Astheim (Trebur)

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Astheim
Gemeinde Trebur
Wappen von Astheim
Koordinaten: 49° 56′ N, 8° 23′ OKoordinaten: 49° 56′ 8″ N, 8° 22′ 54″ O
Höhe: 86 m ü. NN
Einwohner: 2206 (1970)
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 65468
Vorwahl: 06147

Astheim ist ein Ortsteil der Gemeinde Trebur im Kreis Groß-Gerau, in Hessen zusammen mit den Ortsteilen Trebur, Geinsheim, Kornsand und der Hessenaue.

Lage

Astheim liegt im Rhein-Main-Gebiet, etwa 7,5 km westlich von Groß-Gerau. Die Entfernung zu den Städten Mainz, Wiesbaden, Frankfurt am Main und Darmstadt beträgt etwa 20 bis 30 Kilometer. Es liegt 86 m über NN.

Geschichte

Urgeschichte

Archäologische Funde aus der Gemarkung des Ortes reichen bis in die Altsteinzeit zurück. 2003 führte die Abteilung „Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen“ (heute: Institut für Archäologische Wissenschaften) der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität im Norden der Gemarkung Astheim eine archäologische Ausgrabung durch. Freigelegt wurden die Überreste eines römischen Burgus nahe der Schwarzbachmündung in den Rhein, ferner alamannische und fränkische Gräber. Die Funde und Befunde insgesamt ließen sich auf einen Zeitraum von der Mitte des 1. Jahrhunderts bis ins 7. Jahrhundert datieren und weisen eine Besiedlung der Gemarkung Astheim in dieser Zeit nach..

Mittelalter

Pfarrkirche St. Petrus in Ketten

Das Bestehen des Ortes ist unter dem Namen Askemuntesheim seit 830 - 850 im Lorscher Codex als Besitz des Klosters Lorsch auch urkundlich belegt. Astheim wird in den folgenden Jahrhunderten unter anderem mit den Ortsnamen Astehem (1099), Astheim (1239), Astheym (1331), Astumb (1579), Astum (1647) und Astheim (1675) bezeichnet. [1]

Im 12. Jahrhundert befand sich Grundbesitz bei St. Maria ad Gradus, weiterer Grundbesitz seit 1282 im Besitz des Klarissen-Klosters Reichklara, beide in Mainz.

Im ausgehenden Mittelalter lag die Landeshoheit über das Dorf gemeinsam bei Kurmainz und den Herren und Grafen von Hanau. In Kurmainz zählte es zum Unteren Erzstift und unter den Ämtern des Domkapitels zum Domdechaneiamt in Mainz.

1486 kaufte Landgraf Wilhelm I. von Hessen 100 Morgen Äcker in Astheim, Bauschheim und Trebur. Die daraus gebildete Domäne umfasste ca. 100 Morgen Äcker und 35 „Gemansmat“ Wiesen. Sie ging 1579 durch Tausch an den Erzbischof von Mainz über.

Frühe Neuzeit

1527 tauschte Graf Philipp III. von Hanau-Lichtenberg seine Rechte in Astheim und andere Rechte mit Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz gegen die Hälfte des Dorfes Altheim, das dem Hanauer Amt Babenhausen zugeordnet wird. Nach anderer Quelle[2] erhielt Graf Philipp III. in diesem Jahr Astheim als Lehen des Klosters „Camberg“ – gemeint ist wohl das Kloster Comburg.

Die Mainzer Propstei St. Jakobsberg und das dortige Stift St. Maria ad Gradus hatten seit 1571 den großen Zehnten inne. Der Landgraf von Hessen erhielt den Zehnten von sieben Morgen Äckern.

1745 umfasste die Gemarkung 2180 Morgen. Davon gehören dem Domdechant 488 Morgen, St. Clara 369 Morgen, St. Jakobsberg 46 Morgen und der Pfarrei 43 Morgen. 1781 ergriff die Universität Mainz Besitz von den Gütern der aufgehobenen Klöster St. Clara und Karthause. 1782 nahm die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt Besitz von dem Klostergut.

Neuzeit

Nach der Säkularisation wurde Astheim dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen. Dort gehörte es bis 1820 zum Amt Rüsselsheim, das ab 1816 zur Provinz Starkenburg gehörte. 1821 wurden im Großherzogtum Landratsbezirke eingeführt und Astheim dem Landratsbezirk Dornberg zugeteilt. 1832 wurden die Einheiten ein weiteres Mal vergrößert und es wurden Kreise geschaffen. Dadurch gelangte Astheim in den Kreis Groß-Gerau. Die Provinzen, die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums wurden am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch Regierungsbezirke ersetzt, was jedoch bereits am 12. Mai 1852 wieder rückgängig gemacht wurde. Dadurch gehörte Astheim zwischen 1848 und 1852 zum Regierungsbezirk Darmstadt bevor wieder der Kreis Groß-Gerau für die übergeordnete Verwaltung zuständig wurde. Dort verblieb der Ort durch alle weiteren Verwaltungsreformen bis heute. Die zuständige Gerichtsbarkeit war während der Zugehörigkeit zu Hessen, von 1821 bis 1879 das Landgericht Großgerau und ist seit 1879 das daraus hervorgegangene Amtsgericht Groß-Gerau. [1]

Am 1. Januar 1977 ging Astheim im Zuge der hessischen Gebietsreform in der Gemeinde Trebur auf.[3]

Einwohnerentwicklung

Belegte Einwohnerzahlen sind[1]:

  • 1829: 0787 Einwohner
  • 1939: 1067 Einwohner
  • 1961: 1439 Einwohner
  • 1970: 2206 Einwohner
Astheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1967
Jahr  Einwohner
1834
  
839
1840
  
874
1846
  
970
1852
  
915
1858
  
970
1864
  
960
1871
  
955
1875
  
907
1885
  
832
1895
  
806
1905
  
858
1910
  
848
1925
  
937
1939
  
1.067
1946
  
1.291
1950
  
1.349
1956
  
1.359
1961
  
1.439
1967
  
1.893
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.

Ortswappen

Das Astheimer Wappen trägt einen (silbernen) Ast auf rotem Grund. Die Form des äußeren Randes lässt sich in Ansätzen bereits auf einem Siegel von 1681 nachweisen. Die hier dargestellte Version des Wappens geht wohl zurück in das 19. Jahrhundert.

Religion

Martin-Luther-Kirche

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wird eine Kirche erwähnt, deren Patronat zu einem Viertel bei der Kirche St. Maria ad Gradus in Mainz lag. 1302 ist von einer Pfarrkirche die Rede, deren Patronat sich die Kirche St. Maria ad Gradus in Mainz und das Kloster Comburg teilen. Patron der Pfarrkirche ist St. Petrus in vinculis. Die Propstei Jakobsberg und das Stift St. Maria ad Gradus, beide in Mainz, hatten seit 1463 abwechselnd das Patronatsrecht. Die Kirche wird von der römisch-katholischen Kirchengemeinde genutzt und ist eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Astheimer Geschichte.

Die evangelische Kirche ist die Martin-Luther-Kirche.

Kultur

In Astheim befindet sich die von dem örtlichen Beauftragten des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Eugen Schenkel, begründete Sammlung archäologischer Funde. Die Sammlung wird von der am 16. März 2006 gegründeten Eugen-Schenkel-Stiftung betreut. In der Sammlung befinden sich Fundstücke von der Altsteinzeit bis in die Neuzeit aus dem gesamten Gebiet der Gemeinde Trebur.

Sport und Freizeit

Sportanlagen

Astheim verfügt über einen Sportplatz mit Kunstrasen und Flutlichtanlage sowie einem angegliederten Kleinspielfeld. Darüber hinaus existiert eine gemeindeeigene Mehrzwecksporthalle.

Vereine

Größter Verein des Ortes ist der SC 1948 Astheim e.V., der am 1. Juli 1948 gegründet wurde. Laut Vereinssatzung war es der Zweck dieses Vereins Fußball, Turnen und Gymnastik zu betreiben. 1955 musste der Turnbetrieb aufgegeben werden, 1961 musste auch der sonstige Spielbetrieb für drei Jahre eingestellt werden. Im Herbst 1964 wurde zunächst mit Sportlern aus Bauschheim eine Spielgemeinschaft betrieben, die drei Jahre bestand. 1968 wurde das Sportheim errichtet, welches auch Raum für Frauengymnastik und eine Tischtennisabteilung bot. Später konnte das Angebot um Volleyball erweitert werden, die Tischtennisabteilung trennte sich jedoch von dem Sportverein. In der Saison 1974/1975 konnte die erste Mannschaft Vizemeisterschaft erringen und die zweite Mannschaft Meister in der Verbandsrunde werden. 1976 konnte der Sport-Club den Aufstieg in die A-Klasse Darmstadt erreichen, zwei Jahre später folgte der Abstieg in die B-Klasse Groß-Gerau. Seit 1984 wird auch Jazzgymnastik angeboten. In der Saison 2005/2006 konnte der SC Astheim als Vizemeister der Kreisliga B, den Wiederaufstieg in die Kreisliga A Groß-Gerau erreichen.

Neben dem SC 1948 Astheim e.V. sind auch folgende Vereine in Astheim beheimatet:

  • ACA - Astheimer Carneval Ausschuss 1949
  • Anglerverein 1965 Astheim
  • Ars Candanti Kammerchor Astheim
  • Astemer Kerwegesellschaft 1988
  • Astemer Kerweborsch wieder seit 2003
  • Astheimer Schützenverein 1958
  • Bauernverband Astheim
  • Caritas-Ortsgruppe Astheim
  • Damen-Kegelclub "Geselligkeit 1951" Astheim
  • Eagles Westerntanzgruppe Astheim
  • Flohzirkus Astheim e.V.
  • Förderverein St. Petrus in Ketten Astheim e.V.
  • Freiwillige Feuerwehr Astheim
  • Gesangverein Germania Bruderkette Astheim 1884 e.V.
  • Männer-Kegelclub "Edelweiß" von 1946
  • Kleintierzuchtverein Astheim
  • Landfrauen Astheim
  • Musikverein Astheim 1992 e.V.
  • NABU Ortsgruppe Astheim
  • Obst- und Gartenbauverein Astheim
  • Ortsbauernverband Astheim
  • VfH Astheim e.V.

Literatur

  • Astheim – Geschichte und Geschichten. Herausgegeben vom Organisationskomitee 1150 Jahre Astheim, Trebur 1999, ISBN 3-923418-05-1.
  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains. = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29, S. 92.
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 22–25.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform. = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 52

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Astheim, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 23. Juli 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 20. November 2012.
  2. Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 210.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 366.