Aktuelle Kamera

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Logo 1988–1990

Die Aktuelle Kamera war die von 1952 bis 1991 ausgestrahlte zentrale Nachrichtensendung des Deutschen Fernsehfunks (von 1972 bis 1990 Fernsehen der DDR).

Während der Diktatur

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Die Aktuelle Kamera war seit dem Sendestart des Deutschen Fernsehfunks am 21. Dezember 1952 die tägliche Nachrichtensendung. Sie war, mit nur fünf Tagen Vorsprung vor der ersten Ausgabe der Tagesschau (ARD), die älteste deutsche Fernseh-Nachrichtensendung. Allerdings wuchs ihre Bedeutung erst mit der zunehmenden Verbreitung von Empfangsgeräten. Zunächst war die ostdeutsche Kino-Wochenschau Der Augenzeuge das wichtigere Nachrichtenmedium.

Die Sendung wurde wie alle Medien in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) kontrolliert und war ein wichtiges Propaganda-Instrument. Der Sekretär für Agitation und Propaganda im SED-Zentralkomitee bestimmte grundlegend die tägliche Berichterstattung. Inhalt der Sendung waren meist eine ausführliche Berichterstattung über Tagungen des Zentralkomitees, Parteitage der SED, Staatsbesuche, Auszeichnungsverleihungen, Besuche von Funktionären in Betrieben und andere offizielle Anlässe. Außerdem wurde sehr ausführlich über vermeintliche Verbesserungen der sozialistischen Produktion in den Industriebetrieben und in der Landwirtschaft sowie über das soziale Wohnungsbauprogramm berichtet. Im Mittelpunkt stand dabei immer die Planerfüllung.

Die internationale Berichterstattung war ebenfalls stark politisiert. Ereignisse, die die Regierung verschweigen wollte (wie z. B. die ungesetzlichen Grenzübertritte prominenter DDR-Bürger), fanden keine Erwähnung. Berichte über das nicht-sozialistische Ausland beschäftigten sich oft mit sozialen und gesellschaftlichen Problemen wie Armut und rechtsradikalen Entwicklungen, typisch war auch die regelmäßige Erwähnung von Drogentoten in der damaligen Bundesrepublik oder West-Berlin.

Der Sprachstil (u. a. in dem Spielfilm Good Bye, Lenin! parodiert) war durch die Aufzählung der Titel der handelnden Personen gekennzeichnet, sowie durch äußerst lange Schachtelsätze,[1] die dem Nachrichtensprecher eine gute Sprecherziehung und Sprechtechnik und dem Zuhörer Konzentration abverlangten. Die von der Nachrichtenagentur ADN stammenden Meldungen wurden von Redakteuren in der Fernsehnachrichtenredaktion stilistisch umgeschrieben, um sie, soweit es ging, sprechfähig zu machen.

Der Chefredakteur und seine sechs Stellvertreter wurden von der Agitationskommission des ZK der SED angeleitet. Die Aktuelle Kamera spiegelte die Politik der SED wider, die Realität des Lebens in der DDR jedoch nur unzureichend. Neben dem geringen Informationsgehalt war dies einer der Hauptgründe für die niedrige Popularität der Sendung. Für umfassendere Informationen bedienten sich viele DDR-Bürger – dort, wo es technisch möglich war – der Nachrichtensendungen des „Westfernsehens“. Da dies bekannt war, wurden diese in der wöchentlichen Sendung Der schwarze Kanal agitatorisch kommentiert.

Die wichtigste Ausstrahlung der Aktuellen Kamera begann jeden Tag um 19.30 Uhr und endete um 20.00 Uhr. Die Hauptausgabe wurde um 21.30 Uhr im 2. Programm und am nächsten Morgen um 9.30 Uhr im 1. Programm wiederholt. Über den Tag verteilt gab es weitere kürzere Ausgaben. Im 1. Programm wurden mit Ausnahme der Wiederholung der Hauptausgabe nur Kurznachrichten gesendet, die häufig auch von den Programmsprechern dieses Kanals verlesen wurden.

Die friedliche Revolution in der DDR beeinflusste auch das Fernsehen der DDR und die Sendung Aktuelle Kamera. Zunehmend gelang es der Redaktion, sich von der Kontrolle der Staatsmacht zu lösen und freier zu berichten. Am 30. Oktober 1989 startete im 2. Programm um 22.00 Uhr die neue Spätausgabe AK Zwo.[2] Die Sendung unterschied sich sowohl optisch als auch in der redaktionellen Gestaltung von den anderen Ausgaben der Aktuellen Kamera und ähnelte im Stil den Nachrichtenmagazinen Tagesthemen (Erstes Deutsches Fernsehen) und heute-journal (ZDF). Es gab keinen Sprecher, sondern einen Moderator, der durch die Sendung führte. Kurzmeldungen wurden weiterhin durch die bisherigen Sprecher der Aktuellen Kamera verlesen. Grafische Elemente, wie Logo, Vorspann, Hintergrundgrafiken und Studiodekoration, waren lockerer gestaltet. Das Logo war in einer Schreibschrift gehalten, und im Vorspann wurde im Hintergrund live das Studio eingeblendet. Dadurch entstand auch gestalterisch ein Kontrast zu den anderen Ausgaben, und die Sendung wirkte offener. Die Wiederholung der Hauptausgabe um 21.30 Uhr wurde aufgegeben. Die AK Zwo wurde nur 11 Tage nach Erstausstrahlung erstmals auch auf 3sat zum Sendeschluss wiederholt, um die Ereignisse der friedliche Revolution zu dokumentieren.[3]

Als am 14. März 1990 das „Fernsehen der DDR“ wieder in „Deutscher Fernsehfunk“ umbenannt wurde, übernahmen alle Ausgaben der Aktuellen Kamera das Design der Sendung AK Zwo. Die Hauptausgabe um 19.30 Uhr hieß fortan AK am Abend. Es wurden später auch eine AK am Morgen und eine AK am Mittag gestartet. Kürzere Ausgaben hießen AK Kurznachrichten beziehungsweise AK Nachrichten. Am 15. Dezember 1990 wurden die beiden Programme DFF 1 und DFF 2 durch das Programm DFF Länderkette ersetzt. Damit war die Ära der Sendung beendet. Die Nachrichtensendung auf dem neuen Sender hieß Aktuell, und ihre Hauptausgabe wurde ebenfalls um 19.30 Uhr ausgestrahlt. Einige der Sprecher der Aktuellen Kamera waren hier weiterhin auf Sendung, bis am 31. Dezember 1991 auch dieser Sender eingestellt wurde.

Nachrichtensprecher

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Ausschließlich bei der Nachfolgesendung Aktuell der DFF Länderkette arbeiteten:

AK-Korrespondenten in den Bezirksstädten

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Wolfgang Reichardt interviewt Jugendliche beim „Ball der Jugend“ im Palast der Republik, Ost-Berlin 1976

Das Netz der Bezirkskorrespondenten wurde ab 1976 verstärkt ausgebaut. Zu einer ganzen Reihe von Uni-Absolventen, die im Herbst 1976 in die Bezirke geschickt wurden, gab es zum Teil erfahrene Reporter als Paten. Das waren in Schwerin Jochen Wieczorek, in Dresden AK-Chefreporter Wolfgang Reichardt, in Cottbus das Ehepaar Renate und Dagobert Löwenberg und in Halle Sergio Günther.

  • Berlin/Potsdam
    • Bernd Hermann
    • Regina Richter
    • Margit Gessner
    • Hardy Kühnrich hat auch aus Moskau berichtet
    • Anett Wundrak
    • Birgit Mittwoch
    • Dagmar Mielke
    • Anja Ludewig (heute rbb)
  • Cottbus
  • Dresden
    • Roland Hermann
    • Elke Wetzel
    • Bert Sprafke, Korrespondent auch im Bezirk Frankfurt (Oder)
    • Claudia Sprafke
    • Hans-Dieter Jancker (heute frei beim MDR)
  • Erfurt
    • Manfred Hering
    • Hans-Jürgen Dufft
  • Frankfurt/Oder
    • Margit Gessner
  • Gera
    • Erich Schmidt
    • Joachim Bardohn
  • Halle (Saale)
    • Lutz Johannes
    • Hans-Dieter Jancker
    • Jörg Reichhardt
    • Michael Illner
    • Jan Carpentier (ab 1989 Elf 99, heute rbb u. a. Autorenbeiträge für „ZIBB“)
  • Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)
    • Erich Muszinski
    • Jürgen Schmidt
  • Leipzig
    • Hans Thiel
    • Harry Worreschk
  • Magdeburg
    • Roland Wolf
    • Frank Lichtenecker
  • Neubrandenburg
  • Rostock
    • Gerd Kruse
    • Michael Schmidt, 1987–1991 (heute NDR)
  • Schwerin
    • Hans-Dieter Jancker
    • Marian Riedel
    • Michael Schmidt, 1984–1987
    • Dagmar Mielke, 1987–1991 (heute rbb)
  • Suhl
    • Hans-Jürgen Dufft, 1976–1982
    • Michael Schmidt, 1982–1984 (heute NDR)
    • Heidi Hasse, 1984–1991

AK-Korrespondenten in ausländischen Hauptstädten

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  • Bonn, BR Deutschland
    • Heinz Grote
    • Lutz Renner (heute Pressebüro in Brüssel)
    • Götz Förster
    • Olaf Dietze, danach ab 1985 in Bonn Manfred Pohl. Pohl war in den 1970er Jahren Korrespondent in Lissabon
    • Bernd Niestroj
  • Budapest, zuständig für Ungarn, Österreich, Jugoslawien

Produktionschefs

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  • Rudi Hochsieder
  • Jürgen Krischollek
  • K.-Heinz Frenzel

Literatur und Filme

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  • Jost-Arend Bösenberg: Die Aktuelle Kamera. Nachrichten aus einem versunkenen Land. Begleitbuch zur TV-Dokumentation im rbb-Fernsehen. Mit einem Geleitwort von Wolfgang Thierse. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2008, ISBN 978-3-86650-067-9.
  • Jost-Arend Bösenberg: Die Aktuelle Kamera (1952–1990). Lenkungsmechanismen im Fernsehen der DDR. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2004, ISBN 3-935035-66-7 (Veröffentlichungen des Deutschen Rundfunkarchivs 38).
  • Klaus Feldmann: Das waren die Nachrichten. Erinnerungen. Das Neue Berlin, Berlin 2006, ISBN 3-360-01277-1.
  • Erich Selbmann: DFF Adlershof. Wege übers Fernsehland. Zur Geschichte des DDR-Fernsehens. Edition Ost, Berlin 1998, ISBN 3-932180-52-6 (Rote Reihe), Rezension.
  • AK-Korrespondent Michael Schmidt erinnert sich (PDF-Datei; 85 kB).

Eine namensgleiche Sendung gibt es im estnischen Fernsehen seit 1956 (Aktuaalne kaamera). Auch das ukrainische Fernsehen hatte in den 1980er-Jahren eine Nachrichtensendung gleichen Namens (Актуальна камера).

Einzelnachweise

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  1. Beispiele wie dieses auf husfl.net: „Anwesend waren Willy Stoph, Mitglied des Politbüros und Vorsitzender des Ministerrates, Horst Sindermann, Mitglied des Politbüros und Präsident der Volkskammer, Heinz Hoffmann, Mitglied des Politbüros und Minister für Nationale Verteidigung, Oskar Fischer, Mitglied des Politbüros und Minister für Auswärtige Angelegenheiten, die Mitglieder des Politbüros Hermann Axen, Werner Felfe, Egon Krenz, Werner Jarowinsky, Inge Lange, … sowie weitere Persönlichkeiten.“
  2. Chronik des DDR-Fernsehens 1989. (Memento vom 2. Juli 2013 im Internet Archive) Deutsches Rundfunkarchiv
  3. Aktuelle Kamera künftig auf 3sat. Kurzmeldung beim Hamburger Abendblatt, 11. November 1989.
  4. Deutsches Rundfunkarchiv (Memento vom 23. Juni 2012 im Internet Archive)