„Hans-Erich Viet“ – Versionsunterschied

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'''Hans-Erich Viet''' (* [[22. Oktober]] [[1953]] im [[Rheiderland]], [[Ostfriesland]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Filmregisseur]] und ehemaliger [[Professor]] an der [[Internationale Filmschule Köln|Internationalen Filmschule Köln]].
'''Hans-Erich Viet''' (* [[22. Oktober]] [[1953]] im [[Rheiderland]], [[Ostfriesland]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Filmregisseur]] und ehemaliger [[Professor]] an der [[Internationale Filmschule Köln|Internationalen Filmschule Köln]].


== Leben ==
== Leben ==


Viet absolvierte eine [[Chemielaborant]]enlehre und engagierte sich mit der [[Aktion Sühnezeichen]] in sozialen Tätigkeiten in England und Nordirland. Später machte er auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur am [[Hessenkolleg]] in [[Kassel]] und studierte [[Politologie]], [[Philosophie]] und Kunstsoziologie an der FU Berlin, sowie Political Sciences an der [[Queen’s University of Belfast]], Nordirland. Seine Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Bürgerkrieg in Nordirland. Er studierte Film an der [[Universität der Künste Berlin|Hochschule der Künste]] (HdK) in Berlin und ist Absolvent der [[Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin |Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin]] (dffb). Außerdem war er Stipendiat und Absolvent der Berliner Drehbuchwerkstatt.
Viet absolvierte eine [[Chemielaborant]]enlehre und engagierte sich mit der [[Aktion Sühnezeichen]] in sozialen Tätigkeiten in England und Nordirland.<ref>{{Internetquelle |url=https://idp-dg.be/sinnfluence-your-world-der-film/ |titel=(S)innfluence your World – Der Film – Institut für Demokratiepädagogik |sprache=en-US |abruf=2023-11-23}}</ref> Später machte er auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur am [[Hessenkolleg]] in [[Kassel]] und studierte [[Politologie]], [[Philosophie]] und Kunstsoziologie an der [[Freie Universität Berlin|FU Berlin]], sowie Political Sciences an der [[Queen’s University of Belfast]], Nordirland. Seine Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Bürgerkrieg in [[Nordirland]]. Er studierte Film an der [[Universität der Künste Berlin|Hochschule der Künste]] (HdK) in Berlin und ist Absolvent der [[Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin |Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin]] (dffb). Außerdem war er Stipendiat und Absolvent der [[Berliner Drehbuchwerkstatt]].


Viet war Gastdozent an der [[Alice Salomon Hochschule Berlin]] und gab Seminare an der [[Fachhochschule Dortmund|FH Dortmund]], [[Filmarche]] in Berlin, beim Filmservice Münster sowie in der Medienwerkstatt Hannover-Linden im Bereich Regie/Drehbuch und Dokumentarfilm. An der [[Internationale Filmschule Köln|Internationalen Filmschule Köln]] war Viet als Professor für Spielfilmregie tätig.<ref>{{Internetquelle |url=https://idp-dg.be/sinnfluence-your-world-der-film/ |titel=(S)innfluence your World – Der Film – Institut für Demokratiepädagogik |sprache=en-US |abruf=2023-11-23}}</ref>
Während seines Studiums an der dffb lernte er [[Detlev Buck]] kennen, der in seiner Klasse war. Buck setzte Viet kurz vor seinem Abschluss als Regiestudent in seinem Hochschulfilm ''Hopnick'' (1990) in einer Nebenrolle ein. Gleichzeitig schrieb Viet das Drehbuch für ''Hopnick.'' Der 25-minütige Film wurde ein beachtlicher Erfolg in regionalen Kinos. 1990/91 drehte Viet den Film [[Schnaps im Wasserkessel]] als Abschlussarbeit, eine Dokumentation über die Lebensbedingungen der Landarbeiter in Ostfriesland. Der Film wurde mit dem [[Grimme-Preis|Adolf-Grimme-Preis]] 1992 ausgezeichnet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.filmschule.de/Seiten/lehrende-prof-viet_alt.aspx |wayback=20160128214845 |text=''Prof. Hans-Erich Viet. Spielfilmregie.''}} In: ''filmschule.de,'' ifs [[internationale filmschule köln]], abgerufen am 19. Februar 2021 (Vita).</ref>


Hans-Erich Viet ist Mitglied der [[Deutsche Filmakademie|Deutschen Filmakademie]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutsche-filmakademie.de/mitglieder/567 |titel=Hans-Erich Viet Filmographie |hrsg=[[Deutsche Filmakademie]] |datum=2022-05 |abruf=2023-01-06}}</ref>, im Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure in Deutschland e.V. (BVR), in der AG dok. Er ist auch Mitglied in der Akademie für Fernsehen gewesen.
Bekanntheit als Darsteller erlangte Hans-Erich Viet in Detlev Bucks erstem Spielfilm ''[[Karniggels]]'' (1991), in dem er den [[notorisch]]en Langweiler Paulsen verkörperte. Mitte der 1990er-Jahre beendete Viet seine Zusammenarbeit mit Detlev Buck und war fortan selbst als Regisseur diverser Fernsehfilme tätig. Neben dem Spielfilm ''[[Die Stunde der Offiziere]]'' (2004) führte Hans-Erich Viet bei einigen Folgen der Serien ''[[Großstadtrevier]]'' und der Reihe ''[[Polizeiruf 110]]'' Regie.


Viet lebt in seinem Geburtsort Rheiderland und in Berlin.
Viet war Gastdozent an der Alice-Salomon-Fachhochschule für Soziales in Berlin und gab Seminare an der FH Dortmund, Filmarche Berlin, Filmservice Münster sowie in der Medienwerkstatt Hannover-Linden im Bereich Regie/Drehbuch und Dokumentarfilm. An der Internationalen Filmschule Köln war Viet als Professor für Spielfilmregie tätig.


=== Spielfilm ===
Hans-Erich Viet ist Mitglied der [[Deutsche Filmakademie|Deutschen Filmakademie]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutsche-filmakademie.de/mitglieder/567 |titel=Hans-Erich Viet Filmographie |hrsg=[[Deutsche Filmakademie]] |datum=2022-05 |abruf=2023-01-06}}</ref>, Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure in Deutschland e.V. (BVR), in der AG dok und in der Akademie für Fernsehen.
Während seines Studiums an der dffb arbeitete er zeitweilig mit [[Detlev Buck]], einem Kommilitonen zusammen. Er schrieb am Drehbuch für dessen Film ''[https://dffb-archiv.de/dffb/hopnick Hopnick]'' (1990) mit und übernahm darin eine Nebenrolle. Der 25-minütige Film wurde ein beachtlicher Erfolg in regionalen Kinos.


Außerdem übernahm Hans-Erich Viet in Detlev Bucks erstem Spielfilm ''[[Karniggels]]'' (1991) die Rolle des Polizisten Paulsen. In den Jahren 1990/91 drehte Viet den Film [[Schnaps im Wasserkessel]] als Abschlussarbeit der dffb. Hierbei handelt es sich um eine Dokumentation über die Lebensbedingungen der Landarbeiter in [[Ostfriesland]]. Der Film wurde mit dem [[Grimme-Preis|Adolf-Grimme-Preis]] 1992 ausgezeichnet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.filmschule.de/Seiten/lehrende-prof-viet_alt.aspx |text=''Prof. Hans-Erich Viet. Spielfilmregie.'' |wayback=20160128214845}} In: ''filmschule.de,'' ifs [[internationale filmschule köln]], abgerufen am 19. Februar 2021 (Vita).</ref>
Viet lebt in seinem Geburtsort Rheiderland und in Berlin.

Bereits ein Jahr danach erhielt er den Filmpreis des Saarländischen Ministerpräsidenten des Filmfestivals [[Max-Ophüls-Preis]] für den Spielfilm ''[[Frankie, Jonny & die anderen|Frankie, Johnny und die anderen]]''. Ab 1995 war Viet als Regisseur für diverse Fernsehfilme tätig. Die Spielfilme ''[[Geiselfahrt ins Paradies]]'' wurden für den Max-Ophüls-Preis (1998) und ''Fasten à la carte'' (2010)[https://televisionale.de/fileadmin/user_upload/historie/historie_1964_bis_2021.pdf] für den Deutschen Fernsehpreis der Akademie der darstellenden Künste nominiert. Neben den Spielfilmen ''Traumfrau mit Verspätung'' (2001), ''Claras Schatz'' (2003) und ''[[Die Stunde der Offiziere]]'' (2004) führte Hans-Erich Viet bei einigen Folgen der Serien ''[[Großstadtrevier]]'' und der Reihe ''[[Polizeiruf 110]]'' Regie.

=== Dokumentarfilm ===
Auch als Dokumentarfilmer sollte sich Hans-Erich Viet nach seinem erfolgreichen Debut mit ''[[Schnaps]] im Wasserkessel'' weiterhin durchsetzen.

Schon während seiner Studienzeit filmte Viet mehrere Kurzdokumentarfilme, die von seinem sozialpolitischen und geschichtlichen Interesse zeugen, das ihn bis heute bei seiner Arbeit begleitet. In diese Kategorie gehören z.B. der Kurzdokumentarfilm über einen obdachlosen Flakhelfer ''Wie ein Himmelhund'', ''verdammter Pfeffer'' (1989), der am 24. April 1989 beim deutschen Wettbewerb des IFF in Oberhausen uraufgeführt wurde<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://dffb-archiv.de/dffb/wie-ein-himmelhund-verdammter-pfeffer |titel=WIE EIN HIMMELHUND, VERDAMMTER PFEFFER {{!}} DFFB |abruf=2023-11-23}}</ref><ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://www.filmportal.de/film/wie-ein-himmelhund-verdammter-pfeffer_dea76a7b76654703b52fcfb88ae83dca |titel=Wie ein Himmelhund, verdammter Pfeffer {{!}} filmportal.de |abruf=2023-11-23}}</ref> sowie ''Morgenglanz der Ewigkeit''<ref name=":2">{{Internetquelle |url=https://dffb-archiv.de/dffb/morgenglanz-ewigkeit |titel=MORGENGLANZ DER EWIGKEIT {{!}} DFFB |abruf=2023-11-23}}</ref> aus dem selben Jahr, der sich mit [[Gedenktag|Gedenktagen]] für sogenannte Helden beschäftigt. Beide Filme sind in den Archiven des dffb zu finden.

Im Jahr 1995 stellte Viet seinen Dokumentarfilm über Ludwig Lugmeier, einem bekannten [[Bankräuber]] der 1970er Jahre, fertig. Unter dem ''Titel Luggi L. ist nicht zu fassen''<ref name=":3">{{Internetquelle |url=http://www.db.dokumentarfilmgeschichte.de/detail.php?typ=film&id=13927 |titel=Luggi L. ist nicht zu fassen (1995) |abruf=2023-11-23}}</ref> wurde er im Dezember 1995 im [[ZDF]] sowie auf verschiedenen Festivals gezeigt. Inhaltlich beschäftigt sich der Dokumentarfilm mit den Motivationen, die Lugmeier zum Bankräuber und zwanzig Jahre später zu einem [[Schriftsteller]] machten.

Der Dokumentarfilm Die rote Hand von Ulster (The Red Hand of Ulster) (1999) beschäftigt sich mit dem Konflikt in Nordirland bis zum Zeitpunkt des [[Karfreitagsabkommen|Karfreitagsabkommens]] im Jahr 1998. Dieser Film wurde für eine ARTE Dokumentationsreihe zum Nordirlandkonflikt mit Fördergeldern des NDR und als Co-Produktion des Bayrischen Rundfunks produziert. Da Hans-Erich Viet lange in Nordirland gelebt und sich auch wissenschaftlich mit diesem Konflikt auseinandergesetzt hatte, konnte er einen Dokumentarfilm mit Insider-Feeling produzieren.<ref name=":4">{{Internetquelle |url=https://www.filmdienst.de/film/details/509930/die-rote-hand-von-ulster |titel=Die rote Hand von Ulster |sprache=de |abruf=2023-11-23}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Deutsch-Englische. Wortliste |Sammelwerk=Wall Street-Wörterbuch |Verlag=Oldenbourg Wissenschaftsverlag |Datum=2000-12-31 |Seiten=640–668 |Online=http://dx.doi.org/10.1515/9783486799743-025 |Abruf=2023-11-23}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Mathias Hildebrandt |Titel=Occasional Papers, hrsg. von Peter J. Opitz und Dietmar Herz in Verbindung mit dem Eric-Voegelin-Archiv an der Ludwig-Maximilian-Universität München und dem Eric-Voegelin-Archiv e.V. München |Sammelwerk=Politische Vierteljahresschrift |Band=43 |Nummer=2 |Datum=2002-06 |ISSN=0032-3470 |DOI=10.1007/s11615-002-0036-2 |Seiten=334–343 |Online=http://dx.doi.org/10.1007/s11615-002-0036-2 |Abruf=2023-11-23}}</ref> Viet entschied sich daher zuerst das Alltagsleben pro-britischer [[Protestanten]], die in prekären Verhältnissen in einem Stadtteil [[Belfast|Belfasts]] lebten, und mit sozialem Niedergang kämpften, zu beleuchten. In den ungeschönten und nicht kommentierten Gesprächen werden die Vorurteile der Protestestanten und die von ihnen nicht als Ungerechtigkeit empfundene Behandlung der katholischen Bevölkerung klar. Die [[Die Tageszeitung|taz]] kommentierte Viets ungewöhnliche Vorgehensweise den Nordirlandkonflikt zuerst aus der Sicht der dominierenden Bevölkerungsgruppe darzustellen als probates Mittel, um dem Protest der Katholiken aus [[Portadown]] gegen den dortigen Oraniermarsch, der am Ende des Films mitbeobachtet und erlebt wird, sein volles Gewicht zu verleihen. Die Wut, der Hass und die Verzweiflung der Katholiken kommen dabei plastisch zum Ausdruck, und die Zuschauenden fühlen sich in den [[Straßenkampf]] auf der Seite der Katholiken miteinbezogen.<ref>{{Literatur |Autor=Bernd Blöbaum |Titel=Wandel alternativer Öffentlichkeit. Eine Fallstudie zur tageszeitung (taz) |Sammelwerk=Demokratie in der Mediengesellschaft |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=Wiesbaden |ISBN=978-3-531-15299-8 |Seiten=182–192 |Online=http://dx.doi.org/10.1007/978-3-531-90511-2_11 |Abruf=2023-11-23}}</ref>

Der von 2001 stammende Dokumentarfilm ''Milch und Honig aus Rotfront'' <ref name=":5">{{Internetquelle |url=https://www.filmdienst.de/film/details/524758/milch-und-honig-aus-rotfront |titel=Milch und Honig aus Rotfront |sprache=de |abruf=2023-11-23}}</ref> wurde für den Deutschen Filmpreis nominiert. Der Alltag im [[Kirgisistan|kirgisischen]] Dorf ''[[Rotfront]]'' zeigt das harte Leben der Nachkommen der vor 300 Jahren ausgewanderten deutschen [[Mennoniten]], die in ihren religiösen Regeln und Traditionen verhaftet geblieben sind. Ein besonderer Aspekt dieser Gemeinschaft ist die Tatsache, dass sie noch immer ein dem [[Ostfriesisch]] nahes [[Plattdeutsch]] sprechen, die Muttersprache von Hans-Erich Viet. Dieser Tatsache wird auch durch einen plattdeutschen Eintrag zum Dokumentarfilm in Wikiwand Rechnung getragen. Die religiöse Bewegung der [[Wiedertäufer|(Wieder)täufer]] aus der [[Reformationszeit]] entwickelte sich im niederländischen [[Frieslande|Friesland]]. Der Vorname des friesischen Theologen [[Menno Simons]], der die Bewegung im 16. Jahrhundert reformierte, gab den [[Mennoniten]] ihren Namen. Der Dokumentarfilm beschränkt sich aber nicht nur auf den Alltag in Kirgisien, er begleitet die Bewohnerschaft aus Rotfront, die nach Deutschland emigriert ist, und zeigt wie sie sich in der [[Deutschland|Bundesrepublik]] zurechtzufinden. Das ist kein einfaches Unterfangen, aber gemeinschaftlich gelingt ein Neuanfang. Interessant ist auch wie deutsche Nachbarn auf die ihnen vorgelebten Werte dieser religiösen Gemeinschaft reagieren.

Der 2009 auf dem Filmfest Emden-Norderney mit dem [[Deutscher Gewerkschaftsbund|DGB]] Filmpreis ausgezeichnete Dokumentarfilm ''Deutschland nervt'' ist ein [[Roadmovie]] durch Deutschand auf den Spuren der deutschen Seele. Mit dem ihm eigenen feinem Humor und Provokation geht Hans-Erich Viet der deutschen [[Identität]] auf den Grund.<ref name=":6">{{Internetquelle |url=http://www.filmbuero-bremen.de/deutschland-nervt/ |titel=Deutschland nervt – Heimspiel 77. Dokumentarfilm von Hans-Erich Viet |abruf=2023-11-23}}</ref>

Im Jahr 2012 dreht Viet ''Schock, schwere Not! Die Sturmflut in Ostfriesland 1962.'' Der Film trägt die Erinnerungen von [[Zeitzeuge|Zeitzeugen]] der [[Naturkatastrophe|Naturkathastrophe]] zusammen und schafft durch die unterschiedlichen Narrative ein lebhaftes Bild dieses Ereignisses.<ref name=":7">{{Internetquelle |url=https://ov-leer.thw.de/aktuelles/aktuelle-meldungen/artikel/schock-schwere-not-die-sturmflut-1962-im-rheiderland-und-in-voellen |titel=„Schock schwere Not!“ - die Sturmflut 1962 im Rheiderland und in Völlen“ |sprache=de-DE |abruf=2023-11-23}}</ref>

Neun Jahre nach ''Deutschland nervt,'' erhält Hans-Erich Viet 2018 mit ''Der letzte Jolly Boy'' erneut den Filmpreis des [[Deutscher Gewerkschaftsbund|DGB]] beim [[Internationales Filmfest Emden-Norderney|Filmfest Emden - Norderney]]. In diesem Dokumentarfilm erzählt [[Leon Schwarzbaum]] - [[Holocaustüberlebender]] - an den (Tat-)Orten seines Lebens seine Lebenserfahrungen, nicht nur als verfolgter [[Juden|Jude]] in der [[NS-Zeit]], sondern auch als engagierter Bürger in der heutigen [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]]. Das [[Roadmovie]] ist nicht chronologisch aufgebaut, sondern so geschnitten, wie sich auch Erinnerungen in den Alltag eines Menschen plötzlich einschleichen. Es ist der erste [[Dokumentarfilm]] von Hans-Erich Viet, der auch mit einem pädagogischen Arbeitsheft ausgestatt wurde, damit er im Unterricht eingesetzt werden kann.<ref name=":8">{{Internetquelle |url=https://www.derletztejollyboy.de/ |titel=Start |abruf=2023-11-23}}</ref>

=== Der Dokumentarfilm als Mittel politischer Bildung ===
Im März 2019 nahm Hans-Erich Viet mit seinem Dokumentarfilm ''Der letzte Jolly Boy'' an einer Fachtagung in [[Luxemburg]] zum Thema "Film und politische Bildung" teil, an deren Organisation unter anderem das [[Institut für Demokratiepädagogik (IDP)]] aus [[Ostbelgien]] beteiligt war. Aus diesem ersten Austausch entstand eine Zusammenarbeit, die sich zuerst in der Musikverfilmung von [https://www.youtube.com/watch?v=LW1Cp2qOdeo Konsensverschiebungen], einem zeitgenössischen Musikstücks von [[Wolfgang Delnui]], das sich mit dem [[Rechtsrock|Rechtsruck]] in [[Europa]] auseinandersetzt, konkretisierte.

Dem schloss sich ein weiteres Projekt an: Dei Dokumenation eines [[Erasmus+]] Jugendprojekts, ''([https://www.youtube.com/watch?v=vImC0TLb_20 S)innfluence your World].'' Dabei setzen sich Jugendliche rund zehn Monate lang mit Grundgefühlen auseinander, die durch verschiedene Kunstarten hervorgerufen bzw. produziert und beeinflusst werden können. Die Filmdokumentation beobachtet den Auseinandersetzungsprozess und fing die Uraufführung mit anschließender Debatte ein. Beide Filme sind mit Arbeitsheften<ref>{{Internetquelle |url=https://idp-dg.be/2023/10/18/arbeitsheft-zu-konsensverschiebungen-erschienen/ |titel=Arbeitsheft zu Konsensverschiebungen erschienen – Institut für Demokratiepädagogik |sprache=en-US |abruf=2023-11-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://idp-dg.be/2023/10/26/arbeitsheft-zu-sinnfluence-your-world-erschienen/ |titel=Arbeitsheft zu (S)innfluence your World erschienen – Institut für Demokratiepädagogik |sprache=en-US |abruf=2023-11-23}}</ref> für den Unterricht ausgestattet.


== Filmografie (Auswahl) ==
== Filmografie (Auswahl) ==
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* 1991: [[Karniggels]] (Co-Regie mit Detlev Buck)
* 1991: [[Karniggels]] (Co-Regie mit Detlev Buck)
* 1993: [[Frankie, Jonny & die anderen|Frankie, Jonny und die anderen]]
* 1993: [[Frankie, Jonny & die anderen|Frankie, Jonny und die anderen]]
* 1995: Luggi L. ist nicht zu fassen
* 1998: [[Geiselfahrt ins Paradies]]
* 1998: [[Geiselfahrt ins Paradies]]
* 1998: Schlange auf dem Altar
* 1998: [https://www.crew-united.com/de/Schlange-auf-dem-Altar__45366.html Schlange auf dem Altar]
* 1999: [[Polizeiruf 110: Rasputin]]
* 1999: [[Polizeiruf 110: Rasputin]]
* 1999: [[Polizeiruf 110: Über den Dächern von Schwerin]]
* 1999: [[Polizeiruf 110: Über den Dächern von Schwerin]]
* 2000: [[Polizeiruf 110: Ihr größter Fall]]
* 2000: [[Polizeiruf 110: Ihr größter Fall]]
* 2000: [[Polizeiruf 110: Die Macht und ihr Preis]]
* 2000: [[Polizeiruf 110: Die Macht und ihr Preis]]
* 2001: Traumfrau mit Verspätung
* 2001: [https://www.crew-united.com/de/Traumfrau-mit-Verspaetung__5857.html Traumfrau mit Verspätung]
* 2002: [[Polizeiruf 110: Memory]]
* 2002: [[Polizeiruf 110: Memory]]
* 2003: [[Die Stunde der Offiziere]]
* 2003: [[Die Stunde der Offiziere]]
* 2003: Claras Schatz
* 2003: [https://www.filmdienst.de/film/details/521047/claras-schatz Claras Schatz]
* 2007: [[Polizeiruf 110: Farbwechsel]]
* 2007: [[Polizeiruf 110: Farbwechsel]]
* 2010: Fasten à la carte
* 2010: [https://televisionale.de/fileadmin/user_upload/historie/historie_1964_bis_2021.pdf Fasten à la carte]


=== Dokumentarfilme ===
=== Dokumentarfilme ===


* 1989: Wie ein Himmelhund, verdammter Pfeffer (Kurzfilm)
* 1989: Wie ein Himmelhund, verdammter Pfeffer (Kurzfilm)<ref name=":0" /><ref name=":1" />
* 1989: ''Morgenglanz der Ewigkeit (Kurzfilm)''<ref name=":2" />
* 1991: [[Schnaps im Wasserkessel]]
* 1991: [[Schnaps im Wasserkessel]]
* 1995: Luggi L. ist nicht zu fassen <ref name=":3" />
* 1999: Die rote Hand von Ulster/THE RED HAND OF ULSTER
* 1999: Die rote Hand von Ulster/THE RED HAND OF ULSTER<ref name=":4" />
* 2001: Milch und Honig aus Rotfront
* 2001: Milch und Honig aus Rotfront<ref name=":5" />
* 2009: Deutschland nervt
* 2009: Deutschland nervt<ref name=":6" />
* 2023: (S)innfluence your World ([[Institut für Demokratiepädagogik]])
* 2012: ''Schock, schwere Not! Die Sturmflut in Ostfriesland 1962.<ref name=":7" />''
* 2018: ''Der letzte Jolly Boy''<ref name=":8" />
* 2022: (S)innfluence your World (Produktion des [[Institut für Demokratiepädagogik|Instituts für Demokratiepädagogik]])


=== Musikverfilmung ===
=== Musikverfilmung ===
* 2022: Konsensverschiebungen, Komposition von [[Wolfgang Delnui]]
* 2022: Konsensverschiebungen, Komposition von [[Wolfgang Delnui]] (Produktion des [[Institut für Demokratiepädagogik|Instituts für Demokratiepädagogik]])


=== Darsteller ===
=== Darsteller ===
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* 2004: Saratan (Co-Produzent)
* 2004: Saratan (Co-Produzent)
* 2013: Taxi and Telephone (Produzent)
* 2013: Taxi and Telephone (Produzent)

=== Drehbuchautor ===

* 1988: Hopnick


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
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* 2009: DGB-Filmpreis ([[Internationales Filmfest Emden-Norderney]]) für ''Deutschland nervt''<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nordmedia.de/pages/service/produktionsspiegel/subpages/deutschland_nervt/index.html |titel=DEUTSCHLAND NERVT |sprache=de |abruf=2023-01-06}}</ref>
* 2009: DGB-Filmpreis ([[Internationales Filmfest Emden-Norderney]]) für ''Deutschland nervt''<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nordmedia.de/pages/service/produktionsspiegel/subpages/deutschland_nervt/index.html |titel=DEUTSCHLAND NERVT |sprache=de |abruf=2023-01-06}}</ref>
* 2010: Nominierung [[Fernsehfilmfestival Baden-Baden|Deutscher Fernsehpreis der Akademie der darstellenden Künste]] für ''[https://www.sylt-tv.com/fastenalacarte-48915.html Fasten à la carte]''
* 2010: Nominierung [[Fernsehfilmfestival Baden-Baden|Deutscher Fernsehpreis der Akademie der darstellenden Künste]] für ''[https://www.sylt-tv.com/fastenalacarte-48915.html Fasten à la carte]''
* 2018: DGB-Filmpreis für ''Der letzte Jolly Boy'' (Dokumentarfilm über und mit dem [[Auschwitz]]<nowiki />überlebenden [[Leon Schwarzbaum]])<ref>{{Internetquelle |url=https://www.derletztejollyboy.de/ |titel=Der letztz Jolly Boy |abruf=2023-01-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/holocaust-ueberlebender-leon-schwarzbaum-bekommt-abiturzeugnis-16287603.html |titel=Leon Schwarzbaum : Abi-Zeugnis für 98 Jahre alten Holocaust-Überlebenden |werk=Zeitung FAZ.Net |datum=2019-07-16 |sprache=de |abruf=2023-01-06}}</ref>
* 2018: DGB-Filmpreis für ''Der letzte Jolly Boy'' ([[Dokumentarfilm]] über und mit dem [[Auschwitz]]<nowiki />überlebenden [[Leon Schwarzbaum]])<ref>{{Internetquelle |url=https://www.derletztejollyboy.de/ |titel=Der letztz Jolly Boy |abruf=2023-01-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/holocaust-ueberlebender-leon-schwarzbaum-bekommt-abiturzeugnis-16287603.html |titel=Leon Schwarzbaum : Abi-Zeugnis für 98 Jahre alten Holocaust-Überlebenden |werk=Zeitung FAZ.Net |datum=2019-07-16 |sprache=de |abruf=2023-01-06}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 23. November 2023, 12:49 Uhr

Hans-Erich Viet, 2019

Hans-Erich Viet (* 22. Oktober 1953 im Rheiderland, Ostfriesland) ist ein deutscher Filmregisseur und ehemaliger Professor an der Internationalen Filmschule Köln.

Leben

Viet absolvierte eine Chemielaborantenlehre und engagierte sich mit der Aktion Sühnezeichen in sozialen Tätigkeiten in England und Nordirland.[1] Später machte er auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur am Hessenkolleg in Kassel und studierte Politologie, Philosophie und Kunstsoziologie an der FU Berlin, sowie Political Sciences an der Queen’s University of Belfast, Nordirland. Seine Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Bürgerkrieg in Nordirland. Er studierte Film an der Hochschule der Künste (HdK) in Berlin und ist Absolvent der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Außerdem war er Stipendiat und Absolvent der Berliner Drehbuchwerkstatt.

Viet war Gastdozent an der Alice Salomon Hochschule Berlin und gab Seminare an der FH Dortmund, Filmarche in Berlin, beim Filmservice Münster sowie in der Medienwerkstatt Hannover-Linden im Bereich Regie/Drehbuch und Dokumentarfilm. An der Internationalen Filmschule Köln war Viet als Professor für Spielfilmregie tätig.[2]

Hans-Erich Viet ist Mitglied der Deutschen Filmakademie[3], im Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure in Deutschland e.V. (BVR), in der AG dok. Er ist auch Mitglied in der Akademie für Fernsehen gewesen.

Viet lebt in seinem Geburtsort Rheiderland und in Berlin.

Spielfilm

Während seines Studiums an der dffb arbeitete er zeitweilig mit Detlev Buck, einem Kommilitonen zusammen. Er schrieb am Drehbuch für dessen Film Hopnick (1990) mit und übernahm darin eine Nebenrolle. Der 25-minütige Film wurde ein beachtlicher Erfolg in regionalen Kinos.

Außerdem übernahm Hans-Erich Viet in Detlev Bucks erstem Spielfilm Karniggels (1991) die Rolle des Polizisten Paulsen. In den Jahren 1990/91 drehte Viet den Film Schnaps im Wasserkessel als Abschlussarbeit der dffb. Hierbei handelt es sich um eine Dokumentation über die Lebensbedingungen der Landarbeiter in Ostfriesland. Der Film wurde mit dem Adolf-Grimme-Preis 1992 ausgezeichnet.[4]

Bereits ein Jahr danach erhielt er den Filmpreis des Saarländischen Ministerpräsidenten des Filmfestivals Max-Ophüls-Preis für den Spielfilm Frankie, Johnny und die anderen. Ab 1995 war Viet als Regisseur für diverse Fernsehfilme tätig. Die Spielfilme Geiselfahrt ins Paradies wurden für den Max-Ophüls-Preis (1998) und Fasten à la carte (2010)[1] für den Deutschen Fernsehpreis der Akademie der darstellenden Künste nominiert. Neben den Spielfilmen Traumfrau mit Verspätung (2001), Claras Schatz (2003) und Die Stunde der Offiziere (2004) führte Hans-Erich Viet bei einigen Folgen der Serien Großstadtrevier und der Reihe Polizeiruf 110 Regie.

Dokumentarfilm

Auch als Dokumentarfilmer sollte sich Hans-Erich Viet nach seinem erfolgreichen Debut mit Schnaps im Wasserkessel weiterhin durchsetzen.

Schon während seiner Studienzeit filmte Viet mehrere Kurzdokumentarfilme, die von seinem sozialpolitischen und geschichtlichen Interesse zeugen, das ihn bis heute bei seiner Arbeit begleitet. In diese Kategorie gehören z.B. der Kurzdokumentarfilm über einen obdachlosen Flakhelfer Wie ein Himmelhund, verdammter Pfeffer (1989), der am 24. April 1989 beim deutschen Wettbewerb des IFF in Oberhausen uraufgeführt wurde[5][6] sowie Morgenglanz der Ewigkeit[7] aus dem selben Jahr, der sich mit Gedenktagen für sogenannte Helden beschäftigt. Beide Filme sind in den Archiven des dffb zu finden.

Im Jahr 1995 stellte Viet seinen Dokumentarfilm über Ludwig Lugmeier, einem bekannten Bankräuber der 1970er Jahre, fertig. Unter dem Titel Luggi L. ist nicht zu fassen[8] wurde er im Dezember 1995 im ZDF sowie auf verschiedenen Festivals gezeigt. Inhaltlich beschäftigt sich der Dokumentarfilm mit den Motivationen, die Lugmeier zum Bankräuber und zwanzig Jahre später zu einem Schriftsteller machten.

Der Dokumentarfilm Die rote Hand von Ulster (The Red Hand of Ulster) (1999) beschäftigt sich mit dem Konflikt in Nordirland bis zum Zeitpunkt des Karfreitagsabkommens im Jahr 1998. Dieser Film wurde für eine ARTE Dokumentationsreihe zum Nordirlandkonflikt mit Fördergeldern des NDR und als Co-Produktion des Bayrischen Rundfunks produziert. Da Hans-Erich Viet lange in Nordirland gelebt und sich auch wissenschaftlich mit diesem Konflikt auseinandergesetzt hatte, konnte er einen Dokumentarfilm mit Insider-Feeling produzieren.[9][10][11] Viet entschied sich daher zuerst das Alltagsleben pro-britischer Protestanten, die in prekären Verhältnissen in einem Stadtteil Belfasts lebten, und mit sozialem Niedergang kämpften, zu beleuchten. In den ungeschönten und nicht kommentierten Gesprächen werden die Vorurteile der Protestestanten und die von ihnen nicht als Ungerechtigkeit empfundene Behandlung der katholischen Bevölkerung klar. Die taz kommentierte Viets ungewöhnliche Vorgehensweise den Nordirlandkonflikt zuerst aus der Sicht der dominierenden Bevölkerungsgruppe darzustellen als probates Mittel, um dem Protest der Katholiken aus Portadown gegen den dortigen Oraniermarsch, der am Ende des Films mitbeobachtet und erlebt wird, sein volles Gewicht zu verleihen. Die Wut, der Hass und die Verzweiflung der Katholiken kommen dabei plastisch zum Ausdruck, und die Zuschauenden fühlen sich in den Straßenkampf auf der Seite der Katholiken miteinbezogen.[12]

Der von 2001 stammende Dokumentarfilm Milch und Honig aus Rotfront [13] wurde für den Deutschen Filmpreis nominiert. Der Alltag im kirgisischen Dorf Rotfront zeigt das harte Leben der Nachkommen der vor 300 Jahren ausgewanderten deutschen Mennoniten, die in ihren religiösen Regeln und Traditionen verhaftet geblieben sind. Ein besonderer Aspekt dieser Gemeinschaft ist die Tatsache, dass sie noch immer ein dem Ostfriesisch nahes Plattdeutsch sprechen, die Muttersprache von Hans-Erich Viet. Dieser Tatsache wird auch durch einen plattdeutschen Eintrag zum Dokumentarfilm in Wikiwand Rechnung getragen. Die religiöse Bewegung der (Wieder)täufer aus der Reformationszeit entwickelte sich im niederländischen Friesland. Der Vorname des friesischen Theologen Menno Simons, der die Bewegung im 16. Jahrhundert reformierte, gab den Mennoniten ihren Namen. Der Dokumentarfilm beschränkt sich aber nicht nur auf den Alltag in Kirgisien, er begleitet die Bewohnerschaft aus Rotfront, die nach Deutschland emigriert ist, und zeigt wie sie sich in der Bundesrepublik zurechtzufinden. Das ist kein einfaches Unterfangen, aber gemeinschaftlich gelingt ein Neuanfang. Interessant ist auch wie deutsche Nachbarn auf die ihnen vorgelebten Werte dieser religiösen Gemeinschaft reagieren.

Der 2009 auf dem Filmfest Emden-Norderney mit dem DGB Filmpreis ausgezeichnete Dokumentarfilm Deutschland nervt ist ein Roadmovie durch Deutschand auf den Spuren der deutschen Seele. Mit dem ihm eigenen feinem Humor und Provokation geht Hans-Erich Viet der deutschen Identität auf den Grund.[14]

Im Jahr 2012 dreht Viet Schock, schwere Not! Die Sturmflut in Ostfriesland 1962. Der Film trägt die Erinnerungen von Zeitzeugen der Naturkathastrophe zusammen und schafft durch die unterschiedlichen Narrative ein lebhaftes Bild dieses Ereignisses.[15]

Neun Jahre nach Deutschland nervt, erhält Hans-Erich Viet 2018 mit Der letzte Jolly Boy erneut den Filmpreis des DGB beim Filmfest Emden - Norderney. In diesem Dokumentarfilm erzählt Leon Schwarzbaum - Holocaustüberlebender - an den (Tat-)Orten seines Lebens seine Lebenserfahrungen, nicht nur als verfolgter Jude in der NS-Zeit, sondern auch als engagierter Bürger in der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Das Roadmovie ist nicht chronologisch aufgebaut, sondern so geschnitten, wie sich auch Erinnerungen in den Alltag eines Menschen plötzlich einschleichen. Es ist der erste Dokumentarfilm von Hans-Erich Viet, der auch mit einem pädagogischen Arbeitsheft ausgestatt wurde, damit er im Unterricht eingesetzt werden kann.[16]

Der Dokumentarfilm als Mittel politischer Bildung

Im März 2019 nahm Hans-Erich Viet mit seinem Dokumentarfilm Der letzte Jolly Boy an einer Fachtagung in Luxemburg zum Thema "Film und politische Bildung" teil, an deren Organisation unter anderem das Institut für Demokratiepädagogik (IDP) aus Ostbelgien beteiligt war. Aus diesem ersten Austausch entstand eine Zusammenarbeit, die sich zuerst in der Musikverfilmung von Konsensverschiebungen, einem zeitgenössischen Musikstücks von Wolfgang Delnui, das sich mit dem Rechtsruck in Europa auseinandersetzt, konkretisierte.

Dem schloss sich ein weiteres Projekt an: Dei Dokumenation eines Erasmus+ Jugendprojekts, (S)innfluence your World. Dabei setzen sich Jugendliche rund zehn Monate lang mit Grundgefühlen auseinander, die durch verschiedene Kunstarten hervorgerufen bzw. produziert und beeinflusst werden können. Die Filmdokumentation beobachtet den Auseinandersetzungsprozess und fing die Uraufführung mit anschließender Debatte ein. Beide Filme sind mit Arbeitsheften[17][18] für den Unterricht ausgestattet.

Filmografie (Auswahl)

Spielfilme

Dokumentarfilme

  • 1989: Wie ein Himmelhund, verdammter Pfeffer (Kurzfilm)[5][6]
  • 1989: Morgenglanz der Ewigkeit (Kurzfilm)[7]
  • 1991: Schnaps im Wasserkessel
  • 1995: Luggi L. ist nicht zu fassen [8]
  • 1999: Die rote Hand von Ulster/THE RED HAND OF ULSTER[9]
  • 2001: Milch und Honig aus Rotfront[13]
  • 2009: Deutschland nervt[14]
  • 2012: Schock, schwere Not! Die Sturmflut in Ostfriesland 1962.[15]
  • 2018: Der letzte Jolly Boy[16]
  • 2022: (S)innfluence your World (Produktion des Instituts für Demokratiepädagogik)

Musikverfilmung

Darsteller

Produktionen

  • 2004: Saratan (Co-Produzent)
  • 2013: Taxi and Telephone (Produzent)

Drehbuchautor

  • 1988: Hopnick

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Hans-Erich Viet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. (S)innfluence your World – Der Film – Institut für Demokratiepädagogik. Abgerufen am 23. November 2023 (amerikanisches Englisch).
  2. (S)innfluence your World – Der Film – Institut für Demokratiepädagogik. Abgerufen am 23. November 2023 (amerikanisches Englisch).
  3. Hans-Erich Viet Filmographie. Deutsche Filmakademie, Mai 2022, abgerufen am 6. Januar 2023.
  4. Prof. Hans-Erich Viet. Spielfilmregie. (Memento vom 28. Januar 2016 im Internet Archive) In: filmschule.de, ifs internationale filmschule köln, abgerufen am 19. Februar 2021 (Vita).
  5. a b WIE EIN HIMMELHUND, VERDAMMTER PFEFFER | DFFB. Abgerufen am 23. November 2023.
  6. a b Wie ein Himmelhund, verdammter Pfeffer | filmportal.de. Abgerufen am 23. November 2023.
  7. a b MORGENGLANZ DER EWIGKEIT | DFFB. Abgerufen am 23. November 2023.
  8. a b Luggi L. ist nicht zu fassen (1995). Abgerufen am 23. November 2023.
  9. a b Die rote Hand von Ulster. Abgerufen am 23. November 2023.
  10. Deutsch-Englische. Wortliste. In: Wall Street-Wörterbuch. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 31. Dezember 2000, S. 640–668 (doi.org [abgerufen am 23. November 2023]).
  11. Mathias Hildebrandt: Occasional Papers, hrsg. von Peter J. Opitz und Dietmar Herz in Verbindung mit dem Eric-Voegelin-Archiv an der Ludwig-Maximilian-Universität München und dem Eric-Voegelin-Archiv e.V. München. In: Politische Vierteljahresschrift. Band 43, Nr. 2, Juni 2002, ISSN 0032-3470, S. 334–343, doi:10.1007/s11615-002-0036-2 (doi.org [abgerufen am 23. November 2023]).
  12. Bernd Blöbaum: Wandel alternativer Öffentlichkeit. Eine Fallstudie zur tageszeitung (taz). In: Demokratie in der Mediengesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, ISBN 978-3-531-15299-8, S. 182–192 (doi.org [abgerufen am 23. November 2023]).
  13. a b Milch und Honig aus Rotfront. Abgerufen am 23. November 2023.
  14. a b Deutschland nervt – Heimspiel 77. Dokumentarfilm von Hans-Erich Viet. Abgerufen am 23. November 2023.
  15. a b „Schock schwere Not!“ - die Sturmflut 1962 im Rheiderland und in Völlen“. Abgerufen am 23. November 2023 (deutsch).
  16. a b Start. Abgerufen am 23. November 2023.
  17. Arbeitsheft zu Konsensverschiebungen erschienen – Institut für Demokratiepädagogik. Abgerufen am 23. November 2023 (amerikanisches Englisch).
  18. Arbeitsheft zu (S)innfluence your World erschienen – Institut für Demokratiepädagogik. Abgerufen am 23. November 2023 (amerikanisches Englisch).
  19. DEUTSCHLAND NERVT. Abgerufen am 6. Januar 2023.
  20. Der letztz Jolly Boy. Abgerufen am 6. Januar 2023.
  21. Leon Schwarzbaum : Abi-Zeugnis für 98 Jahre alten Holocaust-Überlebenden. In: Zeitung FAZ.Net. 16. Juli 2019, abgerufen am 6. Januar 2023.