Ursula Andress
Ursula Lotte Andress[1] (* 19. März 1936[1] in Bern[1], Kanton Bern) ist eine Schweizer Schauspielerin. Sie wurde als erstes Bondgirl in dem 1962 erschienenen Film James Bond – 007 jagt Dr. No berühmt und begann anschliessend eine internationale Karriere. Andress wurde 1964 mit dem Golden Globe ausgezeichnet.
Frühe Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursula Andress wurde als Tochter des Deutschen Gärtners Emil Paul Rolf Andress[1] und einer Schweizerin geboren. Es hält sich das Gerücht, ihr Vater sei Konsul in Bern gewesen und aus politischen Gründen aus der Schweiz ausgewiesen worden.[2] Daraufhin habe sich der Grossvater, der in Ostermundigen eine Gärtnerei betrieb, um Ursula und ihre fünf Geschwister (anderen Angaben zufolge zwischen vier und sechs[3][4]) gekümmert. Ihre Kindheit beschrieb sie rückblickend als «unglaublich einzigartig, beinahe wie im 17. Jahrhundert». Die harte Arbeit im Familienbetrieb des strengen Grossvaters habe ihr Respekt und Disziplin beigebracht: «Es gab mir die Kraft, um mich allen Hürden im Leben zu stellen.»[2]
Andress besuchte in Bern eine Mädchenschule, die sie im Alter von 16 Jahren verliess. Später ging sie nach Paris, wo sie Kurse in Tanz, Zeichnen und Bildhauerei nahm.[3] In Rom arbeitete sie dann als Modell für Maler und Fotografen. Dabei erwarb sie umfangreiche Sprachkenntnisse. 1955 ging sie nach Hollywood. Sie war eng mit James Dean befreundet. Andress heiratete 1957 John Derek, 1966 folgte die Scheidung.
Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Marlon Brando soll ihr geraten haben, eine Karriere als Schauspielerin zu beginnen. Ursula Andress bekam 1955 ihre erste Filmrolle in Casanova – seine Liebe und Abenteuer.
Ihren Durchbruch erzielte sie 1962 als erstes Bond-Girl der Bond-Filmreihe; in James Bond jagt Dr. No verkörperte sie in der weiblichen Hauptrolle die Muscheltaucherin «Honey Ryder». Die Szene, in der sie in einem weissen gegürteten Bikini (bekannt geworden als Dr.-No-Bikini) dem Meer entsteigt, wurde legendär. Mit ihrer athletischen, körperbetonten Darstellung wirkte sie stilbildend für die Rolle der selbstbewussten schönen Frau. Sie erhielt 1964 den Golden Globe Award als Beste Nachwuchsdarstellerin. 1967 stand sie in dem Film Casino Royale noch einmal als Bondgirl vor der Kamera; der Streifen zählt allerdings nicht zur offiziellen James-Bond-Filmreihe. Andress wurde von zahlreichen Magazinen zum «Besten Bondgirl aller Zeiten» gewählt, unter anderem 2006 vom Empire Magazin und 2008 von Entertainment Weekly.
Ursula Andress pflegte ihr Image als verführerische Venus und wirkte in passenden Rollen vor allem in den 1960er und 70er Jahren in vielen internationalen Produktionen mit. Wegen der Häufung von Filmrollen in knappen Kostümen wurde sie von Kritikern als «Ursula Undress» verspottet.
1981 war sie in Kampf der Titanen in einem ihrer letzten grossen Kinoerfolge zu sehen. Anschliessend stand Andress überwiegend für Fernsehproduktionen vor der Kamera.
Persönliches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1965 erschien sie in der Juni-Ausgabe des Playboy. Die darin enthaltenen Fotos stammten von ihrem Mann John Derek. Auf die Frage, warum sie sich für diese Nacktaufnahmen zur Verfügung gestellt habe, antwortete sie: «Weil ich schön bin.»[5] Nach ihrer Trennung von Derek hatte sie eine achtjährige Beziehung mit dem französischen Schauspieler Jean-Paul Belmondo, mit dem sie unter anderem den Film Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965) drehte. Im Alter von 44 Jahren gebar sie 1980 ihren Sohn Dimitri Alexander, dessen Vater der Schauspieler Harry Hamlin ist, den sie während der Dreharbeiten von Kampf der Titanen kennenlernte.
Anlässlich der Einweihung des Schweizer Generalkonsulates in Schottland am 18. Mai 2006 feierte Andress ihren 70. Geburtstag an Bord der Britannia in Edinburgh. Sie wurde im Aston Martin DB5, mit dem ihr Filmpartner Sean Connery in den James-Bond-Filmen Goldfinger und Feuerball Filmgeschichte schrieb, zur königlichen Yacht gefahren. Zu Sean Connery pflegte Andress bis zu seinem Lebensende eine freundschaftliche Beziehung. Sie selbst bezeichnete ihn als «grossen Freund».[6]
Inzwischen meidet Andress den Auftritt in der Öffentlichkeit.[7] Einen der letzten öffentlichen Auftritte hatte sie 2019 an einem Anlass im Chalet Muri in Bern. Der Berner Veranstaltungsorganisator Claudio Righetti, welcher nicht nur einer der engsten Vertrauten von Andress ist,[8][9] sondern seit rund 20 Jahren auch ihr Manager,[10] lud anlässlich einer Kunstausstellung von Amanda Lear unter anderem Ursula Andress in das Chalet Muri ein.[8] Heute lebt Andress in ihrer Residenz in Rom.[7]
Filmografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kinofilme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1954: Ein Amerikaner in Rom (Un americano a Roma)
- 1955: Casanova – Seine Lieben, seine Abenteuer (Le avventure di Giacomo Casanova)
- 1955: La catena dell’odio
- 1962: James Bond – 007 jagt Dr. No (Dr. No)
- 1963: Acapulco (Fun in Acapulco)
- 1963: Vier für Texas (4 for Texas)
- 1965: Hetzjagd in Ketten (Nightmare in the Sun)
- 1965: Herrscherin der Wüste (She)
- 1965: Was gibt’s Neues, Pussy? (What’s New Pussycat)
- 1965: Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (Les tribulations d’un Chinois en Chine)
- 1965: Das 10. Opfer (La decima vittima)
- 1966: Der blaue Max (The Blue Max)
- 1966: Einmal noch – bevor ich sterbe (Once Before I Die)
- 1967: Casino Royale
- 1968: Ladies, Ladies
- 1969: Der Stern des Südens (The Southern Star)
- 1970: Treffpunkt London Airport (Perfect Friday)
- 1971: Rivalen unter roter Sonne (Soleil rouge)
- 1975: Diamantenpuppe (L’ultima chance)
- 1975: Asphalt Katze (Colpo in canna)
- 1975: Operation misslungen – Patient lebt (L’infermiera)
- 1975: Africa Express
- 1976: Lollipops und heisse Höschen
- 1976: Scaramouche – Der Teufelskerl (Le avventure e gli amori di Scaramouche)
- 1976: Safari Express
- 1977: Vom Blitz getroffen (Doppio delitto)
- 1978: Die weisse Göttin der Kannibalen (La montagna del dio cannibale)
- 1979: Wilde Betten – Lippenstift-Tigerinnen (Letti selvaggi)
- 1979: Das Geheimnis der eisernen Maske (The 5th Musketeer)
- 1981: Kampf der Titanen (Clash of the Titans)
- 1982: Mexico in Flammen (Krasnye kolokola, film pervyy – Meksika v ogne)
- 1982: Perdóname, amor
- 1985: Liberté, égalité, choucroute
- 1988: Klassezämekunft
- 1997: Cremaster 5
- 2005: Die Vogelpredigt oder Das Schreien der Mönche
Fernsehen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1962: Thriller: (Fernsehserie, Folge 2x17: La Strega)
- 1983: Ein Fall für Professor Chase (Fernsehserie, Folge 1x01: Manimal)
- 1983: Love Boat (Fernsehserie, Folgen 7x01–7x02)
- 1986: Peter der Grosse (Fernseh-Miniserie)
- 1988: Falcon Crest (Fernsehserie, 3 Folgen)
- 1988: Jack Clementi – Falsches Spiel (Big Man: Diva; Fernsehserie)
- 1989: Das Geheimnis von Pier Sechs (Man Against the Mob: The Chinatown Murders; Fernsehfilm)
- 1991: Ti ho adottato per simpatia (Fernsehfilm)
- 1992: Primero izquierda (Fernsehfilm)
- 1993: Prinzessin Fantaghirò Teil III (Fernsehfilm)
- 1994: Prinzessin Fantaghirò Teil IV (Fernsehfilm)
- 1996: Alles gelogen (Fernsehfilm)
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1964: Golden Globe als beste Nachwuchsdarstellerin für James Bond jagt Dr. No
- 1966: Nominierung für den Henrietta Award in der Kategorie «Beliebteste Darstellerin des Jahres»
- 2006: Empire Magazin – «Bestes Bondgirl aller Zeiten»
- 2007: DIVA – Lifetime Achievement Award
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Marti, Peter Wälty: James Bond und die Schweiz. Basel 2008, ISBN 978-3-905800-20-3.
- Michael Scheingraber: Die James-Bond-Filme. Hrsg. von Joe Hembus. Goldmann, München 1979, 220 S. (Goldmann Magnum; 10203) (Citadel-Filmbücher) ISBN 3-442-10203-0.
- Graham Rye: Die James-Bond-Girls. [von Dr. No bis Goldeneye]. Übersetzung: Walther Wuttke. Heel, Königswinter 1995, 70 S., ISBN 3-89365-478-X. (Einheitssachtitel: The James Bond girls)
- Sven Siedenberg: Do you remember? Kleines Album vergessener Helden.Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2005, 139 S. (dtv 20839), ISBN 3-423-20839-2.
- Susanna von Werra: Berühmte Persönlichkeiten, Band I: 100 zeitgenössische Filmschauspieler und Filmschauspielerinnen. Lebensläufe und Horoskope; Band II: 100 Regisseure und klassische Filmschauspieler und Filmschauspielerinnen. Lebensläufe und Horoskope. Edition Astrodate, Wettswil (Schweiz) 1989, 450 Seiten.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ursula Andress bei IMDb
- Werke von und über Ursula Andress im Katalog der Schweizerischen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Zivilstand der Stadt Bern. In: Der Bund. 24. März 1936, S. 7 (e-newspaperarchives.ch).
- ↑ a b vgl. Anstead, Mark: Bond girl who made a killing bei guardian.co.uk, 7. Dezember 2002 (abgerufen am 8. März 2011)
- ↑ a b vgl. Ursula Andress. In: Internationales Biographisches Archiv 04/2001 vom 15. Januar 2001, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 43/2005 (abgerufen am 8. März 2011 via Munzinger Online)
- ↑ vgl. Althen, Michael: Geliebte Venus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. März 2006, Nr. 66, S. 36
- ↑ Selling sex. The Independent, 20. Oktober 2011. Abgerufen am 5. Februar 2017.
- ↑ Sir Sean Connery (†90): Bond-Girl Ursula Andress nimmt Abschied. Abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ a b Ursula Andress: So geht es dem Schweizer Bond-Girl heute mit 83. Abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ a b Chalet Muri: Amanda Lear und Ursula Andress treffen sich in Bern. Abgerufen am 29. März 2021 (englisch).
- ↑ Jean-Claude Galli: Ursula Andress: Die Hollywood-Ikone im Interview. 15. September 2020, abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ Schweiz – Ursula Andress im 007-Smoking: Das Bond-Girl macht den Agenten. 2. November 2012, abgerufen am 29. März 2021.
Personendaten | |
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NAME | Andress, Ursula |
ALTERNATIVNAMEN | Andress, Ursula Lotte |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 19. März 1936 |
GEBURTSORT | Bern, Kanton Bern, Schweiz |