Westerveldit

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Westerveldit
Glänzende, metallisch graue Westerveldit-Körner in Matrix (Sichtfeld 1,5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1971-017[1]

IMA-Symbol

Wvd[2]

Andere Namen
  • Arseneisen (synthetisch)[3]
  • Eisen(III)-arsenid
Chemische Formel
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.19
II/C.19-030

2.CC.15
02.08.19.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[8]
Raumgruppe Pmcn (Nr. 62, Stellung 5)Vorlage:Raumgruppe/62.5
Gitterparameter a = 3,46 Å; b = 5,97 Å; c = 5,33 Å[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6 bis 7[9]
Dichte (g/cm3) berechnet: 8,13 (VHN25 = 707–798)[6]
Spaltbarkeit nicht definiert
Farbe bräunlichweiß, grau[6]
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz[10]

Westerveldit ist ein selten vorkommendes Mineral mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung FeAs[4] und ist damit chemisch gesehen ein Eisenarsenid, genauer ein Eisen(III)-arsenid mit dem Stoffmengenverhältnis von Eisen : Arsen = 1 : 1. Aufgrund der chemischen Verwandtschaft der Arsenide mit den Sulfiden gehört der Westerveldit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“.

Da bei natürlich entstandenen Westervelditen meist ein Teil des Eisens durch Nickel und gelegentlich auch durch Cobalt ersetzt (substituiert) ist, wird die chemische Zusammensetzung in verschiedenen Quellen auch als Mischformel mit (Fe,Ni)As[6][7] oder (Fe,Ni,Co)As[5] angegeben. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten, stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zum Arsenanteil des Minerals.

Westerveldit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form mikrokristalliner, eingeschlossener Körnchen zwischen 1 μm und 25 μm Durchmesser in Maucherit[11] gefunden werden. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen der bräunlichweißen bis grauen Körnchen einen metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Westerveldit in der La Gallega Mine bei Ojén in der spanischen Provinz Málaga. Die Erstbeschreibung erfolgte 1972 durch I. S. Oen, E. A. J. Burke, C. Kieft und A. B. Westerhof, die das Mineral nach Jan Westerveld (1905–1962) benannten. Dieser war zwischen 1945 und 1962 Professor für Geologie und Mineralogie an der Universiteit van Amsterdam.[12]

Typmaterial des Minerals wird im geologischen Institut der Universiteit van Amsterdam sowie im Institut für Geowissenschaften der Vrije Universiteit Amsterdam in den Niederlanden aufbewahrt.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Westerveldit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze (einschließlich Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide und Bismutide)“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo er zusammen mit Achávalit, Heideit, Jaipurit, Modderit, Pyrrhotin, Smythit und Troilit die unbenannte Gruppe II/C.19 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Westerveldit ebenfalls in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Nickel (Ni), Eisen (Fe), Cobalt (Co) usw.“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Westervelditgruppe“ mit der System-Nr. 2.CC.15 und den weiteren Mitgliedern Cherepanovit, Modderit und Ruthenarsenit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Westerveldit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 02.08.19 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:1“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Westerveldit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pmcn (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 5)Vorlage:Raumgruppe/62.5 mit den Gitterparametern a = 3,46 Å; b = 5,97 Å und c = 5,33 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An seiner Typlokalität, der sehr hoch temperierten Chromit-Nickel-Erz-Lagerstätte La Gallega Mine in Spanien, fand sich Westerveldit in Form winziger Einschlüsse in Maucherit,[5] wobei er den ebenfalls vorkommenden Nickelin verdrängt.[13] Die Chromiterze und das vergesellschaftete Cordierit-Gestein durchziehen in schlierenartigen Adern die serpentinisierten, ultramafischen Gesteine. Neben Maucherit und Nickelin kann Westerveldit unter anderem noch in Paragenese mit gediegen Antimon, Cobaltit, eisen- und cobaltreichem Gersdorffit, nickelhaltigem Löllingit, Rammelsbergit und verschiedenen Serpentinen vorkommen.

außer in der La Gallega Mine bei Ojén konnte das Mineral in Spanien noch bei El Sapo und Los Jarales nahe Carratraca in der andalusischen Provinz Málaga sowie bei A Franqueira nahe A Cañiza in der galicischen Provinz Pontevedra gefunden werden.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Birchtree Mine bei Thompson (Manitoba) in Kanada, Igdlunguaq im Tunulliarfik Fjord (Tunugdliarfik) in der dänischen Kommune Kujalleq, der Steinbruch Routakallio bei Seinäjoki im Westen Finnlands, der Steinbruch Vispi am Vulkan Pian di Celle in der mittelitalienischen Gemeinde San Venanzo, die Chibinen auf der russischen Halbinsel Kola, das Kupfer-Cobalt-Erzfeld am Tunaberg bei Nyköping in der schwedischen Provinz Södermanlands län und Bow im Merrimack County des US-Bundesstaates New Hampshire.[14]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund seiner Seltenheit ist Westerveldit nur für den Mineralsammler von Interesse.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • I. S. Oen, E. A. J. Burke, C. Kieft, A. B. Westerhof: Westerveldite, (Fe,Ni,Co)As, a new mineral from La Gallega, Spain. In: American Mineralogist. Band 57, 1972, S. 354–363 (minsocam.org [PDF; 693 kB; abgerufen am 30. Mai 2018]).
  • M. B. Sizgoric, C. M. Duesing: Westerveldite, a Canadian occurrence. In: The Canadian Mineralogist. Band 12, 1973, S. 137–138 (rruff.info [PDF; 341 kB; abgerufen am 30. Mai 2018]).
  • Skage R. Hem, Emil Makovicky, Fernando Gervilla: Compositional trends in Fe, Co, and Ni sulfarsenides and their crystal-chemical implications: results from the Arroyo de la Cueva deposits, Ronda peridotite, southern Spain. In: The Canadian Mineralogist. Band 39, 2001, S. 831–853 (rruff.info [PDF; 568 kB; abgerufen am 30. Mai 2018]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Westerveldite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Karl Hugo Strunz, Christel Tennyson: Mineralogische Tabellen. 8. Auflage. Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig KG, Leipzig 1982, S. 122.
  4. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 87.
  5. a b c Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 331.
  6. a b c d e Westerveldite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 58 kB; abgerufen am 30. Mai 2018]).
  7. a b Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 446 (Erstausgabe: 1891).
  8. Webmineral – Westerveldite (englisch)
  9. Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 82.
  10. Mindat – Westerveldite (englisch)
  11. M. B. Sizgoric, C. M. Duesing: Westerveldite, a Canadian occurrence. In: The Canadian Mineralogist. Band 12, 1973, S. 137 (rruff.info [PDF; 341 kB; abgerufen am 30. Mai 2018]).
  12. I. S. Oen, E. A. J. Burke, C. Kieft, A. B. Westerhof: Westerveldite, (Fe,Ni,Co)As, a new mineral from La Gallega, Spain. In: American Mineralogist. Band 57, 1972, S. 354–363 (rruff.info [PDF; 693 kB; abgerufen am 30. Mai 2018]).
  13. Paul Ramdohr: Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen. 4., bearbeitete und erweiterte Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 673.
  14. Fundortliste für Westerveldit beim Mineralienatlas und bei Mindat