Tuffi
Tuffi (* 1946 in Indien; † 1989 in Paris[1]) war eine Elefantenkuh des Zirkus Althoff, die am 21. Juli 1950 im Alter von vier Jahren in Wuppertal aus der fahrenden Schwebebahn in die Wupper sprang.[2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Tuffis Eltern gehörten zur Menagerie eines indischen Fürsten. Tuffis Vater war ein Elefantenbulle, der zur Treibjagd eingesetzt wurde, während Tuffis Mutter den Söhnen des Fürsten als Reittier diente.[3]
Der deutsche Zirkus Franz Althoff kaufte Tuffi 1949. Als einziger Elefant des Zirkus zeigte Tuffi keine Furcht vor fremden Menschen und Städten, so dass Franz Althoff sie als Werbe-Attraktion für seinen Zirkus einsetzte.[1] Unter anderem nahm sie an Straßenbahnfahrten in verschiedenen Städten teil, trank aus einem Weihwasserbrunnen in Altötting, transportierte Bierkästen zu einem Baugerüst in Solingen, machte eine Hafenrundfahrt in Duisburg und war beim Stadtdirektor von Oberhausen.[4]
Tuffis Wupperfall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1950 gastierte der Zirkus Althoff in Wuppertal. Erst nach einigen Schwierigkeiten mit den Behörden[4] durfte Althoff mit einer Fahrt in der Schwebebahn für sein Wuppertaler Gastspiel werben. Die junge Elefantenkuh bestieg am 21. Juli 1950 um 10:30 Uhr den Schwebebahnwagen Nummer 13 in der Station Alter Markt in Wuppertal-Barmen für eine Fahrt in Richtung Wuppertal-Elberfeld, für die zuvor fünf Fahrkarten zweiter Klasse gelöst wurden, vier für das Zirkustier und eine für den Begleiter Franz Althoff.[2] Der Wagen war überfüllt und als Tuffi sich umdrehen wollte, es aber nicht konnte, kletterte sie auf einen Sitz, der unter ihrer Last zusammenbrach. Es wurde noch mehr gedrängt und geschubst. Dann durchbrach Tuffi in einem „Anlauf“ die Seitenwand und fiel in die Wupper.[5] Der spätere Berliner Zoodirektor Heinz-Georg Klös, der damals als freier Mitarbeiter des General-Anzeigers für Elberfeld-Barmen mitfuhr, schrieb 1997 in seinen Erinnerungen, dass das betreffende Schwebebahnabteil mit Journalisten überfüllt war. Es brach jedoch Panik aus, nachdem der Elefant auf das Quietschen der Bahn in einer Kurve erregt mit Trompeten, Ohrklappen und einer Wendung in Richtung Geräuschquelle reagiert hatte.[6]
Der damals zwölfjährige Harry, Sohn des Zirkusdirektors Franz Althoff, bestätigte in der Fernsehsendung „Unsere Besten – Die Lieblingsorte der Deutschen“ (ZDF) im September 2006, dass Tuffi im zweiten Versuch – in Höhe der damaligen „Elefantenapotheke“, kurz vor der Station „Adlerbrücke“ – ein Fenster durchbrach und aus dem Schwebebahnwagen etwa zehn Meter hinunter in die Wupper sprang, die an dieser Stelle keine 50 Zentimeter tief ist. Tuffi erlitt nur ein paar Schrammen am Hinterteil und blieb ansonsten unverletzt, weil sie an einer schlammigen Stelle aufgeschlagen war.[2] Sie hatte einfach Glück bei der Art der Landung, meinte Harry Althoff. Sein Vater Franz wollte hinterherspringen, wurde aber von seinem Sohn zurückgehalten, der bereits bemerkt hatte, dass Tuffi offenbar eine glimpfliche Landung „vollbracht hatte“. Die Althoffs mussten ihre Fahrt bis zur nächsten Haltestelle Adlerbrücke fortsetzen und konnten erst dann den Elefanten zum nahegelegenen Zirkusplatz führen.[1]
Im Waggon gab es einige Verletzte. Althoff und der verantwortliche Leiter der Verkehrsabteilung der Wuppertaler Stadtwerke, der die Fahrt genehmigt hatte, wurden in einem Gerichtsverfahren wegen „fahrlässiger Transportgefährdung und fahrlässiger Körperverletzung“ zu einer Geldstrafe von 450 D-Mark verurteilt.[7] Die Schwebebahn sei als Transportmittel für Elefanten ungeeignet, so das Urteil des Gerichts. Anfang der 1990er Jahre kam es noch einmal zu einer Zirkuswerbung in der Schwebebahn, diesmal mit einem Alligator.[8]
Kuriosität ohne Foto[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Obwohl der Waggon mit Journalisten besetzt und der Elefantentransport ein Medienereignis war, hatte aus Panik niemand den entscheidenden Moment fotografiert. Das bekannte Postkartenmotiv mit dem fallenden Elefanten ist eine Fotomontage.[9] Die Unglücksstelle zwischen den Stationen Alter Markt und Adlerbrücke in Wuppertal ist bis heute durch einen gemalten Elefanten auf einer Hallenwand markiert (siehe Bild oben). In der Nähe der Absturzstelle befand sich damals zufällig eine Apotheke mit dem Namen „Elefanten-Apotheke“.[10]
Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1968 löste sich der Zirkus Althoff auf. Tuffi wechselte mit einer Gruppe von Tieren zum Cirque Alexis Gruss, wo sie bis zu ihrem Tod 1989 blieb. Die ehemaligen Milchwerke Köln-Wuppertal verkauften ihre Milchprodukte Tuffi unter dem Namen des Elefanten aus der Schwebebahn. Inzwischen werden die Tuffi-Milchprodukte von Campina vertrieben.[11]
Tuffi spielt auch für die touristische Förderung Wuppertals eine Rolle. Die Wuppertaler Touristeninformation bietet ein Sortiment an Souvenirs mit Tuffi-Motiven an. Der amerikanische Bluessänger Cory P. McDaniel hat das Geschehen in dem Lied Elephant Fall in Wuppertal vertont.[12] Die Wuppertaler Stadtwerke wählten Tuffi als Maskottchen für den Schwebebahn-Express, den Schwebebahnersatzverkehr. Im März 2016 erhielt ein im Wuppertaler Zoo geborenes Elefantenmädchen den Namen Tuffi. Es ist das zehnte Elefantenbaby, das dort zur Welt kam.[13]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Marguerita Eckel, Ernst-Andreas Ziegler: Tuffi und die Schwebebahn. Born, Wuppertal 2012, ISBN 978-3-87093-007-3.
- Heinz-Georg Klös: Freundschaft mit Tieren. Edition q, Berlin 1997, ISBN 3-86124-331-8, S. 48–55.
- Stephan Oettermann: Die Schaulust am Elefanten. Eine Elephantographia curiosa. Syndikat, Frankfurt am Main 1982. Vgl. darin Kapitel: Elefantenkatastrophen und „Wunder der Tierdressur“, ISBN 3-8108-0203-4, S. 69–82.
- Manuela Sanne, Ariane Rudolph: Tuffi – eine elefantastische Geschichte. Edition Köndgen, Wuppertal 2010, ISBN 978-3-939843-12-2. (Mit Übersetzungen in mehreren Sprachen.[14])
- Eberhard Schlichting: Tuffi. Ein Bilderbuch. Kierdorf, Remscheid 1982, ISBN 3-922055-52-4.
- Philip Stegers: S-Bahn fahr’n. Stichtag: 21. Juli 1950 – Elefant „Tuffi“ springt aus der Schwebebahn in Wuppertal. Hörspiel auf CD, Klartext Verlag, Essen 2000, ISBN 978-3-89861-821-2.
Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Der Fall des Elefanten. Die rätselhafte Geschichte des Elefanten Tuffi. Dokumentarfilm, BR Deutschland, 1986, 43:40 Min., Buch und Regie: Volker Anding, Produktion: Lichtblick, ZDF, Reihe: Das kleine Fernsehspiel (Inhaltsangabe von moviepilot). Der Film erhielt den Adolf-Grimme-Preis 1987 in Bronze für die Regie.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Tuffi-Chronik. In: tuffiwuppertal.de
- Andreas Boller: Tuffi machte ihrem Namen einst alle Ehre. In: Westdeutsche Zeitung, 20. Juli 2016, mit Foto von Tuffi am Bahnsteig der Schwebebahn.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ a b c Robert Franz: Einmal Schwebebahn und nie wieder. Vor 60 Jahren: Elefant Tuffi überlebt Sprung in die Wupper. (Memento vom 22. Juli 2010 im Internet Archive) In: WDR, 22. Juli 2010, Interview mit Frau Fatima Althoff.
- ↑ a b c Armin Himmelrath: Rummel um Tuffi: Der fliegende Elefant von Wuppertal. In: Spiegel online / eines Tages. 21. Juli 2016, abgerufen am 1. März 2017.
- ↑ Tuffi. (Memento vom 1. November 2013 im Internet Archive) In: tuffi-wuppertal.de
- ↑ a b Tuffi-Chronik. In: tuffiwuppertal.de
- ↑ Andreas Boller: Tuffi machte ihrem Namen einst alle Ehre. In: Westdeutsche Zeitung, 20. Juli 2016.
- ↑ Heinz-Georg Klös: Freundschaft mit Tieren, 1997, ISBN 3-86124-331-8, S. 48–55.
- ↑ Petra Haubner: 21. Juli 1950: Die Elefantenkuh Tuffi springt aus der Wuppertaler Schwebebahn. In: SWR2, (PDF; 2 S., 62 kB), mit Audio-Datei, 3:36 Min.
- ↑ Claudia Kasemann: Der Alligator auf der Werther Brücke. In: Westdeutsche Zeitung, 6. August 2016.
- ↑ Stephan Oettermann: Die Schaulust am Elefanten. Eine Elephantographia curiosa, 1982, S. 73.
- ↑ Ava Weis: Stadtführung durch Friedrich Engels' Wuppertal am 1. Mai. In: engels-kultur.de, 4. Mai 2015.
- ↑ Tuffi Milchprodukte. In: FrieslandCampina, aufgerufen am 15. Mai 2019.
- ↑ Corinna Wolber: Ein Tuffi-Fan aus Amerika. In: Westdeutsche Zeitung, 13. April 2011.
- ↑ Christian Licht: Wuppertal steht auf die neue „Tuffi“. In: WDR, 17. März 2016, mit Bilderstrecke.
- ↑ fwb: Tuffi spricht jetzt auch spanisch. In: Westdeutsche Zeitung, 23. September 2016.