„Moment (Integration)“ – Versionsunterschied

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Die Aufgabe, aus vorgegebenen Momenten <math>m_n</math> eine Verteilungsfunktion <math>\mu</math> zu ermitteln, heißt ''Momentenproblem''.
Die Aufgabe, aus vorgegebenen Momenten <math>m_n</math> eine Verteilungsfunktion <math>\mu</math> zu ermitteln, heißt ''Momentenproblem''.

=== Kontinuierliche und diskrete Verteilungen ===
Besitzt <math>\mu</math> eine Radon-Nikodým-Dichte <math>\rho</math> so lässt sich das Integral schreiben als
:<math>m_n=\int_\Bbb R x^n \rho(x)\mathrm d x</math>
wobei die Dichtefunktion <math>\rho</math> eine [[Distribution (Mathematik)|Distribution]] ist. Wenn die Dichte keine kontinuierliche Verteilung ist sondern nur diskrete Werte <math>\alpha_i</math> annimmt, wird das Integral zu einer Summe. <math>\rho</math> lässt sich dann durch [[Delta-Distribution]]en ausdrücken:
:<math>\rho(x)=\sum_i \alpha_i\delta(x-x_i)</math>
Wenn man beispielsweise den Schwerpunkt von Massepunkten ausrechnen möchte, dann ist <math>x_i</math> der Abstand und <math>\alpha_i</math> die Masse der ''i''-ten Punktmasse.<ref name="höhere Mathe"/> Das ''n''-te Moment wird dann einfach durch die Summe über die ''n''-ten Momente der einzelnen Massenpunkte gewonnen.
:<math>m_n=\sum_i x_i^n \alpha_i</math>

[[Datei:Torquemoment.svg|mini|Vektorielle Berechnung eines Moments. Die Richtung des Moments zeigt senkrecht aus der Papierebene hinaus.]]
=== Momente erster Ordnung in drei Dimensionen ===
In der Physik lässt sich viele Momente als Vektor darstellen. Wählt man ein kartesisches Koordinatensystem, so ist bei einer solchen Konstruktion das Moment in ''z''-Richtung durch den Abstand in ''x''-Richtung und die "Dichte" in ''y''-Richtung gegeben. Eine solche Größe ist beispielsweise das [[Drehmoment]] (<math>\rho</math> ist die [[Kraft]]-Verteilung) oder das [[Magnetisches Moment|magnetische Moment]] (<math>\rho</math> ist die [[Stromdichte]]-Verteilung). Möchte man das Moment als Vektor berechnen, lässt sich dies daher durch das [[Kreuzprodukt]] <math>\vec r \times \vec \rho</math> ausdrücken. Das Gesamtmoment erster Ordnung ergibt sich dann zu:
:<math>\vec m_1=\int \vec r \times \vec \rho(\vec r) \mathrm d^3 r</math>

=== Momente höherer Ordnung in mehreren Dimensionen ===
Bei Momenten höherer Ordnung müssen die Komponenten in Richtung der Basisvektoren einzeln potentiert werden. So ergibt sich in zwei Dimensionen für das Moment ''p+q''-ter Ordnung:
:<math>m_{p+q}=\int x^p y^q \rho(x,y) \mathrm d x \mathrm d y</math>
Beispielsweise bei der Berechnung von [[Flächenmoment]]en (<math>\rho= 1</math>) werden Momente, bei denen die Potenz bis auf eine Richtung Null sind, (z.B. p=2, q=0) ''axiale'' Flächenmomente genannt. Das Moment mit p=1 und q=1 heißt ''gemischtes'' Moment oder [[Deviationsmoment]]. Werden statt kartesischen Koordinaten [[Polarkoordinaten]] verwendet, so wird das Moment, bei dem der Radius potentiert wird, ''polares'' Moment genannt.<ref name="Läpple"/><ref>[http://homepages.inf.ed.ac.uk/rbf/CVonline/LOCAL_COPIES/OWENS/LECT2/node3.html Analysis of Binary Images], University of Edinburgh</ref>


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Version vom 28. Juli 2013, 17:31 Uhr

Als Moment werden in der Mathematik, Naturwissenschaften und Technik zusammenfassend Objekte oder Größen bezeichnet, die sich als Lebesgue-Integral über die Potenz einer Integrationsvariablen schreiben lassen. Die Potenz ist dabei eine natürliche Zahl und wird Ordnung oder Grad des Momentes genannt.

Die Variable lässt sich als Abweichung oder Abstand interpretieren und kann anstatt aus auch aus oder gewählt werden.[1]

Momente verschiedener Art spielen wichtige Rollen in der Stochastik, technischen Mechanik und Bildverarbeitung. Ist beispielsweise eine Zufallsvariable, so erhält man als erstes Moment über das Wahrscheinlichkeitsmaß den Erwartungswert und als zweites Moment die Varianz einer Wahrscheinlichkeitsverteilung. Ist dagegen der Abstand zu einer Rotationsachse und eine Massenverteilung, so entspricht das erste Moment dem statischen Moment und das zweite dem Trägheitsmoment eines starren Körpers.

Die Aufgabe, aus vorgegebenen Momenten eine Verteilungsfunktion zu ermitteln, heißt Momentenproblem.

Kontinuierliche und diskrete Verteilungen

Besitzt eine Radon-Nikodým-Dichte so lässt sich das Integral schreiben als

wobei die Dichtefunktion eine Distribution ist. Wenn die Dichte keine kontinuierliche Verteilung ist sondern nur diskrete Werte annimmt, wird das Integral zu einer Summe. lässt sich dann durch Delta-Distributionen ausdrücken:

Wenn man beispielsweise den Schwerpunkt von Massepunkten ausrechnen möchte, dann ist der Abstand und die Masse der i-ten Punktmasse.[2] Das n-te Moment wird dann einfach durch die Summe über die n-ten Momente der einzelnen Massenpunkte gewonnen.

Vektorielle Berechnung eines Moments. Die Richtung des Moments zeigt senkrecht aus der Papierebene hinaus.

Momente erster Ordnung in drei Dimensionen

In der Physik lässt sich viele Momente als Vektor darstellen. Wählt man ein kartesisches Koordinatensystem, so ist bei einer solchen Konstruktion das Moment in z-Richtung durch den Abstand in x-Richtung und die "Dichte" in y-Richtung gegeben. Eine solche Größe ist beispielsweise das Drehmoment ( ist die Kraft-Verteilung) oder das magnetische Moment ( ist die Stromdichte-Verteilung). Möchte man das Moment als Vektor berechnen, lässt sich dies daher durch das Kreuzprodukt ausdrücken. Das Gesamtmoment erster Ordnung ergibt sich dann zu:

Momente höherer Ordnung in mehreren Dimensionen

Bei Momenten höherer Ordnung müssen die Komponenten in Richtung der Basisvektoren einzeln potentiert werden. So ergibt sich in zwei Dimensionen für das Moment p+q-ter Ordnung:

Beispielsweise bei der Berechnung von Flächenmomenten () werden Momente, bei denen die Potenz bis auf eine Richtung Null sind, (z.B. p=2, q=0) axiale Flächenmomente genannt. Das Moment mit p=1 und q=1 heißt gemischtes Moment oder Deviationsmoment. Werden statt kartesischen Koordinaten Polarkoordinaten verwendet, so wird das Moment, bei dem der Radius potentiert wird, polares Moment genannt.[3][4]

Momente in der Mechanik

In der Mechanik übliche Integrationsvariablen sind Linien-, Flächen-, Volumen- und Massenelemente. Die Momente sind auf Punkte oder Achsen bezogen. Viele in der Mechanik vorkommende physikalische und rechnerische Größen lassen sich als Moment darstellen, worauf der in ihnen verwendete Teilbegriff „Moment” deutet.

Flächenmomente

Häufig gebrauchte, auf eine Achse bezogene Momente mit einem Flächenelement als Integrationsvariable sind die Flächenmomente:

.

Da sie auf eine Achse – zum Beispiel auf die y-Achse eines kartesischen Koordinatensystems bezogen werden, lässt sich für das Flächenelement dA das Produkt f(x)·dx schreiben:

.

Es handelt sich um das auf die y-Achse bezogene Moment n-ten Grades der zwischen der Kurve y=f(x) und den Abszissen x1 und x2 gelegenen Fläche.[5] Beispielsweise ergibt sich für n=1 die x-Koordinate des Schwerpunkts dieser Fläche.
Die Begrenzung der Fläche in Richtung der y-Achse nimmt als f(x) den Platz der Funktion f(A) ein. Eine primäre Funktion f(A) entfällt, denn die Flächenelemente unterscheiden sich nicht.

Das Flächenträgheitsmoment

Das Flächenmoment zweiten Grades ist das Flächenträgheitsmoment I, das als Kenngröße für Querschnitte von Balken bei deren Festigkeits- und Verformungsberechnung dient:

.

Beim Rechteck (konstante Breite b und Höhe h) ist f(y)=b, das Integral lautet:

.

Die Bezugsachse x führt durch den Flächenschwerpunkt, weshalb zwischen -h/2 und +h/2 zu integrieren ist.

Das Massenträgheitsmoment

Das Massenträgheitsmoment, auch die Drehmasse eines Körpers genannt, ist auf eine bestimmte Rotationsachse des Körpers bezogen. Das Massenträgheitsmoment eines Körpers gibt an, mit welcher Drehmasse sich der Körper einer Drehbeschleunigung (Winkelbeschleunigung) widersetzt. Es wird berechnet als Integral über alle Massenelmente dm oder über alle Volumenelemente dV eines Körpers. Integriert wird das Massenelemnt dm oder die Dichte ρ mal Volumenelement dV, multipliziert mit dem Quadrat des Achsabstandes r des Elementes:

.

Das ist ein Moment (Integral) zweiten Grades, bei dem aber die Basis der Potenz n nicht die Integrationsvariable ist (r ↔ m).

Als Beispiel wird ein homogener Zylinder (konstante Dichte ρ) mit Durchmesser R und Höhe h betrachtet. Das Massenelement wird zunächst durch ein Volumenelement dV ersetzt (dm = ρ·dV), das dann in die Integrationsvariablen dr, und dz aufgelöst wird (dV = dr·rdφ·dz).

Die Integrationen r dφ und dz haben die Kreise r 2π und die Höhe h des Zylinders als Ergebnis. Übrig bleibt folgendes Moment (Integral):

      .

Es ist dritten Grades und enthält wegen der angenommenen Homogenität keine Funktion f(r) des Linienelementes dr.

Das Kraft- oder Drehmoment

Zur Ermittlung des Kraft- oder Drehmomentes M ist meistens lediglich das Produkt aus Kraft F und Hebelarm x zu bilden. Mehrere Kräfte lassen sich zu einer resultierenden Kraft mit resultierendem Hebelarm zusammenfassen.[6]

Anstatt einer oder mehrerer konzentrierter Kräfte liege eine linear verteilte Kraft (Linienkraft) Q(x) vor.[7] Die Kraftelemente Q(x)·dx sind mit ihrem variablen Hebelarm x (Bezugspunkt sei bei x=0) zu multiplizieren und integral zusammenzufassen:

Einzelnachweise

  1. Palle E. T. Jørgensen, Keri A. Kornelson, Karen L. Shuman: Iterated Function Systems, Moments, and Transformations of Infinite Matrices Memoirs of the American Mathematical Society. American Mathematical Society, 2011, ISBN 0-8218-8248-1, S. 2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Vladimir I. Smirnov: Lehrgang der höheren Mathematik Teil 2. Harri Deutsch Verlag, 1990, ISBN 3-8171-1298-X, S. 198 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Volker Läpple: Einführung in die Festigkeitslehre. Springer, 2011, ISBN 3-8348-1605-1, S. 171 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Analysis of Binary Images, University of Edinburgh
  5. Wolfgang Brauch, Hans-Joachim Dreyer, Wolfhart Haacke: Mathematik für Ingenieure. 11. Auflage. Teubner, 2006, ISBN 3-8351-0073-4, S. 372 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Lothar Papula: Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler 1. S. 536 (Statisches Moment einer Kraft).
  7. Auch linear oder flächig ( Flächendruck) verteilte Kräfte lassen sich zu einer Einzelkraft zusammenfassen, wobei nicht mit einem Moment (Integral) gerechnet werden braucht.