Der Besessene

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Film
Titel Der Besessene/Noch hänge ich nicht
Originaltitel One-Eyed Jacks
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1961
Länge 141 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Marlon Brando
Drehbuch Charles Neider
Guy Trosper
Produktion Frank P. Rosenberg
Walter Seltzer
George Glass
Musik Hugo Friedhofer
Kamera Charles Lang
Schnitt Archie Marshek
Besetzung

Der Besessene (Originaltitel: One-Eyed Jacks) ist ein Western, in dem Marlon Brando die Hauptrolle spielte. Es ist der einzige Film, bei dem er auch Regie führte. Der Spielfilm basiert lose auf dem Buch Die einzig wahre Geschichte vom Leben und grausamen Ende des berühmten Revolverhelden Hendry Jones, genannt Billy the Kid (Originaltitel: The Authentic Death of Hendry Jones) von Charles Neider.

Handlung

Rio und "Dad" sind Desperados. Sie werden nach einem Bankraub von der Polizei umzingelt. Dad verspricht, ein weiteres Pferd zu holen, das sie für die Flucht benötigen. Er kehrt aber nicht zu Rio zurück, sondern flieht alleine mit dem gestohlenen Gold. Rio wird gefasst und kommt für Jahre ins Gefängnis.

Rio will sich rächen und entkommt nach einigen Jahren mit einem Mitgefangenen. Gemeinsam mit einigen üblen Gestalten, die die Bank des Ortes ausrauben wollen, findet er Dad schließlich in Monterey. Er ist verheiratet, Sheriff der Stadt und vordergründig zum angepassten Bürger geworden. Rio gibt vor, ihm sei damals die Flucht ebenfalls gelungen und er wolle bloß seinen alten Freund besuchen. Rio belügt und verführt aus Rache Dads Stieftochter Louisa. Vergeblich versucht er gegen die echte Liebe, die er für das Mädchen empfindet, anzukämpfen.

Dad erfährt durch seinen hinterhältigen und feigen Hilfssheriff Lon, der selbst ein Auge auf Louisa geworfen hat, von dem Verhältnis von ihr und Rio. Als Rio in Notwehr einen Mann im Saloon erschießt, sieht Dad eine Chance, Rio loszuwerden. Er peitscht ihn öffentlich aus, bricht ihm die rechte Hand und jagt ihn aus der Stadt. Rio braucht Wochen, um von den Verletzungen zu genesen, und übt wieder das Schießen mit der rechten Hand. Seine Kumpane werden ungeduldig. Sie trennen sich von ihm und überfallen die Bank ohne Rio. Einer kommt im Kugelhagel um, der andere flieht.

Die schwangere Louisa will Rio von seiner Rache an Dad abbringen. Dieser nimmt Rio fest im Glauben, er sei in den Bankraub verwickelt gewesen – vor allem aber, um ihn endgültig loszuwerden. Er will ihn am nächsten Tag hängen. Rio kann aber aus dem Gefängnis fliehen. Es kommt zur Konfrontation, bei der Dad erschossen wird. Rio kann fliehen. Bevor er sich über die Grenze absetzt, verspricht er Louisa, dass er zu ihr zurückkehren wird.

Produktion

Nachdem Marlon Brando sich mit dem vorgesehenen Regisseur Stanley Kubrick überworfen hatte, übernahm er selbst die Regie. Unzählige Drehbuchfassungen wurden verworfen, der fertige Film, der über drei Stunden dauerte, wurde von den Produzenten um etwa eine Stunde gekürzt.

Brando formulierte vor allem in der Figur von Karl Malden, der vom Desperado zum verlogenen Biedermann mutiert, seine heftige Ablehnung bürgerlicher Werte. In seiner Ambivalenz und Gewalttätigkeit nimmt Der Besessene auch einiges der späteren Italowestern vorweg.

Der Besessene blieb Marlon Brandos einzige Regiearbeit.

Die mexikanische Schauspielerin Pina Pellicer verübte 1964 im Alter von 30 Jahren Suizid.[1]

Weitere Informationen

Der englische Originaltitel One-Eyed Jacks bezieht sich auf die beiden Karten Pik- und Herz-Bube des anglo-amerikanischen Spielkartenblattes, die im Profil – also ein-äugig – abgebildet sind und die, wenn sie entsprechend nebeneinander gelegt werden, einander anblicken.

Kritiken

Das Lexikon des internationalen Films sagt, der Film sei ein „großangelegter, aber recht harter Western“ und lobt die „beeindruckende Regiearbeit“.[2].

Phil Hardy nennt ihn einen „einzigartigen Western“. Er habe eine „Gefühlsintensität“, wie man sie sonst nur in den Werken von King Vidor und Anthony Mann finde und sei ein Vorläufer der Western Sam Peckinpahs. Hardy hebt besonders die Kameraarbeit Langs und die ödipale Intensität“ der Vater-Sohn-Beziehung hervor. Kennzeichnend sei außerdem „Brandos Unfähigkeit, die Erzählung in den Griff zu bekommen“.[3]

Joe Hembus lobt die „lyrisch-pathetische Getragenheit“ des Films. Brando sei „der Heiland und Märtyrer, der sich und andere unter Schmerzen auf den Weg der Liebe, der Freundschaft und der Loyalität führt.“[4]

Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz geben dem Western in ihrem Lexikon „Filme im Fernsehen“ 3½ von 4 möglichen Sternen (außergewöhnlich) und meinen: „Blendend fotografiert, mit zwei aufregenden Frauen und einem packenden Schlußduell.“ [5]

Auszeichnungen

Literatur

  • Charles Neider: Die einzig wahre Geschichte vom Leben und grausamen Ende des berühmten Revolverhelden Hendry Jones, genannt Billy the Kid (Originaltitel: The Authentic Death of Hendry Jones). Deutsch von Udo Rennert. Ungekürzte Ausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1988, 236 S., ISBN 3-596-28259-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://geminispacecraft.blogspot.ch/2009/01/hollywood-suicide-2-pina-pellicer.html
  2. Der Besessene im Lexikon des internationalen Films
  3. Phil Hardy: The Encyclopedia of Western Movies. Woodbury Press Minneapolis 1984. ISBN 0-8300-0405-X. S. 280
  4. Joe Hembus: Western-Lexikon – 1272 Filme von 1894 bis 1975. Carl Hanser Verlag, München Wien 2. Auflage 1977, ISBN 3-446-12189-7, S. 52
  5. Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 82