tanne (Abies guatemalensis)
- Sektion Oiamel (Südwestliches Nordamerika)
- Untersektion Religiosae
- Heilige Tanne (Abies religiosa)
- Abies vejarii
- Untersektion Hickelianae
- Untersektion Religiosae
- Sektion Nobilis (westliche USA)
- Pracht-Tanne oder Gold-Tanne (Abies magnifica)
- Edel-Tanne oder Silber-Tanne (Abies procera, Syn.: Abies nobilis): Mit der Sorte Blaue Edel-Tanne oder Blautanne (Abies procera 'Glauca').
- Hybride
- Bulgarische Tanne (Abies x borisii-regis) Hybride aus Weißtanne und Griechischer Tanne ((Abies alba x Abies cephalonica)
- Abies x equi-trojani (P. Ascherson & Sintensis ex Boissier) Mattfeld, Hybride aus Griechischer Tanne und Nordmanntanne (Abies cephalonica x Abies nordmanniana)
- Abies × sibirico-nephrolepis Hybride aus Sibirischer Tanne und Ostsibirischer Tanne (Abies sibirica x Abies nephrolepis)
Quellen
- Christopher J. Earle: Abies. In: The Gymnosperm Database. 20. Mai 2011, abgerufen am 6. November 2011 (englisch).
- ↑ James E. Eckenwalder: Conifers of the world - the complete references. Timber Press, Portland & London 2009, ISBN 978-0-88192-974-4.
- ↑ Aljos Farjon: A handbook of the worlds's conifers. Vol. 1, Brill, Leiden-Boston 2010, ISBN 978-90-04-17718-5.
- ↑ Christian Kölling, Jörg Ewald, Helge Walentowski, 2004: Lernen von der Natur: Die Tanne in den natürlichen Waldgesellschaften Bayerns. In: Beiträge zur Tanne, Berichte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Vol. 45, S. 24-29, Freising.
- ↑ Juan Carlos Linares, 2011: Biogeography and evolution of Abies (Pinaceae) in the Mediterranean Basin: the roles of long-term climatic change and glacial refugia. In: Journal of Biogeography (J. Biogeogr.) (2011). [1]
- ↑ Pavle Cikovac: Distribution and ecology of Dinaric calcareaous fir forests in the high-karst zone. In: Ratko Ristić et. al. First Serbian forestry congres, Congress Abstracts, S. 55-56, Faculty of Forestry, Belgrade 2010, ISBN 978-86-7299-066-9.
- ↑ USDA FS Agriculture Handbook 727, April 2008. Chapter II - Specific Handling Methods & Data for 236 Genera - ABIES, S.7
- ↑ Jerry F. Franklin & Curt Wiberg, 1979: Goat Marsh Natural Research Area. In: FRNA_Supp.NO.10_GoatMars_GH_1_19 [2]
- ↑ Hubertus Nimsch: Erfahrungen mit Abies Arten in Südwestdeutschland [3]
- ↑ Osterschmuck am Marktbrunnen in Dermbach [4]
- ↑ Mediterranean firs for hardiness zones 6&7 [5]
- ↑ Octavian Boctuhoi: Die rumänische Volkskultur und ihre Mythen. [6]
- ↑ Jelena Tomasevic: Pod jelom zaspalo devojče
- ↑ Xiang, Qiao-Ping; Xiang, Qiu-Yun; Guo, Yan-Yan; Zhang, Xian-Chun, 2011: Phylogeny of Abies (Pinaceae) inferred from nrITS sequence data. In: Taxon, Volume 58, Number 1, February 2009 , pp. 141-152(12) [7]
- ↑ ibid, Aljos Farjon, S. 56
Literatur
- Peter Schütt: Tannenarten Europas und Kleinasiens. Ecomed, Landsberg am Lech 1994, ISBN 3-609-69890-X