Fass

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Drei Weinfässer – zwei Fuderfässer zu 3125 und 1000 Liter und ein Stückfass zu 1400 Liter

Ein Fass – auch Tonne genannt (vom lat. „Tunna“) – ist ein aus Holz, Metall oder Kunststoff hergestellter, großer, walzenförmiger (zylindrischer), oft gebauchter Behälter. Es dient in der Regel der Aufbewahrung von Flüssigkeiten während einer bestimmten Zeitdauer in meist mittelgroßen Mengen (ein paar Liter bis ein paar hundert Liter).

Ein Fass besitzt entweder eine kleine Öffnung, das Spundloch, für die Befüllung und die Entleerung der Flüssigkeit oder ist einseitig ganz offen und kann mit einem Deckel versehen werden. Diese zweite Fassart dient eher der Aufbewahrung von festen oder pulverförmigen Stoffen.

Historisches

Neumagener Weinschiff (ca. 220 n. Chr.)
Lagernde Whiskeyfässer bei Jack Daniel's in Tennessee

Im Altertum wurden anstelle des gebräuchlichen Fasses Schläuche aus Tierbälgen oder große Tongefäße (dolia) verwendet. Das berühmte Fass des Diogenes war ein solches Gefäß, welches Pithos genannt wurde. Aus Holzblöcken oder Stammabschnitten geschnitzte Behälter aus Holz waren bereits 1000 v. Chr. in Gebrauch.[1]

Aus Dauben zusammengesetzte Holzfässer gelten als Erfindung der Kelten (Gallier, Bojer). Die erstmalige Erwähnung solcher Fässer geht auf verschiedene römische Quellen ab 50 v. Chr. (Aulus Hirtius, Cäsar, Strabo, Plinius) zurück. Fässer wurden aber sicher schon einige Jahrhunderte zuvor im keltischen Raum genutzt.

Von Plinius ist eine erste detaillierte Fassbeschreibung erhalten, als er die Weinfässer der Kelten als ein Gefäß beschreibt, das aus Dauben zusammengesetzt, oben und unten durch einen Boden verschlossen ist und durch Reifen zusammengehalten wird. Fassdarstellungen auf der Säule des Trajan bieten den Nachweis für die Fässer in der Zeit nach Christus.

Fassgrößen waren oftmals genormt. Im deutschen Sprachraum gab es für Fässer unter Anderem die historischen Maßeinheiten Ohm, Stück und Fuder.

Formen und Eigenschaften

Die Walzenform eines geschlossenen Fasses erlaubt zumindest bei kleineren Exemplaren ein müheloses Verschieben (Rollen) von Hand an einen anderen Ort bei geringer Entfernung. Die gebauchte Form erleichtert es zusätzlich, die Stoßrichtung während des Verschiebens zu ändern. Gleichzeitig lässt sich ein Fass je nach Bedarf und örtlicher Begebenheit auf der ebenen oder gerundeten Oberfläche gut und platzsparend aufeinander stapeln. Bei der zweiten Variante lässt sich die Flüssigkeit beim vorne angebrachten Hahn leicht entnehmen. Die heute unüblichen, sehr großen Holzfässer wurden früher auch mit einer Einstiegsöffnung im Boden versehen durch die eine Person ins Innere klettern und das Fass mit einer Bürste und Wasser (das dann durch die Öffnung herauslief) säubern konnte, eine Arbeit zu der wegen ihrer Größe häufig Kinder herangezogen wurden.

Der Transport großer gefüllter Weinfässer war wegen ihres großen Gewichts sehr gefährlich, insbesondere das Hochziehen oder Herunterlassen über steile Kellertreppen. Vor der Entwicklung von Weinpumpen im 19. Jahrhundert gehörte dies jedoch zum Alltag und wurde von spezialisierten Fachleuten, den Schrötern durchgeführt.

Je nach Verwendungszweck muss ein Fass bestimmte Eigenschaften aufweisen. Ein Fass muss zum Beispiel absolut dicht und gegebenenfalls atmungsaktiv sein, also Sauerstoff zulassen oder großem Druck standhalten. Es muss unter Umständen gegen bestimmte Chemikalien (Gefahrgut) widerstandsfähig sein. Insbesondere Holzfässer sollen der gelagerten Flüssigkeit einen bestimmten Geschmack vermitteln. Erleichtert wird dies durch Löseeigenschaften bei alkoholischen Getränken, wie Wein oder Bier. Diese Abgabe erfolgt jedoch nur über einen gewissen Zeitraum, danach sind die betreffenden Holzbestandteile gelöst und das Fass muss durch ein neues ersetzt werden, beim Barriqueausbau erfolgt dies etwa bereits nach zwei bis drei Jahren.

Fassherstellung

Halbfertiges Fass mit Holzdauben und eisernen Fassreifen
  • Die Herstellung der Holzfässer hat eine große traditionelle Bedeutung. Ein Holzfass wird vom Fassbinder, Böttcher oder Küfer hergestellt und ist weitgehend handgefertigt. Regional gibt es unterschiedliche Berufsnamen, so in Franken Büttner oder in Altbayern Schäffler. Solche Fässer bestehen im Wesentlichen aus Dauben, die von den eisernen oder hölzernen Fassreifen zusammengehalten werden, und den zwei Böden. Hölzerne Fassreifen wurden früher von den Reifschneidern oder Bandreißern aus Weiden-, Haselnuss-, Birken- oder Lindenruten gefertigt. Zur Verwendung in Brauereien werden Holzfässer gepicht, also mit Pech abgedichtet, um dem Verlust von Kohlensäure vorzubeugen. Meist wird Pech von Lärchen oder Kiefern genutzt.
  • Stahlfässer werden in großen Mengen bis zu 1200 St/h auf Fertigungsstraßen mechanisch montiert, lackiert und auf Dichtigkeit geprüft.
  • Kunststofffässer werden aus einem sich in einer Blas-Form befindlichen Kunststoffschlauch, der mit hohem Luftdruck aufgeblasen wird, maschinell gefertigt. Im Durchschnitt dauert die Herstellung eines 220-l-Fasses im Extrusionsblasverfahren zwischen 105 und 140 Minuten, abhängig vom Fassgewicht.

Fassrekonditionierung

Gebrauchte Fässer werden bei irreparablen Schäden verschrottet oder durch Rekonditionierung wieder dem Wirtschaftskreislauf zugeführt.

Fassarten

  • Holzfass: Holzfässer werden meist aus Eichen-, Akazien- oder Robinien-, in südlichen Ländern auch aus Kastanienholz gefertigt. Im Weinbau bekannt ist das Barrique.
    • Butterfass: ein aus Holz gefertigter Behälter zur Herstellung von Butter, der sich, mit einem Rührer auf einer Achse mit Handkurbel versehen, auf einem Gestell befindet
    • Bütte oder Zuber: ein fassartiger Holzbehälter, in dem Wäsche gewaschen wird
  • Metallfass
  • Kunststofffass: Meist aus HDPE hergestellt nach dem Extrusionsblasverfahren, seltener im Rotations- oder Schleuderverfahren. Am meisten verbreitet ist die Größe mit 220 Litern oder 55 US Gallonen, dies entspricht 216,5 Liter Volumen.
    • Deckelfass: Fasskörper wird verschlossen mit einem Deckel durch einen Spannring, seltener mittels Gewinde-Deckel.
    • Spundfass: Mit zwei Öffnungen
      • Ring-Fass: Gekennzeichnet durch einen Wulst (Ring), ein Herstellungsverfahren, das in Deutschland patentiert wurde. Es erleichtert die Handhabung des Fasses.
  • Keg: Fass mit Ventil speziell für die Gastronomie und die industrielle Befüllung

Weitere Bezeichnungen

Nach Anwendung und Entnahmeart werden folgende Fässer unterschieden.

  • Ein Druckfass wird mit Druck beaufschlagt und das Füllgut wird so herausgedrückt. Hierzu gehört beispielsweise das Bierfass, wie auch das selbstkühlende Bierfass.
  • Aus dem Pumpfass wird das Füllgut mittels einer Pumpe gefördert.
  • Die Regentonne oder das Regenfass dient dem Sammeln des Regenwassers. Sie steht meist unter einem Abfluss der Dachrinne und ist meist offen oder nur mit einem losen Deckel versehen.
  • Das Gurkenfass ist üblicherweise aus Holz und der Deckel ist zumindest teilweise zu öffnen, da das Füllgut nicht flüssig ist und manuell stückweise entnommen wird.
  • In dem früher hölzernen, heute meist blechernen Güllefass wird Gülle zum Düngen der Pflanzen angesetzt. Auch die metallene Tonne, welche die Bauern zum Düngen auf die Felder fuhren, trägt diese Bezeichnung.
  • Das Bergungsfass ist ein meist aus Stahlblech (verzinkt) gefertigtes Deckelfass in Übergröße, damit verrottete oder beschädigte Norm-Fässer eingebracht werden können und somit ein gefährliches Füllgut sicher abtransportiert und gelagert werden kann.
  • Der Hobbock ist ein fass- oder kanisterartiger Versandbehälter.

Außergewöhnliches

Prunkfässer im Blutgericht (Königsberg)
Königsteiner Riesenfass

Aus der abgetrennten unteren Hälfte eines Stahlfasses, dem Unterboden, wird in Handarbeit das Steeldrum oder Steelpan, ein Musikinstrument, hergestellt. Dieses ist beheimatet auf Trinidad und Tobago.

Das größte Holzfass der Welt (Dürkheimer Riesenfass) steht in Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz) und fasst 1,7 Millionen Liter. Es war zwar nie mit Wein gefüllt, beherbergt aber ein Restaurant. Dieses Fass war von vornherein nicht für die Lagerung von Wein bestimmt. Ein vergleichbares, als Gaststätte genutztes Riesenfass ('Obří sud') mit mehr als 1 Million Liter Fassungsvermögen befindet sich im Kurort Lazně Libverda (früher Bad Liebwerda) im Kreis Liberec (Reichenberg) in Nordböhmen.

Die größten für Wein vorgesehenen Fässer befinden sich im Badischen Winzerkeller Breisach mit 1,2 Millionen Liter. Diese werden nur für Verschnitte verwendet. Das Große Fass des Heidelberger Schlosses (221.000 Liter) war nur dreimal befüllt, da es ständig undicht war.[2] Bei den Cuvéefässern in Freyburg (Unstrut) (Rotkäppchen Sektkellerei, 120.000 Liter) und in Mainz (Kupferberg Sektkellerei, 100.000 Liter) handelt es sich um die größten befüllten Holzfässer.

Unter August dem Starken wurde 1725 das dritte Königsteiner Weinfass mit einem Fassungsvermögen von 238.000 Litern hergestellt. Das Fass stand auf der Festung Königstein im Elbsandsteingebirge und ging aus einem Konkurrenzkampf August des Starken mit den Kurfürsten der Pfalz hervor, die auf Schloss Heidelberg ebenfalls Riesenfässer bauen ließen. Das Königsteiner Weinfass wurde insgesamt nur zweimal befüllt. Zur Zeit der napoleonischen Kriege verfiel es und wurde abgebaut.

Das Fürstenfass in Pfedelbach wurde im Jahre 1752 erbaut und ist die Attraktion des dortigen Weinbaumuseums. Es hat einen lichten Durchmesser von 4 m. Der Umfang beträgt 15,5 m, die Gesamtlänge 5,2 m. Das Fass fasst 220 württembergische Eimer, das sind 64.664 Liter.[3]

Redewendungen

Die Redewendung außer Rand und Band sein spielt auf ein Fass an, dessen Dauben sich nicht an der richtigen Stelle befinden und daher seine Stabilität gefährden.[4]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Barrels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Fass – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Fass – Zitate

Einzelnachweise

  1. Lisa Leander: 3000 Jahre alte Butter. In: Spektrum.de. Spektrum der Wissenschaft Verlag, 1. September 2009, abgerufen am 11. Februar 2015.
  2. [1] Heidelberger Fass bei Deutsche Weine (Abgerufen am 4. Dezember 2011)
  3. [2] Fürstenfass bei Deutsche Weine (Abgerufen am 4. Dezember 2011)
  4. GEOlino.de: Außer Rand und Band, Zugriff am 23. Oktober 2011