U 3 (U-Boot, 1909)

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U 3
U 3
U 3
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp U-Boot
Klasse U 3 – U 4
Bauwerft Kaiserliche Werft, Danzig
Stapellauf 27. März 1909
Indienststellung 29. Mai 1909[1]
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 51,28[2] m (Lüa)
Breite 3,8[2] m
Tiefgang (max.) 2,9[2] m
Verdrängung aufgetaucht: 421 t
getaucht: 510 t[2]
 
Besatzung 21 Mann, davon 3 Offiziere[3]
Maschinenanlage
Maschine zwei Körting Petroleum-Motoren mit Sechszylinder-Zweitakt oder Achtzylinder-Zweitakt
2 × SSW-Elektromotoren[2][3]
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat Petroleum: 441 kW = 600 PS
Elektro: 758 kW = 1030 PS[2][3]
Einsatzdaten U-Boot
Aktionsradius aufgetaucht: 3000 NM bei 9 kn
getaucht: 55 NM bei 4,5 kn[3] sm
Tauchtiefe, max. 50[2] m
Höchst-
geschwindigkeit
getaucht
9,5[2]
Höchst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
11,5[2]
Bewaffnung

jeweils zwei Torpedorohre am Bug und Heck ∅ 45 cm (sechs Torpedos)
bis 1914: 1 × 3,7-cm-Revolverkanone[4]
ab 1915: 1 × 5-cm-Geschütz[2][3]

U 3 war ein U-Boot, das für die deutsche Kaiserliche Marine gebaut wurde.

Bau und Indienststellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurde am 13. August 1907 in Auftrag gegeben und in der Kaiserlichen Werft Danzig auf Kiel gelegt. Der Stapellauf erfolgte am 27. März 1909, die Auslieferung und Indienststellung am 29. Mai 1909 unter Kapitänleutnant Ludwig Fischer. U 3 war ein sogenanntes Zweihüllenboot und als Hochseeboot konzipiert.[3]

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es war mit zwei Körting Petroleum-Motoren mit Sechszylinder-Zweitakt und 441 kW, andere Quellen gehen von einem Achtzylinder-Zweitakt-Petroleum-Motor aus[3] und zwei SSW-Elektromotoren mit 758 kW ausgestattet.

Die Bewaffnung bestand aus jeweils zwei Torpedorohren am Bug und Heck mit sechs Torpedos. Zusätzlich führte das Schiff bis Ende 1914 hinter dem Turm eine Revolverkanone und ab 1915 ein 5-cm-Geschütz.[1]

Es war 51,28 m lang, 3,8 m breit, hatte einen Tiefgang von 2,9 m sowie eine Verdrängung von 421 Tonnen über und 510 Tonnen unter Wasser.

U-Boot-Unfall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 17. Januar 1911 ereignete sich der einzige deutsche U-Boot-Unfall vor dem Ersten Weltkrieg. U 3 lief an diesem Tag mit U-Bootschülern besetzt an einem stürmischen Tag mit Wind und hohen Wellen zu einer Erprobungsfahrt aus dem Kieler Hafen.[5] Noch vor Verlassen des Hafens sollte ein Tauchversuch durchgeführt werden. Als jedoch das Wasser das Oberdeck überspülte, drang Wasser in den Maschinenraum ein. Durch einen Ventilationsmast, dessen Verschlussklappe den geschlossenen Zustand anzeigte, gelang Wasser ins Boot. Kapitänleutnant Ludwig Fischer befahl daraufhin, alle Mann in den Bugraum zu evakuieren, während er selbst mit Leutnant zur See Kalbe und Obermatrose Rieper im Turm eingesperrt wurde. Zwei Stunden später wurde der Unfall gemeldet, woraufhin zwei Schwimmkräne zur ca. 2 km entfernten Unfallstelle aufbrachen. Die Tragkraft beider Kräne betrug 150 t. Das U-Boot-Hebeschiff Vulkan war im Hafen für Reparaturen festgemacht und, sobald es einsatzbereit war, ebenso zur Unfallstelle beordert. Elf Stunden später befestigten Taucher mehrere Stahlseile am Vorschiff, um U 3 soweit anzuheben, dass die Besatzung über die Bugtorpedorohre zu retten wäre. Beim Durchbrechen der Wasseroberfläche rutschte das Boot jedoch ab, einige Stahlseile rissen und U 3 versank erneut. Nach weiteren vierzehn Stunden erst gelang es, das Schiff bis auf die Höhe der Torpedorohrklappen zu heben und anschließend 29 Mann der Mannschaft durch diese zu retten, bevor diese durch das Chlorgas der auslaufenden Akkumulatoren bleibende gesundheitliche Schäden erlitt. Der Versuch, das Boot weiter anzuheben, um die im Turm festsitzenden drei Männer zu retten, schlug jedoch fehl. So musste weitere fünf Stunden gewartet werden, bis das U-Boot-Hebeschiff SMS Vulkan einsatzbereit war. Dies war jedoch nach 30 Stunden zu spät für den Kommandanten, Kapitänleutnant Ludwig Fischer sowie Leutnant z. S. Kalbe und Obermatrose Rieper – sie erstickten.[6] Spätere Untersuchungen ergaben, dass die Verschlussklappe des Ventilationsmastes falsch eingebaut war.[2]

Das Geschehen fand große Beachtung bis hin zu Kaiser Wilhelm II. Die Beisetzung Fischers in Darmstadt zog 10.000 Trauernde an.[7] Das Darmstädter Realgymnasium setzte noch im selben Jahr seinem ehemaligen Schüler (1896–1899) auf dem Schulhof ein Denkmal mit einem Porträtmedaillon.[8]

Einsatz und Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Unfall wurde das Boot instand gesetzt und am 7. April 1911 wieder in Dienst gestellt. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde U 3 auf vier Feindfahrten in die Ostsee geschickt, wo es in Kooperation mit anderen deutschen Kriegsschiffen gegen die russische Marine vorgehen sollte. Es stellte sich jedoch bald die Untauglichkeit von U 3 für derlei Kriegseinsätze heraus. Daher wurde es noch im August 1914 zum Schulboot umfunktioniert und blieb bis Kriegsende Teil der Ausbildungsflottille in Kiel.

Das Boot sank am 1. Dezember 1918 beim Schleppen ins englische Preston[3]. Andere Quellen besagen, dass es am 27. Januar 1919 in Kiel abgewrackt wurde.

Kommandanten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kapitänleutnant Ludwig Fischer
Kommandanten von U 3
Dienstgrad Name von bis
Kapitänleutnant Ludwig Fischer 29.5.1909 17.01.1911
Kapitänleutnant Otto Weddigen 07.04.1911 08.1914
Kapitänleutnant Max Valentiner 08.1914 27.10.1914
Kapitänleutnant Robert Bräutigam 10.1914 05.1915
Kapitänleutnant Hans Kratzsch unbekannt unbekannt
Kapitänleutnant Erich Sittenfeld 04.1915 08.1915
Kapitänleutnant Ludwig Güntzel 05.1915 unbekannt
Kapitänleutnant Volhardt von Bothmer 09.1915 04.1916
Oblt. z.S. Hellmuth von Ruckteschell 02.1916 05.1916
Kapitänleutnant Curt Willich 06.1916 08.1916
Kapitänleutnant Karl Edeling 10.1915 03.1917
Kapitänleutnant Friedrich Strackerjan 09.1916 04.1917
Kapitänleutnant Bruno Krumhaar 07.1917 unbekannt
Kapitänleutnant Woldemar Adam unbekannt 09.1917
Kapitänleutnant Clemens Wickel 08.1917 10.1917
Kapitänleutnant Gernot Goetting 09.1917 10.1917
Kapitänleutnant Friedrich Ulrich 10.1917 03.1918
Kapitänleutnant Erich Metzenthin 02.1918 unbekannt
Kapitänleutnant Hermann Metzger 01.1918 07.1918
Kapitänleutnant Max Bräutigam 12.1917 07.1918
unbekannt unbekannt 03.1918 27.01.1919

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Kemp: Die deutschen und österreichischen U-Boot-Verluste in beiden Weltkriegen. Urbes-Verlag Hans Jürgen Hansen, Gräfelfing vor München 1998, ISBN 3-924896-43-7.
  • Werner von Langsdorff: U-Boote am Feind. 45 deutsche U-Boot-Fahrer erzählen. Bertelsmann, Gütersloh 1937.
  • Carl Ludwig Panknin: Unterseeboot „U. 3“. Verlagshaus für Volksliteratur und Kunst, Berlin 1911 (Unter deutscher Flagge 43, ZDB-ID 2233336-8).
  • Unterseeboot „U. 3“. (Schiffe Menschen Schicksale. 45, ZDB-ID 1325248-3).
  • Max Valentiner: U 38. Wikingerfahrten eines deutschen U-Bootes. Ullstein, Berlin 1934.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Karl Müller, Erlangen 1993, ISBN 3-86070-036-7, S. 67.
  2. a b c d e f g h i j k Ulf Kaack: Die deutschen U-Boote Die komplette Geschichte, GeraMond Verlag GmbH, München 2020, ISBN 978-3-96453-270-1, S. 18–19.
  3. a b c d e f g h Eberhard Möller/Werner Brack: Enzyklopädie deutscher U-Boote Von 1904 bis zur Gegenwart, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02245-1, S. 21.
  4. Robert Hutchinson: Kampf unter Wasser - Unterseeboote von 1776 bis heute, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02585-X, S. 39.
  5. Die Kieler Unterseebootkatastrophe, S. 86–87
  6. von Langsdorff, U-Boote am Feind, S. 6
  7. Beisetzung des U-Boot Kommandanten Fischer in Darmstadt, 22. Januar 1911. In: Zeitgeschichte in Hessen. Beitrag bei Lagis vom 26. November 2022.
  8. Denkmal für Kapitänleutnant Ludwig Fischer von S. M. U. 3 auf dem Schulhof des Großen Realgymnasiums. Ausgeführt von Bildhauer W. Götze (1911). Ansichtskarte im Angebot einer Postkartenhandlung, abgefragt am 15. Dezember 2023. Das Gebäude wurde 1944 beim Luftangriff auf Darmstadt zerstört; Nachfolger der Schule ist die Georg-Büchner-Schule (Darmstadt), siehe Historie. Information der Georg-Büchner-Schule (Gymnasium), Darmstadt 2010.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]