„Neuroleptikum“ – Versionsunterschied

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Eine Folge der hemmenden Wirkung auf den Überträgerstoff Dopamin ist die Störung von körperlichen Bewegungsabläufen, da Dopamin daran wesentlich beteiligt ist. Da diese Störungen das [[Extrapyramidalmotorisches System|extrapyramidalmotorische System]] betreffen, werden sie unter dem Begriff ''[[Extrapyramidales Syndrom|extrapyramidales Syndrom]]'' zusammengefasst. Dabei wird unterschieden zwischen:
Eine Folge der hemmenden Wirkung auf den Überträgerstoff Dopamin ist die Störung von körperlichen Bewegungsabläufen, da Dopamin daran wesentlich beteiligt ist. Da diese Störungen das [[Extrapyramidalmotorisches System|extrapyramidalmotorische System]] betreffen, werden sie häufig unter den Begriffen ''extrapyramidalmotorische Symptome'',<ref name="theisen-150" /> ''extrapyramidalmotorische Störungen''<ref name="schmidt229" /> oder ''[[Extrapyramidales Syndrom|extrapyramidales Syndrom]]''<ref name="schwab-286">{{Literatur | Autor = | Titel = NeuroIntensiv / Stefan Schwab ... (Hrsg.) | Jahr = 2012 | Verlag = Springer-Medizin-Verl. | Ort = Heidelberg | ISBN = 978-3-642-16910-6 | Seiten = 286 }}</ref> zusammengefasst (abgekürzt EPS oder EPMS). Dabei wird unterschieden zwischen:
* [[Akathisie]]: Eine Bewegungsunruhe, die den Betroffenen dazu bringt, ständig umher zu laufen oder sinnlos erscheinende Bewegungen wie Auf-der-Stelle-treten oder Wippen mit dem Knie zu vollziehen. In den [[Vereinigte Staaten|USA]] wird dieses Phänomen umgangssprachlich als „thorazine shuffle“ bezeichnet (englisch ''to shuffle'' = schlurfen, ''Thorazine'' ist der Handelsname eines Neuroleptikums).
* [[Akathisie]]: Eine Bewegungsunruhe, die den Betroffenen dazu bringt, ständig umher zu laufen oder sinnlos erscheinende Bewegungen wie Auf-der-Stelle-treten oder Wippen mit dem Knie zu vollziehen. In den [[Vereinigte Staaten|USA]] wird dieses Phänomen umgangssprachlich als „thorazine shuffle“ bezeichnet (englisch ''to shuffle'' = schlurfen, ''Thorazine'' ist der Handelsname eines Neuroleptikums).
* [[Frühdyskinesie]]n: Unwillkürliche Bewegungen bis hin zu krampfartigen Anspannungen von Muskeln und Muskelgruppen. Möglich sind auch [[Zungenkrampf|Zungen-]] und [[Nervus glossopharyngeus|Schlundkrämpfe]].
* [[Frühdyskinesie]]n: Unwillkürliche Bewegungen bis hin zu krampfartigen Anspannungen von Muskeln und Muskelgruppen. Möglich sind auch [[Zungenkrampf|Zungen-]] und [[Nervus glossopharyngeus|Schlundkrämpfe]].

Version vom 28. Mai 2013, 03:25 Uhr

Neuroleptika (etwa „Nervendämpfungsmittel“) oder Antipsychotika[1] sind Arzneistoffe aus der Gruppe der Psychopharmaka, die eine sedierende und antipsychotische – den Realitätsverlust bekämpfende – Wirkung besitzen. Sie werden hauptsächlich zur akuten und präventiven[2] Behandlung von Wahnvorstellungen und Halluzinationen eingesetzt, die bei psychischen Störungen wie etwa der Schizophrenie oder Manie auftreten können. Auch als Beruhigungsmittel werden sie verwendet, etwa bei Unruhe, Ängsten, Erregungszuständen oder der Neuroleptanalgesie. Etwa 30–40% der Bewohner in Altenheimen erhalten Neuroleptika.[3][4] In neuerer Zeit werden sie zunehmend bei weiteren psychiatrischen Krankheitsbildern eingesetzt, unter anderem bei Autismus,[5] dem Tourette-Syndrom,[6] Depressionen[7] und Zwangserkrankungen.[8]

Neuroleptika revolutionierten die Behandlung von psychotischen Störungen.[9] Das erste Neuroleptikum, Chlorpromazin, wurde 1953 unter dem Namen Megaphen in Deutschland auf den Markt gebracht. Seitdem wurden eine Vielzahl weiterer Substanzen entwickelt und auf den Markt gebracht. Nach Markteinführung der Neuroleptika stieg die Anzahl der verordneten Tagesdosen bis Mitte der neunziger Jahre kontinuierlich an,[10][11] nach der Jahrtausendwende sind weitere Anstiege durch erweiterte Anwendungsgebiete und zunehmende Off-Label-Verwendung zu verzeichnen.[12] Heute sind Neuroleptika das Mittel der Wahl bei der Behandlung der Schizophrenie.[13]

Geschichte

Anfänge

Ausgangspunkt der Entwicklung von Neuroleptika war die deutsche Farbstoffindustrie Ende des 19. Jahrhunderts. Damals stellte die Firma BASF chemische Farbstoffe her, die bald auch in der Histologie Verwendung fanden. Bei bestimmten Farbstoffen stellte man eine antibiotische Wirksamkeit fest, beispielsweise wirkte der Stoff Methylenblau, ein Phenothiazin-Derivat, gegen Malaria. Bei Anwendung der Phenothiazinderivate wie Promethazin (1948; als Atosil bis heute im Handel) stellte man eine sedierende und antihistaminerge Wirkung fest. Dies sollte bei kriegsbedingten Schock- und Stressreaktionen und bei Operationen von Vorteil sein. Die zusätzlichen vegetativen (sympathico- und vagolytischen) Eigenschaften wurden als „künstlicher Winterschlaf“ bezeichnet und sollten bei größeren Operationen hilfreich sein. Zusammen mit Opiaten wurde damals von Neuroleptanästhesie gesprochen.

Chlorpromazin, das erste Neuroleptikum

Der französische Militärarzt und Chirurg Henri Marie Laborit entdeckte als erstes die psychotrope Wirkung von Chlorpromazin und ebnete damit den Weg für die Einführung der Neuroleptika

Der erste Wirkstoff, der als antipsychotisch wirksames Medikament vermarktet wurde, ist das Chlorpromazin. Es wurde im Jahre 1950 in Frankreich bei Forschungen zu antihistaminisch wirksamen Substanzen vom Chemiker Paul Charpentier bei der Firma Rhône-Poulenc synthetisiert. Seine antipsychotische Wirkung wurde zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht erkannt.

Im Jahre 1952 erprobte der französische Chirurg Henri Marie Laborit auf der Suche nach einem wirksamen Anästhetikum mehrere Antihistaminika. Er bemerkte, dass diese Stoffe eine sedierende und angstlösende Wirkung zu haben schienen, allen zuvor das Chlorpromazin. Zwischen April 1951 und März 1952 wurden 4000 Proben an über 100 Forscher in 9 Länder verschickt. Am 13. Oktober 1951 erschien der erste Artikel, in dem Chlorpromazin öffentlich erwähnt wurde. Laborit berichtete über seine Erfolge mit der neuen Substanz bei der Anästhesie. Die beiden französischen Psychiater Jean Delay und Pierre Deniker gaben am 26. Mai 1952 bekannt, dass sie eine beruhigende Wirkung bei Patienten mit Manie gesehen hätten. Während Chlorpromazin am Anfang noch gegen viele verschiedene Störungen eingesetzt wurde, zeigte sich später als wichtigste Indikation eine spezifische Wirkung gegen psychomotorische Unruhe, vor allem bei der Schizophrenie.

Ab 1953 wurde das Chlorpromazin als Megaphen (Deutschland 1. Juli 1953) oder Largactil in Europa vermarktet, 1955 kam es in den USA unter dem Namen Thorazine auf den Markt. Die heute gebräuchliche Bezeichnung „Neuroleptikum“ wurde erst ab 1955 verwendet. Das neue Medikament wurde in den USA als „chemische Lobotomie“ beworben. Die Lobotomie war zu dieser Zeit eine verbreitete Gehirnoperationsmethode zur Behandlung einer Reihe von psychischen Krankheiten und Verhaltensstörungen. Die Verwendung von Chlorpromazin versprach eine vergleichbare Wirkung mit dem Vorteil, dass eine rein medikamentöse Behandlung nicht-invasiv und reversibel ist.

Die neurophysiologische Wirkung des Chlorpromazin wurde erforscht, davon ausgehend wurden zahlreiche weitere antipsychotisch wirksame Stoffe entdeckt. Die Forschungen führten 1957 zur zufälligen Entdeckung der modernen Antidepressiva sowie weiteren Wirkstoffen wie Anxiolytika.

Einfluss auf die Behandlung psychisch Kranker

Anzeige aus den 60er-Jahren für das Chlorpromazin-Präparat Thorazine in den USA. Der Text links bedeutet übersetzt: Wenn der Patient auf „sie“ einschlägt, setzt Thorazine seinem Gewaltausbruch ein schnelles Ende. Gemeint sind imaginäre Angreifer, die der Patient im Rahmen einer halluzinatorischen Psychose vor sich sieht.

Neuroleptika revolutionierten die Behandlung von psychotischen Störungen.[9] Vor Einführung der Neuroleptika stand Menschen, die an einer akuten Psychose litten, keine symptomatische Behandlungsmethode zur Verfügung. Sie mussten aufgrund fehlender Selbständigkeit oder drohender Eigen- und Fremdgefährdung oft in eine psychiatrische Klinik eingeliefert und solange dort behalten werden, bis die Symptome mit der Zeit abklangen. Als Behandlungsmöglichkeiten standen lediglich Schutzmaßnahmen wie Freiheitsentzug oder medikamentöse Sedierung zur Verfügung, um die Patienten daran zu hindern, sich selbst oder Dritte in ihrem wahnhaften Zustand zu schädigen. Mit Einführung der Neuroleptika konnten die Symptome der Patienten erstmals gezielt bekämpft werden, was die Dauer des krankhaften Zustandes und damit auch die nötige Aufenthaltsdauer in den Kliniken reduzierte. Die Verwendung von Neuroleptika setzte sich vor allem in Europa schnell durch. In den USA waren noch lange Zeit andere Behandlungsmethoden wie Lobotomie und Psychoanalyse gebräuchlich. Heute ist die Gabe von Neuroleptika in den Industrieländern die Standardmethode bei behandlungsbedürftigen Psychosen.[13]

Einführung der atypischen Neuroleptika

Die frühen Neuroleptika verursachten neben der erwünschten antipsychotischen Wirkung eine Reihe von Nebenwirkungen, darunter das sogenannte extrapyramidale Syndrom. Dabei handelt es sich um Störungen der Bewegungsabläufe, die sich beispielsweise in Form einer Sitzunruhe oder einer Muskelstarrheit ähnlich wie bei Parkinson-Erkrankten äußern. Es wurde festgestellt, dass ein Neuroleptikum umso stärker antipsychotisch wirkte, je größer diese Nebenwirkungen waren.

Mit der Einführung des Clozapin im Jahre 1971 kamen neuartige Medikamente auf den Markt, bei denen dieser Zusammenhang nicht bestand und die eine starke antipsychotische Wirkung bei vergleichsweise geringen oder fehlenden extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen versprachen.[14] Sie lösten die älteren Medikamente als Mittel der ersten Wahl ab[15] und wirkten häufig auch bei Patienten, die auf die bisherigen Medikamente nicht ansprachen.[14] Zur Abgrenzung gegen die bisherigen Neuroleptika wurden diese neuen Wirkstoffe als atypische Neuroleptika oder Neuroleptika der zweiten Generation bezeichnet, die alten Wirkstoffe hingegen als typische, konventionelle oder klassische Neuroleptika.[16] Seitdem wurden eine Reihe weiterer atypische Neuroleptika erforscht und auf den Markt gebracht.[14]

Neuroleptische Schwelle und neuroleptische Potenz

Nach Einführung der Neuroleptika stellte der renommierte Psychiater Hans-Joachim Haase fest, dass eine Substanz umso stärker antipsychotisch wirkte, je größer ihre extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen waren. Er führte 1961 die Begriffe neuroleptische Schwelle und neuroleptische Potenz ein.[17]

Die neuroleptische Schwelle definierte Haase als die minimale Dosis eines Wirkstoffes, bei der messbare extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen auftreten. Entsprechend Haases früherer Beobachtung ist sie gleichzeitig die minimale antipsychotisch wirksame Dosis.[17][16]

Die neuroleptische Potenz ist ein Maß für die Wirksamkeit einer Substanz. Je höher die neuroleptische Potenz, desto geringer ist die Dosis, die zum Erreichen der neuroleptischen Schwelle nötig ist.[17]

Beide Konzepte gelten heute als überholt, da sie nur im Zusammenhang mit den älteren, typischen Neuroleptika gültig sind. Im Zusammenhang mit den atypischen Neuroleptika verlieren sie ihre Gültigkeit, da bei diesen Wirkstoffen kein direkter Zusammenhang zwischen der antipsychotischen Wirkung und dem Auftreten von extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen besteht.[17][16]

Äquivalenzdosen

Um verschiedene Neuroleptika hinsichtlich ihrer Wirksamkeit vergleichen zu können, wurde das Konzept der Äquivalenzdosen erdacht. Dabei handelt es sich um eine Maßeinheit, die als Faktor Chlorpromazin-Äquivalent (CPZ) angegeben wird. Als Referenzwert von 1 wurde die Wirkstärke von Chlorpromazin festgelegt, dem ersten als Neuroleptikum verwendeten Wirkstoff. Ein Wirkstoff mit einem CPZ von 2 ist bei gleicher Dosierung doppelt so stark antipsychotisch wirksam wie Chlorpromazin.[16] Das Konzept der Äquivalenzdosis ist vor allem im Zusammenhang mit den typischen Neuroleptika von Bedeutung, da sich diese hinsichtlich ihrer Wirkungsweise ähneln und vorrangig durch ihre neuroleptische Potenz unterscheiden. Die atypischen Neuroleptika unterscheiden sich wesentlich stärker hinsichtlich ihrer Wirkungsweise, Nebenwirkungen und Einsatzgebiete, wodurch ein direkter Vergleich mittels einer Äquivalenzdosis an Bedeutung verliert.[18]

Je nach der Potenz werden klassische Neuroleptika in drei Klassen unterteilt:

  • niederpotente Neuroleptika (CPZi ≤ 1,0)
Beispiele: Promethazin, Levomepromazin, Thioridazin, Promazin
  • mittelpotente Neuroleptika (CPZi = 1,0–10,0)
Beispiele: Chlorpromazin, Perazin, Zuclopenthixol
  • hochpotente Neuroleptika (CPZi > 10,0)
Beispiele: Perphenazin, Fluphenazin, Haloperidol, Benperidol
Neuroleptikum
(Arzneistoff)
Stoffklasse CPZ-
Äquivalent X
mittlere (-max.) Dosis
je Tag in mg
Hochpotente N.:
Benperidol Butyrophenon 75 1,5–20 (–40)
Haloperidol Butyrophenon 50 1,5–20 (–100)
Bromperidol Butyrophenon 50 5–20 (–50)
Flupentixol Thioxanthen 50 3–20 (–60)
Fluspirilen DPBP 50 1,5–10 mg/Wo. (max.)
Olanzapin Thienobenzodiazepin 50 5–20 (max.)
Pimozid DPBP 50 1–4 (–16)
Risperidon Benzisoxazolderivat 50 2–8 (–16)
Fluphenazin Phenothiazin 40 2,5–20 (–40)
Trifluoperazin Phenothiazin 25 1–6 (–20)
Perphenazin Phenothiazin 15 4–24 (–48)
Mittelpotente N.:
Zuclopenthixol Thioxanthen 5 20–40 (–80)
Clopenthixol Thioxanthen 2,5 25–150 (–300)
Chlorpromazin Phenothiazin 1 25–400 (–800)
Clozapin Dibenzodiazepin 1 12,5–450 (–900)
Melperon Butyrophenon 1 25–300 (–600)
Perazin Phenothiazin 1 75–600 (–800)
Quetiapin Dibenzothiazepin 1 150–750 (max.)
Thioridazin Phenothiazin 1 25–300 (–600)
Niedrigpotente N.:
Pipamperon Butyrophenon 0,8 40–360 (max.)
Triflupromazin Phenothiazin 0,8 10–150 (–600)
Chlorprothixen Thioxanthen 0,8 100–420 (–800)
Prothipendyl Azaphenothiazin 0,7 40–320 (max.)
Levomepromazin Phenothiazin 0,5 25–300 (–600)
Promazin Phenothiazin 0,5 25–150 (–1.000)
Promethazin Phenothiazin 0,5 50–300 (–1.200)
Amisulprid Benzamid 0,2 50–1.200 (max.)
Sulpirid Benzamid 0,2 200–1.600 (–3.200)

(Modifiziert nach Möller 2001, S. 243)

Darreichungsformen

Depotpräparat Risperdal Consta zur intramuskulären Injektion

Neuroleptika werden in verschiedenen Darreichungsformen angeboten. Am häufigsten ist dabei die orale Einnahme in Tablettenform, seltener in flüssiger Form als Tropfen oder Saft. Flüssige Präparate sind zumeist teurer, haben aber den Vorteil einer besseren Resorption im Magen-Darm-Trakt, auch kann bei unkooperativen Patienten die Einnahme besser kontrolliert werden. In psychiatrischen Kliniken werden auch intravenös injizierbare Präparate verabreicht, etwa zur Behandlung von akuten Erregungszuständen bei unkooperativen Patienten. Später wurden so genannte Depotpräparate entwickelt, die mit einer Spritze intramuskulär verabreicht werden.[19] Die Bezeichnung „Depot“ kommt daher, dass der injizierte Wirkstoff im Muskelgewebe gespeichert bleibt und von dort langsam in den Blutkreislauf abgegeben wird. Eine Auffrischung der Dosis ist erst nach mehreren Wochen nötig, wenn das Depot erschöpft ist. Depotpräparate können im Vergleich zur oralen und intravenösen Verabreichung die Verträglichkeit erhöhen, da durch die langsame, kontinuierliche Freisetzung eine gleichmäßigere Konzentration des Wirkstoffes im Blut erreicht wird. Im Rahmen einer Zwangsbehandlung können Neuroleptika in psychiatrischen Kliniken unter bestimmten Voraussetzungen auch gegen den Willen des Patienten verabreicht werden. Hierbei kommen häufig injizierbare Präparate zum Einsatz, da zur oralen Einnahme bestimmte Präparate von unkooperativen Patienten ausgespuckt oder im Mund versteckt werden können.

Chemie

Trizyklische Neuroleptika (Phenothiazine und Thioxanthene)

Chlorpromazin – ein Phenothiazin

Seit den 1950er-Jahren finden die trizyklischen Neuroleptika therapeutische Anwendung. Sie besitzen ein trizyklisches Phenothiazin- (Phenothiazine: zum Beispiel Chlorpromazin, Fluphenazin, Levomepromazin, Prothipendyl, Perazin, Promazin, Thioridazin und Triflupromazin) oder Thioxanthenringsystem (Thioxanthene: zum Beispiel Chlorprothixen und Flupentixol). Das trizyklische Promethazin war zudem das erste therapeutisch genutzte Antihistaminikum. Strukturell ähneln trizyklische Neuroleptika weitgehend den trizyklischen Antidepressiva. Unterschiede in der pharmakologischen Wirkung zwischen beiden Substanzklassen werden mit einer voneinander abweichenden dreidimensionalen Konformation des trizyklischen Ringsystems in Verbindung gebracht.

Dibenzepine

Quetiapin, ein Dibenzepin

Von den älteren trizyklischen Neuroleptika sind die neueren trizyklischen Dibenzepine (zum Beispiel Clozapin, Olanzapin, Quetiapin und Zotepin) abzugrenzen. Sie verfügen über ein Dibenzothiepin- (Zotepin), Dibenzodiazepin- (Clozapin), Thienobenzodiazepin- (Olanzapin) oder ein Dibenzothiazepin-Ringsystem (Quetiapin), welche eine von den klassischen trizyklischen Neuroleptika abweichende dreidimensionale Anordnung besitzen und somit für deren abweichende (atypische) pharmakologische Wirkung verantwortlich sind.

Butyrophenone und Diphenylbutylpiperidine

Haloperidol, ein Butyrophenon

Die Butyrophenone (z. B. Haloperidol, Melperon, Bromperidol und Pipamperon) zeichnen sich chemisch durch einen 1-Phenyl-1-butanon-Baustein aus. Ausgehend vom Haloperidol wurden zahlreiche weitere Neuroleptika entwickelt, etwa das Spiperon mit klar erkennbarer Strukturverwandtschaft zu den Butyrophenonen. Therapeutische Anwendung finden auch die abgeleiteten Diphenylbutylpiperidine Fluspirilen und Pimozid.

Benzamide

Eine Sonderstellung nehmen die Benzamide (Wirkstoffe Sulpirid und Amisulprid) ein, die außer einem neuroleptischen noch einen gewissen stimmungsaufhellenden, aktivierenden Effekt haben.

Benzisoxazol-Derivate, andere Stoffe

Zwischen den „AtypikaRisperidon und Ziprasidon bestehen ebenfalls Strukturparallelen, sie können als entfernt mit Haloperidol verwandt betrachtet werden. Das neuere Aripiprazol weist einige Gemeinsamkeiten mit den älteren Substanzen auf. Während Risperidon besonders stark antipsychotisch wirkt, zeigt Ziprasidon noch einen Noradrenalin-spezifischen Effekt. Aripiprazol ist ein Partialagonist an Dopamin-Rezeptoren und in diesem Punkt von sämtlichen übrigen Neuroleptika verschieden.

Alkaloide

Das pentazyklische Rauvolfia-Alkaloid Reserpin hat in der Therapie der Schizophrenie nur noch historische Bedeutung.

Pharmakologie

Wirkmechanismus

Neuroleptika hemmen die Übertragung des körpereigenen Botenstoffs Dopamin. Ein erhöhter Dopaminspiegel im Gehirn kann zu Halluzinationen und Wahnvorstellungen führen, die im Rahmen einer Psychose auftreten können.

Als gesichert gilt heute, dass der Wirkungsmechanismus von Neuroleptika auf einem Eingreifen in die synaptische Erregungsübertragung innerhalb des Gehirns beruht, wobei alle derzeitigen Neuroleptika die Übertragung des Neurotransmitters Dopamin hemmen. Zusätzlich können Neuroleptika mit Rezeptoren für Serotonin, Acetylcholin, Histamin und Noradrenalin interagieren.

Neuroleptika wirken symptomatisch, können also psychische Krankheiten nicht im eigentlichen Sinne heilen. Symptome wie Halluzinationen, Wahn oder Erregungszustände können aber zumindest für die Dauer der medikamentösen Behandlung unterdrückt werden. Dies ermöglicht dem Patienten eine Distanzierung von der Erkrankung, sodass er seinen eigenen Zustand als krankhaft erkennen kann.

Die antipsychotische und sedierende Wirkung ist je nach Wirkstoff unterschiedlich stark ausgeprägt. Stoffe mit einer hohen neuroleptischen Potenz wie Haloperidol wirken besonders stark antipsychotisch und eignen sich zur Behandlung von Symptomen wie Wahn und Halluzinationen, während niederpotente Wirkstoffe wie Pipamperon eher sedierend wirken und bei Symptomen wie Angst, Schlafstörungen und Erregungszuständen verabreicht werden. Dementsprechend kann der zu verabreichende Wirkstoff je nach Behandlungsziel ausgewählt werden. Auch eine kombinierte Einnahme ist möglich. Häufig bei der Behandlung einer akuten Psychose ist beispielsweise die tägliche Gabe eines antipsychotisch wirksamen Stoffes, während ein sedierendes Präparat bei Bedarf zusätzlich eingenommen werden kann.

Unerwünschte Wirkungen

Die möglichen unerwünschten Wirkungen hängen stark vom jeweiligen Wirkstoff und der Dosierung ab.

Bei den unerwünschten Wirkungen sind solche vegetativer Art (hormonelle und sexuelle Störungen, Muskel- und Bewegungsstörungen, Schwangerschaftsschäden, Körpertemperaturstörungen etc.) und solche psychischer Art (sedierende Wirkungen, Depressionen, Antriebslosigkeit, emotionale Verarmung, Verwirrtheit, andere Wirkungen auf das Zentralnervensystem etc.) zu unterscheiden.

Störung von Bewegungsabläufen

Neuroleptika können Bewegungsstörungen verursachen, die in ihrem Erscheinungsbild der Parkinson-Krankheit ähneln
Typische Bewegungsstörungen wie „Trippeln“ und motorische Unruhe einer an Akathisie leidenden Patientin (man beachte den Drang, im Stehen statt im Sitzen zu essen).

Eine Folge der hemmenden Wirkung auf den Überträgerstoff Dopamin ist die Störung von körperlichen Bewegungsabläufen, da Dopamin daran wesentlich beteiligt ist. Da diese Störungen das extrapyramidalmotorische System betreffen, werden sie häufig unter den Begriffen extrapyramidalmotorische Symptome,[20] extrapyramidalmotorische Störungen[14] oder extrapyramidales Syndrom[21] zusammengefasst (abgekürzt EPS oder EPMS). Dabei wird unterschieden zwischen:

  • Akathisie: Eine Bewegungsunruhe, die den Betroffenen dazu bringt, ständig umher zu laufen oder sinnlos erscheinende Bewegungen wie Auf-der-Stelle-treten oder Wippen mit dem Knie zu vollziehen. In den USA wird dieses Phänomen umgangssprachlich als „thorazine shuffle“ bezeichnet (englisch to shuffle = schlurfen, Thorazine ist der Handelsname eines Neuroleptikums).
  • Frühdyskinesien: Unwillkürliche Bewegungen bis hin zu krampfartigen Anspannungen von Muskeln und Muskelgruppen. Möglich sind auch Zungen- und Schlundkrämpfe.
  • Parkinsonoid: Bewegungsstörungen, die in ihrem Erscheinungsbild der Parkinson-Krankheit ähneln. Häufig ist dabei eine Muskelstarre (Rigor), die die Bewegungen des Betroffenen ungelenk und „roboterartig“ erscheinen lässt. Auch dystone Störungen wie zum Beispiel ein Schiefhals kommen vor. Zur Früherkennung solcher Störungen kann der auf Handschriftenbeobachtung beruhende Haase-Schwellen-Test (HST) genutzt werden.
  • Spätdyskinesien: Bei Langzeitbehandlungen treten in bis zu 20 % aller Fälle Spätdyskinesien, auch tardive Dyskinesien genannt, auf. Dabei handelt es sich um Bewegungsstörungen im Gesichtsbereich (Zuckungen, Schmatz- und Kaubewegungen) oder Hyperkinesen (unwillkürliche Bewegungsabläufe) der Extremitäten. Die Schwere dieser Störungen hängt von Dosierung und Dauer der neuroleptischen Behandlung ab. Spätdyskinesien bilden sich in einigen Fällen auch nach Absetzen des Neuroleptikums nicht zurück und bleiben ein Leben lang. Das Absetzen des Neuroleptikums kann die Beschwerden vorübergehend verstärken, verhindert aber langfristig das weitere Fortschreiten.

Ein Anticholinergikum wie Biperiden kann diesen Symptomen entgegenwirken und daher ergänzend verabreicht werden. Spätdyskinesien sprechen darauf allerdings nicht an.

Sedierung

Eine übermäßige Sedierung kann beim Patienten zu kognitiven Defiziten führen und ihn in seinen Aktivitäten einschränken. Bei aggressivem, selbstschädigendem oder hyperaktivem Verhalten ist eine sedierende Wirkung jedoch mitunter erwünscht. Eine stark sedierende Wirkung haben vor allem die typischen, niederpotenten Neuroleptika, die deshalb als Beruhigungsmittel etwa bei Schlafstörungen, aggressivem Verhalten und psychomotorischen Erregungszuständen zum Einsatz kommen. Auch einige atypische Neuroleptika wie Quetiapin können stark sedierend wirken.

Schädigung des Gehirns

Die Behandlung mit Neuroleptika führt zu einem dosis- und zeitabhängigen Umbau der Struktur des Gehirns mit einer Verschiebung der Verhältnisses von grauer zu weißer Substanz und einer Verringerung des Volumens verschiedener seiner Strukturen[22]. Eine an Affen durchgeführte Studie ergab, dass deren Hirnvolumen und -gewicht um etwa 10 % sank, nachdem diese über einen längeren Zeitraum hinweg Neuroleptika in bei der Behandlung von Schizophreniekranken üblichen Dosen erhielten.[23]

Weitere unerwünschte Wirkungen

Weitere mögliche unerwünschte Wirkungen sind Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse, Einschränkungen von Sexualität und Libido, Gewichtszunahme, Hormonstörungen (u. a. bei Frauen: Störungen der Regelblutung). Fallkontrollstudien zeigten auch ein um etwa ein Drittel erhöhtes Risiko für eine Thromboembolie.[24]

Bei Vorliegen einer entsprechenden Disposition können Neuroleptika der Auslöser für sog. Gelegenheitsanfälle sein.

Seltene (bis zu 0,4 %), aber unter Umständen lebensgefährliche Nebenwirkungen sind das Maligne Neuroleptische Syndrom mit Fieber, Muskelsteifigkeit und Bewegungsstarre, Bewusstseinsstörungen, starkem Schwitzen und beschleunigter Atmung sowie Störungen der Bildung weißer Blutkörperchen (Agranulozytose).

Bestimmte Neuroleptika dürfen unter anderem nicht eingenommen werden bei einigen Blutbildveränderungen (z. B. Clozapin), Hirnerkrankungen, akuten Vergiftungen, bestimmten Herzerkrankungen sowie bei schweren Leber- und Nierenschäden. Die Einnahme von Neuroleptika zusammen mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln kann zu einer gefährlichen Wirkungsverstärkung führen. Tee, Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke können die Wirkung von Neuroleptika verringern. Durch Neuroleptika kann es zu einer Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens kommen. Die Fahrtüchtigkeit kann eingeschränkt sein, und es kann zu einer Gefährdung am Arbeitsplatz (zum Beispiel beim Bedienen von Maschinen) kommen.

Antipsychotika schränken Problemlösen[25] und Lernen[26] ein. Sie werden mit der Entstehung von Hypophysentumoren in Verbindung gebracht[27] und können im Alter zu Stürzen führen.

Einfluss auf die Lebenserwartung

An Schizophrenie leidende Menschen haben eine im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt um 20 % verringerte Lebenserwartung.[28] Der Einfluss einer Behandlung mit Neuroleptika auf diese Tatsache wurde in verschiedenen Studien untersucht. Dabei kamen einige Studien zu widersprüchlichen Ergebnissen. Dies lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass etwa zwei Drittel aller Medikamentenstudien durch die Industrie gefördert werden[11]. Solche Studien kommen tendenziell zu positiveren Ergebnissen hinsichtlich der Eigenschaften der überprüften Medikamente. Widersprüchliche Ergebnisse kommen aber auch durch die Art der überprüften Auswirkungen zustande. Die erhöhte Mortalität der Erkrankten hat sowohl körperliche als auch psychische Ursachen. Zum einen wirken sich Neuroleptika durch vielfältige, teils irreversiblen Nebenwirkungen negativ auf die körperliche Gesundheit aus. So werden sie beispielsweise mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von kardiovaskulären Ereignissen in Zusammenhang gebracht,[29] schädigen das Gehirn und können zu Gewichtszunahme führen. Die negativen körperlichen Auswirkungen hängen stark von der Behandlungsdauer, Dosis und Art des eingenommenen Medikaments ab. Neuroleptika können andererseits jedoch die psychische Gesundheit positiv beeinflussen. So ist etwa die Selbstmordrate bei Erkrankten deutlich erhöht. Auch führen sie allgemein einen ungesünderen Lebensstil als der Bevölkerungsdurchschnitt.[28] Neuroleptika können hier durch die Unterdrückung wahnhafter Zustände etwa selbstschädigende Handlungen verhindern oder die Fähigkeit des Erkrankten zu einer geregelten Lebensführung erhöhen, was etwa mit häufigeren Arztbesuchen und einer gesünderen Lebensweise einhergehen kann.[30] Eine Studie, die zu einer insgesamt positiven Auswirkung von Neuroleptika auf die Lebenserwartung kommt, argumentiert, dass bei einer möglichst geringen Dosierung und der Verwendung nebenwirkungsärmerer Wirkstoffe sowohl die positiven Wirkungen auf die psychische Gesundheit erreicht als auch die negativen Wirkungen auf die körperliche Gesundheit minimiert werden können.[30]

Kritik

Wirksamkeit einer präventiven Langzeitbehandlung

Bisherigen Studienergebnissen zufolge verringert eine präventive Langzeitbehandlung mit Neuroleptika bei Schizophreniekranken die Wahrscheinlichkeit, einen Rückfall zu erleiden.[2] Einer anderen Studie zufolge können jedoch Schizophreniekranke, die nicht mit Neuroleptika behandelt werden, unter Umständen weniger psychotische Rezidive erleiden als solche, die regelmäßig Neuroleptika einnehmen. Personeninterne Faktoren beeinflussen die Wahrscheinlichkeit, ein Rezidiv zu erleiden, möglicherweise stärker als die Verlässlichkeit der Medikamenteneinnahme.[31]

Überlegenheit neuerer Medikamente

Die neueren atypischen Neuroleptika werden von Herstellern als wirksamer, nebenwirkungsärmer und verträglicher als die älteren Präparate beworben. Die Unterschiede zwischen typischen und atypischen Präparaten wurden durch eine Vielzahl an vergleichenden Studien untersucht.[32][33][34][35][36] Ergebnis dieser Vergleiche ist, dass atypische Neuroleptika nicht wirksamer sind als typische Neuroleptika. Sie verursachen zwar in geringerem Maße extrapyramidalmotorische Störungen und verringern das Risiko von Spätdyskinesien, können aber im Gegenzug andere, neue Nebenwirkungen wie starke Gewichtszunahme aufweisen. Atypische Neuroleptika haben durch das insgesamt günstigere Nebenwirkungsprofil eine etwas bessere Compliance als typische Neuroleptika. Im Jahre 2009 wurde eine deutschlandweite, durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie ins Leben gerufen, die häufig verschriebene atypische Neuroleptika hinsichtlich Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil mit klassischen Neuroleptika vergleicht und bis heute andauert.[37]

Kritisiert wird im Zusammenhang mit diesen Ergebnissen auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis moderner atypischer Neuroleptika. Die neueren Präparate sind deutlich teurer als die Medikamente der ersten Generation, unter anderem deshalb, weil aufgrund des Patentschutzes noch keine Generika verfügbar sind. Atypische Neuroleptika machen derzeit in Deutschland etwa die Hälfte aller verschriebenen Neuroleptika aus, sind aber für 87 % der erzielten Umsätze verantwortlich.[12] Laut einem von der Barmer GEK veröffentlichten Arzneimittelreport waren im Jahr 2011 unter den 20 am meisten Kosten verursachenden Präparaten mit Seroquel (Quetiapin) und Zyprexa (Olanzapin) zwei atypische Neuroleptika vertreten.[38] Der Arzneiverordnungs-Report 2012 kritisiert unter anderem die Präparate Seroquel, Zyprexa und Abilify und ist der Ansicht, dass für diese teuren Präparate ältere, ähnlich gut wirksame Alternativen zur Verfügung stehen, deren Verwendung deutliche Einsparungen ermöglichen würden.[39]

Zwangsbehandlung

Neuroleptika können in psychiatrischen Kliniken im Rahmen einer Zwangsbehandlung gegen den Willen von Patienten verabreicht werden. Die Notwendigkeit einer solchen Zwangsbehandlung wird von Gesetzgeber und Ärzten damit begründet, dass Erkrankte, die eine medikamentöse Behandlung ablehnen, ihre eigene Hilfsbedürftigkeit aufgrund der durch die Krankheit beeinflussten Wahrnehmung und Willensbildung nicht erkennen.

Literatur

Commons: Neuroleptika – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Caroline King, Lakshmi N.P. Voruganti: What’s in a name? The evolution of the nomenclatureof antipsychotic drugs. PMC 161646 (freier Volltext)
  2. a b Peter Riederer, Gerd Laux, Walter Pöldinger: Neuro-Psychopharmaka – Ein Therapie-Handbuch - Band 4: Neuroleptika. 2. Auflage. ISBN 3-211-82943-1, S. 211.
  3. Stefan Georg Schröder: Psychopathologie der Demenz. Schattauer, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-7945-2151-7, S. 118.
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  20. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen theisen-150.
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