BLS Lötschbergbahn

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Ae 8/8 der BLS vor Spiez
Das Kanderviadukt der BLS bei Frutigen

Die BLS Lötschbergbahn AG ist eine ehemalige private Bahngesellschaft in der Schweiz. Mit einem normalspurigen Streckennetz von 245 Kilometern Länge gehörte sie zu den grösseren Privatbahnen der Schweiz. Sie unterhielt den Nord-Süd-Verkehr (Güter sowie Rollende Autobahn) über den Lötschberg (Lötschberglinie) und war für den Regionalverkehr im Grossraum Bern zuständig. Sie betrieb auch die Schifffahrt auf dem Thuner- und Brienzersee. An der AG war der Kanton Bern 2001 zu 65 %, die Eidgenossenschaft zu 18 % und Gemeinden sowie Private zu 17 % beteiligt. Die BLS Lötschbergbahn AG wurde im Juni 2006 mit der Regionalverkehr Mittelland (RM) zur neuen BLS AG fusioniert, die neue Gesellschaft ist seit dem 27. Juni 2006 operativ.

Geschichte

Die BLS wurde am 27. Juli 1906 unter dem Namen Berner Alpenbahngesellschaft Bern–Lötschberg–Simplon für den Bau der Lötschberglinie gegründet. Seit dem 24. Juli 1901 fuhr bereits von Spiez nach Frutigen die Spiez-Frutigen-Bahn; diese Bahn wurde am 1. Januar 1907 für SFr. 3'558'680.67 von der BLS übernommen. Die ersten Sprengschüsse am 15. Oktober 1906 kündigten den Baubeginn des Lötschbergtunnels an. Im gleichen Jahr wurde der Simplontunnel der SBB fertiggestellt. 1911 wurde der Lötschbergtunnel (Länge 14'612 m) zwischen Kandersteg und Goppenstein durchstossen. Als auch die Zufahrtsrampen auf beiden Seiten fertig gebaut waren, konnte am 15. Juli 1913 der durchgehende Betrieb von Spiez nach Brig aufgenommen werden.

Die bereits seit der Eröffnung mit 15'000 V und 16 2/3 Hz elektrifizierte und aus 33 Tunneln, 3 Lawinenschutzgalerien sowie 22 Brücken bestehende Lötschbergachse wurde zu einer wichtigen Eisenbahnstrecke im internationalen Verkehr, vor allem zwischen dem Elsass und Italien (Domodossola). Die als Versuchsstrecke und Vorläufer für den elektrischen Betrieb seit 1. November 1910 elektrisch betriebene Strecke Spiez–Frutigen war anfänglich für 15 Hz erbaut worden. Die Anlage wurde auf 16 2/3 Hz angepasst, nachdem anfangs 1913 die Verwaltungen von Preussen, Bayern und Baden sich auf 16 2/3 Hz als Bahnfrequenz festlegten. Diese Änderung konnte ohne grosse bauliche Veränderung vollzogen werden; einzig die Drehzahlregler der Generatoren mussten angepasst werden.

Per 1. Januar 1913 fusionierte die BLS mit der Thunerseebahn (TSB), neben der Lötschbergstrecke (Spiez–Brig) umfasste sie fortan auch die Strecke Scherzligen (Thun)–Spiez–InterlakenBönigen sowie die Dampfschiffahrt auf dem Thuner- und Brienzersee. 1915 kam noch die Strecke der Münster-Lengnau-Bahn (MLB) dazu, die aber rechtlich von Anfang an Bestandteil der BLS war.

Zwischen der BLS und folgenden Bahngesellschaften bestand von Anfang an ein Betriebsvertrag:

Diese „mitbetriebenen Bahnen“ waren rechtlich eigenständige Gesellschaften mit eigenen Verwaltungsräten. Verwaltung und Betrieb besorgte die BLS (und vor ihr die TSB), weshalb Personal und Fahrzeuge freizügig eingesetzt wurden. Einzig die Rollmaterialbeschaffungen mussten von den jeweiligen Verwaltungsräten entschieden werden, weshalb einzelne Unterschiede zu erkennen waren. Diese Bahngesellschaften waren im Mehrheitsbesitz des Kantons Bern, der nach dem Ersten Weltkrieg in der damaligen grossen Kohlennot per Regierungsdekret entschied, die Bahnen seien zu elektrifizieren und gleich die notwendigen Lokomotiven bestellte, was den Bahnen den Übernamen Berner Dekretsbahnen bzw. den entsprechenden Lokomotiven den Namen Dekretsmühlen eintrug.

Nachdem das Elsass und Lothringen 1918 an Frankreich übergingen, verlagerte sich der ursprünglich anvisierte Transitverkehr aus Frankreich via Grenchenbergtunnel auf den Grenzübergang Basel. Doch dank dem wachsenden Güterverkehr zwischen Deutschland und Italien und dem Reiseverkehr ins Wallis hat es der BLS nicht an Verkehrsaufkommen gemangelt.

Seit den 1950er Jahren betreibt die BLS einen Autoverlad durch den Lötschbergtunnel. Somit konnte der grosse Umweg mit dem Auto über die Genferseeregion vermieden werden.

Seit 1992 ist die Lötschbergbahn durchgehend doppelspurig. Die Arbeiten dazu wurden 1977 aufgenommen. Auf Verlangen des Bundes, der 1906 um eine Mitfinanzierung angegangen worden war, wurde der Lötschbergtunnel doppelspurig gebaut und die Zufahrten beim Bau für die Doppelspur vorbereitet.

1997 fusionierten die SEZ, GBS, BN mit der BLS zur BLS Lötschbergbahn AG. 2000 haben die SBB und die BLS eine Basisvereinbarung unterzeichnet. Diese legt unter anderem fest, dass die BLS den SBB-Regionalverkehr (S-Bahn Bern) sowie die RegioExpress-Züge Bern–Luzern übernimmt und die SBB im Gegenzug den Fernverkehr auf dem BLS-Netz. Ab dem 12. Dezember 2004 wurde der Vertrag umgesetzt.

Betrieb

Autoverlad in Kandersteg
Bahnhof von Kandersteg

Im Jahr 2001 wurde gemeinsam mit der Railion Deutschland AG und dem Spediteur Ambrogio aus Italien eine Tochtergesellschaft, die BLS Cargo AG gegründet. Das Unternehmen bietet vor allen Dingen im Alpentransit direkte Verbindungen zwischen Frankreich sowie Deutschland nach Italien für den Güterverkehr an. Für den Lastwagentransport wird für die RAlpin AG die Rollende Autobahn angeboten. Das Unternehmen hat seit der Gründung den Güterverkehr der BLS von ca. 300 Mio. Ntkm auf 2.8 Mrd. Ntkm (2005) vervielfacht und im Alpentransit durch die Schweiz 2006 einen Marktanteil von 40 % erreicht.

Die Tochtergesellschaft BLS AlpTransit AG konzentrierte sich auf den Bau des Lötschberg-Basistunnels.

Rollmaterial (Auswahl)

Re 465 007 in Luzern
Lokomotiven
  • BLS Fb 2×2/3 101 (Versuchsfahrzeug nicht übernommen)
  • BLS F 2×3/3 121 (1910), später Ce 6/6 121
  • Fb 5/7 151–163 (1913), später z.T. Ae 5/7 161–164 / 171
  • Be 6/8 201–204 (1926/31), später Ae 6/8 (Breda-Lokomotiven)
  • Ae 6/8 205–208 (1939–1943)
  • Ae 4/4 251–258 (1944–1955), neu Ae 415; vier Stück 1966 zu Ae 8/8 274–275 umgebaut
  • Ae 8/8 271–273 (1959–1963)
  • Re 4/4 161–195 (1964–1983), neu Re 425
  • Re 420 501–512, ex SBB Re 4/4II
  • Re 465 001–018 (1994–1997), Lok 2000
  • Re 485 001–020 (2002–2004), TRAXX F140 AC
Triebwagen/Triebzüge
  • BLS Ce 2/4 (1910) 781–783
  • BCFZe 4/6 731, 736 und 737; Blauer Pfeil von 1938, Nummer 736 ist nach Restauration seit 2014 wieder betriebsfähig[1][2].
  • ABDe 4/8 741–743 (1945), an OeBB und RVT verkauft, 742 jetzt im Bahnmuseum Kerzers/Kallnach
  • ABDe 4/8 746–750 (1954), neu ABDe 535; ausser Dienst
  • ABDe 4/8 751–755 (1964), neu ABDe 535; ausser Dienst
  • Be 4/4 761–763 (1953), 761 als historisches Triebfahrzeug erhalten, Rest abgebrochen
  • RABe 525 001–036 (1998–2005), NINA
  • RBDe 565 721–742 (1982–1992), Privatbahn-NPZ
  • Fahrleitungstriebwagen Xm 2/2 BLS 9321–22 (1933), BN 9712 (1943) und 9711 (1929) 1943, ab 1948 als Tm 2/2 51–54 bezeichnet

Literatur

  • Claude Jeanmaire: Mit Kohle, Dampf und Schaufelrädern. Verlag für Eisenbahn- und Strassenbahnliteratur, Basel 1971, ISBN 3-85649-009-7.
  • W. Brügger: Die Bahnen. In: Das Frutigbuch. Heimatkunde für die Landschaft Frutigen. Paul Haupt, Bern 1977, S. 419–437.
  • Florian Inäbnit, Jürg Aeschlimann: Bern–Neuenburg-Bahn. Die Linie Bern–Neuenburg der BLS. Prellbock Druck & Verlag, Leissigen 2001, ISBN 3-907579-18-6.
  • Ulf Degener: Neue Wege im Alpentransit. Umorientierung bei der BLS Lötschbergbahn. In: LOK MAGAZIN. GeraNova, München 41/2002,255, ISSN 0458-1822. S. 25–26.
  • Kilian T. Elsasser, Stephan Appenzeller (Hrsg.): Pionierbahn am Lötschberg. Die Geschichte der Lötschbergbahn. AS-Verlag, Zürich 2013. ISBN 978-3-906055-06-0.

Weblinks

Commons: BLS Lötschbergbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Blaue Pfeil auf bahnonline.ch
  2. Kilian T. Elsasser, Theo Weiss, Thomas Hurschler: Der Blaue Pfeil. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 960, Serie 96). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2014, ISBN 978-3-03797-164-2.