Hadi Khanjanpour

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Hadi Khanjanpour (2020)

Hadi Khanjanpour (* Mai 1982 in Teheran) ist ein deutsch-iranischer Schauspieler, Regisseur und Autor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Khanjanpour wurde in Teheran/Iran geboren. Als er knapp fünf Jahre alt war, flüchteten er und seine Familie wegen des Iran-Irak-Krieges nach Deutschland. Er lebte rund 20 Jahre in Offenbach am Main, wo er an der Rudolf-Koch-Schule[1] sein Abitur machte und seinen Zivildienst ableistete. Während seines Sportinformatik-Studiums kam er durch Zufall zu einem Theatercasting. Er wurde für die Hauptrolle des Stücks „Ehrensache“ von Lutz Hübner unter der Regie von Alexander Brill besetzt. Mit dem Stück gewann er 2009 den Nachwuchs-Preis für die beste darstellerische Leistung bei den hessischen Theatertagen in Marburg[2] und 2010 den „Günther-Rühle-Preis“ für die beste schauspielerische Leistung bei der „Woche junger Schauspieler“ in Bensheim.[3] Ab 2008 spielte er am Schauspiel Frankfurt und der Theatergruppe „Theaterperipherie“ einige Stücke, unter anderem „Die Kleinbürgerhochzeit.“[4]

Er bewarb sich 2009 an der Schauspielschule in Ludwigsburg und wurde angenommen. Er begann mit 27 Jahren seine Schauspiel-Ausbildung unter der Leitung von Luk Perceval. Schon während seines Studiums spielte er an Theaterhäusern und war auf Gastspielen. Mit dem Studienprojekt „Die Stunde der Wahrheit“, das er selbst geschrieben hat und als Monolog spielt, wurde er an einigen Theatern, Schulen, Festivals und Einrichtungen eingeladen, unter anderem 2013 als einzige freie Produktion beim Duisburger Theatertreffen,[5][6][7] JVA Gießen. Mit diesem Stück gewann er u. a. 2011 den Publikumspreis des 5. Iranischen Theaterfestivals in Heidelberg und den 2. Publikumspreis bei der Woche junger Schauspieler in Bensheim.[8]

2013 beendete er sein Studium an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg[9].

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Filmschauspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon während des Schauspielstudiums spielte er in einigen Kurzfilmen der Filmakademie in Ludwigsburg mit,[10] unter anderem im Abschlussfilm „Porn Punk Poetry“ von Maurice Hübner[11]. Der Film gewann unter anderem den Preis als bester mittellanger Film beim 18. Studio Hamburg Nachwuchspreis.[12] 2013 hatte er seinen ersten Fernsehauftritt in „Ein starkes Team – Die Frau im roten Kleid“ unter Regie von Thorsten Näter. Es folgten weitere Rollen im Fernsehen und in Kurzfilmen,[13] unter anderem unter der Regie von Kai Wessel und Niki Stein von Kamienski. 2012 hatte er eine erste kleine Kinorolle in der deutsch-türkischen Kinoproduktion „Labirent“ u. a. mit Numan Acar, Meltem Cumbul unter der Regie von Tolga Örnek.

Seine erste Tatortrolle übernahm er 2016 im NDR-Tatort „Böser Boden“ unter der Regie von Sabine Bernardi. Des Weiteren spielt er Omar in der 1055. Tatort-Episode „Ich töte niemand“ vom fränkischen Ermittlerduo Voss und Ringelhahn.

In der internationalen Serienproduktion „Bad Banks“ von ZDF und Arte, unter der Regie von Christian Schwochow, übernahm er 2018 die Rolle des Buchhalters Mohamed/Momo, und ist auch Teil der zweiten Staffel (Regie: Christian Zübert), die im Frühjahr 2020 Premiere hatte[14].

Im Kinofilm Die defekte Katze von Susan Gordanshekan spielt er seine erste Kinohauptrolle neben Pegah Ferydoni. Der Film feierte Premiere auf der 68. Berlinale 2018 und nahm im Wettbewerb in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ teil. In dem Film spielt Khanjanpour Kian, einen in Deutschland aufgewachsenen Arzt, der auf traditionellem Weg eine iranische Frau heiratet. Erzählt wird der Versuch in Deutschland ein gemeinsames Leben zu führen.[15]

In dem von X-Filme produzierten Mehrteiler „Die verlorene Tochter (AT)“, unter der Regie von Kai Wessel, übernahm Khanjanpour die durchgehende Nebenrolle des Hauptkommissars Mehmet Eren.[16]

In der Kinoproduktion „Zoros Solo“ von Martin Busker, spielt er Zoros Vater „Zamir“. Die Premiere des Films fand am 15. Juni 2019 auf dem Internationales Filmfest Emden-Norderney statt und er gewann dort den Hauptpreis des Festivals, den Bernhard-Wicki-Preis in Gold, sowie den NDR Nachwuchspreis. Beim Bayerischen Filmpreis 2019 wurden die Autoren Fabian Hebestreit und Martin Busker am 17. Januar 2020 für das beste Drehbuch ausgezeichnet.[17]

Seine nächste Kinohauptrolle übernahm er in „Stille Post (AT)“, dass von Chromosom Film und das Kleine Fernsehspiel produziert wurde. Regie führt Florian Hoffmann.[18]

Bei der britischen Kino-Produktion „The Lair“ unter der Regie von Neil Marshall ist Khanjanpour neben Jamie Bamber, Jonathan Howard und Leon Ockenden Teil des Ensembles.[19]

In der Emmy-prämierten[20] israelisch-amerikanischen Serie „Tehran“ produziert für den Streamingdienst Apple TV+, übernahm er 2021 neben Glenn Close, Shaun Toub und Niv Sultan eine Rolle in der zweiten Staffel.[21][22]

In Guy Ritchies Film „The Interpreter“ spielt Khanjanpour an der Seite von Jake Gyllenhaal, Antony Starr, Dar Salim und Alexander Ludwig.[23]

Als Regisseur und Autor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Studium begann er neben seiner Tätigkeit als Schauspieler, Stücke zu schreiben und zu inszenieren.[24] Seine Stücke erhielten Einladungen zu Gastspielen und Festivals. Mit seinem ersten Stück „KameLions“ gewann er 2015 den Jurypreis der Hessischen Theatertage in Wiesbaden.[25] In der Spielzeit 2014/15 stand er neben Ute Bansemir im Leitungsteam der Gruppe „Theaterperipherie“ in Frankfurt,[26] und fungiert dort seitdem als Regisseur, Autor, Theaterpädagoge und Schauspieler.

2015 übernahm Khanjanpour seine erste Filmregie-Arbeit beim Serienpiloten „Dr. Ilegal“, der von UFA Fiction und der Filmakademie Baden-Württemberg produziert wurde. Der Film feierte weltweit Festivalerfolge, unter anderem gewann Khanjanpour damit den Europäischen Civis Medienpreis 2015 in Brüssel, und 2016 den „Best Director Award“ als bester Regisseur beim International Jaipur Festival in Indien. Die TV-Ausstrahlung war auf Arte im Magazin Kurzschluss.[27] Von der „Deutschen Film- und Medienbewertung FWB“ erhielt der Film das Prädikat „Wertvoll“.[28]

Für sein Kinofilmprojekt „Ein neues Stück Vergangenheit“ erhielt Khanjanpour 2015 Drehbuchförderungen vom „Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst“, und von der „Hessischen Rundfunk Filmförderung“.

Beim Filmfest Düsseldorf 2018 war er neben Hape Kerkeling, Wieland Speck, Judith Keilbach und Friedrike Hansen Jurymitglied des internationalen Filmfestivals.[29]

Seit dem Wintersemester 2020/21 ist er als Schauspieldozent am Mozarteum Salzburg tätig.[30]

Er ist seit 2022 Jurymitglied der hessischen Filmförderung „HessenFilm“ für den Bereich „Nachwuchs“.[31]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theater (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2008–2009: Kleiner Mann, was nun? Schauspiel Frankfurt
  • 2009: Orestie. Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg
  • 2009–2010: Die Kleinbürgerhochzeit. Schauspiel Frankfurt
  • 2009–2011: Leyla & Medschnun. Theaterperipherie Frankfurt
  • 2009–2014: Ehrensache. Theaterperipherie Frankfurt und diverse Gastspiele europaweit[32]
  • 2010: Mrs. Scatterbrain und Ganesh. Theater Basel und Theater der jungen Welt Leipzig
  • 2010: Performing Body. Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg
  • 2010: Wie es euch gefällt. Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg
  • 2011: Ich erfand Karl May. Schlossfestspiele Ludwigsburg
  • 2011–2013, Ehrensache. Theater Hagen[33]
  • 2012: Hans & Grete. Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg
  • 2012: Wir wenig Lebende. Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg
  • 2012: The Brunch Bunch. Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg
  • 2013–2014: Emilia Galotti. Theater Heidelberg[34]
  • 2013–2014: Candide. Theaterperipherie Frankfurt
  • 2015–2018: Ich rufe meine Brüder. Theaterperipherie Frankfurt
  • 2016: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Theaterperipherie Frankfurt
  • 2016–2019: La Haine. Landungsbrücken Frankfurt und diverse Gastspiele
  • 2018: Asyl-Dialoge. Bühne für Menschenrechte Heimathafen Neukölln – Berlin

Regie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2015: Dr. Illegal, UFA Fiction & Filmakademie Baden-Württemberg, Drehbuch: Jan Galli

Theater (Regie & Text)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2010–2017: Stunde der Wahrheit. Diverse Gastspiele & Festivals
  • 2013: 6 x Karlos, Gallus Theater[35]
  • 2014: KameLions. Theaterperipherie Frankfurt & div. Gastspiele
  • 2015: MachtLiebeHoffnung? Theaterperipherie Frankfurt
  • 2017: Allah liebt man(n). Theaterperipherie Frankfurt
  • 2018: Der KEINE Prinz. Theaterperipherie Frankfurt

Preise (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schauspiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2009: Beste darstellerische Leistung, Nachwuchs-Preis, Hessische Theatertage für „Ehrensache“
  • 2010: Günther Rühle-Preis, „Woche junger Schauspieler“ Bensheim für „Ehrensache“
  • 2011: Publikumspreis, 5. Iranisches Theaterfestival Heidelberg für „Die Stunde der Wahrheit“
  • 2015: 2. Publikumspreis, Woche junger Schauspieler Bensheim für „Die Stunde der Wahrheit“
  • 2017: Prix de la trois, Festival Les Enfants Terribles Belgien für „In Ayahs Augen“
  • 2017: Hauptpreis, Hessische Theatertage für „Hass“
  • 2022: Bestes Schauspiel, Achtung Berlin Festival für "Stille Post"[36]

Regie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dr. Illegal. (Kurzfilm)
  • Best Director: Jaipur International Film Festival
  • Best Fiction: International Tour Film Festival
  • Civis Europa Medienpreis: Civis Medienstiftung[37]
  • Best Writer in a Drama: SeriesFest Denver
  • Sprungbrett. Publikumspreis Landshuter Kurzfilmfestival
  • Ginko Award: 7. Internationalen Kreativ Wettbewerb
  • Golden Eagle Award for Student, Youth and Media: 59th Cine Golden Eagle Award Washington
  • KameLions (Theater)
  • Jurypreis, Hessische Theatertage 2015

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hadi Khanjanpour – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Presse Sparkasse. Abgerufen am 5. Februar 2020.
  2. „Ehrensache“ von Lutz Hübner gewinnt Nachwuchs-Preis für die beste darstellerische Leistung bei den Hessischen Theatertagen 2009. (theaterkompass.de [abgerufen am 11. April 2018]).
  3. Deutsche Akademie der Darstellenden Künste – 2010. Abgerufen am 11. April 2018.
  4. schauspielfrankfurt_pressematerial. Abgerufen am 11. April 2018.
  5. Ingo Hoddick: Duisburg: Schauspieltreffen unterm Theaterdach. Abgerufen am 11. April 2018.
  6. Anne Horstmeier: Theatertreffen Duisburg zeigt 2013 hochkarätige Produktionen. (derwesten.de [abgerufen am 11. April 2018]).
  7. Eine Jugend in Deutschland – Theater Pur. Abgerufen am 11. April 2018.
  8. Die ganz persönliche Stunde der Wahrheit – Bergsträßer Anzeiger. (morgenweb.de [abgerufen am 11. April 2018]).
  9. Hadi Khanjanpour bei Crew United, abgerufen am 1. Januar 2022
  10. Castforward. Abgerufen am 11. April 2018.
  11. Porn Punk Poetry (2014). Archiviert vom Original; abgerufen am 11. April 2018.
  12. Porn Punk Poetry - aug&ohr medien. Abgerufen am 11. April 2018 (amerikanisches Englisch).
  13. Hadi Khanjanpour bei Crew United, abgerufen am 11. April 2018.
  14. Pressemappe: Bad Banks: ZDF Presseportal. Abgerufen am 5. Februar 2020.
  15. Die defekte Katze – A Dysfunctional Cat. Abgerufen am 11. April 2018.
  16. Die verlorene Tochter, TV-Serie, 2018 bei crew united, abgerufen am 28. März 2019.
  17. Drehbuchpreis für Debütfilm „Zoros Solo“. Abgerufen am 5. Februar 2020.
  18. STILLE POST | Chromosom. Abgerufen am 5. Februar 2020.
  19. Jeremy Kay2021-07-29T08:46:00+01:00: First look at Neil Marshall’s Highland sales title ‘The Lair’; production underway in Hungary (exclusive). Abgerufen am 7. Februar 2022 (englisch).
  20. Emmy Award für israelischen Spionagethriller „Tehran“. 27. November 2021, abgerufen am 7. Februar 2022 (deutsch).
  21. Tehran: 2. Staffel ab Mai bei Apple TV+ - Glenn Close neu dabei. Abgerufen am 7. Februar 2022.
  22. Tehran, TV-Serie, 2020-2022 | Crew United. Abgerufen am 7. Februar 2022.
  23. The Interpreter - IMDb. Abgerufen am 9. April 2022.
  24. Hadi Khanjanpour – Official Website. Abgerufen am 11. April 2018.
  25. Hessisches Staatstheater Wiesbaden: Hessisches Staatstheater Wiesbaden – Die Preisträger der Hessischen Theatertage. Abgerufen am 11. April 2018.
  26. Alexander Jürgs: „MachtLiebeHoffnung?“: Stummfilm-Ästhetik mit überzeugendem Ensemble. In: DIE WELT. 8. Februar 2015 (welt.de [abgerufen am 11. April 2018]).
  27. „Dr. Illegal“ von Hadi Khanjanpour. Abgerufen am 11. April 2018.
  28. Dr. Illegal. Abgerufen am 11. April 2018.
  29. Christian Albustin: Filmfest in Düsseldorf: Hape Kerkeling kommt als Juror an die Heine-Uni. Abgerufen am 14. März 2019.
  30. Universität Mozarteum Salzburg - Das Thomas Bernhard Institut - Darios Vaysi. Abgerufen am 7. Februar 2022.
  31. Jurys. Abgerufen am 28. Juni 2022.
  32. Schauspiel Frankfurt: Spielplan. Abgerufen am 11. April 2018.
  33. Veranstaltungsansicht. Abgerufen am 11. April 2018.
  34. Theater und Orchester Heidelberg: Emilia Galotti. Abgerufen am 11. April 2018.
  35. Gallus Theater Programm: teAtrum VII mit 6 x Karlos. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  36. Jochen Müller Blickpunkt:Film: Mehrere Zweifachgewinner bei new berlin film awards. Abgerufen am 18. Februar 2024.
  37. IMDb