Christo Buschek

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Christo Buschek (* 1980 in Graz) ist ein österreichischer Informationstechniker, Investigativjournalist, BuzzFeed-Mitarbeiter und Träger des Pulitzer-Preises 2021 in der Kategorie International Reporting.[1][2]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christo Buschek absolvierte ab 1990 das Akademische Gymnasium Graz, an dem er 1998 die Matura ablegte.[3]

Er arbeitet seit knapp 20 Jahren im IT-Bereich als Softwareentwickler, Programmierer und Fachmann für Informationssicherheit (englisch: digital security trainer).[4] Sein Spezialgebiet ist die Arbeit an datenbezogenen Recherchen für Menschenrechtsorganisationen und Investigativjournalisten.

Ab 2018 beteiligte er sich zusammen mit Megha Rajagopalan und Alison Killing an einem Projekt zu Nachforschungen über die von den chinesischen Behörden betriebenen, bis zu diesem Zeitpunkt großteils nicht lokalisierbar gewesenen Uiguren-Camps. Buschek ermöglichte es mit seinen Programmierwerkzeugen, die Daten für die Recherche zu sammeln und sie entsprechend aufzubereiten, um daraus Ergebnisse abzuleiten.[2]

Verbunden mit Satelliten-Bildern und durch Interviews mit Menschen, die in solchen Camps festgehalten worden waren, ließen sich rund 280 Lagerstandorte und Internierungseinrichtungen in der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang ausfindig machen,[5] wobei viel mehr Lager als offiziell bekannt gefunden wurden.[6] Diese wurden dann nach Angaben Buscheks in drei Kategorien eingeteilt: „In jene, bei denen wir uns sehr sicher waren, in jene, wo wir glauben, dass es Camps sind, was wir aber nicht beweisen konnten und bei der dritten Kategorie gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Die Daten sind in allen Fällen verifizierbar.“ Die Ergebnisse der Recherche wurden am 27. August 2020 auf BuzzFeed News veröffentlicht.[7]

In Zusammenarbeit mit Hadi Al Khatib und Giovanni Civardi macht Buschek auch in einem weiteren Projekt Daten zu Menschenrechtsverletzungen geschützt zugänglich.[8] Er ist Mitglied im Team der 2022 von Frederik Obermaier und Bastian Obermayer gegründeten, in München ansässigen Investigativfirma paper trail media,[9] die eng mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, dem ZDF, dem Standard und der Tamedia-Group kooperiert.[10] Weiters ist er als Knowing Machines Fellow am Engelberg Center on Innovation Law & Policy der School of Law an der New York University tätig.[11]

Buschek lebt in Berlin und besucht seine Heimatstadt Graz in regelmäßigen Abständen, um bei seinen Verwandten zu sein.[2][12]

Pulitzer-Preis-Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christo Buschek wurde am 11. Juni 2021 gemeinsam mit Megha Rajagopalan und Alison Killing für die auf BuzzFeed News am 27. August 2020 veröffentlichte, vierteilige Reportage Built to Last[13][14] über die Aufdeckung der bislang unbekannten Uiguren-Camps mit dem Pulitzer-Preis 2021 in der Kategorie International Reporting ausgezeichnet.[1][15][16] Er ist der erste Österreicher, dem der seit 1917 vergebene Pulitzer-Preis verliehen wurde.[5]

Es war das erste Team von BuzzFeed News, das einen Pulitzer-Preis gewann.[4]

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

“The investigation shows, China has established a sprawling system to detain and incarcerate hundreds of thousands of Uighurs, Kazakhs, and other Muslim minorities, in what is already the largest-scale detention of ethnic and religious minorities since World War II.”

„Die Untersuchung zeigt, dass China ein weitläufiges System eingerichtet hat, um Hunderttausende von Uiguren, Kasachen und anderer muslimischer Minderheiten in Haft zu nehmen und einzusperren. Dies bedeutet jetzt schon die größte Inhaftierung ethnischer und religiöser Minderheiten seit dem Zweiten Weltkrieg.“

pulitzercenter.org: aus dem Bericht des Pulitzer Centers vom 27. August 2020 über das Projekt Built to Last (englisch).[17]

“What happens in Xinjiang is a tragedy of epic proportions. Living in Europe, people often think that such grave violations of human rights and genocide are a thing of the past. I hope people understand that such acts are still happening today and can happen anywhere.”

„Was in Xinjiang passiert, ist eine Tragödie epischen Ausmaßes. Wer in Europa lebt, denkt oft, dass solch schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen und Völkermord der Vergangenheit angehören. Ich hoffe, die Menschen begreifen, dass derartige Handlungen noch heute geschehen und überall geschehen können.“

Christo Buschek: zitiert von Amaris Castillo in BuzzFeed News wins its first Pulitzer Prize for series on China’s mass detention of Muslims (englisch).[4]

Heroes habe ich nicht wirklich. Ich glaube, dass wir prinzipiell diejenigen mehr schätzen sollten, die täglich und unermüdlich Missstände aufdecken und darüber berichten, ohne dafür im Rampenlicht zu stehen.“

Christo Buscheks Antwort auf die Frage, ob er Vorbilder habe (zitiert von der österreichischen Wochenzeitung Falter).[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b 2021 Pulitzer Prizes Journalism. In: pulitzer.org. 2021, abgerufen am 14. Juni 2021. (englisch)
  2. a b c Lorbeer: Grazer Christo Buschek erhielt renommierten Pulitzer-Preis. Unabhängiger Softwareentwickler beteiligte sich an datenbasierter Recherche über Uiguren-Lager in China. In: derstandard.at. 13. Juni 2021, abgerufen am 14. Juni 2021.
  3. Jahresbericht des Akademischen Gymnasiums Graz 1997/1998. Hrsg.: Akademisches Gymnasium Graz. Selbstverlag des Akademischen Gymnasiums Graz, Graz 1998, S. 35.
  4. a b c Amaris Castillo: BuzzFeed News wins its first Pulitzer Prize for series on China’s mass detention of Muslims. In: poynter.org. 11. Juni 2021, abgerufen am 14. Juni 2021. (englisch)
  5. a b Armin Wolf: ZIB 2 am Sonntag: Grazer Buschek erhält Pulitzer-Preis. In: tvthek.orf.at. 13. Juni 2021, abgerufen am 14. Juni 2021. (ZIB 2-Beitrag ab Minute 15:30)
  6. a b Barbara Tóth: Ein Pulitzer-Preis für Christo Buschek. In: falter.at. 16. Juni 2021, abgerufen am 22. Juni 2021.
  7. Pulitzer-Preis für Grazer Christo Buschek. In: wienerzeitung.at. 13. Juni 2021, abgerufen am 14. Juni 2021.
  8. Ncube: Wir machen Daten zu Menschenrechtsverletzungen geschützt zugänglich. In: prototypefund.de. Abgerufen am 16. Juni 2021.
  9. Paper trail media-Team: Christo Buschek. In: papertrailmedia.de. Abgerufen am 30. März 2023. (englisch)
  10. Paper trail media. In: papertrailmedia.de. Abgerufen am 30. März 2023. (englisch)
  11. The Engelberg Center on Innovation Law & Policy: Our People/Christo Buschek. In: nyuengelberg.org. Abgerufen am 31. März 2023. (englisch)
  12. Christo Buschek: Der renommierte Pulitzer-Preis ging an Grazer! In: krone.at. 12. Juni 2021, abgerufen am 14. Juni 2021.
  13. Megha Rajagopalan, Alison Killing, Christo Buschek: Built to Last. In: buzzfeednews.com. 27. August 2020, abgerufen am 14. Juni 2021. (englisch)
  14. Sonja Peitler-Hasewend: Pulitzer-Preis: Grazer für Aufdeckung geheimer Internierungslager in China ausgezeichnet. In: kleinezeitung.at. 12. Juni 2021, abgerufen am 14. Juni 2021.
  15. The 2021 Pulitzer Prize Winner in International Reporting. In: pulitzer.org. 2021, abgerufen am 14. Juni 2021. (englisch)
  16. Grazer Christo Buschek erhielt Pulitzer-Preis. In: orf.at. 12. Juni 2021, abgerufen am 13. Juni 2021.
  17. PROJECT Built to Last. pulitzercenter.org, 27. August 2020, abgerufen am 23. Juni 2021. (englisch)