Circus Roncalli

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Circus Roncalli (2005)
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Circus Roncalli ist ein deutscher Zirkus in der Rechtsform einer GmbH mit dem Geschäftssitz sowie Winterquartier in Köln. Gegründet wurde das Unternehmen erstmals im Jahr 1975 in Wien von den beiden Österreichern Bernhard Paul und André Heller, die am 8. Oktober desselben Jahres im Rahmen des Festivals Steirischer Herbst (siehe auch: Grazer Orpheum) unter dem Programmtitel „Die größte Poesie des Universums – Zirkus als Gesamtkunstwerk“ den (festivalseits mit Multimedia klassifizierten[1]) „Zirkus Roncalli (Wien)“ vorstellten[2] bzw. die kommende erste Produktion, deren Premiere für 1. April 1976 in Graz in Aussicht genommen war[3], bewarben.

Circus Roncalli vor dem Ludwigsburger Residenzschloss (2016)

Der Name des Zirkus leitet sich laut Paul vom Titel eines Drehbuchs ab, das ihr Landsmann Peter Hajek verfasste („Sarah Roncalli, Tochter des Mondes“). Die auch lange über dessen Tod hinaus noch anhaltende Popularität des Papstes Johannes XXIII. – sein bürgerlicher Name war Angelo Giuseppe Roncalli – half Pauls Aussagen zufolge ebenfalls, den Zirkusnamen bekannt zu machen.[4]

Geschichte

Eingangstor
Bernhard Paul als „Zippo“ (rechts) bei einer Circus-Roncalli-Vorstellung des Jahres 1984 (links: Angelo Munoz)
Circus-Roncalli-Clown David Shiner 1984 in Düsseldorf
Circus Roncalli am Wiener Rathausplatz

Die erste Tournee begann mit der Weltpremiere des neuen Zirkus am 18. Mai 1976 auf der Hofgartenwiese in Bonn und endete abrupt am 16. August 1976 in München (Programmtitel: „Die größte Poesie des Universums“). Nach der ersten Saison trennten sich Paul und Heller im Streit um Konzept und Rechte, der danach über mehrere Jahre lang andauerte. Seit seiner Neugründung, mit der Premiere am 4. Juni 1980 in Köln, führt Bernhard Paul den Zirkus alleine weiter. Das Bekenntnis zu einem klassischen Zirkus wurde auch nach dem Neubeginn zu einem Markenzeichen von Roncalli. Clown Pic wurde mit seinen legendären Seifenblasen in den 1980er Jahren zum Publikumsliebling und Aushängeschild. Seit der Neugründung ist der Zirkus mit zahlreichen Tourneen im In- und Ausland (unter anderem mit dem ersten Auftritt eines bundesdeutschen Zirkus in der UdSSR 1986) erfolgreich unterwegs. In den Jahren 2006/2007 feierte das Unternehmen sein 30-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsprogramm und einer zweiteiligen Tournee, 2016 wird das 40-jährige Jubiläum gefeiert. Von 2006 bis Ende 2012 war der weltberühmte Clown David Larible bei Roncalli zu sehen.[5] Georg Pommer, seit vielen Jahrzehnten Musikalischer Direktor des Circus Roncalli, ist nach eigener Aussage wahrscheinlich der dienstälteste Zirkuskapellmeister der Welt.[6]

Showprogramme

Reguläre Tourneen Premiere Ort Von Bis Plakat
Größte Poesie des Universums Bonn 1976 1976
Reise zum Regenbogen Köln 1980 ?
Commedia dell’Arte ? 1993 1995
Jubiläumsprogramm 20 Jahre Circus Roncalli, Die Legende lebt! ? 1996 1997
Salto Vitale ? 1998 2000
Jubiläumsprogramm 25 Jahre ? 2001 2002
Teatro Paradiso Mülheim an der Ruhr 2003 2004
Zwischen Gestern und Morgen ? 2005 2005
30 Jahre Jubiläumstournee Aachen 2006 2007
All you need is laugh Recklinghausen 2008 2010
35 Jahre Circus Roncalli Recklinghausen 2011 2011
Time Is Honey Köln 2012 2014
Salto Vitale Gütersloh 2014 Noch offen
Good Times Oldenburg 2015 2015
40 Jahre Reise zum Regenbogen Recklinghausen 2016 Noch offen

Projekte

Im Laufe der Jahre entstanden verschiedene Projekte in Zusammenarbeit mit dem Circus Roncalli:

  • Unter dem Namen Roncalli’s Apollo Varieté eröffnete Bernhard Paul im Oktober 1997 in Düsseldorf ein Varieté. Bis zum 15-jährigen Jubiläum des Hauses traten dort über 500 Artisten in 96 Programmen auf.[7]
  • Die „Höhner rockin Roncalli Show“: Unterschiedliche Programme als Extra-Tournee in Zusammenarbeit mit der kölschen Gruppe „Höhner“.
  • Roncallis „Circus meets Classic“ Auftritte verschiedener Künstler abgestimmt auf klassische Musik in Zusammenarbeit mit verschiedenen Symphonieorchestern unterschiedlicher Konzerthäuser.
  • Roncallis „Panem et Circenses“; Varieté im Spiegelzelt
  • Auftritte mit der deutschen Popgruppe Kelly Family 2003/2004 („Phantasie verboten“), 2005 sowie 2006 („Music meets Circus – Circus meets Music“).
  • Seit 2004 veranstaltet der Circus im Berliner Tempodrom von Dezember bis Januar ein spezielles Weihnachtsprogramm (Roncalli Weihnachtscircus), seit 2014 auch in Osnabrück.
  • Die Dinnershow „Witzigmann & Roncalli Bajazzo“, gemeinsam mit Eckart Witzigmann ab Herbst 2006 bis zur Insolvenz im Februar 2008.[8][9][10]
  • Historischer Weihnachtsmarkt vor dem Hamburger Rathaus.
  • Jährlicher Historischer Jahrmarkt in Aachen-Kornelimünster.
  • 1998 eröffnete Bernhard Paul in Aachen das Café Roncalli, in dem in Kaffeehausatmosphäre Zirkuselemente und -vorführungen vorgestellt wurden. 2008 wurde das Projekt nach einigen Pächterwechseln wieder aufgegeben.[11]
  • Für die größte Circus- und Varieté-Sammlung Europas hat Bernhard Paul in den letzten Jahrzehnten als Sammler nicht nur historische Circuswagen, nostalgische Karussells, eine umfangreiche Beatles-Sammlung etc. zusammengestellt, sondern auch viele historische Ladeneinrichtungen, die er unter dem Namen Boulevard of Broken Dreams dauerhaft der Öffentlichkeit präsentieren möchte. Dazu will er bis 2018 auf dem Grundstück des Kölner Winterquartiers ein Zirkusmuseum errichten.[12]
  • Die Ausstellung „Roncalli – Vier Jahrzehnte Zirkuszauber“ zeigte von 2008 bis 2015 neben einem Überblick über die allgemeine Zirkusgeschichte auch die 40-jährige Geschichte des Circus Roncalli.
  • Die Ausstellung „The Beatles – Fab Four Ever“ zeigt die umfangreiche, private Sammlung des Beatles-Fans Bernhard Paul. Die Ausstellung tourt von 2013 bis 2016 durch viele bundesdeutsche Einkaufscentren der ECE-Gruppe[13] und wird regelmäßig musikalisch von der Tribute Band The Beatles Connection begleitet.

Fernsehserie

In den Jahren 1986/87 entstand in Zusammenarbeit mit Bernhard Paul und den Artisten des Circus Roncalli die sechsteilige ARD-Fernsehserie Roncalli mit Günther Maria Halmer in der Titelrolle als Zirkusdirektor Bruno Roncalli.[14][15]

Winterquartier

Winterquartier in Köln-Mülheim (2009)

Das Winterquartier des Circus Roncalli befindet sich seit 1984 im Neurather Weg 7 in Köln-Mülheim. Das Gebäude gehörte früher dem Circus Williams und wurde zwischen 1984 und 1986 nach Bernhard Pauls Plänen umgestaltet, um den Circus Roncalli mit seiner Ausrüstung beherbergen zu können. Die offizielle Einweihung fand am 27. April 1986 statt. Auf dem über 10.000 m² großen Gelände befinden sich nicht nur das Winterquartier, sondern auch große Hallen, in denen die Wagen gestaltet und renoviert werden, an den Kostümen gearbeitet wird und die Ausstattung des historischen Jahrmarkts in Ordnung gehalten wird. Außerdem befindet sich auf dem Gelände die Lagerhalle mit den mehr als 100 Zirkuswagen von Roncalli. Auf ca der Hälfte des Geländes soll bis 2018 das erste Zirkusmuseum Deutschlands entstehen.[12]

Transport

Der Circus Roncalli wird auf einem Güterzug transportiert

Bernhard Paul bevorzugt Bahntransporte und setzt daher als letzter Zirkus in Deutschland auf schienengebundene Zirkuszüge. Der Transport des gesamten Roncalli-Wagenmaterials mit über 80 historischen Zirkuswagen erfordert einen Güterzug mit einem Gesamtgewicht von 1.175 Tonnen und einer Zuglänge von rund 700 Metern; diesen zu entladen, dauert mehr als einen Tag.[16] Bahntransporte erweisen sich aber zusehends als schwieriger, da beispielsweise die Deutsche Bahn geeignete Laderampen kaum noch in Betrieb hat. Nach einem Bericht in Bahn TV im März 2007 erwägen Kundenberater der Deutschen Bahn, noch vorhandene Laderampen der Bundeswehr oder der Britischen Rheinarmee respektive der Britischen Streitkräfte in Deutschland für Zirkuszüge zu verwenden.

Literatur

  • Werner Köhler / Edmund Labonté (Hrsg.): Circus Roncalli. Geschichte einer Legende. Hoffmann und Campe, Hamburg 1997, ISBN 3-455-11190-4.
  • Bernhard Paul: Roncalli und seine Artisten. Lingen, Köln 1991.
  • Helga Pisters / Bernhard Paul: Circus Roncalli. Edition Panorama, Mannheim 2006, ISBN 3-89823-275-1.
  • Thomas Schütte / Mario Angelo: Hereinspaziert in den Circus Roncalli. Argos Press, Köln 1981, ISBN 3-88420-015-1.

Dokumentationen

  • Der Traum vom Zirkus – Bernhard Paul und der Circus Roncalli. Fernsehdokumentation von Martin Uhrmeister (Buch und Regie) aus dem Jahr 2014.

Weblinks

Commons: Circus Roncalli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paul Kaufmann (Hrsg.): 10 Jahre Steirischer Herbst, eine Bilanz (1968 – 1977). Mundus-Verlag, Wien 1977, ISBN 3-85190-101-0, S. 177.
  2. Paul Kaufmann (Hrsg.): 20 Jahre Steirischer Herbst, eine Dokumentation (1968 – 1987). Zsolnay-Verlag, Wien (u.a.) 1988, ISBN 3-552-81988-6, S. 297.
  3. André Hellers Zirkus Roncalli. In: Arbeiter-Zeitung, 10. Oktober 1975, S. 7, abgerufen am 17. Juli 2010.
  4. Mathias Ziegler: Bernhard Paul: Traum vom Zirkus. In: Wiener Zeitung, 18. September 2009, abgerufen am 14. November 2013.
  5. Traumberuf Clown overblog, übernommen von Nordwestradio Journal 13.Dezember 2012, Abruf 3.September 2016
  6. Uwe Janssen, Kapellenmeister beim Zirkus Roncalli. Bandchef steht seit 37 Jahren in der Manege, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11. November 2015 (online)
  7. 15 Jahre „Apollo-Varieté“ Bernhard Paul: Ich fühle mich super unter der Brücke; Express.de vom 3. Oktober 2012
  8. Dinnershow des Sternekochs. Bajazzo ohne Witzigmann. In: Süddeutsche Zeitung. 4. März 2008 (sueddeutsche.de [abgerufen am 18. April 2010]).
  9. aktuelle Meldung: Witzigmann & Roncalli Bajazzo ist pleite! In: gastroguide-muenchen.de. 6. März 2008, abgerufen am 18. April 2010.
  10. "Witzigmann & Roncalli Bajazzos" hat Insolvenz angemeldet. In: Gourmet Report. 7. März 2008, abgerufen am 18. April 2010.
  11. http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/aachen/roncalli-wird-zur-nachtgalerie-1.351950
  12. a b Manege frei für Deutschlands erstes Zirkusmuseum 27.Mai 2016 Westdeutsche Allgemeine Zeitung Abruf 3.September 2016
  13. Roncallis Ausstellungen
  14. Fernsehserien.de: Roncalli
  15. Bernhard Pauls Lebenslauf auf roncalli.de
  16. Zirkus Roncalli gastiert in Bonn: Der Zirkus-Zug ist 600 Meter lang; RSE Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH, 28. April 2010