„Polaroid“ – Versionsunterschied

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Jean Baudrillard. Polaroid in der Kunst.
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== Polaroid Studio ==
== Polaroid Studio ==
Einige bekannte Künstler (u.&#x202f;a. [[Ansel Adams]], der in den 60er Jahren für das Unternehmen tätig war) arbeiten mit Polaroid nicht wegen der Einfachheit des Systems, sondern da mit besonderen Kameras und Filmen außergewöhnliche Aufnahmen möglich sind. Hier sei die Polaroid 20&nbsp;×&nbsp;24 Studiokamera erwähnt, mit der Aufnahmen im Format 20&nbsp;Zoll ×&nbsp;24 Zoll (50 cm × 60&nbsp;cm) gemacht werden können.<ref>[http://www.derwesten.de/kultur/die-welt-wie-polaroid-sie-sah-id6716936.html ''Die Welt, wie Polaroid sie sah.''] In: ''WAZ'', abgerufen am 30. Dezember 2014</ref>
Einige bekannte Künstler (u.&#x202f;a. [[Ansel Adams]], der in den 60er Jahren für das Unternehmen tätig war) arbeiten mit Polaroid nicht wegen der Einfachheit des Systems, sondern da mit besonderen Kameras und Filmen außergewöhnliche Aufnahmen möglich sind. Hier sei die Polaroid 20&nbsp;×&nbsp;24 Studiokamera erwähnt, mit der Aufnahmen im Format 20&nbsp;Zoll ×&nbsp;24 Zoll (50 cm × 60&nbsp;cm) gemacht werden können.<ref>[http://www.derwesten.de/kultur/die-welt-wie-polaroid-sie-sah-id6716936.html ''Die Welt, wie Polaroid sie sah.''] In: ''WAZ'', abgerufen am 30. Dezember 2014</ref>

Der Medientheoretiker [[Jean Baudrillard]] beurteilte Sofortbilder in den späten 1980er Jahren als „Spezialeffekt unserer Zeit“:

{{Zitat|Text=Das ist auch die [[Ekstase]] des Polaroid: fast gleichzeitig den Gegenstand und sein Bild zu erhalten, [...] die optische Materialisierung eines magischen Prozesses. Das Polaroid ist wie ein vom realen Gegenstand abgefallener Film.|Autor=[[Jean Baudrillard]], 1987<ref>Zitiert nach: {{Literatur |Autor=Dennis Improda |Titel=Do (not) press – Sofortbildfotografie in Alltag, Kunst und Wissenschaft |TitelErg=Grenzverläufe ästhetischer Praktiken |Hrsg= Michael Kauppert, Heidrun Eberl|Sammelwerk=Ästhetische Praxis |WerkErg= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer Fachmedien |Ort= Wiesbaden|Datum=2016 |Sprache= |Umfang= |Reihe= |NummerReihe= |BandReihe= |HrsgReihe= |Kommentar= |Kapitel= |Seiten=211 |Spalten= |ArtikelNr= |Fundstelle= |ISBN= 978-3-658-12895-1|Online= {{Google Buch | BuchID =LuXzDAAAQBAJ|Seite= 211}}}}</ref>}}


Die insgesamt sechs existierenden Balgenkameras werden häufig von Künstlern benutzt, aber mit ihr auch zahlreiche Künstler aufgenommen.
Die insgesamt sechs existierenden Balgenkameras werden häufig von Künstlern benutzt, aber mit ihr auch zahlreiche Künstler aufgenommen.

Version vom 23. Juli 2019, 18:08 Uhr

PLR IP Holdings, LLC

Logo
Rechtsform Limited Liability Company
Gründung 1937, Neugründung 2001 nach Insolvenz
Sitz Minnetonka Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Branche Unterhaltungselektronik
Website www.polaroid.com
Polaroid 900
Die Polaroid Electric Eye 44

Polaroid ist eine traditionsreiche Marke aus dem Bereich der Fotografie, die vor allem durch Sofortbildkameras internationale Popularität erlangte und somit zum Gattungsnamen für Sofortbildfotografie wurde. Zu den unter der Marke vertriebenen Produkten zählten zeitweise auch Sonnenbrillen und verschiedene Artikel aus der Unterhaltungselektronik. Rechteinhaber der Marke Polaroid ist seit 2017 die polnische Investorengruppe Smolokowski, die Verwaltungszentrale besteht jedoch weiterhin im US-amerikanischen Minnetonka.[1]

Geschichte

Anfänge

Der Physiker Edwin Herbert Land entwickelte Polarisationsfolien, für die er 1933 ein Patent erteilt bekam. Diese Polarisationsfilter basierten auf einer gestreckten Polymer-Folie (Polyvinylalkohol) mit eindiffundiertem Jod.[2] Mit ihnen machte sich Land im weiteren Verlauf selbständig, indem er 1937 in Boston eine eigene Firma gründete, die er passend zum Produkt Polaroid nannte. Auch wurden die Folien unter diesem Namen angeboten, sie fanden sich unter anderem in Sonnenbrillen.

Am 21. Februar 1947 stellte Land auf der Versammlung der Optical Society of America einen neuartigen, „Land camera“ genannten Fotoapparat in der Bauart einer Balgenkamera vor, der man kurz nach der Aufnahme ein fertiges Positivbild entnehmen konnte. Die eigentliche revolutionäre Neuerung jedoch lag weniger in der Kamera als vielmehr im dazugehörigen Film: Erstmals kam ein Schnellentwicklungsverfahren zum Einsatz, das noch an Ort und Stelle das belichtete Negativ auf ein Positiv übertrug. Die erste Kamera (Typ 95) verkaufte am 26. November 1948 die Jorden Marsh Company in Boston. Handelte es sich zunächst nur um schwarzweiße, in den ersten Jahren genau genommen sepiafarbene (also alten, braungetönten Fotos ähnliche) Bilder, erschien 1963 der Polacolor genannte Farbfilm.

Schon 1957 stellte Polaroid einen Diafilm vor, mit dem man binnen zwei Minuten projektionsfähige Diapositive herstellen konnte. 1959 kam mit dem Typ 3000 ein hochempfindlicher Film auf den Markt, so dass man bei Innenaufnahmen auf ein Blitzgerät verzichten konnte. 1961/62 folgte mit der Mehrzweckkamera MP 3 ein Gerät, mit dem man auch hochwertige Reproduktionen erstellen konnte, beispielsweise in Bibliotheken von alten Schriften. 1964/65 kamen mit dem Typ 413 ein infrarotempfindlicher Film und mit dem XR 7-System eine Röntgendiffraktionskassette für die Kristallografie auf den Markt. Ein spezielles Kamerasystem, genannt ID-2, erlaubte es, in zwei Minuten fälschungssichere Ausweise herzustellen.

Am 25. April 1972 demonstrierte Edwin Land auf einer Generalversammlung, wie er mit einem neuen Kameramodell innerhalb von zehn Sekunden fünf Bilder belichtete, die sich binnen vier Minuten selbst entwickelten – ohne dass das Bild vom Negativ getrennt werden musste, da alle Filmbestandteile im ausgeworfenen Bild integriert waren. Das System nannte sich SX-70, es handelte sich um jenen firmeninternen Codenamen, der bereits für die Entwicklung des Sofortbildverfahrens in den 1940er Jahren benutzt wurde. Es erschien zur Jahreswende 1972/73 auf dem amerikanischen und 1974 auf den europäischen Markt.

Zur Jahreswende 1981/82 erschien als Nachfolger der Film Typ 600, der dem SX-70 sehr ähnelte, aber lichtempfindlicher war und in Einsteigerkameras verwendet wurde. Der etwas größere Filmtyp 1200, auch Image oder Spectra genannt, erschien wenig später, um den professionellen Markt zu bedienen.

In den 1990er-Jahren versuchte Polaroid, mit neuen Produktreihen wie Captiva und iZone Gelegenheitsfotografen bzw. die junge Generation anzusprechen. Das Bildformat war sehr klein, die Produkte wurden bald wieder eingestellt.

Seit Februar 2008 stellt das Unternehmen Polaroid keine Sofortbildkameras mehr her. Am 17. Juni 2008 wurde die Produktion des letzten Polaroid-Films T600 im niederländischen Werk Enschede eingestellt.[3]

Jüngere Geschichte

Am 18. Dezember 2008 hat Polaroid ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 des amerikanischen Insolvenzrechts beantragt. Als Grund wurde ein Betrugsverfahren angegeben, das Polaroid gegen die frühere Muttergesellschaft Petters Group Worldwide und deren Eigentümer Tom Petters führt.[4] Tom Petters wurde im April 2010 zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt, da er mit einem Schneeballsystem einen Schaden von über 3,5 Milliarden US-Dollar angerichtet hatte. Einer seiner Rechtsanwälte kündigte Rechtsmittel gegen das Urteil an.[5]

Im Januar 2010 wurde auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas die Sängerin Lady Gaga medienwirksam als Creative Director von Polaroid vorgestellt.[6] Im Januar 2011 präsentierten Polaroid und Lady Gaga auf der CES in Las Vegas das „Grey Label“. Es beinhaltet drei Produkte: eine neue Digitalkamera, einen mobilen Drucker und eine Sonnenbrille. Kamera und Drucker verwenden das schon im PoGo angewandte Thermodruckverfahren.

Nachdem das Unternehmen die Produktion von Sofortbildkameras und Filmen im Rahmen der Insolvenz eingestellt hatte, um sich voll auf den Handel von Produkten für die Digitalfotografie zu konzentrieren,[3] wurde Anfang Mai 2010 mit der analogen Sofortbildkamera Polaroid 300 eine Fujifilm Instax Mini mit Polaroid-Schriftzug in das Vertriebsprogramm aufgenommen.[7]

Die Firma Impossible übernahm die ehemalige Polaroid-Filmfabrik in Enschede, Niederlande, um neue Filmmaterialien für die traditionellen Sofortbildkameras zu produzieren.[8] Da eine Reihe von ehemaligen Zulieferern notwendige Vorprodukte nicht mehr herstellen, musste die Zusammensetzung der Filme mit Unterstützung von Ilford zum Teil neu entwickelt werden.[9]

Im Januar 2016 gab das Unternehmen auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas bekannt, in Zusammenarbeit mit dem britischen Unternehmen EBP (Environmental Business Products), einen eigenen 3D-Drucker auf den Markt bringen zu wollen. Der erste 3D-Drucker von Polaroid heißt „Polaroid ModelSmart 250“ und wird ab Mitte 2016 in 15 europäischen Ländern angeboten, unter anderem in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den skandinavischen Ländern.

Für die alten Polaroid Trennbild-Kameras der Serien 100 bis 400 werden inzwischen unter dem Label New55 ebenfalls wieder Packfilme hergestellt.

Sofortbildkameras

Trennbildfilm

Schwarzweiß-Packfilm

Beim Trennbildverfahren werden die Bilder samt Film nach der Belichtung seitlich aus der Kamera gezogen, wobei der Film zwischen zwei Walzen hindurchlief, die wiederum die Entwicklerpaste zwischen Positiv und Negativ verteilten. Nach ungefähr 30 bis 90 Sekunden Entwicklungszeit kann man das fertige Positiv abziehen. Das Negativ lässt sich in der Regel nicht weiterverwenden, nur vereinzelte Schwarzweiß-Filmtypen (Polapan 55, 85, 665) lieferten ein nach spezieller chemischer Nachbehandlung (Abwaschen der Chemikalien mit Natriumsulfitlösung = „Klären“) weiter für Kopieren und Vergrößern verwendbares Negativ.

Polaroid Cold Clip, Hilfsmittel zur Entwicklung bei niedriger Temperatur

Generelle Schwachstelle der Filme war wie bei jedem fotochemischen Verfahren eine sehr hohe Temperaturempfindlichkeit: Belichtungs- und Entwicklungszeit mussten bei niedrigen Temperaturen stark verlängert werden. Aus diesem Grunde wurde bei Kameras für Farbfilm eine entsprechende Vorrichtung an der Rückwand oder im Schwenkdeckel untergebracht, welche aus zwei Leichtmetallplatten bestand, die mit Klebeband an einer Seite verklebt waren. Diese Cold Clip genannte Vorrichtung wurde vor dem Entwickeln der Aufnahme in Körpernähe erwärmt (unter dem Arm, Brusttasche). Die der Kamera nach der Aufnahme entnommene Bildeinheit wurde sodann zwischen die vorgewärmten Platten gelegt, um die Entwicklungszeit zu verkürzen bzw. je nach Außentemperatur überhaupt zu ermöglichen.

Der Trennbildfilm ist in der Herstellung sehr aufwendig. Das Filmpack-Gehäuse besteht aus Metall und Kunststoff. In ihm sind die Bildeinheiten in zusammengelegter Form untergebracht. Beim Einlegen des Trennbildfilms werden die weißen Streifen so verlegt, dass diese nicht verklemmen. Die Rückwand der Kamera wird mit einem Klemmverschluss geschlossen. Nach der Aufnahme wird zunächst ein weißer Streifen aus dem seitlich angebrachten Ausgabefach gezogen. Ihm folgt etwas versetzt aus einem weiteren Schlitz ein bedruckter Handgriff aus Papier. Durch kontinuierliches Ziehen wird die Bildeinheit aus der Kamera entnommen, womit gleichzeitig der Entwicklungsprozess beginnt.

Innenaufbau des Modells 80 für Rollfilm

Trennbild-Filme gab es in mehreren Ausführungen und Formaten. Die ersten Polaroidkameras verwendeten eine Art Rollfilm, mit der Polaroid Automatic 100 ging man 1963 aber auf Packfilme über. Auch noch heutzutage Verwendung finden vor allem Packfilme (8,2 cm × 10,8 cm und 8,2 cm × 8,6 cm), die u. a. in speziellen Polaroid-Rückteilen für diverse Mittelformatkameras zur Geltung kommen, sowie die etwas weniger verbreiteten Planfilme (10,2 cm × 12,7 cm und 20,3 cm × 25,4 cm), deren Einsatzbereich ausschließlich in der Großformatfotografie liegt (eigens auf dieses Filmformat zugeschnittene Polaroidkameras gibt es nicht).

Integralfilm

Die SX-70 (geöffnet)

Mit einer aufwendigen Entwicklung versuchte man, die Wartezeit und das Zwischennegativ zu umgehen. Die Kameras für das 1973 vorgestellte System SX-70 schoben das gerade belichtete Bild stets motorisch unmittelbar nach der Aufnahme heraus; dann konnte man beobachten, wie sich das Bild in den nächsten Minuten entwickelte. Es handelte sich um einen Integralfilm, d. h. alle Filmbestandteile sind im ausgeworfenen Bild integriert – das Bild braucht nicht vom Negativ getrennt werden und hinterlässt somit keinen Abfall.

Die Filmkassette enthielt zehn Farbbilder im Format 7,8 cm × 7,9 cm (Bildbereich), unter denen eine Polapulse genannte, besonders flache Batterie lag. Vorgestellt wurde SX-70 mit einer faltbaren Spiegelreflexkamera, für die Einsteiger-Modelle hielt man zunächst noch am Trennbildverfahren fest, erst 1977 stellte man mit der Polaroid 1000 ganz auf das neue System um, für die in Deutschland der Schauspieler Hansjörg Felmy in einer groß angelegten Kampagne warb. Der SX-70-Film lieferte Fotos von ausgezeichneter Qualität, besaß aber nur einen geringen Belichtungsspielraum. Er musste infolgedessen sehr genau belichtet werden und verlangte deswegen bereits bei der billigsten Kamera nach einer Belichtungssteuerung.

Als Nachfolger erschienen zur Jahreswende 1981/82 der Film Typ 600, der mit ISO 640 / 29° anstatt ISO 160 / 23° lichtempfindlicher war, aber nach einem eigenen Kameratyp verlangte, und dann der Image Film mit dem Format 7,9 cm × 9,1 cm und einem weiteren Kameramodell. Die Filme folgten der gleichen Konstruktion mit Polapulse-Batterie, die aber nun mehr Kapazität besaß und den Elektronenblitz mit versorgen konnte. Mit dem Vision 95 erschien dann noch ein kleineres Format (7,3 cm × 5,5 cm), wobei die zugehörigen Kameras eine integrierte Bildbox für alle zehn Bilder des Films besaßen.

Funktionsweise des SX-70-Films

Eine Polaroid 600-Packung

Das Magazin des SX-70-Films besteht aus einem rechteckigen Kunststoffbehälter. Es enthält je nach Film acht, später zehn Fotos und die laminierte Zink-Kohle-Batterie „Polapulse“. Eine dünne Blechfeder liegt über der Batterie und drückt die Bilder nach oben. Zuoberst liegt ein lichtdichtes Deckblatt aus Pappe, das „Darkslide“ genannt wird. Wenn das Magazin in das geöffnete Filmfach der Kamera eingeschoben wird, knickt eine ca. 2 mm breite Kunststoffleiste nach vorne ab und gibt den Bildauswurf frei. Die Kamera stößt nach dem Schließen des Filmfaches automatisch das oberste Blatt des Magazins aus, bei einem neuen Film also das Deckblatt. Eine Folienzunge an der Vorderseite der Kassette erleichtert später das Entfernen des leeren Magazins.

Der SX-70-Film besteht aus insgesamt 16 Schichten. Unten auf dem Bildträger liegen drei farbempfindliche Silberhalogenidschichten (RGB-Farbraum) und die entsprechenden Farbkuppler-Entwicklerschichten (CMY). Zuoberst liegen die Bildempfängerschicht und das transparente Deckblatt.

Beim Auswerfen eines belichteten Bildes verteilen zwei Walzen eine alkalische Paste mit einem lichtundurchlässigen „Verdunkler“ und einem weißen Pigment über die Negativschicht, worauf die Entwicklung beginnt. Die alkalische Paste durchdringt alle Schichten und aktiviert die Farbentwickler. Diese kombinieren sich mit den belichteten Silberhalogenidkörnern und werden blockiert. Die übrigen Farbentwickler steigen in die Deckschicht auf, wo sie zusammen mit dem weißen Pigment das Farbbild erzeugen. Die Verdunklerpaste wird am Ende transparent, und das Bild wird sichtbar.

Der SX-70-Film ist 1975/76 zum ersten Mal verbessert worden und dann noch einmal mit dem Time Zero Supercolor von 1980. Time Zero bedeutete dabei, dass sich das Bild schon innerhalb einer Minute entwickelte, nun war außerdem die Entwicklerpaste schon von Beginn an weiß. Beide Male ist die Bildqualität verbessert worden. Die Produktion des Films wurde Anfang 2006 eingestellt.

SX-70-Film eignet sich für verschiedene – inoffizielle – Kreativitätstechniken, z. B. Verschieben der Emulsion, Durchreiben von Strukturen, Erhitzen.

Später wurden der 600er-Film mit höherer Empfindlichkeit und der breitformatige „Image“-Film als Nachfolger vorgestellt.

Kameras

Polaroid Swinger Model 20
Polaroid Vision (auch Captiva)
Polaroid 635 Supercolor
Polaroid Model 80 mit Blitz Model 281

Da bei den Polaroid-Kameras keine Abzüge vergrößert, sondern das Positivbild vom Negativ direkt chemisch übertragen wurde, handelte es sich um Mittelformatkameras. Eine Sonderform stellten die speziellen Modelle für Passbilder zum Mitnehmen dar, hierfür bauten Mittelformatkamerahersteller für Polaroid Kameras mit zwei oder vier Objektiven, die einen Satz von Passbildern gleichzeitig erzeugen konnten. Die normalen Kameras hatten Objektive von etwa 115 mm Brennweite und einem Öffnungsverhältnis um die 1 : 9, wobei oft Kunststofflinsen zum Einsatz kamen. Bei den Trennbildkameras erhielten die besseren Modelle eine Zeituhr, die mit einem Signalton an das Trennen des Bildes erinnerte.

1965 kam mit der „Swinger“ die erste Sofortbildkamera um 20 US-Dollar auf den Markt. Ihr Objektiv hatte eine Blendenöffnung von f/17 und eine Brennweite von 100 mm. Die Verschlusszeit war fest auf 1/200 sec. eingestellt. Es kam der Polaroid-Rollfilm 83 mm × 86 mm zum Einsatz.

Neben den Amateurkameras erhielt man auch welche mit Wechselobjektiven für den professionellen Einsatz. Die Polaroid 600 SE wurde von Mamiya gefertigt, sie verwendete Packfilm in der Größe 8,5 × 10,5 cm², und für sie gab es drei Wechselobjektive, mit 75 mm (f/5,6), 127 mm (f/4,7) und 150 mm (f/5,6) Brennweite. Da das große Format auch große Apparate bedingte, kamen auch immer wieder Faltkameras auf den Markt.

Mit dem System SX-70 erschien eine gleichnamige Spiegelreflex-Faltkamera. Sie enthielt einen großen, doppelseitigen Spiegel, dessen Oberseite den Strahl vom Objektiv in den Sucher lenkte. Hochgeklappt reflektierte seine Unterseite den Strahl auf den waagerecht liegenden Film. Diese Kamera wurde ab 1978 unter dem Namen Revue auch von Foto Quelle angeboten. Bis zur Einstellung der Produktion 1981 wurde die SX-70 in mehreren Varianten auf den Markt gebracht. Spätere Modelle waren mit einem Ultraschall-Autofocus ausgestattet. Die Modellreihe 3 unterscheidet sich von ihrem Vorgänger durch das Entfallen des Spiegelreflexsystems. Der manipulierbare Integralfilm machte die SX-70 zu einer beliebten Kamera für Künstler.

Die zwischen 1971 und 1973 hergestellte Big Shot war eine einfache, starre Sofortbildkamera für Porträts (Farbfilm Typ 108, Negativformat: 8,5 cm × 10,5 cm). Die Entfernung war auf etwa einen Meter fixiert. Die Kamera musste so lange nach vor oder zurück bewegt werden, bis zwei Bilder im Sucher übereinstimmten (Prinzip Mischbild-Entfernungsmesser). Der berühmte Künstler Andy Warhol hatte eine besondere Vorliebe für diese eigenwillige Porträtkamera; nicht zuletzt deshalb erhielt sie Kultstatus. Die Electric Eye 900 von 1960 verwendete als erste vollautomatische Kamera CdS- anstatt Selenzellen zur Belichtungsmessung und die Automatic 100 von 1963 besaß eine vollelektronische Verschlusssteuerung.

Die Polaroid 660 fokussiert durch Verändern der Brennweite mittels verschiedener Linsen: Zum Objektiv gehört ein bewegliches Segment mit vier Linsen, mit denen sich folgende Brennweiten ergeben: 107 mm (ab 3,9 m Motiventfernung), 105 mm (1,5 m bis 3,9 m), 99 mm (0,9 m bis 1,5 m) und 90 mm (0,6 m bis 0,9 m). So brauchen keine Linsen längs zur optischen Achse verschoben zu werden. Das Prinzip Fokussieren durch Brennweitenänderung nennt sich Innenfokussierung.

Die Captiva- (oder Vision-) Reihe von Polaroid wurde von 1993 bis 1997 gebaut, der Neupreis betrug 269,00 DM. Es waren Spiegelreflexkameras in einer moderner anmutenden Form. Sie verwendeten einen Film des Typs 500, mit einer Bildgröße von 73 mm × 54 mm (ISO 600). Ein Filmsatz enthielt zehn Bilder. Die Kamera hatte ein Objektiv mit der Blendenöffnung f 12, die Brennweite betrug 107 mm, und der Apparat war mit einem Infrarot-Autofokus und Belichtungsautomatik ausgerüstet. Außerdem besaß sie einen integrierten elektronischen Blitz und einen Selbstauslöser, und sie konnte platzsparend zusammengeklappt werden.

Schließlich hatte Polaroid auch Kameras für die Dokumentation und Archivierung im Programm, wie die MP4, die CU5 oder die Makro 5 SLR. Diese Kameras wurden hauptsächlich im medizinischen Bereich, in der chemischen Analytik (Gelchromatografie, Elektrophorese) und in anderen wissenschaftlichen Dokumentationsaufgaben eingesetzt.

Sofortbild-Rückteile und Sonderkameras

Für Mittelformat-Kameras waren Sofortbild-Rückteile erhältlich, die anstelle der Rollfilm-Kassetten angesetzt werden konnten. So konnten Beleuchtung und einwandfreie Funktion der Kamera überprüft werden, ein unter Studiofotografen äußerst populäres Vorgehen. Verschiedene Firmen boten Sofortbildkameras für Spezialanwendungen an, die Polaroid-Kassetten aufnahmen. Darunter insbesondere Oszilloskop-Hersteller, die damit das Archivieren von Bildschirm-Darstellungen ermöglichten. Der Polaprinter fertigte Sofortbilder von gewöhnlichen Kleinbild-Diapositiven an.

Polavision

1977 stellte Polaroid mit „Polavision“ auch einen 8-mm-Sofortbildfilm vor. Hierzu gab es eine einfach zu bedienende Kamera, die ein schwergängiges Zweifach-Zoomobjektiv mit zwei Entfernungseinstellungen besaß und spezielle Kassetten aufnahm. Nach dem Belichten wurden diese in ein Betrachtungsgerät gesteckt, beim Rückspulen binnen 90 Sekunden entwickelt und nach 45 Sekunden Wartezeit (zum Ausentwickeln) automatisch auf der 30 cm-Mattscheibe vorgeführt. Ein Schneiden des Films war nicht vorgesehen. Eine Kassette enthielt 12 Meter Film, entsprechend 2 Minuten 35 Sekunden Spielzeit – wie bei Super 8 lief der Film mit einer Geschwindigkeit von 18 Bildern/Sekunde. Die Apparate wurden von der österreichischen Firma Eumig produziert. Eine Spezialfirma stellte eine Hochgeschwindigkeitskamera für wissenschaftliche Zwecke vor, die mit bis zu 300 Bildern/Sekunde lief.

Das Filmmaterial beruht auf dem additiven Farbverfahren, enthält also eine Farbfilterschicht aus blauen, roten und grünen Elementen, die als Linienfilter auf dem zum Positiv entwickelten Silberbild aufliegen. Beim Projizieren verschmelzen die Farblinien im Auge zum vollfarbigen Positiv. Das gleiche Prinzip wurde etwas später im „Polachrome“-Sofortdiafilm verwendet. Die Eigenart des eingebauten Filters bedingt eine Grunddichte von ND 0,6 = 2 Blenden Lichtdämpfung schon der hellsten Stellen (Spitzlichter), damit ist Mischen von herkömmlichen Dias und Sofortfarbdias in einem Diavortrag nicht ohne Weiteres möglich.

Digitalfotografie

Seit 2004 kooperiert Polaroid mit Praktica und der Foveon-X3-Technik von Sigma. Entsprechende Kameras wurden unter der Bezeichnung ION im Einstiegssegment vermarktet.

Die neueste Entwicklung von Polaroid ist der „hosentaschengroße“ PoGo-Drucker für digitalen Fotodruck. Der Drucker arbeitet mit Spezialpapier, in dem Farbkristalle eingebettet sind, die beim Druckvorgang aktiviert werden. Bilder können per Bluetooth oder USB auf den Drucker übertragen werden.

App für Smartphones

Im Jahr 2016 hat Polaroid eine iPhone App namens „Swing“ gelauncht. Über diese App kann man kurze Videos von den eigenen Fotos im Polaroid-Stil erstellen.[10]

Seit 2016 hat Polaroid eine Kooperation mit Cheerz, einer Foto-App, über die Smartphone-Bilder und Fotos von den sozialen Netzwerken gedruckt und persönliche Fotoprodukte erstellt werden können.[11]

Polaroid Studio

Einige bekannte Künstler (u. a. Ansel Adams, der in den 60er Jahren für das Unternehmen tätig war) arbeiten mit Polaroid nicht wegen der Einfachheit des Systems, sondern da mit besonderen Kameras und Filmen außergewöhnliche Aufnahmen möglich sind. Hier sei die Polaroid 20 × 24 Studiokamera erwähnt, mit der Aufnahmen im Format 20 Zoll × 24 Zoll (50 cm × 60 cm) gemacht werden können.[12]

Der Medientheoretiker Jean Baudrillard beurteilte Sofortbilder in den späten 1980er Jahren als „Spezialeffekt unserer Zeit“:

„Das ist auch die Ekstase des Polaroid: fast gleichzeitig den Gegenstand und sein Bild zu erhalten, [...] die optische Materialisierung eines magischen Prozesses. Das Polaroid ist wie ein vom realen Gegenstand abgefallener Film.“

Jean Baudrillard, 1987[13]

Die insgesamt sechs existierenden Balgenkameras werden häufig von Künstlern benutzt, aber mit ihr auch zahlreiche Künstler aufgenommen.

Literatur

Weblinks

Commons: Polaroid Kameras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Polaroidkamera – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Polaroid wird polnisch In: CE Today. 16. Mai 2017.
  2. Polaroid-Filter. In: Polarisationszustand des Lichts. auf: uni-jena.de, S. 5. (PDF; 305 kB)
  3. a b Die Polaroid-Bilder feiern ihren letzten Geburtstag. In: Die Welt, 26. November 2008.
  4. Polaroid meldet Insolvenz an. In: heise online, 19. Dezember 2008.
  5. Milliardenbetrüger Petters muss 50 Jahre ins Gefängnis. In: Spiegel Online. 8. April 2010.
  6. I Need You Hopeless!!!: Lady Gaga Talks About The Polaroid Partnership With CNBC. In: youtube.com, 10. Januar 2010, abgerufen am 28. März 2017.
  7. Classic Instant. Polaroid, archiviert vom Original am 28. Mai 2010; abgerufen am 23. Mai 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.polaroid.com
  8. Polaroid-Erben verhelfen Analogfilm zum Comeback. (Memento vom 17. Dezember 2010 im Internet Archive) auf der Website der Financial Times Deutschland.
  9. The Impossible Project. Abgerufen am 23. Mai 2010.
  10. Polaroid App 'Swing' im App Store
  11. Polaroid Kooperation von Cheerz
  12. Die Welt, wie Polaroid sie sah. In: WAZ, abgerufen am 30. Dezember 2014
  13. Zitiert nach: Dennis Improda: Do (not) press – Sofortbildfotografie in Alltag, Kunst und Wissenschaft. Grenzverläufe ästhetischer Praktiken. In: Michael Kauppert, Heidrun Eberl (Hrsg.): Ästhetische Praxis. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-12895-1, S. 211 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).