Blanche Kommerell
Blanche Kommerell (* 10. März 1950 in Halle (Saale)) ist eine deutsche Schauspielerin und Autorin literarischer Porträts und Gedichtbände.
Leben und Werk
Blanche Kommerell wurde als Tochter der Schauspielerin Ruth Kommerell 1950 in Halle (Saale) geboren und wirkte bereits als Kind in Filmen mit.[1] Ab 1957 erste Auftritte in Kinderrollen am Deutschen Theater und am Maxim-Gorki-Theater Berlin. Ihre erste große Filmrolle als Rotkäppchen im gleichnamigen DEFA-Märchenfilm machte sie in der DDR landesweit bekannt; weitere Filmprojekte folgten. Anfangs verkörperte sie junge Mädchen oder wirkte in Märchenfilmen der DEFA und des DFF mit.
Von 1968 bis 1971 studierte Blanche Kommerell Germanistik und Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin; danach absolvierte sie eine Schauspielausbildung an der Staatlichen Schauspielschule Berlin und am Berliner Ensemble. Ab 1975 folgten Engagements an Bühnen in Magdeburg, Potsdam, Senftenberg, Leipzig und am Deutschen Theater Berlin. 1974/1975 gelang ihr in der Rolle der Rosa Frankfurter in Frank Beyers Verfilmung von Jurek Beckers Jakob der Lügner ein viel beachteter Erfolg als Schauspielerin. Es folgten Film- und Fernsehrollen, u. a. in dem DEFA-Film Die Schauspielerin und dem Fernsehfilm Bahnwärter Thiel.
Ab dem Ende der 80er Jahre arbeitete sie vor allem an literarischen Programmen, später auch an Monologen nach Texten von Ingeborg Bachmann („Malina“) und Christa Wolf („Kassandra“, „Medea“). Sie gab Gastspiele in ganz Deutschland mit Lesungen und literarischen Porträts u. a. von Anna Achmatowa, Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Annette von Droste-Hülshoff, Marina Zwetajewa. Es entstanden literarische Features für den Rundfunk und 1992–1996 literarische Matineen am Deutschen Theater zu Anna Achmatowa, Marina Zwetajewa und Annette von Droste-Hülshoff.
Von 1991 bis 1999 hatte sie einen Lehrauftrag für Diktion an der Hochschule der Künste Berlin; 1990 erhielt sie einen noch bestehenden Lehrauftrag für Sprache und Schauspiel an der Universität Witten/Herdecke, wo sie ein Studententheater aufbaute, mit dem sie vor allem Dramen der Weltliteratur inszenierte, u. a. von Shakespeare (Maß für Maß, Ein Sommernachtstraum, Hamlet), Goldoni (Krach in Chiozza), Goethe (Clavigo), Kleist (Amphitryon), Büchner (Leonce und Lena, Woyzeck), Tschechow (Drei Schwestern, Die Möwe), Gorki (Sommergäste) und Brecht (Der gute Mensch von Sezuan). Seit dem Wintersemester 2005/06 hat sie außerdem einen Lehrauftrag für Sprecherziehung und Diktion am Institut für Deutsche Literatur der Humboldt-Universität Berlin. Im Literaturhaus Berlin begann sie 2003 mit einer eigenen Reihe literarischer Lesungen, die seit Anfang 2004 monatlich stattfinden.
Blanche Kommerell war bis 1977 mit dem Schauspieler und Drehbuchautor Achim Scholz verheiratet; ihr erster Sohn Stephan Kommerell starb 1988, ihr zweiter Sohn Sebastian Kommerell arbeitet erfolgreich als Kunstmaler und Pianist. Seit 2003 ist sie mit dem Dramaturgen Alexander Weigel verheiratet.
Filmografie (Auswahl)
- 1962: Rotkäppchen
- 1966: Die Söhne der großen Bärin
- 1966: Der Staatsanwalt hat das Wort: Bummel-Benno
- 1970: Effi Briest (TV)
- 1973: Polizeiruf 110: Vorbestraft (TV-Reihe)
- 1973: Die klugen Dinge (TV)
- 1974: Orpheus in der Unterwelt
- 1974: Jakob der Lügner
- 1974: … verdammt, ich bin erwachsen
- 1974: Zum Beispiel Josef
- 1975: Zwischen Nacht und Tag
- 1976: Das blaue Licht
- 1977: Die zertanzten Schuhe
- 1980: Bahnwärter Thiel (Fernsehfilm)
- 1980: Unser Mann ist König (Fernsehserie)
- 1982: Bohemia (Fernsehfilm)
- 1983: Polizeiruf 110: Schnelles Geld (TV-Reihe)
- 1986: Polizeiruf 110: Ein großes Talent (TV-Reihe)
- 1986: Weihnachtsgeschichten (TV)
- 1988: Melanios letzte Liebe (Fernsehfilm)
- 1988: Barfuß ins Bett (Fernsehserie)
- 1989: Die Schauspielerin
- 1990: Abschiedsdisco
- 2004: In aller Freundschaft (Fernsehserie)
- 2006: Blackout – Die Erinnerung ist tödlich (Mini-Serie)
Hörspiele
- 1967: Gerhard Stübe: John Reed. Dramatische Chronik in drei Teilen (Jelisaweta Drabkina) – Regie: Fritz Göhler (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1973: Gisela Richter-Rostalski: Denkt lieber an Ewald (Monika) – Regie: Manfred Täubert (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1979: Wibke Martin: Die Bürgen (Mäuschen) – Regie: Joachim Staritz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1980: Georg Büchner: Dantons Tod (Rosalie und erstes Weib) – Regie: Joachim Staritz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1980: Wolfgang Mahlow: Zwischen gestern und morgen (Liane) – Regie: Christa Kowalski (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1980: Elisabeth Panknin: Prinz Rosenrot und Prinzessin Lilienweiß oder die bezauberte Lilie (Emma) – Regie: Joachim Staritz (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1980: Hans Christian Andersen: Däumelinchen (Schwalbe) – Regie: Gisela Pietsch (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1981: Richard von Volkmann: Pechvogel und Glückskind – Regie: Christa Kowalski (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1983: Hans Christian Andersen: Die Schneekönigin (Gerda) – Regie: Uwe Haacke (Kinderhörspiel - Rundfunk der DDR)
- 1983: Gabriele Herzog: Anton, Frieda und die neue Katze (Lilli) – Regie: Maritta Hübner (Kinderhörspiel/Kurzhörspiel aus der Reihe: Geschichten aus dem Hut – Rundfunk der DDR)
- 1986: Stephan Göritz: Das sprechende Bild (Nicole Domaine) – Regie: Uwe Haacke (Kriminalhörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1988: Thomas Rosenlöcher: Das Gänseblümchen (Gänseblümchen) – Regie: Werner Grunow (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
Auszeichnungen
- 1965: Goldener Lorbeer des Fernsehens in der Kategorie „jugendliche Charakterdarstellung“; u. a. für Rotkäppchen
- 1975: Silberner Bär für Jakob der Lügner
- 2008: Deutscher Sprachpreis
Literatur
- Cornelia Saxe: Bei Blanche, In: Cornelia Saxe: Das gesellige Canapé - Die Renaissance der Berliner Salons, Ullstein Verlag, Berlin 1999, S. 42 - 48, ISBN 3-88679-331-1
Weblinks
- Blanche Kommerell bei IMDb
- Literatur von und über Blanche Kommerell im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Persönliche Webseite von Blanche Kommerell
- Künstleragentur Tanja Rohmann, bei der Blanche Kommerell unter Vertrag steht
- Blanche Kommerells Dozententätigkeit an der Universität Witten/Herdecke
- Blanche Kommerell in der Deutschen Synchronkartei
- Blanche-Kommerell-Archiv im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Frank-Burkhard Habel & Volker Wachter: Das große Lexikon der DDR-Stars. Berlin 2002, Schwarzkopf & Schwarzkopf, ISBN 3-89602-391-8
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kommerell, Blanche |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 10. März 1950 |
GEBURTSORT | Halle (Saale) |