Carl von Preußen

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Prinz Carl von Preußen

Prinz Friedrich Carl Alexander von Preußen (* 29. Juni 1801 im Schloss Charlottenburg bei Berlin; † 21. Januar 1883 in Berlin) war der dritte Sohn von König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise.

Leben

Porträt von Prinz Carl (zwischen 1822 und 1824, Maler unbekannt), im Hintergrund Andeutung des Schlosses Klein-Glienicke

Von seiner Mutter, die bereits seine Geschwister Friedrich Wilhelm, Wilhelm und Charlotte geboren hatte, wurde Carl als „das schönste [ihrer] Kinder“ bezeichnet. Nach Carl wurden noch die Geschwister Alexandrine, Luise und Albrecht geboren.

Seine ältere Schwester Charlotte umsorgte ihn auch noch nach ihrer Heirat mit Zar Nikolaus I. von Russland. Carl war auf der Krönung seiner Schwester zur Zarin Alexandra Fjodorowna in Moskau anwesend und er begleitete sie auch im Alter noch oft auf Reisen. Im Jahr 1811 trat Carl als 10-Jähriger in die Armee ein und erhielt den Rang eines Sekondeleutnants im Garderegiment. Nachdem er konfirmiert worden war, wurde Carl im Jahr 1819 stimmfähiges Mitglied des 1817 gegründeten Preußischen Staatsrats.

Im Jahr 1820 begann er seine aktive Militärlaufbahn als Major im 1. Garde-Regiment zu Fuß. Als Oberst übernahm er im Jahr 1822 das 12. Infanterieregiment und das kaiserlich russische Infanterieregiment Liebau. Am 30. März 1824 wurde er zum Generalmajor ernannt. Am 17. Januar 1830 wurde Carl Kommandeur der 2. Garde-Division, am 30. März 1832 folgte die Beförderung zum Generalleutnant. Am 30. März 1836 wurde er Kommandierender General des IV. Armee-Korps. Nachdem im Jahr 1840 der Vater Friedrich Wilhelm III. gestorben war, und nun die Regierung von seinem Bruder Friedrich Wilhelm IV. übernommen wurde, erreichte Carl am 23. September 1844 den Rang eines Generals der Infanterie und wurde im März 1848 Inspekteur der 2. Armee-Abteilung. Am 30. März 1854 stieg er schließlich zum Generalfeldzeugmeister und Chef der preußischen Artillerie auf. In dieser Position führte Carl gezogene Geschützrohre statt der bisherigen glatten Rohre ein.

Prinz Carl von Preußen, um 1860

Daneben reiste er häufig nach Russland zu seiner Lieblingsschwester Charlotte, der Frau des Zaren Nikolaus I. Während der Revolution im Jahr 1848 blieb Carl in Berlin und stellte sein Palais für Bürgerversammlungen zur Verfügung. Außerdem nahm er regelmäßig an den Sitzungen des Staatsrates teil und reiste mehrfach in diplomatischer Mission für Friedrich Wilhelm IV. ins Ausland. Nach dem Tod seines Bruders Friedrich Wilhelm übernahm nunmehr sein zweiter Bruder als König Wilhelm I. die Regierungsgeschäfte.

In der Zeit von 1864 bis 1866 wirkte Carl als Gouverneur von Mainz. Im Jahr 1866 erhielt er von Wilhelm I. für die Bewährung der von Carl geführten Artillerie im Deutschen Krieg den Orden Pour le Mérite. Am 25. August 1878 verlieh der niederländische König Wilhelm III. ihm das Komturkreuz des Militär-Wilhelms-Ordens. Carl war seit dem 16. Juni 1871 Chef des Ulanen-Regiments Nr. 15 und seit 1. Januar 1873 auch Chef des 3. Garde-Grenadier-Landwehrregiments. Trotz aller Ehren konnte sich Carl nicht mit den neuen Verhältnissen durch die Machtübernahme seines Bruders Wilhelm anfreunden.

Sein Grab befindet sich in der Kirche St. Peter und Paul in Berlin-Wannsee.

Bauten und Kunstsammlungen

Park Jagdschloss Glienicke mit Sichtachse zur Löwenfontaine am Schloss Glienicke
Große Neugierde“ an der Glienicker Brücke
Loggia Alexandra auf dem Böttcherberg

Durch Menu Freiherr von Minutoli, einem Historiker und Archäologen, begann Carl, eine Sammlung antiker Kunstwerke anzulegen. Sein historisches Interesse ging so weit, dass er den Fußboden des Teepavillons „Kleinen Neugierde“ im Park von Glienicke mit antiken Mosaiken aus Karthago auslegen ließ. Er reiste viele Male für seine Sammlungen nach Italien.

1820 vor seiner Ägypten Expedition vermachte Minutoli ihm den 1815 erworbenen Goslarer Kaiserstuhl.[1] 1824 kaufte der Prinz ein im heutigen Landschaftspark Klein-Glienicke gelegenes Landhaus, das Schinkel bis 1826 als Schloss Glienicke umbaute und ein Casino und die „Kleine Neugierde“ errichtete. 1828 erfolgte die Einweihung des Glienicker Jägerhofes.

Ab 1829 nahm Carl von seiner Winterresidenz, dem Palais Prinz Carl in Berlin am Wilhelmplatz Nr. 8-9 Besitz, das er ebenfalls von Schinkel umbauen ließ.

1835 wurde die Rotunde „Große Neugierde“ errichtet und der Park in Glienicke wird in den Folgejahren konsequent ausgebaut.

1859 kaufte Carl das Glienicker Jagdschloss für seinen Sohn, den Prinzen Friedrich Karl.

Zum Gedenken an seine im Jahr 1860 gestorbene Lieblingsschwester Charlotte (Alexandra Fjodorowna) ließ Carl 1869 auf dem Böttcherberg die Loggia Alexandra errichten.

1874 beging das Schloss Glienicke sein 50-jähriges Jubiläum. 1877 starb Prinzessin Marie im Alter von 69 Jahren. Prinz Carl ließ daraufhin eine Gruft unter der Kirche St. Peter und Paul in Wannsee nahe der Pfaueninsel anlegen, wo er selbst in der Nacht vom 24. zum 25. Januar 1883 neben Prinzessin Marie bestattet wurde.

Johanniterorden

Auf Wunsch von Friedrich Wilhelm IV. wurde 1852/53 der Johanniterorden wiederhergestellt und Prinz Carl zum Herrenmeister gewählt. Die Wiedergründung fand im Palais Prinz Carl am Wilhelmplatz statt.

Im Jahr 1863 war Carl mit dem Johanniterorden an den Aktivitäten beteiligt, die zur Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz führten. Als Beauftragten für die Einrichtung einer Organisation für die freiwillige Betreuung und Versorgung von Kriegsverwundeten bestimmte Carl Prinz Reuß. In Berlin wurde am 17. Februar 1864 der „Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger“ gegründet. Dieser Verein war der unmittelbare Vorläufer des Deutschen Roten Kreuzes.

Mit seinem Tod vererbte Prinz Carl dem Johanniterorden eine Million Goldmark. Von den Zinsen dieses Vermögens konnte der Orden ein Siechenhaus für Arbeiter unterhalten, aus welchem sich das heutige Johanniter-Altenheim in Lichterfelde entwickelte.

Carl zu Ehren wurde vom Johanniterorden im Jahr 1981 eine gusseiserne Tafel für St. Peter und Paul gestiftet.

Ehe und Nachkommen

Prinzessin Marie von Preußen im Jahr 1838, Porträt von Julius Schoppe

Am 26. Mai 1827 heiratete Prinz Carl in Charlottenburg bei Berlin Prinzessin Marie (1808–1877), Tochter von Erbgroßherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor:

Literatur

  • Wilhelm Moritz Freiherr von Bissing: Sein Ideal war der absolut regierte Staat. Prinz Carl von Preußen und der Berliner Hof. In: Der Bär von Berlin (Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins), Band 25, Berlin 1976.
  • Klaus-Werner Haupt: Prinz Carl von Preußen und der Traum von Italien. In: OKZIDENT & ORIENT. Die Faszination des Orients im langen 19. Jahrhundert. Weimarer Verlagsgesellschaft / Imprint des Verlagshauses Römerweg Wiesbaden 2015, S. 103–115. ISBN 978-3-7374-0220-0
  • Malve Gräfin Rothkirch: Prinz Carl von Preußen. Kenner und Beschützer des Schönen. 1801–1883. Biblio-Verlag, Osnabrück 1981.
  • Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 4. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg o.J., S. 468–471.

Weblinks

Commons: Prince Charles of Prussia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Harry Nehls: Italien in der Mark – Zur Geschichte der Glienicker Antikensammlung (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins Heft 63), Berlin/Bonn: Westkreuz, 1987
VorgängerAmtNachfolger
August Ferdinand von Preußen
bis zur Aufhebung 1811
Herrenmeister der Balley Brandenburg des Johanniterordens
1853–1883
Albrecht von Preußen