Gustavs Celmiņš

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Gustavs Celmiņš (deutsch Gustav Celmins, * 1. April 1899 in Riga, Russisches Kaiserreich; † 10. April 1968 in San Antonio, USA) war ein lettischer Politiker, Führer der radikal-nationalistischen Organisationen Feuerkreuz und Donnerkreuz.[1][2]

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gustavs Celmiņš besuchte die Handelsschule der Rigaer Börse und setzte, nachdem Riga 1915 zur Frontstadt im Ersten Weltkrieg geworden war, seine Schulausbildung in Moskau fort und schloss sie dort ab. Im Jahre 1917 studierte er am Rigaer Polytechnischen Institut, das nach Moskau evakuiert worden war. Nach der Oktoberrevolution kehrte Celmiņš nach Lettland zurück.

Im Jahre 1918 trat Celmiņš in die neu gegründete Lettische Armee ein, wo er im Folgejahr zum Leutnant avancierte. 1920 wurde er zum Militärattaché in Polen ernannt.[3]

Nachdem Celmiņš 1924 aus der Armee ausgeschieden war, arbeitete er von 1925 bis 1927 im Außenministerium Lettlands als Sekretär des Ministers. Anschließend arbeitete Celmiņš im Finanzministerium Lettlands. Als am 24. Januar 1932 die radikal-nationalistische Gruppe Feuerkreuz (lettisch Ugunskrusts) gegründet wurde, übernahm Celmiņš die Funktion ihres Führers. Nach dem Verbot der Gruppe Feuerkreuz durch die lettische Regierung gründete Celmiņš die radikal-nationalistische lettische Volksbewegung Donnerkreuz (lettisch Pērkonkrusts (Latviešu Tautas Apvienība)). Nach dem Staatsstreich vom 15. Mai 1934 durch Kārlis Ulmanis wurde Celmiņš verhaftet, die dreijährige Gefangenschaft endete 1937 mit seiner Ausweisung.

Celmiņš begab sich nach Italien und anschließend in die Schweiz, wo er in Zürich verhaftet und ausgewiesen wurde. Später lebte er in Rumänien, wo er Kontakte zur Eisernen Garde unterhielt. Danach siedelte er nach Finnland um. Dort führte Celmiņš das „ausländische Kontaktbüro“ von Donnerkreuz. Im von der Sowjetunion im November 1939 gegen Finnland begonnenen Winterkrieg kämpfte Celmiņš als Freiwilliger in der finnischen Armee. Nach dem Ende des Krieges zog Celmiņš ins Großdeutsche Reich.

Celmiņš zog im Jahre 1941 im Zuge des Unternehmens Barbarossa wieder in Lettland ein, um wieder als Führer von Donnerkreuz zu wirken. Am 14. März 1944 verhaftete ihn die Gestapo wegen illegaler Untergrundtätigkeit. Celmiņš wurde in das Konzentrationslager Flossenbürg und von dort nach Dachau gebracht. Bis Kriegsende blieb Celmiņš „Sonderhäftling“ und wurde noch in den letzten Kriegstagen gemeinsam mit anderen Prominenten als Geisel der SS von Dachau über Innsbruck nach Niederdorf im Pustertal verlegt. Am 4. Mai 1945 wurden die Häftlinge am Pragser Wildsee durch die 5. Armee der USA befreit.[4]

Nach seiner Befreiung übersiedelte Celmiņš nach Italien. Dort gab er in Rom die Zeitung „Freies Lettland“ (lettisch Brīvā Latvija) heraus. Im Jahre 1949 zog er in die USA. Dort arbeitete er von 1950 bis 1952 als Berater. In den Jahren von 1954 bis 1956 betätigte sich Celmiņš in Mexiko als Industrieller. Im Jahre 1956 ging Celmiņš nach San Antonio in Texas, wo er bis 1958 als Bibliothekar an der Trinity University arbeitete. Im Jahre 1959 erhielt er eine Professur am „Zentrum für russische Studien“ an der dortigen St. Mary’s University.

Celmiņš starb am 10. April 1968 in San Antonio.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1921 wurde Celmiņš mit dem Lāčplēsis-Orden ausgezeichnet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Literatur von und über Gustavs Celmiņš im Katalog des Herder-Instituts Marburg.
  • Björn Felder: „Die Spreu vom Weizen trennen ...“. Die Lettische Kartei — Pērkonkrusts im SD Lettland 1941–1943. In: Latvijas Okupācijas Muzeja Gadagrāmata (Jahrbuch des Lettischen Okkupationsmuseums), ISSN 1407-6330, Jg. 2003, S. 47–68.
  • Karl Heinz Gräfe: Vom Donnerkreuz zum Hakenkreuz. Die baltischen Staaten zwischen Diktatur und Okkupation. Edition Organon, Berlin 2010, ISBN 978-3-931034-11-5, Kurzbiographie S. 431 f.
  • Ilya Lenski: Celmiņš, Gustavs. In: Handbuch des Antisemitismus, Band 2/1, 2009, S. 131f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Björn Felder: „Die Spreu vom Weizen trennen ...“. Die Lettische Kartei — Pērkonkrusts im SD Lettland 1941–1943. In: Latvijas Okupācijas Muzeja Gadagrāmata (Jahrbuch des Lettischen Okkupationsmuseums), Jg. 2003, S. 47–68.
  2. Matthew Kott: Latvia’s Pērkonkrusts: Anti-German National Socialism in a Fascistogenic Milieu. In: Fascism. Journal of Comparative Fascist Studies, ISSN 2211-6249, Jg. 4 (2015), S. 169–193.
  3. Vanda Zariņa: Rīgas domnieki laikmeta līkločos. Rīgas dome, Riga 2019, ISBN 978-9984-31-148-7, S. 234.
  4. Peter Koblank: Die Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge in Südtirol, Online-Edition Mythos Elser 2006.