Das große Fressen

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Film
Titel Das große Fressen
Originaltitel La grande bouffe
Produktionsland Frankreich, Italien
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1973
Länge 135 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Marco Ferreri
Drehbuch Rafael Azcona
Francis Blanche
Produktion Vincent Malle
Jean-Pierre Rassam
Musik Philippe Sarde
Kamera Mario Vulpiani
Schnitt Claudine Merlin
Gina Pignier
Besetzung

Das große Fressen (Originaltitel: La Grande Bouffe) ist ein französisch-italienischer Spielfilm aus dem Jahr 1973. Regie führte Marco Ferreri, das Drehbuch schrieben Rafael Azcona und Francis Blanche. Die Hauptrollen spielten Marcello Mastroianni, Ugo Tognazzi, Michel Piccoli, Philippe Noiret und Andréa Ferréol.

Handlung

Vier Freunde treffen sich im Spätherbst, um an einem Wochenende durch übermäßiges Essen feierlich kollektiven Suizid zu begehen. Der Gerichtsdirektor Philippe, der sein großes, unbewohntes Stadthaus in einem Pariser Außenbezirk für den Selbstmord zur Verfügung stellt, begeistert sich für barocke Körperformen. Die Vorliebe des Fernsehproduzenten Michel gilt Ballettübungen, die er allerdings als Narzissmus abtut. Flugkapitän Marcello, Michels bester Freund, sucht sein Glück bei jungen Frauen, die dem Sexbesessenen oftmals widerstandslos erlegen sind. Restaurantbesitzer Ugo hat eine umfangreiche Sammlung von Messern und gibt gerne sehenswerte Don-Vito-Corleone-Imitationen zum Besten.

Mit dem Einverständnis der anderen bestellt Marcello drei Prostituierte. Zu der bereits erweiterten Gesellschaft stößt eher zufällig die Lehrerin Andrea. Die Frau aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen fühlt sich in der Gesellschaft der einfluss- und erfolgreichen Herren auch recht schnell wohl. Philippe und Andrea geben ihre Verlobung bekannt, trotzdem schläft sie auch mit den anderen. Anfänglich sind die drei Prostituierten von dieser dekadenten Gesellschaft noch angetan. Doch nach kurzer Zeit empfinden sie Ekel über das unmäßige Essen und sie verlassen nach und nach das Anwesen.

Michel, der in seiner Kindheit offenbar streng erzogen wurde und jede Flatulenz unterdrücken musste, leidet schwer unter seiner Verdauung. Die Freunde ermuntern ihn, sich gehen zu lassen und seinen Darmwinden freien Lauf zu lassen. Zum allgemeinen Entsetzen explodiert die verstopfte Toilettenanlage des Anwesens und überflutet das Haus mit Exkrementen.

Marcello ist vom Sex mit Andrea enttäuscht und gibt wutentbrannt bekannt, dass er abreisen werde. Er will im mittlerweile eingeschneiten Garten des Anwesens den von ihm zuvor mit Begeisterung instandgesetzten Bugatti Type 37 A starten, stirbt dann jedoch, hinter dem Lenkrad sitzend. Sein Leichnam wird am nächsten Tag in die hauseigene Kühlkammer gebracht. Wenig später stirbt Michel, nachdem er noch ein Klavierstück zum Besten gegeben hat, nach heftigen Blähungen auf dem Balkon. Sein Leichnam wird neben den von Marcello gesetzt.

Ugo bereitet anschließend eine große Torte aus verschiedenen Pasteten zu, die jedoch niemand außer ihm essen möchte. Also gibt er kund, sie alleine verzehren zu wollen. Bald kann er dies nur noch mit Hilfe Philippes auf dem Küchentisch liegend. Schließlich bittet er Andrea, ihn sexuell zu befriedigen, um beim Orgasmus zu sterben.

Am nächsten Morgen sitzt Philippe im Garten. Andrea bringt ihm einen Pudding in Form üppiger weiblicher Brüste. Während Philippe den Pudding verzehrt, wird neues Fleisch geliefert, das Andrea im Garten verteilen lässt. Sie hat die Dekadenz der Freunde offenbar verinnerlicht. Philippe stirbt schließlich in ihren Armen.

Kritiken

Der Film wurde in den 1970er Jahren als sehr schockierend aufgenommen. Neben der skandalösen Handlung waren es auch die derben Sex-Szenen, die explizit dargestellten „Fress-Szenen“ und die überdeutlich hörbaren Verdauungsgeräusche und Blähungen der Protagonisten, die den bisherigen Seh- und Hörgewohnheiten der 1960er Jahre komplett zuwiderliefen. In Irland wurde der Film mit einem Aufführungsverbot belegt.

Roger Ebert schrieb 1973 in der Chicago Sun-Times, der Film besitze keine philosophische Tiefe (philosophical depth). Er bezeichnete den Film als „dekadent“, „voller Selbstüberdruss“ (self-loathing), „zynisch“ und „häufig obszön“ (frequently obscene).[3]

Das große Fressen wurde von einem anderen Kritiker wegen „grandios durchdachter Bildaufbauten“ gelobt und „in höchstem Grade interessant“ beschrieben. Er verglich den Film mit dem Film Die 120 Tage von Sodom, der auf ähnliche Weise Fäkalien zeige.[4]

Auszeichnungen

Der Film gewann die Goldene Leinwand. Er gewann außerdem bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1973 den FIPRESCI-Preis der Fédération Internationale de la Presse Cinématographique und wurde für die Goldene Palme nominiert.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Das große Fressen. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, August 2005 (PDF; Prüf­nummer: 45 776 V/DVD).
  2. IMDb Certification
  3. Filmkritik von Roger Ebert
  4. Filmkritik von Michael Dlugosch