Adnan Gulshair el Shukrijumah

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Adnan Shukrijumah (2001)

Adnan Gulshair el Shukrijumah (arabisch عدنان شكري جمعة, DMG ʿAdnān Šukrī Ǧumʿa; * 4. August 1975 in Saudi-Arabien; † 6. Dezember 2014 in Süd-Wasiristan) war ein saudi-arabisches al-Qaida-Mitglied. Er wurde in Saudi-Arabien geboren, wuchs jedoch in den Vereinigten Staaten auf.[1][2]

Im März 2003 wurde gegen ihn ein vorläufiger Haftbefehl erlassen, infolge dessen er auch in die Informationsliste über den Krieg gegen den Terror des Federal Bureau of Investigation (FBI) aufgenommen wurde.[3] Außerdem setzte das Außenministerium der Vereinigten Staaten über das Rewards for Justice Program eine Belohnung in Höhe von bis zu 5 Millionen US$ für Informationen über seinen Aufenthaltsort aus.[2][4]

Mit seiner Familie lebte er zuletzt in Miramar.[5] Es war jedoch bekannt, dass Shukrijumah über einen guyanischen Pass verfügte und möglicherweise auch einen saudischen, kanadischen oder trinidadischen Pass nutzte.[1][2] Saudi-Arabien bestritt mehrfach, dass el Shukrijumah ein saudischer Staatsbürger sei.[6] Er wurde verdächtigt, ein hochrangiges Mitglied von al-Qaida zu sein.[7]

Seine Mutter bestand darauf, dass ihr asthmatischer Sohn zu Unrecht beschuldigt worden sei.[8][9][10] Er verwendete auch die Namen Abu Arif und Jafar al-Tayyar, wobei letzterer übersetzt „Jafar, der Pilot“ bedeutet.[10]

2014 wurde Shukrijumah bei einer Militäroperation von Spezialkräften der Streitkräfte Pakistans in Südwasiristan getötet.[11][12] Die Tehrik-i-Taliban Pakistan bestätigten Shukrijumahs Tod zwei Tage später.[13] Im Juli 2016 bestätigte auch al-Qaida Shukrijumahs Tod und forderte die Freilassung seiner Frau und seiner Kinder.[14]

Frühe Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adnan G. El Shukrijumah

Shukriumah zog in den 1980ern als junger Teenager mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten. Seine Mutter Zuhrah Abdu Ahmed wohnt weiterhin in Florida, während sein Vater nach seiner Arbeit als Imam starb.[10] Sein Vater erregte 2001 das Interesse der Behörden, nachdem ihm die saudische Botschaft 19.200 $ überwies.[15]

Shukrijumah lernte als Jugendlicher Englisch. Als junger Erwachsener besuchte er 1997 Kurse für „Englisch als Zweitsprache.“ Das FBI besitzt ein Video aus dieser Zeit von Adnan G. El Shukrijumah, das ihn bei einer Präsentation vor der Klasse zum Thema Starthilfe zeigt.[16] U.S.-Behörden gehen davon aus, dass er Ende der 1990er ein afghanisches Trainingslager besuchte. Angeblich erhielt er Hilfe von der amerikanischen Neurowissenschaftlerin Aafia Siddiqui.[5] Shukrijumah schrieb sich beim Broward College ein und verdiente nebenberuflich Geld als Computertechniker.[10] Er bewarb sich für die United States Permanent Resident Card, um eine Anerkennung für die Vereinigten Staaten als dauerhaften Aufenthaltsort zu erreichen, log dabei jedoch über eine vorherige Verhaftung.[10]

Im März 2001 bemerkten die Behörden während der Überwachung Imran Mandhais, der dieselbe Moschee in Florida wie Shukrijumah besuchte, dass dieser in ihm einen möglichen Mitstreiter für seine Pläne sah, obwohl Shukrijumah eine Zusammenarbeit mit dem militanten Mandhai ablehnte. Berichte beschuldigten Mandhai später, Pläne zur Zerstörung des Mount Rushmore National Memorials entwickelt zu haben.[10][17][18][19]

Nachdem er seinen Abschluss in Computertechnik erhalten hatte, verließ Shukrijumah im Mai 2001 die Vereinigten Staaten und flog nach Trinidad.[10][20] Mandhai hingegen sagte vor Gericht aus, er glaube, Skukrijumah zuletzt zwei Monate nach der angegebenen Abreise gesehen zu haben.[10] Die Behörden versuchten, mit Shukrijumah zu sprechen, weshalb sie sechs Mal unangekündigt das Haus seiner Eltern aufsuchten, wo ihnen gesagt wurde, er habe das Land verlassen.[10]

Unter Folter behauptete José Padilla, im Sommer 2001 mit Shukrijumah zusammengearbeitet zu haben und dass ihnen bei einem Kurs am Flughafen Kandahar beigebracht worden sei, wie man Erdgas in Gebäudekomplexe einleitet und Explosionen auslöst. Padilla gab an, dass sie sich ständig stritten und er sich bei Mohammed Atef beschwerte, da er nicht mit Shukrijumah zusammenarbeiten könne, weshalb das Training abgebrochen worden sei.[21]

Ende 2002 rief Shukrijumah seine Eltern an und teilte ihnen mit, er habe eine Frau gefunden, sich niedergelassen und sei Vater eines Sohnes und würde nun Englisch in Marokko unterrichten.

Terrorwarnung 2003[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im März 2003 wurde das Haus seiner Familie in Florida durch das FBI durchsucht, wobei jedoch keine Hinweise zu seinem Aufenthaltsort gewonnen werden konnten.[5] Es wurde eine Bekanntmachung veröffentlicht, in der er als Terrorist gesucht wurde, der eine „ernste Gefahr“ für „Tankstellen, Tanklastwagen, U-Bahnen, Züge oder Brücken“ darstelle.[10] Im ganzen Land wurden mehrere „Sichtungen“ gemeldet, davon eine in einem Sandwichladen in Süd-Tampa.[10]

Im September 2003 wurde vom FBI eine Warnung für vier Personen herausgegeben, die „eine Bedrohung für U.S.-Bürger darstellen“. Dabei handelte es sich um Abderraouf Jdey, Shukrijumah und die zuvor unbekannten Personen Zubayr al-Rimi und Karim el-Mejjati.[22]

Im Oktober schrieb Paul L. Williams ein Buch mit dem Titel Dunces of Doomsday. Darin behauptete er, dass Amer el-Maati, Jaber A. Elbaneh und Abu Anas al-Liby im vorigen Jahr in der Gegend um Hamilton gesehen worden sein, und dass Shukrijumah an der McMaster University gesehen worden sei, wo er „keine Zeit verschwendete, um Zugang zum Kernreaktor zu erlangen und mehr als 180 Pfund nukleares Material für die Herstellung radiologischer Bomben zu stehlen.“ Der Autor wurde später von der Universität wegen Diffamierung verklagt, da es für keinen Teil seiner Geschichte Beweise gab. Der Verlag entschuldigte sich später dafür, dass er Williams erlaubte, Aussagen zu drucken, die „in der Tat keine Grundlage hatten.“[23]

“Mr. Williams' allegations about McMaster [are] on a par with UFO reports and JFK conspiracy theories…the notion that because there are people on the faculty from Egypt that McMaster is then a haven for terrorism is not only logically offensive, it smacks of racism.”

„Mr. Williams Behauptungen über McMaster stehen auf einer Stufe mit UFO-Berichten und JFK-Verschwörungstheorien…Die Vorstellung, dass McMaster ein Paradies für Terroristen ist, da es an der Fakultät Personen aus Ägypten gibt, ist nicht nur logisch beleidigend, sondern riecht nach Rassismus.“

Rechtsanwalt Peter Downard[23]

Terrorwarnung im Sommer 2004[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 26. Mai 2004 gaben United States Attorney General John Ashcroft und FBI-Direktor Robert Mueller bekannt, dass Shukrijumah Berichten zufolge eines von sieben al-Qaida-Mitgliedern sei, die Terroranschläge für Sommer oder Herbst 2004 planten. Die weiteren Terrorverdächtigen auf der Liste waren Ahmad Chalfan al-Ghailani (der später in Pakistan gefangen genommen wurde), Fazul Abdullah Muhammad, Amer el-Maati, Aafia Siddiqui, Adam Yahiye Gadahn, und Abderraouf Jdey. Die ersten beiden wurden aufgrund ihrer Beteiligung bei den Terroranschlägen auf die Botschaften der Vereinigten Staaten in Daressalam und Nairobi seit 2001 als Terroristen vom FBI gesucht. Jdey war bereits bei ihrer Einführung am 17. Januar 2002 auf der Informationsliste des FBI aufgeführt. Shukrijumah und die drei weiteren Personen wurden später ebenfalls in die Liste aufgenommen.[24] Demokraten bezeichneten die Warnung als „verdächtigt“ und sagten, sie diene lediglich dazu, von den sinkenden Umfragewerten von Präsident Bush und den Misserfolgen der Irakinvasion abzulenken.[23] CSIS-Direktor Reid Morden äußerte ähnliche Bedenken. Er sagte, es sei eher „Wahljahres“-Politik als eine tatsächlichen Bedrohung. Die The New York Times betonte, dass ihnen einen Tag vor der Ankündigung vom Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten mitgeteilt worden sei, es gäbe keine aktuellen Risiken.[23]

Ashcroft behauptete, Shukrijumah habe gezielt nach Orten für mögliche Terroranschläge in New York City und um den Panamakanal gesucht.[1] Am 30. Juni gab das honduranische Sicherheitsministerium bekannt, dass sich Shukrijumah die letzten Monate in Honduras aufhielt und sich dort mit Mitgliedern der Mara Salvatrucha-Bande traf.[1] Im September behauptete die Aviation Security Association, dass ein japanischer Flugbegleiter Shukrijumah mit seinem ungewöhnlichen Verhalten auf dem Flughafen Kansai konfrontiert habe.[1] Im Juni 2007 behauptete die New York Post, Shukrijumah sei „al-Qaidas Operationsführer für einen nuklearen Terroranschlag in den Vereinigten Staaten“ und Osama bin Laden habe ihn ausgesucht, „um zeitgleich Atombomben in mehreren U.S.-Städten detonieren zu lassen.“[25]

Identifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer Zusammenfassung des High Value Terrorist Detainee Program aus dem Jahr 2006 des Director of National Intelligence wurde Jafar al-Tayyar mittels Waterboarding Abu Subaidas als el Shukrijumah identifiziert.[26] Chalid Scheich Mohammed wurde ebenfalls Waterboarding unterzogen. Anschließend wurde ihm ein Foto von Shukrijumah gezeigt, woraufhin er zustimmte, dass es sich um Jafar al-Tayyar handelte.[10] Weitere Gefangene von Guantanamo gaben hingegen an, dass es sich bei einem anderen Mann, dessen Bild in einer Sammlung vorhanden war, um Jafar al-Tayyar handelte. Amerikanische Behörden wiesen diese Behauptungen zurück.[10]

Verbindung zu Najibullah Zazi und Aufnahme in die FBI-Terrorliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juni 2010 berichteten Mitarbeiter der U.S.-Terrorismusbekämpfung anonym der Associated Press, dass sich der im September 2009 aufgrund eines geplanten Selbstmordanschlags auf die New York City Subway verhaftete Najibullah Zazi in Pakistan mit Shukrijumah getroffen habe.[27] Am 8. Juli 2010 wurde Shukrijumah in die FBI-Terrorliste aufgenommen.[28]

Terroristische Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Shukrijumah und zwei weitere Personen waren Teil einer Gruppe, die Terroranschläge plante und genehmigte und Terroristen rekrutierte. Seine beiden Kollegen wurden durch Drohnenangriff der Vereinigten Staaten getötet, wodurch Shukrijumah de facto Chef wurde und seinem ehemaligen Chef Mohammed nachfolgte. FBI-Agent Brian LeBlanc sagte einem US-Nachrichtensender, „er würde mit dem Operationsführer gleichgesetzt werden“ und Ermittler hielten ihn für „extrem gefährlich.“[29]

Angaben des Long War Journal zufolge war Shukrijumah jedoch Operationsführer für Nordamerika.[30]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten, Small Business Committee, Testimony of Janice L. Kephart (Memento vom 14. August 2009 im Internet Archive), 17. November 2005
  2. a b c WANTED – Adnan G. El Shukrijumah – Up to $5 Million Reward. In: Reward for Justice. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. September 2006; abgerufen am 16. Januar 2021.
  3. FBI Seeking Information, War on Terrorism list archive (Memento vom 3. Juni 2003 im Internet Archive)
  4. FBI Seeking Information Alert for el Shukrijumah (Memento vom 22. Dezember 2016 im Internet Archive)
  5. a b c National Broadcasting Company: Woman Sought by FBI Reportedly Arrested in Pakistan: Neurologist Questioned by FBI for Alleged Al-Qaida Links (Memento vom 16. April 2007 im Internet Archive), 3. April 2003
  6. Riyadh denies that el Shukrijumah is a Saudi
  7. Susan Candiotti Ross Levitt: From dishwasher to al Qaeda leadership: Who is Adnan Shukrijumah? In: CNN. 6. August 2010, abgerufen am 16. Januar 2021.
  8. Josh Meyer: Fbi Hunts Homegrown, Feared Al-qaida Leader. Sun Sentinel, 3. September 2006, archiviert vom Original am 20. Dezember 2013; abgerufen am 25. Januar 2013.
  9. Lisa J. Huriash: Former Miramar man now runs al-Qaida, FBI says. Not true, his mother says. Sun Sentinel, 6. August 2010, archiviert vom Original am 8. Mai 2011; abgerufen am 25. Januar 2013.
  10. a b c d e f g h i j k l m US News, A hunt for 'the Pilot' (Memento vom 12. Oktober 2012 im Internet Archive), 30. März 2003
  11. Mushtaq Yusufzai: Top Al Qaeda Commander Adnan el Shukrijumah Killed: Pakistan Army. In: NBC News. 6. Dezember 2014, abgerufen am 16. Januar 2021.
  12. http://www.cnn.com/2014/12/06/world/asia/pakistan-al-qaeda-death/index.html?iref=allsearch
  13. http://www.longwarjournal.org/threat-matrix/archives/2014/12/pakistani_taliban_confirms_dea.php
  14. http://www.longwarjournal.org/archives/2016/09/did-al-qaeda-exchange-former-pakistani-army-chiefs-son-for-zawahiris-daughters.php
  15. Boston Herald, "War on Terror: Money Trail", 9. April 2004
  16. Englische Transkription von Adnan G. El Shukrijumahs Video (Memento vom 27. Dezember 2016 im Internet Archive), FBI, 1997, Video mit RealPlayer (Memento vom 12. April 2010 im Internet Archive), MPG-Video mit Windows Media Player (Memento vom 12. April 2010 im Internet Archive)
  17. Ragavan, Chitra. US News & World Report, "A Hunt for The Pilot", 7. April 2003
  18. Adams, David. St. Petersburg Times, "US charges long-detained citizen", 23. November 2003
  19. Meyer, Josh. Los Angeles Times, "A mystery man who keeps the FBI up at night", 3. September 2006
  20. Cyber War! PBS, 24. April 2003, abgerufen am 25. Januar 2013 (englisch).
  21. CNN, Transcript of News Conference on Jose Padilla, 1. Juni 2004
  22. CNN, FBI seeks 4 suspected of terrorist activities, September 2003
  23. a b c d Pither, Kerry. "Dark Days: The Story of Four Canadians Tortured in the Name of Fighting Terror", 2008.
  24. Transcript: Ashcroft, Mueller news conference, CNN, 26. Mai 2004
  25. Feds Hoped to Snag Bin Laden Nuke Expert in JFK Bomb Plot. In: Fox News. 4. Juni 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. November 2018; abgerufen am 4. Juni 2007.
  26. Summary of the High Value Terrorist Detainee Program. (PDF) Director of National Intelligence, archiviert vom Original am 30. November 2006; abgerufen am 29. April 2007 (englisch).
  27. US officials: Al-Qaida operative tied to NY plot. Associated Press, abgerufen am 30. Juni 2010.
  28. Adnan G. El Shukrijumah. FBI, archiviert vom Original am 17. September 2010; abgerufen am 25. Januar 2013 (englisch).
  29. AFP: Rising Al-Qaeda leader spent youth in US: report. Google, 6. August 2010, archiviert vom Original am 11. Mai 2011; abgerufen am 25. Januar 2013.
  30. http://www.longwarjournal.org/archives/2010/07/al_qaeda_sleeper_age.php