HMS Orion (1910)

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Orion
Die HMS Orion vor 1915.
Die HMS Orion vor 1915.
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Schlachtschiff
Klasse Orion-Klasse
Bauwerft Portsmouth Dockyard, Portsmouth
Kiellegung 29. November 1909
Stapellauf 20. August 1910
Verbleib 19. Dezember 1922 zum Abwracken verkauft
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 177,10 m (Lüa)
Breite 26,80 m
Tiefgang (max.) 8,40 m
Verdrängung Standard: 22.000 t
maximal:25.870 t
 
Besatzung 750 Mann
Maschinenanlage
Maschine 18 × Babcock & Wilcox-Wasserrohrkessel,
2 × Parsons-Turbine
Maschinen­leistung 27.000 PS (19.858 kW)
Höchst­geschwindigkeit 21 kn (39 km/h)
Propeller 4
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtel:203–305 mm
  • Deck:25–102 mm
  • Schott:75–250 mm
  • Geschütztürme: 280 mm
  • Barbetten:254 mm

HMS Orion war ein Schlachtschiff und Typschiff der Orion-Klasse. Die vier Schiffe der Klasse wurden im Vereinigten Königreich auch als Super-Dreadnoughts bezeichnet.1922 wurde die Orion aufgrund des Washingtoner Flottenabkommens außer Dienst gestellt und abgewrackt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orion benannt nach dem Jäger der griechischen Mythologie[1] wurde am 29. November 1909 auf Kiel gelegt, am 20. August 1910 vom Stapel gelassen und am 2. Januar 1912 für den Einsatz im 2. Schlachtgeschwaders der Home Fleet in Dienst gestellt. Die Orion wurde schwer beschädigt, als sich am 7. Januar die Revenge während eines Unwetter von ihren Ankertauen löste und mit dem Bug der Orion kollidierte. Die Orion, nahm am 9. Juli in Spithead an der Parlaments Flottenschau teil und beteiligte sich anschließend an Trainingsmanövern. Am 24. Juni 1913 empfing sie in Spitehead den französischen Staatspräsidenten Raymond Poincaré und nahm anschließend an den jährlichen Flottenmanövern im August teil.[2] Zwischen dem 17. und 20. Juli 1914 nahm die Orion an einer Test-Mobilmachung und Flottenüberprüfung als britische Reaktion auf die Julikrise teil. Nach ihrer Ankunft in Portland am 27. Juli erhielt sie den Befehl, sich zwei Tage später mit dem Rest der Home Fleet nach Scapa Flow zu begeben, um die Flotte vor einem möglichen deutschen Überraschungsangriff zu schützen.[3]

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 1914, nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wurde die Home Fleet als Grand Fleet reorganisiert und dem Kommando von Admiral Jellicoe unterstellt.[4] Der größte Teil der Flotte lag kurzzeitig (22. Oktober bis 3. November) in Lough Swilly, Irland, während die Verteidigungsanlagen in Scapa Flow verstärkt wurden. Am Abend des 22. November 1914 unternahm die Grand Fleet einen erfolglosen Vorstoß in die südliche Hälfte der Nordsee, wobei die Orion mit dem Hauptverband zur Unterstützung des 1. Schlachtkreuzergeschwaders von Vizeadmiral David Beatty bereitstand. Am 27. November war die Flotte zurück im Hafen von Scapa Flow,[5]

Raid auf Scarborough, Hartlepool und Whitby[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 14. Dezember hatte Room 40 eine nachrichtendienstliche Abteilung der britischen Admiralität deutsche Funksprüche entschlüsselt, die Admiral von Ingenohls Plan für einen Angriff auf Scarborough, Hartlepool und Whitby durch Franz von Hippers Aufklärungsgruppe I enthielten. In Unkenntnis der Briten sollte Hipper jedoch durch die Hochseeflotte verstärkt werden. Die Briten stachen am 15. Dezember in See mit der Absicht, die deutschen Schiffe auf ihrer Rückfahrt in einen Hinterhalt zu locken. In den frühen Morgenstunden des 16. Dezember und bei schwerer See kam es zum Gefecht zwischen britischen und deutschen Zerstörern. Doch von Ingenohl, befahl seinen Schiffen aus Sorge vor einem massierten Angriff britischer Zerstörer abzudrehen.[6] Am Abend des 23. Januar lief der größte Teil der Grand Fleet von Scapa Flow aus um Beattys Schlachtkreuzer zu unterstützen, waren jedoch zu weit entfernt, um am folgenden Tag am Gefecht auf der Doggerbank teilnehmen zu können.[7] Vom 7. bis 10. März unternahm die Grand Fleet eine Aufklärungsfahrt in der nördlichen Nordsee, bei dem sie Übungsmanöver durchführte. Vom 17. bis 19. Mai und vom 29. bis 31. Mai unternahm die Grand Fleet Vorstöße in die zentrale Nordsee, ohne auf deutsche Schiffe zu stoßen. Vom 11. bis 14. Juni führte die Flotte erneut Geschütz- und Gefechtsübungen westlich von Shetland durch.[8] Vom 2. bis 5. September unternahm die Flotte eine weitere Fahrt in der Nordsee, bei der sie Geschützübungen durchführte, und verbrachte den Rest des Monats mit zahlreichen Trainingsübungen. Vom 13. bis 15. Oktober unternahm das Schiff zusammen mit dem Großteil der Grand Fleet einen weiteren Einsatz in der Nordsee. Fast drei Wochen später, vom 2. bis 5. November, nahm die Conquerer an einer weiteren Flottenübungsoperation westlich von Orkney teil.[9]

Die Grand Fleet brach am 26. Februar 1916 zu einer Fahrt in die Nordsee auf. Admiral John Jellicoe wollte die Harwich Force einsetzen, um die Helgoländer Bucht zu durchkämmen, aber schlechtes Wetter verhinderte Operationen in der südlichen Nordsee. Daher beschränkte sich die Operation auf das nördliche Ende des Meeres. Am 6. März begann ein weiterer Sucheinsatz, der jedoch am folgenden Tag abgebrochen werden musste, da das Wetter für die begleitenden Zerstörer zu schlecht wurde. In der Nacht zum 25. März verließen die Conquerer und der Rest der Flotte Scapa Flow, um Admiral Beattys Schlachtkreuzer bei dem Angriff auf den deutschen Zeppelinstützpunkt in Tondern zu unterstützen. Als sich die Grand Fleet am 26. März dem Gebiet näherte, hatten sich die britischen und deutschen Streitkräfte bereits getrennt, und ein starker Sturm bedrohte die kleineren Schiffe, so dass die Flotte den Befehl erhielt, zur Basis zurückzukehren. Am 21. April führte die Grand Fleet ein Ablenkungsmanöver vor Horns Riff durch, um es der kaiserlich russischen Marine zu ermöglichen ihre Minenfelder in der Ostsee neu zu verlegen.[10]

Skagerrakschlacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dem Versuch, einen Teil der Grand Fleet aus ihren Häfen zu locken und zu vernichten, verließ die deutsche Hochseeflotte, bestehend aus 16 Schlachtschiffen, 6 Einheitslinienschiffen und weiteren Schiffen, am frühen Morgen des 31. Mai Wilhelmshaven. Der Plan sah vor, dass Hipper mit den Schlachtkreuzern der 1. und den leichten Kreuzern der 2. Aufklärungsgruppe Wilhelmshaven verließ und nach Norden außer Sichtweite der dänischen Küste vorstieß. Dort sollte er durch Angriffe auf die Küstenstädte ein Auslaufen von britischen Schiffen provozieren und sie in Richtung Hochseeflotte locken. Die nachrichtendienstliche Abteilung der britischen Admiralität Room 40 hatte den deutschen Funkverkehr mit den Operationsplänen abgefangen und entschlüsselt. Daraufhin befahl die Admiralität Jellicoe und Beatty, noch in der Nacht mit der Grand Fleet von Scapa Flow, Cromarty und Rosyth auszulaufen, um die Hochseeflotte abzuschneiden und zu vernichten.[11]

Manöver der britischen (blau) und deutschen (rot) Flotte vom 31. Mai bis 1. Juni 1916

In der ersten Phase des allgemeinen Gefechts feuerte das Schiff um 18:32 Uhr vier Salven auf das Schlachtschiff Markgraf ab und erzielte dabei einen Treffer, der ein 15-Zentimeter-Geschütz ausschaltete. Um 19:15 Uhr beschossen sie und Monarch den Schlachtkreuzer Lützow in einer Entfernung zwischen 17100 und 18100 m. Sie zerstörten zwei der Hauptkanonen, legten vorübergehend die Stromversorgung des hintersten Geschützturms lahm und verursachten eine starke Wassereinbrüche. Dies war das letzte Mal, dass die Orion während der Schlacht ihre Geschütze abfeuerte.[12]

Anschließende Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 22. April 1918 fuhr die Hochseeflotte zum letzten Mal nach Norden, um einen Konvoi nach Norwegen abzufangen, musste aber zwei Tage später umkehren, nachdem der Schlachtkreuzer Moltke einen Motorschaden erlitten hatte. Die Grand Fleet lief am 24. April von Rosyth aus, als die Operation entdeckt wurde, konnte die Deutschen aber nicht mehr einholen.[13] Die Grand Fleet lief am 18. August aus, um die Hochseeflotte auf ihrem Vormarsch in die südliche Nordsee aus dem Hinterhalt anzugreifen, aber eine Reihe von Fehlmeldungen hinderte Jellicoe daran, die deutsche Flotte abzufangen, bevor sie in den Hafen zurückkehrte. Zwei leichte Kreuzer wurden während der Operation von deutschen U-Booten versenkt, was Jellicoe zu der Entscheidung veranlasste, die größeren Einheiten der Flotte südlich von 55° 30' Nord nicht zu riskieren, da es dort viele deutsche U-Boote und Minen gab. Die Admiralität stimmte dem zu und legte fest, dass die Grand Fleet nicht ausrücken würde, es sei denn, die deutsche Flotte versuchte eine Invasion Großbritanniens oder es bestand die große Möglichkeit, dass sie unter geeigneten Bedingungen zu einem Gefecht gezwungen werden könnte.[14]

Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. November wurde die Orion der Reserveflotte in Portland zugeteilt und am 18. März 1920 zurück nach Portsmouth verlegt. Im Juni 1921 wurde sie zu einem Schulschiff für Marinekadetten in Portland umgerüstet. Am 12. April 1922 wurde sie aufgrund des Washingtoner Flottenabkommens endgültig ausgemustert und von der Marineliste gestrichen. Am 19. Dezember wurde sie an Cox & Danks zum Abwracken verkauft.[2]

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schiff hatte eine Gesamtlänge von 177,10 m, eine Breite von 26,80 m und einen Tiefgang von 8,40 m. Die Verdrängung lag zwischen 22.000 t und 26.000 t.[15]

Antrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orion war mit 2 Parsonsturbinen ausgestattet, die jeweils zwei Wellen antrieben und insgesamt 27.000 PS (19.858 kW) entwickelten, mit der sie eine Höchstgeschwindigkeit von 21 Knoten (39 km/h) erreichte. Der Dampf wurde von achtzehn Babcock & Wilcox Wasserrohrkesseln geliefert. Das Schiff konnte maximal 3.353 t Kohle oder 812 t Heizöl mitführen, was ihr bei 10 Knoten (19 km/h) eine Reichweite von 6.730 Seemeilen (12.460 km) ermöglichte. Die Besatzung des Schiffes bestand aus 752 Offizieren und Mannschaft.[15]

Bewaffnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hauptbewaffnung bestand aus zehn 343-mm-Geschützen in fünf Zwillingstürmen jeweils zwei vor und hinter den sowie einer zwischen den Aufbauten mit den Bezeichnungen A", "B", "Q", "X" und "Y" (von vorne nach achtern). Die Sekundärbewaffnung bestand aus sechzehn 102-mm-Kanonen. Vier dieser Geschütze befanden sich in freiliegenden Lafetten auf dem Schutzdeck, die übrigen Geschütze waren in den Aufbauten untergebracht. Außerdem hatte das Schiff drei 533-mm Torpedorohre, von denen sich eines auf jeder Breitseite und das dritte im Heck befand.[16]

Sensoren, Feuerleitsystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Steuerstände für die Hauptbewaffnung befanden sich in den Marsen des Fock- und Großmastes. Die Daten eines 2,7-m-Barr- und Stroud-Koinzidenz-Entfernungsmessers wurden in eine Dumaresq-Rechenmaschine eingegeben und elektrisch an die Vickers-Entfernungsuhren übertragen, die sich in der Übertragungsstation unter jeder Position auf dem Hauptdeck befanden, wo sie in Entfernungs- und Vorhaltedaten für die Geschütze umgewandelt wurden. Diese wurden auch grafisch auf ein Plotting board übertragen, um dem Geschützoffizier bei der Vorhersage der Bewegung des Ziels zu helfen. Die Geschütztürme, Sendestationen und Steuerstände konnten in nahezu beliebiger Kombination miteinander verbunden werden. Als Reserve konnten zwei Geschütztürme auf jedem Schiff im Bedarfsfall übernehmen.[17]

Panzerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orion verfügte über einen Wasserliniengürtel aus Krupp Zementstahl. Er war mittschiffs 304 mm dick und verjüngte sich nach vorn auf 152 mm und achtern auf 64 mm. Der Gürtel bedeckte das Schiff vom Mitteldeck bis 1 m unterhalb der Wasserlinie. Darüber befand sich ein Plankengang mit 203 mm-Panzerung. 152-mm-Querschotten vorne und 203 mm Querschotten achtern verbanden den Gürtel mit den Barbetten. Die Barbetten waren mit 254 mm oberhalb des Hauptdecks und darunter mit 178 mm gepanzert. Die Geschütztürme waren an den Seiten zwischen 203 mm und 279 mm und auf dem Dach mit 76 mm gepanzert. Die vier gepanzerten Decks hatten eine Dicke von 25 bis 102 mm. Der Kommandoturm war rundherum mit 279-mm- und auf dem Dach mit 76-mm-Platten gesichert.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • R. A. Burt: British Battleships of World War One. Naval Institute Press, Annapolis 1986, ISBN 0-87021-863-8 (englisch).
  • N J M Campbell: Jutland : an analysis of the fighting. Lyons Press, New York 2000, ISBN 1-55821-759-2 (englisch).
  • Julian S Corbett; Henry John Newbolt: Naval operations: history of the Great War based on official documents. Naval and Military Press, Uckfield 2003, ISBN 1-84342-493-2 (englisch).
  • Randal Gray (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis 1985, ISBN 0-85177-245-5 (englisch).
  • Paul G. Halpern: A Naval History of World War I. Naval Institute Press, Annapolis 1995, ISBN 1-55750-352-4 (englisch).
  • John Jellicoe: The Grand Fleet, 1914–1916: Its Creation, Development, and Work. George H. Doran Company, New York 1919, OCLC 13614571 (englisch).
  • Robert K. Messie: Castles of Steel. Britain, Germany, and the Winning of the Great War at Sea. Random House, New York 2003, ISBN 0-679-45671-6 (englisch).
  • V. E. Tarrant: Jutland. The German Perspective. A New View of the Great Battle, 31 May 1916. Brockhampton Press, London 1999, ISBN 1-86019-917-8 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Silverstone: Directory of the World's Capital Ships S. 256.
  2. a b Burt: British Battleships of World War One S. 146.
  3. Massie: Castles of Steel S. 19.
  4. Preston: S. 32.
  5. Jellicoe: The Grand Fleet, 1914–1916 S. 163ff.
  6. Tarrant: Jutland S. 28f.
  7. Jellicoe: S. 194ff, 206, 211f.
  8. Jellicoe: S. 217ff., S. 221f.
  9. Jellicoe: S. 228, S. 243, S. 246, S. 250, S. 253.
  10. Jellicoe: S. 271, S. 275, S. 279f., S. 284, S. 286.
  11. Campbell: Jutland. S. 13f.
  12. Campbell: S. 156., S. 193ff., S. 209., S. 218ff., S. 346ff.
  13. Newbolt: Naval Operations. History of the Great War Based on Official Documents. Vol. V. S. 235ff.
  14. Halpern: A Naval History of World War I. S. 330ff.
  15. a b Conway's All the world's fighting ships, 1906–1921. S. 28.
  16. a b Burt: S. 157.
  17. Brooks: The Mast and Funnel Question S. 40f.