FS ETR.300

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FS ETR 300
Settebello
Settebello
Settebello
Hersteller: Breda Costruzioni Ferroviarie
Baujahr(e): 1952–1959
Ausmusterung: 1992?
Achsformel: Bo'2'Bo'+Bo'2'2'Bo'+Bo'2'Bo'
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge: 165.500 mm
Leermasse: 328 t
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Stromsystem: 3 kV DC
Stromübertragung: Scherenstromabnehmer
Kanzelwagen mit Führerstand
Innenraum des Aussichtsabteils
Beschriftung, links:Kartenspiel-Logo

Der ETR 300, eher bekannt als Settebello, war ein italienischer Luxuszug.

Fahrzeuge

1952 beschaffte die Ferrovie dello Stato (FS) zwei, 1959 einen weiteren Elektrotriebwagen der Baureihe ETR 300 für den schnellen Personenverkehr, des obersten Kundensegments bei Breda Costruzioni Ferroviarie. Die Fahrzeuge erhielten die Betriebsnummern ETR 301-303. Die Züge bestanden aus sieben Teilen, von denen ein Mal drei und zwei Mal zwei Teile zusammengefasst waren. Die dreiteilige Einheit teilte sich vier, die zweiteiligen je drei zweiachsige Fahrgestelle. Sechs der Fahrgestelle wurden von je zwei Motoren angetrieben und entwickelten 3.120 PS. Der Zug erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h.

Die Innenausstattung des Settebello fiel sehr exklusiv und luxuriös aus. Der siebenteilige Triebzug verfügte über eine großzügige Sitzkonfiguration und ausschließlich die erste Wagenklasse (nach der Klassenreform von 1956). Von den sieben Wagen waren lediglich vier reine Sitzwagen. Die anderen dienten als Speise- und Barwagen, einer der Küche sowie einer für den Gepäcktransport.[1] Der Zug war mit Zugpostfunk ausgestattet, so dass die Reisenden überall hin nach Italien telefonieren konnten![2] Besonderes Kennzeichen der Fahrzeuge war je ein Kanzelwagen mit einem Aussichtsabteil an der Spitze und am Ende des Zuges. Damit das baulich möglich wurde, war der Lokomotivführer in einer erhöhten, aber zurückgesetzten Kabine untergebracht.

Einsatz

Die Fahrzeuge verkehrten ab 1953 zunächst auf der italienischen Magistrale zwischen Mailand und Rom, zeitweise auch bis Neapel. Anfangs wurde nur mit einer Garnitur gefahren, die Rom morgens verließ und spät abends aus Mailand zurückkehrte. Als mehr Fahrzeuge zur Verfügung standen, verkehrten täglich zwei Zugpaare.[3] Die Züge trugen – je nach Fahrtrichtung – die Bezeichnung MN/NM. Letztendlich wurde der Zuglauf auf die Strecke Mailand–Rom beschränkt, die Zugbezeichnung entsprechend in MR/RM geändert und ab 1973 in 802/803. Der Zug hielt unterwegs ausschließlich in Bologna und Florenz.

Ab dem 26. Mai 1974 verkehrten die Züge als dritte Trans-Europa-Express-Verbindung zwischen Mailand und Rom mit den Zugnummern 68/69. Bis 1978 gelang es die Fahrzeiten – auch durch die Eröffnung von Teilabschnitten der Schnellfahrstrecke Florenz–Rom – auf 5 Stunden 20 Minuten für die nun 602 km lange Strecke zu verkürzen. Das entsprach einer Reisegeschwindigkeit von 112,9 km/h.

1984 musste das nun zum Teil über 30 Jahre alte Rollmaterial aus der Verbindung abgezogen werden. Seit 1984 trug die Verbindung nun den Namen Colosseum, erhielt die Zugnummern 76/77 und wurde mit lokbespannten Zügen aus neuen Gran-Confort-Wagen bedient. Die Settebello-Züge wurden bis 1992 als Rapido weiter in der Verbindung Mailand–Venedig eingesetzt.

Name

Der Name Settebello („Schöne Sieben“) ist der Name des Jokers in einem italienischen Kartenspiel und zugleich eine Anspielung auf die sieben luxuriösen Wagen, aus denen jeder der Triebzüge gebildet war. Während der Name sich in der Öffentlichkeit längst durchgesetzt hatte, wurde er seitens der FS erst seit 1958 offiziell für den ETR 300 und die von ihm gefahrenen Verbindungen verwendet.

Trivia

Im April 1961 organisierte die Autozeitschrift Quattroruote ein Rennen zwischen dem Settebello und einem Alfa Romeo Giulietta zwischen Mailand und Rom. Der Zug benötigte 6 Stunden 37 Minuten. Der Alfa Romeo war 38 Minuten schneller.[4]

Literatur

  • Maurice Mertens: Les Trans Europe Express. 2. Auflage Paris 1986. ISBN 2-902808-21-6, S. 213-215.
  • O. S. Nock: Der Settebello: Tempo und Luxus. In: Ders.: Der große Atlas der Eisenbahnen. München und Zürich 1978. ISBN 3-7735-5040-5, S. 118f.

Weblinks

Commons: FS ETR.300 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Verwendung der einzelnen Wagen bei cardcow.com
  2. Nock, S. 118.
  3. Nock, S. 118.
  4. Tim Parks: Italien in vollen Zügen. München 2014. ISBN 978-3-88897-971-2, S. 129.