Bloodhound (nachrichtendienstliche Operation)

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Bloodhound (dt.: ‚Spürhund‘) war der Name einer Operation des US-amerikanischen Nachrichtendienstes Office of Strategic Services (OSS) ab Sommer 1946 im Nachkriegsdeutschland, insbesondere in den drei Besatzungszonen der Westalliierten.[1]

Ziel der Aktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprüngliches Ziel dieser vom Strategic Services Unit (SSU), dem Nachfolger des Office of Strategic Services (OSS), geplanten Operation war es, das ehemalige nachrichtendienstliche Personal des Deutschen Reiches zu erfassen und zu registrieren. Insbesondere war man an den noch lebenden ehemaligen Mitarbeitern und Spionen der Abteilung Fremde Heere Ost (FHO), des Marinenachrichtendienstes, des Sicherheitsdienstes sowie auch der Gestapo[2] interessiert. Man wollte überprüfen, ob von diesen weiterhin eine Gefahr für die Sicherheit der USA ausgehe. Ähnlich wie die Operation Overcast, welche das Ziel hatte, deutsche Wissenschaftler und Techniker zu rekrutieren und sich deren militärtechnisches Können und Wissen zu sichern, zielte diese Operation aber auch darauf ab, diese ehemaligen Mitarbeiter und deren Kenntnisse für den Kalten Krieg mit der Sowjetunion zu verwenden.

Ein wichtiger Informant dieser Operation war der frühere Oberregierungsrat sowie ehemalige SS-Sturmbannführer und Leiter der Gruppe E (Polizeiliche Spionageabwehr) im RSHA Walter Huppenkothen. Im Ergebnis dieser Operation und der Zusammenfassung der noch lebenden Agenten wurden viele von ihnen festgenommen und im Camp King in Oberursel (Taunus) zentral interniert. Hierzu wurde das sich in der unmittelbaren Nähe befindliche Jagdhaus von Georg von Opel beschlagnahmt und als Außenstelle des Camps eingerichtet. Schon ab Mai 1946 befand sich Hermann Baun, ein ehemaliger Major der Abwehr und Koordinator der frontnahen Fernaufklärung als Fernspäher im Russlandfeldzug im Opel-Jadhaus. Er koordinierte dort die „Operation Rusty“, den Vorläufer der späteren Organisation Gehlen (Org), und war auch deren erster Leiter.[3] Von hier aus wurden zahlreiche ehemalige Geheimdienstmitarbeiter rekrutiert. Im Juni 1946 wurde der ehemalige Generalmajor und letzte Leiter der Fremde Heere Ost FHO Reinhard Gehlen nach Oberursel gebracht und übernahm kurze Zeit später die Leitung der Operation, welche vom US-amerikanischen Heeresnachrichtendienst G-2 Section angeleitet wurde.[4]

Verwendung der ehemaligen Mitarbeiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele dieser deutschen Spionage-Fachleute wurden in den 1956 gegründeten Bundesnachrichtendienst (BND) übernommen und machten trotz ihrer Vergangenheit im bundesdeutschen Staatsdienst Karriere. Unter ihnen war Gehlens Nachfolger bei der FHO, Oberstleutnant Gerhard Wessel sowie Oberstleutnant Heinz Herre, die beide später Präsidenten des BND wurden. Ebenso der ehemalige Oberstleutnant der Wehrmacht und ab 1944 Chef der Organisationsabteilung im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und spätere Brigadegeneral und Generalmajor der Bundeswehr Horst Wendland (* 1912 – † 8. Oktober 1968, durch Suizid).[5] Andere wurden Mitarbeiter des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) der 1955 gegründeten Bundeswehr, des 1950 gegründeten Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) oder einer Landesbehörde für Verfassungsschutz.

Schon ab Mai 1946 befand sich Hermann Baun, ein ehemaliger Major der Abwehr und Koordinator der frontnahen Spionage im Russlandfeldzug im Opel-Jadhaus. Er koordinierte dort den Aufbau und war erster Leiter der Organisation Gehlen (Org)[6]

1948 wurde auch der ehemalige stellvertretende Chef der Gestapo Wilhelm Krichbaum nach seiner Zeugenaussage im Prozess Oberkommando der Wehrmacht direkt für die Organisation Gehlen rekrutiert.[7]

Weitere Personen, welche durch die Operation rekrutiert wurden, waren u. a.:

Weiterführende Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Roewer, Stefan Schäfer, Matthias Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2317-9, S. 67 ff.
  2. Wilhelm Ritter von Schramm: Geheimdienste im Zweiten Weltkrieg. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Herbig, München 2002, ISBN 3-7766-2241-5.
  3. Magnus Pahl: Hermann Baun (1897–1951). Der gescheiterte Spionagechef. In: Helmut Müller-Enbergs, Armin Wagner (Hrsg.): Spione und Nachrichtenhändler. Geheimdienst-Karrieren in Deutschland 1939–1989. Christoph Links, Berlin 2016, ISBN 978-3-86153-872-1, S. 38–77.
  4. Central Intelligence Agency|CIA­-Akte Gehlen, freigegeben ab 2001 (PDF; 1,7 MB). Auf Seite 2 oben: He operated under G-2 sponsorship from 1946 until 1949
  5. Tod am Mittag. In: Der Spiegel. Nr. 42, 1968, S. 73–75 (online).
  6. Magnus Pahl: Hermann Baun (1897–1951). Der gescheiterte Spionagechef. In: Helmut Müller-Enbergs, Armin Wagner (Hrsg.): Spione und Nachrichtenhändler. Geheimdienst-Karrieren in Deutschland 1939–1989. Christoph Links, Berlin 2016, ISBN 978-3-86153-872-1, S. 38–77.
  7. Aus der Frühzeit des BND. Der Spiegel, 12. Mai 2001, abgerufen am 18. Februar 2021.