Albrecht (Preußen)

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Bildnis von Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, porträtiert von Lucas Cranach d.Ä., datiert 1528, im Besitz des Herzog Anton Ulrich-Museums in Braunschweig.
Albrecht von Brandenburg-Ansbach als Hochmeister des Deutschen Ordens im Jahre 1522
Münze (1534) mit dem Profil Herzog Albrechts und der Inschrift „Iustus ex fide vivit“ („Der Gerechte lebt aus dem Glauben“), ein Zitat aus dem Galaterbrief nach Martin Luther
Albrecht auf dem Buchdeckel eines Bandes der Silberbibliothek. Dies wurde später das Siegellogo der Albertus-Universität Königsberg, der „Albertina“.
Albrecht von Preußen im Alter von 74 Jahren, porträtiert von Heinrich Königswieser 1564.
Denkmal auf der Marienburg

Albrecht von Preußen (* 17. Mai 1490 in Ansbach; † 20. März 1568 auf der Burg Tapiau) war der erste Herzog in Preußen. Der Prinz von Ansbach aus der fränkischen Linie der Hohenzollern, seit 1511 Hochmeister des Deutschen Ordens, trat 1525 zur Reformation über, säkularisierte den Deutschen Orden in Preußen und wandelte den katholisch dominierten Ordensstaat in das lutherische, unter polnischer Lehenshoheit stehende Herzogtum Preußen um, das er bis zu seinem Tod regierte.

Leben

Geboren wurde Albrecht am 17. Mai 1490 in Ansbach. Sein Vater war Friedrich II., Markgraf von Brandenburg-Ansbach. Seine Mutter Sophie war eine Tochter des polnischen Königs Kasimir IV. Jagiello und der Elisabeth von Habsburg, einer Tochter des deutschen Königs Albrecht II. und Enkelin Kaiser Sigismunds. Seine Eltern bestimmten Albrecht im Sinne der Dispositio Achillea zur geistlichen Laufbahn.

In seinem 21. Lebensjahr wählte ihn der Deutsche Orden 1511 zum 37. Hochmeister. Der Orden beabsichtigte, die 1466 im Frieden von Thorn gegenüber dem König von Polen eingegangene Heeresfolge abzuschütteln. Voraussetzung war, dass der neu gewählte Hochmeister den Lehnseid gegenüber dem König Sigismund I. verweigert. Daher erschien Albrecht, der Sohn eines regierenden Fürsten des Heiligen Römischen Reichs und Neffe Sigismunds, dem Ordenskapitel für das Hochmeisteramt als besonders geeignet.[1] Im Vertrauen auf die Beistandspflicht des Deutschmeisters und des Landmeisters von Livland verweigerte Albrecht dem polnischen König den Lehnseid. Sigismund erreichte jedoch 1513 eine Mahnung des Papstes an Albrecht und 1515 von Kaiser Maximilian die Anerkennung des Friedens von 1466, wofür er im Gegenzug dessen Königtum in Böhmen und Ungarn unterstützte.

Nachdem Maximilians Nachfolger Karl V. bei seiner Thronbesteigung 1519 Albrecht zum Lehnseid aufgefordert hatte und klar geworden war, dass weder aus dem Reich noch aus Livland Unterstützung für Albrecht zu erwarten war, fielen polnische Truppen im Winter 1519/1520 in den Ordensstaat ein, um den Orden zu unterwerfen. Wider Erwarten kam es zu keiner Entscheidung. Dänische Unterstützung, ein Söldnerheer aus dem Reich und vor allem die Angst vor dem mit Albrecht verbündeten Russland veranlassten Sigismund mit Albrecht, dessen Söldner immer aufsässiger wurden, im April 1521 durch Vermittlung des Papstes und des Kaisers einen vierjährigen Waffenstillstand zu schließen.

In den folgenden zwei Jahren verlief Albrechts Suche nach Unterstützung im Reich unglücklich, während Sigismund sich mit Moskau arrangierte. Jedoch wurde Albrecht 1522 während der Religionskämpfe in Nürnberg von Andreas Osiander für die Reformation gewonnen. Auf Luthers Rat entschloss er sich im November 1523, bestätigt durch Sigismunds Gesandten Achatius von Zehmen, das Amt des Hochmeisters niederzulegen, den Deutschordensstaat in ein weltliches Herzogtum umzuwandeln und dort die Reformation einzuführen. Vor Sigismund legte Albrecht am 8. April 1525 in Krakau den Huldigungseid ab, in dem Albrecht Preußen als ein in gerader, männlicher Linie forterbendes Herzogtum zu Lehen nahm. Mitbelehnt wurden seine Brüder Kasimir und Georg. Auf dem Landtag, der kurz darauf in Königsberg gehalten wurde, erklärten sich alle Stände mit dem Bischof von Samland, Georg von Polenz, an der Spitze für die Anerkennung des Herzogtums und für die Annahme der Reformation.

Albrecht setzte an die Durchführung seines Werkes alle Kraft. Sofort erschien eine neue Kirchenordnung, und die Versuche des Deutschen Ordens, Albrecht wieder zu verdrängen, sowie die beim Kammergericht in Deutschland 1531 gegen den Herzog erwirkte und am 18. Januar 1532 verhängte Reichsacht[2] hatten keine andere Wirkung, als dass dieser die Einführung der evangelischen Lehre und die Befestigung seiner Herrschaft umso eifriger betrieb. Das bedeutete das Ende des Ordensstaates in Preußen.

Ganz besonders förderte Albrecht das Schulwesen: In den Städten legte er Lateinschulen an, gründete 1540 das Gymnasium in Königsberg und 1544 die dortige Universität, die Albertus-Universität ("Albertina"). Deutsche Schulbücher (Katechismen etc.) ließ er auf eigene Kosten drucken, und Leibeigenen, welche sich dem Lehrgeschäft widmen wollten, gab er die Freiheit. Von ihm stammt der Text der ersten drei Strophen des Kirchenliedes „Was mein Gott will, gescheh allzeit“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 364). Albrecht legte auch den Grundstock zur königlichen Bibliothek, dessen 20 prächtigsten Bände er für seine zweite Gattin Anna Maria in reinem Silber beschlagen ließ. Sie erhielt daher den Namen „Silberbibliothek“.

Seine letzten Regierungsjahre wurden ihm durch kirchliche und politische Zerwürfnisse vielfach verbittert. Der Streit des Königsberger Professors Osiander, der Melanchthon heftig anfeindete, mit seinen Kollegen, namentlich mit Joachim Mörlin, gab Anlass zu ernsten Verwicklungen. Der Herzog stand auf Seiten Osianders, der größte Teil der Geistlichkeit, auf das Volk gestützt, hielt es mit dem des Landes verwiesenen Mörlin, ebenso die Städte und der Adel, weil jene so die Anerkennung ihrer ehemaligen Vorrechte, dieser dagegen die Beschränkung der herzoglichen Gewalt auf das Verhältnis des ehemaligen Hochmeisters zu seinem Orden zu erreichen hofften. Fast das ganze Land stand dem Fürsten feindselig gegenüber, der angeklagt wurde, die Ausländer zu sehr zu begünstigen, in der Tat viele Jahre sich vom kroatischen Abenteurer und Universalgelehrten Stanislav Pavao Skalić hatte beherrschen lassen und überdies sehr verschuldet war. Die Stände suchten Hilfe in Polen. Daraufhin sandte Polen 1566 eine Kommission nach Königsberg, die gegen den Herzog entschied. Des Herzogs Beichtvater Johann Funck, der Schwiegersohn Osianders, und zwei Verbündete wurden als Hochverräter zum Tode verurteilt, Mörlin wurde zurückberufen und zum Bischof von Samland ernannt. Als solcher schrieb er zur Verdammung der Osianderschen Lehren das symbolische Buch Preußens: Repetitio corporis doctrinae Prutenicae. Neue Räte wurden dem Herzog von der polnischen Kommission und den Ständen aufgenötigt. Von ihnen abhängig, verlebte Albrecht seine letzten Tage in tiefem Kummer.

Albrecht starb am 20. März 1568 auf der Burg Tapiau an der Pest, 16 Stunden nach ihm auch seine zweite Gemahlin Anna Maria.

Familie und Nachkommen

Herzog Albrecht heiratete 1526 in erster Ehe Prinzessin Dorothea (1504–1547), Tochter von König Friedrich I. von Dänemark. Aus dieser Ehe stammten sechs Kinder:

∞ 1555 Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg (1525–1576)
  • Katharina (*/† 24. Februar 1528)
  • Friedrich Albrecht (* 5. Dezember 1529; † 1. Januar 1530)
  • Lucia Dorothea (* 8. April 1531; † 1. Februar 1532)
  • Lucia (* Februar 1537; † Mai 1539)
  • Albrecht (*/† März 1539)

In zweiter Ehe heiratete er 1550 Prinzessin Anna Maria, Tochter von Herzog Erich I. von Braunschweig-Calenberg. Aus dieser Ehe stammten zwei Kinder:

  • Elisabeth (* 20. Mai 1551; † 19. Februar 1596)
  • Albrecht Friedrich (* 29. April 1553; † 28. August 1618), 2. Herzog in Preußen
∞ 1573 Prinzessin Marie Eleonore von Jülich-Kleve-Berg (1550–1608)

Gedenken

Ein Bildnisrelief Herzog Albrechts befand sich seit 1553 am Collegium Albertinum (Königsberg).[3]

Im Evangelischen Namenkalender wird seiner am 20. März gedacht.[4]

Die 1913 in Königsberg (Ostpreußen) errichtete Herzog-Albrecht-Gedächtniskirche wurde 1972 abgerissen.

Ansbach, die Geburtsstadt Albrechts, ehrt den Gründer der ersten Evangelisch-Lutherischen Landeskirche mit einem Denkmal des Bildhauers Friedrich Schelle.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Stephan Herbert Dolezel: Das preußisch-polnische Lehnsverhältnis unter Herzog Albrecht von Preußen (1525–1568) (= Studien zur Geschichte Preussens. Hrsg. von Walther Hubatsch. Band 14). Grote, Köln und Berlin 1967.
  • Erich Joachim: Die Politik des letzten Hochmeisters in Preußen Albrecht von Brandenburg. 3 Teile. Hirzel, Leipzig 1892–1895 (Digitalisat)
  • Europäische Briefe im Reformationszeitalter. 200 Briefe an Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Herzog in Preusse, hg. von Walther Hubatsch, Kitzingen/Main 1949
  • Kurt Forstreuter: Zu den Kriegsstudien des Herzogs Albrecht von Preußen, Altpreußische Forschungen 19 (1942), S. 234-249; ND in: Ders.: Beiträge zur preußischen Geschichte im 15. und 16. Jahrhundert (= Studien zur Geschichte Preußens 7), Heidelberg 1960, S. 56-72
  • Walther Hubatsch: Albrecht von Brandenburg-Ansbach. Deutschordens-Hochmeister und Herzog in Preußen 1490–1568. Grote, Köln, Berlin 1965 [Neuausg.]
  • Oliver Volckart: Die Münzpolitik im Ordensland und Herzogtum Preußen von 1370 bis 1550, Wiesbaden 1996 (Digitalisat)
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Albrecht von Preußen. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage. Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 93–94.
  • K. Lohmeyer: Albrecht. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 293–310.
  • Walther HubatschAlbrecht der Ältere. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 171–173 (Digitalisat).
  • Almut Bues und Igor Kąkolewski (Hrsg.): Die Testamente Herzog Albrechts von Preußen aus den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts (= Deutsches Historisches Institut Warschau. Quellen und Studien; Bd. 9). Wiesbaden 1999
  • Die Kriegsordnung des Markgrafen zu Brandenburg Ansbach und Herzogs zu Preussen Albrecht des Älteren, Königsberg 1555, 2 Bände. [Faksimile und Kommentar] im Auftrag des MGFA und in Zusammenarbeit mit dem DHI Warschau hg. von Hans-Jürgen Bömelburg, Bernhard Chiari und Michael Thomae, Braunschweig 2006
  • Almut Bues (Hrsg.): Die Apologien Herzog Albrechts (= Deutsches Historisches Institut Warschau. Quellen und Studien; Bd. 20). Wiesbaden 2009
  • Stefan Hartmann: Äußerungen Herzog Albrechts zum Militärwesen in bisher kaum bekannten Quellen - Kriegsbuch und Briefwechsel. In: Beiträge zur Militärgeschichte des Preußenlandes von der Ordenszeit bis zum Zeitalter der Weltkriege. Sven Ekdahl anläßlich seines 75. Geburtstages am 4. Juni 2010 gewidmet, hg. von Bernhart Jähnig (= Veröffentlichungen der Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 25), Marburg 2010, S. 191-232
  • Albrecht von Brandenburg-Ansbach und die Kultur seiner Zeit. Ausstellungskatalog des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Rheinland Verlag, Düsseldorf 1968

Weblinks

Commons: Albrecht von Preußen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hierzu und zum folgenden Dolezel (Literatur), S. 16–19
  2. Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staats. Band 5, Heft 1, Berlin Posen Bromberg 1831, S. 67-73
  3. Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002, S. 37
  4. Albrecht von Preußen im ökumenischen Heiligenlexikon
  5. Ansbach: Ein Denkmal für den Gründer der ersten Landeskirche. In: ideaSpektrum. 22/2016, 1. Juni 2016, S. 24
VorgängerAmtNachfolger
---Herzog in Preußen
1525–1568
Albrecht Friedrich