Weinbiet

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Weinbiet

Weinbiet von Mußbach aus, Panoramaturm (links, mit kleiner Antenne) wegen der relativen Nähe (Luftlinie drei Kilometer, Aufnahme 2008) fast gänzlich von Bäumen verdeckt

Höhe 554 m ü. NHN [1]
Lage Pfälzerwald (Rheinland-Pfalz, Deutschland)
Gebirge Haardt
Koordinaten 49° 22′ 34″ N, 8° 7′ 15″ OKoordinaten: 49° 22′ 34″ N, 8° 7′ 15″ O
Weinbiet (Rheinland-Pfalz)
Weinbiet (Rheinland-Pfalz)
Gestein Buntsandstein
Normalweg Eselspfad
Besonderheiten 2003 nächtlicher Temperaturrekord: 26,7 °C

Das Weinbiet von Norden aus dem Flugzeug. Die Spitze des Sendemastes zeigt zufällig auf das sechs Kilometer südlich gelegene Hambacher Schloss (klein im Hintergrund)

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Das 554 m ü. NHN hohe Weinbiet auf der Waldgemarkung von Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz) ist einer der höchsten Berge am Ostrand des Pfälzerwaldes, der Haardt, zur Oberrheinischen Tiefebene hin. Auf der Kuppe befinden sich das als Gaststätte erbaute Weinbiethaus, ein gemauerter Panoramaturm mit Wetterstation und ein Rundfunk-Sendemast.

Die beiden markanten Türme machen den Berg von der rund 400 Meter tiefer gelegenen Ebene aus zu einem regionalen Wahrzeichen, nach dem auch die Winzergenossenschaft Weinbiet der Neustadter Ortsteile Mußbach (Sitz), Gimmeldingen und Haardt ihren Namen gewählt hat.

Geographie

Geographische Lage

Satellitenbild des Weinbietmassivs
1: Weinbietgipfel
2: Wolfsburg
3: Ostrand der Stadt Lambrecht
4: Gemeinde Lindenberg
(rechts von oben nach unten die Ortsteile Gimmeldingen und Haardt sowie die Kernstadt von Neustadt an der Weinstraße, unten das Stadtviertel Schöntal)

Das Weinbiet liegt nordwestlich oberhalb der Kernstadt von Neustadt an der Weinstraße auf der westlichen Schulter des Grabenbruches, der zur Einsenkung der Rheinebene geführt hat. Der Einbruch setzte im Alttertiär vor etwa 65 Millionen Jahren ein und dauert bis in die Jetztzeit an.

Der Ostläufer des Weinbietmassivs, der 316 Meter hohe Nebelberg (Nöpelberg), ist recht ausgeprägt und zieht sich fast zwei Kilometer zum Rand des Grabenbruches hin. Während der Gimmeldinger Steinbruch an der Ostseite des Nebelbergs bereits Mitte des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurde, wird am Südhang der Haardter Steinbruch weiter betrieben.

Der Südläufer Richtung Speyerbach, der 474 Meter hohe Wolfsberg mit dem drei Hektar großen Naturschutzgebiet, flacht gegen Südsüdosten zum Bergstein (409 Meter) hin ab. Hier liegt auch das Steinrelief Steinerner Hirsch, von wo aus eine weite Aussicht über die Rheinebene möglich ist, weiter westlich die Ruine der Wolfsburg und der Hohfels. Etwa in Süd-Nord-Richtung verlaufen östlich des Wolfsbergs das Meisen- und westlich das Nonnental.

Der Westläufer, das 428 Meter hohe Schwalbeneck, geht nach Norden über zum Hinteren Langenberg, dessen höchste Erhebungen sich im Nordwesten (466 Meter) und im Südosten (502 Meter) befinden.

Hoch an der Nordflanke des Weinbiets liegt, gefasst im Loosenbrunnen, die stärkste Quelle des Mußbachs, der durch Gimmeldingen und Mußbach fließt und dann in den Rehbach mündet, den nördlichen Seitenarm des Speyerbachs.

Im Norden grenzt die Waldgemarkung der Stadt Deidesheim an das Weinbietmassiv an, im Osten folgen im Uhrzeigersinn die Ortsteile Königsbach, Gimmeldingen und Haardt sowie die Kernstadt von Neustadt an der Weinstraße, im Süden das Stadtviertel Schöntal, im Westen die Ortsgemeinde Lindenberg.

Verkehrswege

Das Weinbiet ist ein häufig besuchter Aussichtspunkt, zu dem von Neustadt, Gimmeldingen, Haardt und Lindenberg Wanderpfade führen, die beispielsweise mit dem Roten Punkt markiert sind. Der rechts über dem Tal des Mußbachs zum Gipfel führende Hauptzugangsweg trägt nach den früheren Transporttieren den Namen Eselspfad. Er wurde in den 1960er Jahren verbreitert und befestigt, so dass dort auch versorgende Kraftfahrzeuge verkehren können.

Klima

Das Weinbiet beschert den östlich in seinem Lee gelegenen Ortschaften Haardt, Gimmeldingen, Mußbach und Königsbach, die seit 1969 sämtlich zur kreisfreien Stadt Neustadt an der Weinstraße gehören, ein mildes und regenarmes Klima, welches den Anbau von Qualitätsweinen begünstigt.

Der durchschnittliche Jahresniederschlag auf dem Weinbiet selbst beträgt 585 mm. Dies ist ein niedriger Wert, der im unteren Fünftel der in Deutschland erfassten Werte liegt; nur an 18 Prozent der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden noch niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Januar, die meisten Niederschläge fallen im Mai, nämlich 1,7-mal mehr als im Januar. Trotzdem sind die Niederschläge recht gleichmäßig übers Jahr verteilt, an lediglich 12 Prozent der Messstationen sind die jahreszeitlichen Schwankungen geringer.

Auf dem Weinbiet treten gelegentlich außergewöhnliche Wetterphänomene auf. So wurde dort am 13. August 2003 im sogenannten Jahrhundertsommer mit 26,7 °C die höchste in Deutschland je gemessene nächtliche Tiefsttemperatur verzeichnet, oder einfach ausgedrückt: dies war die seit Beginn der Aufzeichnungen wärmste Nacht in Deutschland. Am 28. Februar 2010 erreichte der Orkan Xynthia auf dem Weinbiet eine Windgeschwindigkeit von 166 km/h.

Sehenswürdigkeiten

Weinbiethaus

Das Weinbiethaus des Pfälzerwald-Vereins Gimmeldingen

Die 1906 gegründete Ortsgruppe Gimmeldingen des Pfälzerwald-Vereins (PWV) errichtete 1910 auf dem Weinbiet eine hölzerne Hütte als wettergeschützte Ausschankmöglichkeit.[2] Das steinerne Weinbiethaus wurde ab 1925 geplant und ab 1927 für 15.000 Reichsmark aus rotem Sandstein aufgemauert. Am 3. Juni 1928 wurde es eingeweiht. Es ist täglich außer Freitag bewirtschaftet.[2]

In den Jahren 1960 und 1966 wurde das Haus um eine neue Küche, Toilettenanlagen und einen zusätzlichen Gastraum erweitert. Bis 1988 lieferte der Loosenbrunnen das Wasser, dann wurde die Wasserver- und -entsorgung von Neustadt her in Betrieb genommen.[2]

Weinbietturm

Oberteil des Weinbietturms

Der gemauerte Panoramaturm gehört der Stadt Neustadt und ist fast täglich geöffnet. Schon im 19. Jahrhundert bekam er den Namen Weinbietturm. Er wurde von 1872 bis 1877 ebenfalls aus rotem Sandstein errichtet, ist 21,5 Meter hoch und verfügt im Innern über eine steinerne Wendeltreppe. Über sie ist für Besucher nur die gemauerte Galerie zugänglich, eine nachträglich nahe der Turmspitze angebrachte Rundplattform ist ausschließlich Bediensteten vorbehalten.

Seit April 1952 befindet sich in dem Turm eine Station des Deutschen Wetterdienstes.[3] Zudem dient er als Sendeturm, allerdings ist die Leistungsfähigkeit wegen seiner geringen Höhe eingeschränkt. Auf dem Turm installierte im Juni 2010 der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst und der Stadt Neustadt die erste Panorama-Kamera Pfälzerwald.[4] Sie ist nach Süden gerichtet und überträgt als Dauerleihgabe des Kameraherstellers Mobotix Livebilder und Temperaturangaben ins Internet, die alle zehn Minuten aktualisiert werden.[5]

Rundfunk-Sendemast

Nahe dem Panoramaturm steht der 136 Meter hohe Sender Weinbiet, ein abgespannter Stahlfachwerkmast, der die Region mit UKW-Hörfunk und DVB-T versorgt. Zur Unterscheidung vom alten Weinbietturm wird er vor Ort meist Weinbietsender genannt.

Heidenburg

Reste der Heidenburg mit Ritterstein

Die Heidenburg, ein Ringwall aus dem 9. Jahrhundert, der als Fliehburg diente, liegt rechts über dem Tal des Mußbachs in 316 Meter Höhe auf der Kuppe des Nebelberges, des Weinbiet-Ostläufers.[6]

Commons: Weinbiet – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  2. a b c Pfälzerwald-Verein, Ortsgruppe Gimmeldingen: Vereinsgeschichte. Abgerufen am 27. Juni 2010.
  3. Wetteronline: Aktuelle Meßwerte der Wetterstation. Abgerufen am 3. Mai 2013 (Aktuelle Meßwerte Wetter).
  4. Die Rheinpfalz, Ludwigshafen, 15. Juni 2010
  5. NABU-Ortsgruppe Neustadt: Webcam Weinbiet. Abgerufen am 18. März 2011 (Livebilder, alle zehn Minuten aktualisiert).
  6. Walter Eitelmann, Ernst Kimmel: Rittersteine im Pfälzerwald – mit 59 Wandervorschlägen. Hrsg.: Pfälzerwald-Verein. 5. Auflage. Neustadt (Weinstr.) 2005, ISBN 3-00-003544-3.