Benutzer:Flassig Reiner/Schreib

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Geschichte der Steinmetzen in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorromanik und Romanik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klosterplan Maulbronn
Königshalle im Kloster Lorsch

Die germanischen Völker kannten vor den Römern lediglich die Lehm- und Holzbauweise, während antike Völker wie die Ägypter, Griechen und Römer bereits Jahrhunderte bzw. Jahrtausende früher mit der Steinbauweise vertraut waren. Ein erfolgreicher Baubetrieb mit Stein verlangt neben der Fertigkeit Steine zu bearbeiten, vor allem Kenntnisse der Geometrie und der Mathematik, die die Germanen nicht beherrschten.

Die Geschichte der Steinmetzkunst in Germanien beginnt mit den römischen Soldaten, die nicht nur das Christentum verbreiteten, sondern auch das Wissen um den Steinbau. Karl Friedrich [1] hält die Bearbeitungsspuren und Bearbeitungsmuster an römischen Sarkophagen im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. für den Einstieg der Steinbearbeitung mit Spitzeisen, Schlageisen und Zweispitz in Germanien. Der christliche Glaube wurde nach dem Abzug der römischen Besatzung durch missionierende Mönche weiter verbreitet und nach den Wirren der Völkerwanderung im 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. errichteten Mönche die romanischen Klosterbauten. Bis Ende der Romanik werden ca. 2000 Klosterbauten erstellt [2].

Zum Bau der Klöster benötigten die Mönche Arbeitskräfte, die aus der näheren Umgebung rekrutiert und angelernt wurden. Teilweise betrieben die Christen in jener Zeit die Christianisierung derart heftig, dass Papst Gregor III. (731- 741 n. Chr.) die Äbte und Bischöfe in Hessen anwies, die Steinmetzen nicht zu sehr zu bekehren, sondern sie ordentlich zu verpflegen, damit diese die Arbeit nicht im Stich lassen würden [3]. Es waren zunächst Baulaien, die von den Mönchen beschäftigt und in die Techniken der Steinbauens eingewiesen wurden. Die Mönche, die wie Bonifatius aus Irland und aus Angelsachsen kamen, hatten Erfahrungen im Steinbau. Die Baulaien konnten unter den Benediktinern sogar zu Laienbrüder aufsteigen, die im Unterschied zu den Mönchen kein Gelübde ablegten. Die Zeit von Karl dem Großen (768 - 814) bildete für die Entwicklung der Steinbaukunst in Deutschland die entscheidende Cäsur, da er nach der Eroberung des Langobardenreiches, die Pfalzkapelle in Aachen erbauen ließ, die als Grundriss die Kapelle San Vitale in Ravenna zum Vorbild nahm. Damit kann man vom ersten deutschen Steinbau sprechen, der in einem geregelten Baubetrieb entstand. Die Säulen der Pfalzkapelle sind aus Marmor, die Karl der Große über die Alpen transportieren ließ. Von Bedeutung für die weitere Entwicklung war Einhard, der, wie Gottfried Kiesow [4] annimmt, bereits in Folge des Baus der Aachener Pfalzkapelle, eine Steinmetzgruppe leitete, die die Königshalle von Lorsch baute.

Das romanische Mauerwerk war, wie das römische zweischalig mit verfülltem Zwischenraum. Deswegen war bei der Herstellung der behauenen Steine eine hohe Genauigkeit der Steine nicht zwingend erforderlich, lediglich die Kanten un die Sichtseite der Mauersteine mußte besonders besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Mit dem romanischen Baustil entwickelte sich die Oberflächenbearbeitung sowie die Steinbearbeitung weiter, denn nicht mehr nur gespitzte und raue, sondern glatte, winkelige und profilierte Steine wurden zunehmend verbaut. Die Herstellung exakter vollkantiger und winkeliger Werksteine musste von den damaligen Steinmetzen allerdings erst erlernt werden. Planebene und winkelige Flächen herzustellen, ist nur durch Anwendung einer speziellen Methode, dem sog. Ersehen (Visieren) des vierten Eckpunktes möglich. Dabei werden die Randschläge an den Steinkanten zu einer Ebene verbunden. Erst nach dem Herstellen der ersten Fläche eines Werkstücks, können in weiteren Arbeitsschritten winkelige und paßgenaue Flächen hergestellt werden. Es ist das große Verdienst von Karl Friedrich [5] zu belegen, dass im Verlauf der Romanik das Glatt- oder Zahnflächen die Herstellung der geglätteten Steinoberfläche mit einem Werkzeug, der sog. Fläche, einem Steinbeil, bewerkstelligt wurde. Entsprechend dieses Werkzeugeinsatzes, des von den romanischen Steinmetzen neu erfundenen Werkzeugs, können zeitliche Einordnungen des Baugeschehens an romanischen Bauwerken herangezogen werden.

Im 9. und 10. Jahrhundert kann man davon ausgehen, dass am Klosterbau nicht mehr nur Angelernte aus der Nähe der Baustelle angestellt wurden, sondern erfahrene und ausgebildete Beschäftigte in Gruppen von 30 bis 50 Personen[6] je nach Bedarf von Baustelle zu Baustelle zogen. Des Weiteren belegt der Klosterbauplan von St. Gallen aus dem frühen 9. Jahrhundert, der in jüngster Zeit gefunden wurde, dass der Baubetrieb geplant und gezielt erfolgte.

Eine besondere Rolle spielte das Kloster Hirsau im Schwarzwald im 11. Jahrhundert, wo die in Cluny praktizierte Ausbildung von Laienbrüdern zu Steinmetzen und Maurern in Deutschland durch die Benediktiner ihren Ursprung nimmt [7] und anschließend die Zisterzienser, die den gotischen Baustil aus Frankreich mitbrachten. Nachdem sich die beiden christlichen Orden aus dem Baugeschehen zurückzogen, füllten die italienischen Steinmetzen, die Langobarden aus Italien, diese Lücke. Sie beeinflussten den romanischen Stil mit ihrem gedrehten Säulen und Flechtwerk mit. Die Spuren dieses Wirkens sind unter anderem im Dom von Quedlinburg und vor allem an den Säulen im Kreuzgang des Kaiserdoms von Königslutter zu sehen.

Die Steinmetzen der Vorromanik und Romanik waren der Kirche verpflichtet und waren eng an das Wohl und Wehe der Klöster gebunden; sie waren entweder Mönche, Laienbrüder oder Bauhelfer. Romanische Baumeister sind namentlich nicht bekannt.

Gotik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Verlauf des 13. Jahrhunderts ging die Anzahl der Klosterneubauten spürbar zurück, da sich die christliche Missionierung in Germanien durchgesetzt hatte und damit der Baubedarf für Klöster gedeckt war. Das Ende der klösterlichen Bauschulen und Baubrüderschaften wurde eingeleitet. Romanisch begonnene Bauwerke, wie z.B. das Freiburger Münster, wurden im neuen gotischen Stil weitergebaut. Die Entwicklung der Städte zog eine rege Bautätigkeit, vor allem klerikaler Bauten, aber auch von Profanbauten, nach sich. Ab 1170 kann von einer planmäßigen Gründung [8] von Städten ausgegangen werden. Das in den Städten herrschende Bürgertum, die Patrizier, die die Ratsherrn und Bürgermeister stellten, übernahmen die Bauherrschaft und nicht mehr die Klösterbruderschaften. Das gotische Bausystem erfordert wesentlich große Genauigkeit aller Steinteile zueinander als das der Romanik. Die völlig neue gotische Wölbetechnik mit Hilfe von Kreuzrippen und Strebebogen zur Aufnahme des enormen Gewölbedrucks erforderte, neben einer hohen Präzision, neue Steinbearbeitungs-, Konstruktions- und Schabloniertechniken. Der Spitzbogen und das Maßwerk, die aus geometrischen Formen entwickelt und als konstruktive Elemente dienten, war ohne umfassendes Wissen und ohne eine sichere Hand und ein sicheres Auge nicht herstellbar. Dieser neue aufwendige gotische Baustil und die daraus resultierenden hohen Anforderungen erforderten neue Organisationsformen und arbeitsteilige Prozesse, die sich in Form von Bauhütten herausbildeten. Die Bauhütten waren komplexe Organisationen und in ihnen herrschten genaue Regeln. Die Bauhütte arbeitete mit unterschiedlichen städtischen Handwerkszünften beim Dombau zusammen, wie Schlosser, Zimmerleute und Schmiede. Die Koordination der anfallenden Arbeiten ermöglichte die Vorfertigung der Bausteine, die für einen Bauablauf notwendig waren. In den überdachten Hütten konnten die Steinmetzen daher auch im Winter arbeiten, wobei aufgrund der Lichtverhältnisse die winterlichen Arbeitstage kürzer und geringer entlohnt waren. Sie waren dennoch die bestgezahltesten Handwerker des Mittelalters.

Netzwerk aus Stein, ein spätgotisches Maßwerk
Straßburger Münster: Gotisches Eingangsportal

Ein erster schriftlicher Beleg für einen Dombau mit einer Bauhütte aus dem Jahre 1241 als Vereinigung von Steinmetzen in Deutschland stammt aus Magedeburg [9]. Die Entwicklung sowohl selbständiger Handwerker als auch die der Bauhütten in den Städten beginnt in der Gotik. Steinmetzzünfte entwickelten sich erst gegen Ende der Gotik und erste überregionale Stadtbruderschaften gab es erstmals in Regensburg 1459 [10]. In den Bauhütten wurden die ersten gotischen Baumeister, wie Erwin von Steinbach (1244-1318), Peter Parler (1333-1399) und Ulrich von Ensingen (1360-1419), um nur die wichtigsten zu nennen, als Steinmetzen und Steinbildhauer ausgebildet. Dies änderte sich erstmals Ende des 15. Jahrhunderts als ein Nichtbaufachmann, der Stadtbaumeister von Nürnberg [11], Endres Tucher (1423-1507), ein Patritzier, zum Stadtbaumeister von Nürnberg vom Rat der Stadt gewählt wurde. Die Baumeister der frühen Gotik waren ortsgebunden und nur bei größeren Bauvorhaben waren sie ausschließlich mit der Werkplanung beschäftigt; sie wurden dann auf der Baustelle von Palieren (heute Poliere, nach den Parlern genannt) vertreten. Das erste überregionale waren das Baumeistergeschlecht der Parler sowie die Familie von Ulrich von Ensingen, die über Landesgrenzen im damaligen Europa aktiv waren und hohe Einkommen erzielten.

Gebaut wurde zunächst in der Gotik nicht nach Bauplänen, später nach den Rissen (Seitenansichten) auf Pergament. Belegt ist das erstmals durch das Musterbuch von Villard de Honnecourt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Statische Berechnungen gab es nicht, man baute nach „Versuch und Irrtum“. Die Anweisungen zur Herstellung der Werksteine erfolgten mündlich, die erforderlichen Schablonen zum Herstellen der profilierten Werkstücke wurden von den Steinmetzen vor Ort konstruiert, zum Teil auch auf Bauwände oder Böden gezeichnet und aus Holz oder Metall hergestellt. Das fachliche Wissen wurde in der Bauhütte mündlich weitergegeben und erst Mitte des 15. Jahrhundert gab es nachweislich Lehrbücher von den gotischen Baumeistern Hans Böblinger (Laubhauerbuch) und Matthäus Roriczer (Das Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit), um die zwei bedeutendsten Autoren der Lehrbücher zu nennen. Damit ist belegt, dass Steinmetzen nach Anwendungen von verschriftlichen Modulen in der Lage waren, an gotischen Bauwerken Werkstücke entsprechend maßlich variabel zu konstruieren und herzustellen. Diese mittelalterliche Schriften waren zur Vermittlung von Kenntnissen den Gesellen vorbehalten, die nach 5 Jahren Ausbildung ihre Prüfungen vor der Bauhütte erfolgreich abgelegt hatten. Eine besonders tiefe Form der Arbeitsteilung gab es in den Bauhütten, die es in keinem anderen mittelalterlichen Handwerk gab, denn zwischen Polieren und Gesellen gab es die sog. Kunstdiener, die für feinere Steinmetzarbeiten eingesetzt wurden.

Gewundene gotische Säule mit höchsten technischen Schwierigkeitsgraden

Die Ausbildung der Steinmetzen war streng geregelt, Lehrlinge wurden 5 Jahre ausgebildet und eine Meisterprüfung konnte erstmals nach Wanderschaft von 2 bis 4 Jahren plus einer Wartezeit (Mutzeit) von 2 Jahren bis zur Prüfung abgelegt werden [12]. Die Steinmetzen in den Bauhütten durften ihr Wissen an Laien nicht weitergeben und mussten Schweigeschwüre ablegen. Gefertigt wurden die Werksteine auf der Baustelle. Erst gegen Ende der Gotik wurden Werkstücke nach den zugesandten Schablonen in den Steinbrüchen behauen. Die Fluktuation der Steinmetzen auf den gotischen Baustellen war groß, die Kosten für die Steinmetzen waren in den Rechnungsbüchern der Bauhütten die größten Posten. Die gotischen Baustellen waren internationale Treffpunkte der Handwerker. Zu gewissen Zeiten waren mit dem Dombau in Köln bis zu 110 Personen beschäftigt [13]. Die Dombaumeister waren hochgeachtete Persönlichkeiten, zu deren Selbstverständnis es gehörte, dass sie sich z.B. in steinernen Portraits in ihren Bauwerken vergegenständlichten.

Die Steinbearbeitungswerkzeuge waren zu Beginn der Gotik, in Anlehnung an die romanische Steinbearbeitungstechnik, der Zweispitz, Spitzeisen und das Schlageisen, sowie die Glatt- und Zahnfläche. Die Anforderungen an die Steinmetzen, die komplizierte Profile anzufertigen hatten, konnten mit diesen Werkzeugen allein nicht bewältigt werden. Deshalb wurde die Schneidenbreite der Glattfläche von 10 bis 12 cm in der Romanik im Verlauf der Gotik auf 3 cm Schneidenbreite reduziert. Dieses Werkzeug nennt Karl Friedrich die „Pille“, die zum Herausschlagen der radialen und komplizierten Profile mit höchster handwerklicher Technik von den Steinmetzen der Hochgotik entwickelt und vorzüglich beherrscht wurde. Erst gegen Mitte des 15. Jahrhunderts wird in der Gotik ein neues Werkzeug verstärkt eingesetzt, das Scharriereisen, das in der Gotik nicht breiter als 50 mm war. Es dient der Glätttung und optischen Ausrichtung der Steinoberflächen. Ein Randschlag, der aus arbeitstechnischen Gründen erforderlich war, wurde, soweit möglich, unterdrückt [14]. Zur Konstruktion der aufwendigen radialen Werkstücke und für Schablonen wurde der Bodenzirkel mit einer Schenkellänge von bis zu 90 cm, der von den römischen Feldmessern stammt, zum Stechzirkel mit einer Schenkellänge von ca. 30 cm, abgewandelt.

Elisabethkirche in Marburg, die erste gotische Kirche in Deutschland

In der Gotik gab es vier Haupthütten, an die die Nebenhütten jeden „10ten Pfinnig“, abzuführen hatten:

  • Straßburg mit den Nebenhütten:„...waß anwendig der Moßel ist, und Franken. laut uns an den Thüringer Wals und Pöbenburg bis an das Pistumb gen Aichstädt, und von Aichstädt bis gen Ulm, von Ulm bis gen Augspurg, von Augspurg bis an den Adel Prag und biß an daß Welschland, Meißnerland, Hessen und Schwabenland...“
  • Zürich mit den Nebenhütten: „...Bern, Baßel, Lucern, Schafhausen, St. Gallen und die ganze Eidgenossenschaft,...“
  • Wien mit den Nebenhütten: „...Ober- und Niederbayern, auch das Land ob der Ennß, Böheimb, Mähren, Steyermarkt, Kärndten und Krain, und ganz nach der Donau obhin,...“
  • Köln mit den Nebenhütten: „...wo der Rhein und der Main zusammenstissen, geht abwärts bis ins Niederland...“ [15],

Die bedeutendste Bauhütte war am Straßburger Münster. Bauhütten waren im Übrigen bis ins 19. Jahrhundert im Betrieb. Den Haupthütten waren Nebenhütten zugeordnet. Die Regeln einschließlich der Sanktionen der Bauhütten waren verschriftlicht. Das schriftliche Regularium der Bauhütte wurde vom Kaiser Maximilian I. (1459–1519) und deren Nachfolger bis Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) genehmigt. Die Bauhütten hatten eine eigene Rechtssprechung außerhalb der staatlichen und kirchlichen Rechtsinstitutionen. Das letzte Urteil und Wort hatte die Hütte Straßburg. Alfred Schottner [16] dokumentiert eine Auseinandersetzung der Haupthütte Straßburg mit der Nebenhütte der sächsischen St. Annenkirche zu Annaberg über eine 4jährige Dauer der Lehrzeit, in deren Verlauf die Sachsen die 5jährige Ausbildungszeit in gesamten Bauhüttenbereich akzeptieren mussten.

Die Steinmetzen der Gotik waren hochgeachtete und -bezahlte Persönlichkeiten, erstmals in der Geschichte waren Handwerker in der Lage ihren Arbeitsplatz örtlich frei zu wechseln. Ein Zeichen für das Selbstbewußtsein der gotischen Steinmetzen drückt sich auch darin aus, dass erstmals Steinmetzzeichen in die gotischen Werksteine eingeschlagen werden. Die gotischen Baumeister waren Handwerker und Architekten. Sie sind namentlich bekannt und konnten in relativ großer Freiheit von den Bauherrn nach ihren Vorstellungen Bauwerke gestalten.

Renaissance[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Ende der Gotik wandelten sich die Bauaufgaben erneut, denn der Bedarf an Kirchenbauten war weitestgehend gedeckt. Bauaufgaben im Interesse des Bürgertums und des Adels dominierten. Profanbauten (z.B. Nutzbauten der Bürger, Schlösser und Repräsentativbauten des Adels) wurden Ende des 15. Jahrhunderts verstärkt gebaut und damit verbunden war der Bedeutungsverlust der Bauhütten, die sich vornehmlich mit dem Kirchenbau befassten. Steinmetzen, die bislang in den Bauhütten arbeiteten, hatten die Chance zur Karriere als Baumeister.

Augsburger Rathaus von Elias Holl

Die adeligen und bürgerlichen Bauherrn sicherten sich umfangreiche Rechte und sie hatten das letzte Wort beim Bauen. Der bekannteste Baumeister der Renaissance, Elias Holl (1573-1646), ein gelernter Maurer [17], arbeitete als Stadtbaumeister Augsburgs einerseits, aber andererseits bewältigte er auf eigene Rechnung zahlreiche weitere Bauaufträge. Holl war für die Gesamtheit des Planens und Bauens zuständig, für die Lohnzahlungen, für Baustellenverpflegung und für Ausbildung der Handwerker usw.. Es gab genaue Regelungen für die Baustelle, die durch Zünfte und Patrizier festgelegt waren. Beim Neubau des Augsburger Rathauses, dem beeindruckendsten Profanbau der Renaissance, waren zeitweilig bis zu 263 Handwerker [18] beschäftigt.

Gebaut wurde nicht mehr nur nach Rissen, sondern nach Detailzeichnungen und Anschauungsmodellen. Die Bauherrn waren gebildet, kannten berühmte europäische Bauwerke durch ihre Reisen und verlangten Mitsprache. Die Vermessungsgerätschaften wurden im Barock weiterentwickelt, es gab Winkelscheiben und Proportionalzirkel. Statische Berechnungen gab es in der Renaissance noch nicht, dennoch wurden versucht, Bauprobleme durch Modelle zu veranschaulichen oder durch Versuche zu lösen.

Juleum in Helmstedt

Die Steinbauweise änderte sich gegenüber der Gotik. Die aufwendigen und komplizierten Profilierungen der gotischen Werkstücke wichen entweder glatten oder geometrischen Steinoberflächen und -formen. Es entstanden die sog. Diamantquader oder das flache sog. Beschlagwerk als Ornament. Damit wandelte sich auch der Werkzeugeinsatz und ein neues Werkzeug, der Krönel wurde zum Glätten der Oberflächen eingesetzt. Ein Krönel ist erstmals auf einem Wappen aus dem Jahre 1698 [19] abgebildet. Des Weiteren wurden auch Oberflächen der Werkstücke aus optischen Gründen glattgeschliffen.

Für die am Bau beschäftigten Handwerker und damit auch für die Steinmetzen gab es erstmals soziale Regelungen wie z.B. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bezahlte Freistellung für Hochzeiten und Arbeitsausfallgelder im Winter.

In der Renaissance hatte sich ein Baumeister neuen Typs herausgebildet, der zwar handwerklich ausgebildet, aber zugleich neben seiner Funktion als Architekt auch ein Unternehmer war. Erstmals gab es auch Baumeister, die nicht mehr Steinmetzen waren, sondern Maurer.

Barock und Rokoko[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Residenz in Würzburg
Potsdam - Schloss Sanssouci

Nach dem Ende des 30jährigen Kriegs setzte sich der barocke Baustil in Deutschland durch. Die Zeit des Absolutismus begann, die Fürsten herrschten mit absoluter Macht. Ab 1730 spricht man vom Rokokostil.

Die Bauweise im Barock leitete für Naturstein einen grundlegenden Wandel ein. Teilweise wurden Säulen aus Stuckmarmor und Gewölbe sowie Profile aus Gipsstuck hergestellt. Die Außenmauern wurden je nach Finanzkraft des Fürsten aus Stein oder im Mischmauerwerk von Ziegel und Naturstein hergestellt, wie z.B. das Berliner Schloss. Teilweise wurde durch Putz auf Außenmauern Stein vorgetäuscht. Dennoch wurden noch eine Reihe von barocken Bauwerken gänzlich aus Naturstein hergestellt, wie z.B. die Frauenkirche Dresden.

Gebaut wurde nach Zeichnungen, die am Reißbrett entstanden. Nach den Zeichnungen wurden Schablonen hergestellt. Es gab Grund-, Längs- und Querrisse, die perpektivische Zeichnung wurde eingesetzt. Es gab erste Ansätze statischer Berechnungen zur Ermittlung erforderliche Mauerstärken, dabei wurden über graphische bzw. geometrische Methoden angewendet. Durch den barocken Gewölbebau, wurden die Anforderungen an den Steinschnitt, die Aufteilung der Fugen und Paßgenauigkeit, erhöht. Dieses Problem wurde nicht mehr nur praktisch gelöst, sondern auf mathematisch-statischer Basis [20].

Die Ausbildung zum Steinmetzgesellen wurde zeitlich reduziert und umfasste nur noch drei Jahre. Die Baumeister hatten in aller Regel eine Ausbildung als Handwerker, wie z.B. Steinmetz, Bildhauer (z.B. Andreas Schlüter war Bildhauer und ist bekannt Baumeister des Berliner Schlosses), Maurer, Maler oder Zimmermann (z.B. Georg Bähr war Zimmermann und ist bekannt als Baumeister der Frauenkirche Dresden). Balthasar Neumann (Baumeister der Würzburger Residenz) steht für einen neuen Typ von Baumeister, er war von Beruf Geschütz- und Glockengießer und absolvierte an der Würzburger Universität eine Ausbildung in Geometrie und Architektur. Die Ausbildung zum Baumeister wurde an deutschen Universitäten gelehrt. Das Bauen war staatlich geregelt, Fehler beim Bauen wurden bis zum ausführenden Arbeiter verfolgt.

Im Barock wurden erstmals Steine durch Steinsägen und nicht mehr nur durch Spalten aufgeteilt.

Die Baumeister hatten z.T. eine handwerkliche Grundausbildung; ihre Ausbildung erfolgte an Hochschulen. Ein Steinmetz im Barock und Rokoko war lediglich ein Handwerker unter anderen.

Klassizismus und Historismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1770 geht die Zeit des Rokoko in den Klassizismus über, und ab 1830 spricht man vom Historismus. Im Zuge der sich entwickelnden Industrialisierung stand der Bau von Bahnhöfen und Fabriken im Vordergrund. Die industrielle Bevölkerung benötigte in den Städten Wohnraum und das Bürgertum zeigte seinen neu erworbenen Reichtum in Villenneubauten. Bauten wie der Reichstag in Berlin oder die Semperoper im Dresden entstanden

Die Baumeister wurden ausschließlich schulisch an Bauakademien ausgebildet und kamen nicht mehr aus dem Handwerk. Des Weiteren teilte sich der Beruf des Baumeisters in zwei eigenständige Bereiche, in Architekt und Ingenieur, auf. Die Bauwerke wurden bis ins letzte Detail in Architekturbüros durchgeplant und auf den Baustellen in die Wirklichkeit umgesetzt.

Die voranschreitende Mechanisierung ersetzte Handarbeit durch Maschinen. Dampf-, Wasserkraft und elektrische Energie wandelten den Fertigungsprozeß derart um, dass ein großer Teil der Handarbeit mit Naturstein durch Maschinen ersetzt werden konnte. Elektrisch angetriebene Steinsägen und Schleifmaschinen ermöglichten die Produktion von Werksteinen einerseits aus Hartgestein, das schwer zu bearbeiten ist und zum anderen wurde die Serienfertigung durch Maschinen ermöglicht. Die Steinmetzfirma Zeitler und Wimmel, die 1776 in Berlin gegründet wurde und die es bis zum heutigen Tag gibt, wird von Johann Wolfgang von Goethe 1928 erwähnt: „Die Granitgeschiebe mannigfaltiger Art, welche sich bald mehr, bald weniger zahlreich in den beiden Marken besammen oder verteilt finden, wurde seit ungefähr 8 Jahren bearbeitet und architektonisch verwendet, und der Wert dieser edlen Gebirgsart, wie sie von den Alten hochgeschätzt wurde, auch nunmehr bei uns anerkannt. Man fing an weiterzugehen, große Geschiebe zu spalten und aus den gewonnenen Stücken Säulenschäfte zu bearbeiten, zugleich Becken von 6Fuß Diameter, welches alles dadurch möglich ward, daß man sich der Bearbeitung nach und nach der Maschinen bediente. Die beiden Steinmetzmeister Wimmel und Trippel haben sich bis jetzt in diesen Arbeiten hervorgetan. Piedestale, Grabornamente, Schalen und dergleichen wurden teils auf Bestellung, teils auf den Kauf gefertigt“. [21]


Des Weiteren konnte Naturstein erstmals durch Beton ersetzt werden.


Quellenangaben:

  1. Karl Friedrich, Die Steinbearbeitung in ihrer Entwicklung vom 11. bis zum 18. Jahrhundert, Augsburg 1932 (Reprint 1988), Seite 38
  2. Alfred Schottner, Das Brauchtum in den spätmittelalterlichen Bauhütten und dessen Fortleben und Wandel bis zur heutigen Zeit, Volkskunde Bd. 6, Münster 1992, Seite 25
  3. Friedrich, ebenda, vgl. Seite 17
  4. Gottfried Kiesow, Architekturgeschichte, in: Naturwerkstein und Umweltschutz in der Denkmalpflege, hrsg. v. Berufsbildungswerk des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks, Ulm 1997, Seite 45
  5. siehe Friedrich, Seite 47 ff
  6. Schottner, Brauchtum, Seite 19
  7. siehe Schottner, Brauchtum, Seite 18
  8. Kiesow, ebenda, Seite 71
  9. Strasser, zit. n. Schottner, Brauchtum, Seite 38
  10. Anja Sibylle Dollinger, Baubetrieb und Bautechnik - Von der Vorromanik bis zum Historismus, in Naturstein und Umweltschutz in der Denkmalpflege, ebenda, Seite 188,
  11. Dollinger, ebenda, Seite 188
  12. Alfred Schottner, Das Aus- und Weiterbildungssystem im historischen und neuzeitlichen Steinmetzhandwerk. Eine historisch-pädagogische Untersuchung, Münster 1998, Seite 25
  13. Arnold Wolff, Kölner Domblatt 28/29 (1968), zit. n. Dollinger, ebenda, Seite 198
  14. siehe Friedrich, ebenda, Seite 66 f
  15. Heidloff, zit. n. Schottner, Brauchtum, Seite 74
  16. Schottner, Brauchtum, Seite 76 ff
  17. siehe Dollinger, Seite 212
  18. vgl. Dollinger, ebenda, vgl. Seite 216 f
  19. vgl. ??????,
  20. vgl. Dollinger, ebenda, Seite 243
  21. zit. aus: 155 Jahre Zeidler & Wimmel, Zum Gedenken an die Gründung von Steinmetzmeister Johann Heinrich Wimmel 1776 in Berlin, Würzburg 1951, Seite 10f